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Anzeiger

Amtsblatt

für die Stadt Witöbaö.

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Uro. SS.

Montag, den 13. Juni 1904.

40. Jahrgang

Rundschau.

— Se. Maj. der König hat der Vorsteherin der Herrnhilfe in Wildbad, Fräulein H o ch st e t t e r, die Karl-Olga- medaille verliehen.

Stuttgart, 11. Juni. Mit Rück­sicht auf das Scheitern der Volksschul- novelle hat der König an den Kultus­minister von Weizsäcker ein Handschreiben gerichtet, in welchem er lebhaft seinem Bedauern Ausdruck gibt, daß der mit dem Entwurf unternommene Versuch, einen Ausgleich der Gegensätze auf dem Gebiete des Verhältnisses von Staat und Kirche zur Schule herbeizuführen, völlig ins "Stocken geraten ist. Der König spricht dem Minister lür seine vielen Bemühungen in dieser Angelegenheit sei­nen warmen Dank und sein Vertrauen aus.

Stuttgart, 10. Juni. Dem Gra­fen v. Zeppelin ist mit Allerhöchster Er­mächtigung die Erlaubnis erteilt worden, zur Ergänzung der Geldmittel, welche behufs Fortsetzung seiner Versuche zur Herstellung eines lenkbaren Luftschiffes bestimmt sind, eine Lotterie unter An­nahme von 160,000 Losen zu 3 Mk. zu veranstalten. Die Lose sind in verschie­denen deutschen Bundesstaaten zugelassen. Ziehungstermin ist der 22. November 1904. Die Hauptagentur für den Los­vertrieb ist der Firma Eberhard Fctzer in Stuttgart übertragen worden.

Stuttgart, 11. Juni. Der Kai­ser von Japan hat dem Generalmajor v. Marchtaler, Kommandant von Stuttgart, das Großoffizierkrenz des Ordens des heil. Schatzes verliehen. — Wie wir er­fahren, nurd der an Stelle des verst. Grafen Waldersee zum Inspekteur der,3. Armeeinspektwn ernannte General der Infanterie und Generaladjutant des Kai­sers v. Lindequist im August oder Sep­tember Besichtigungen im 13. Armeekorps halten.

Stuttgart, 6. Juni. Dem Komite für die Errichtung der Bismarcksäule auf dem Gähkopf sind dieser Tage von einem Freunde der Sache 7000 Mk. als Bei­trag für deu Baufonds überwiesen wor­den. Damit sind die erforderlichen Mit­tel vollständig aufgebracht. Zu den