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Ms wir schieden, schaute sie mich seltsam, fast feierlich an.
„Gilbert," sagte sie auf italienisch; denn Priscilla stand jetzt an der offenen Türe, „soll ich beten, daß ich mich an die Vergangenheit erinnere, oder daß sie nie in mein Gedächtnis zurückkehren möge? Was würde für mich das beste sein, für .mich und für Sie?"
Ohne meine Antwort abzuwarten, glitt sie an Priseilla vorüber, welche erwartete, daß ich folgen werde.
„Gute Nacht, Priseilla," sagte ich. „Ich gehe nicht hinein."
„Nicht hereinkommen Master Gilbert! Miß Pauline wird sich grämen."
„Sie ist müde und nicht ganz wohl. Sehen Sie lieber nach ihr. Gute Nacht."
Priseilla kam auf die Türstufe heraus und schloß die Tür hinter sich. Es lag etwas in ihrer Art und Weise, was mir sagte, daß sie bei dieser besonderen Veranlassung so viel als möglich von jener Autorität wieder in Anspruch nehmen wollte, welche sie während meiner Kin- dcrzeit über mich ausüben durfte — eine Autorität, welche ich erst lange nachdem ich schon Jäckchen und Hosen trug, abzuschütteln gewagt hatte. Ich bin überzeugt, sie hätte mich am liebsten am Kragen gepackt und derb durchgeschüttelt. Da das nicht anging, mußte sie sich begnügen, eine Welt voll kummervoller Entrüstung in ihre Stimme zu legen.
„Es ist natürlich, daß sie krank wird, die arme junge Frau, wenn ihr Gemahl in einem Hause wohnt, und sie in einem andern. Die ganze Nachbarschaft zerbricht sich schon den Kopf darüber, was für ein Verhältnis zwischen ihnen beiden herrscht, und stellt mir alle möglichen Fragen und ich darf nicht sagen, daß Sie Mann und Frau sind."
„Nein — noch nicht."
„Aber ich werde es dennoch tun, Master Gilbert. Wenn Sie es der armen jungen Dame nicht sagen, will ich's. Ich will ihr sagen, wie Sie sie nach Hause gebracht haben und mich holen ließen, um sie zu pflegen, wie Sie sie den ganzen Tag über gewartet und gepflegt haben, wie Sie sich ihr zu liebe abschlossen und keinen von Ihren alten Freunden sahen. O ja, Master Gilbert, alles will ihr sagen; und ich will ihr sagen, wie Sie in ihr Zimmer kamen und sie geküßt haben, bevor Sie sich auf diese törichte Reise begaben, wohin immer sie auch gegangen sein mag. Sie wird sich dann schon deutlich an alles erinnern."
„Ich verbiete dir, etwas zu sagen."
„Ich habe Ihnen schon in zu vielem gehorcht, Master Gilbert, um mir ein Gewissen daraus zu machen, Ihnen dies eine Mal zu ihrem eigenen Nutzen ungehorsam zu sein. Ich tu's und nehme die Folgen auf mich."
Da ich einsah, daß falls die Erklärung von Priscilla ausgi.ige, dieselbe nicht nur einen großen Teil ihres Zaubers einbüßen würde, sondern die Dinge dadurch auch überstürzt würden, so daß sie
schwer wieder ins richtige Geleise zu Macht stand. Nichts sollte sie an mich
bringen wären, war ich gezwungen, sie davon abzuhalten, ihre Drohung auszuführen. Ich wußte von früher her, daß die gute alte Seele zwar nicht zu zwingen, wohl aber zu leiten sei, und war also genötigt, meine Zuflucht zum Schmeicheln zu nehmen. So sagte ich also in bittendem Tone:
„Du wirst es nicht tun, wenn ich dich schöu darum bitte, liebe alte Freundin. Da hast mich viel zu lieb, um etwas gegen meine Wünsche zu unternehmen."
Priscilla konnte dieser meiner Bitte nicht widerstehen, aber sie beschwor mich, die wahre Lage der Dinge sobald als möglich bekannt zu geben.
„Und seien Sie nicht allzu sicher über das, was sie weiß oder nicht weiß, Master Gilbert," schloß sie. „Manchmal denke ich, sie weiß ein gut Teil mehr, als Sie glauben."
Dann verließ sie mich und ich schlen- derie umher und überdachte, welchen Sinn ich den Abschiedsworten Paulinens unterlegen sollte.
„Was wird das Beste sein für mich — und für sie?" Zu vergessen oder sich zu erinnern? Hatten ihr die Ringe an ihrer Hand nicht gezeigt, daß sie ei ic verheiratete Frau sei? Mußte sie nicht erraten, wessen Gattin sie sei? Selbst wenn sie sich an keinen Umstand unserer seltsamen, überstürzten Hochzeit erinnerte, an nichts aus unserem darauffolgenden Zusammenleben, so befand sie sich doch nach diesem aus ihrem Gedächtnisse gelöschten Zwischenräume unter meiner Obsorge, wußte, daß mir all die tragischen Umstände von ihres Bruders Ende bekannt seien und daß ich jetzt von einer viele tausend Meilen weiten Reise zurückgekehrt sei, welche ich unternommen hatte, um die düsteren Einzelheiten desselben zu erfahren. Wenn sie sich die Wahrheit auch nicht erklären konnte, so mußte sie dieselbe jetzt doch schon kennen. Daß sie den Ring an ihrem Finger behielt, bewies, daß sie im Grunde die Tatsache verheiratet zu sein, nicht bestritt. Wer konnte ihr Gatte sein als ich?
Ja, diese bedeutsamen Punkte brachten mich zu der Ueberzeugung, daß sie die Wahrheit ahnte und die Stunde nahte, wo ich erfahren sollte, ob diese Erkenntnis ihr Freude oder Kummer bereiten würde.
Am nächsten Tage wollte ich ihr alles sagen. Ich wollte ihr sagen, wie seltsam sich unsere Lebensläufe gekreuzt hatten. Ich wollte um Liebe werben, leidenschaftlicher, als jemals ein Mann geworben und gefleht hatte. Ich wollte ihr beweisen, wie unschuldig ich Ceneri in die Falle gegangen sei, wie schuldlos ich daran war, sie geheiratet zu haben, während ihr Geisteszustand derart gewesen war, i daß sie ihre Einwilligung nicht versagen I konnte. Dies alles sollte sie erfahren, und dann wollte ich von ihren Lippen mein Schicksal hören.
Ich wollte mich nicht auf mein gesetzliches Recht als Gatte stützen, sondern wollte sie freigeben, soweit es in meiner
fesseln als die Liebe. Hatte sic mir keine zu geben, dann wollte ich mich von ihr losreißen und, wenn sie es wünschte, sehen, ob Schritte getan werden könnten, unsere Heirat zu lösen: aber ob sie nun meine Gattin dem Namen nach bleiben oder in Wirklichkeit mein Weib werden wollte oder jedes Band zwischen uns gelöst wünschte — ihr künftiges Leben sollte mit oder ohne ihr Wissen meine Sorge sein. Morgen um diese Zeit mußte mein Schicksal sich entscheiden-
Nachdem ich dies bei mir beschlossen, hätte ich mich zur Ruhe begeben sollen; aber ich hatte keine Lust, zu schlafen. Immer und immer wiederholte ich mir ihre letzten Worte und quälte mich selber mit Hoffnungen und Befürchtungen. Wenn Pauline die Wahrheit erriet, weshalb hatte sie mich nicht darüber befragt? Wie konnte sie Stunde für Stunde mit mir verbringen in dem Bewußtsein, meine Frau zu sein und ohne zu wissen, wie sie es wurde? Besagten ihre Worte, daß sie fürchtete, zu erfahren, waL sie erfahren mußte? Wünschte sie ihre Freiheit und fortwährendes Vergessen zu bewahren ? So grübelte ich fort und fort, bis ich mich tief elend kühlte. (Forts, f.)
— In Südwestdeutschland und in der Schweiz nimmt die Gewitterneigung langsam zu. Abgesehen von sporadischer gewrtterhafter Bewölkung wird sich das trockene und vorwiegend heitere Wetter bei tagsüber steigender, nachts noch immer etwas kühlerer Temperatur auch am Donnerstag u.Freitag noch fortsetzen.
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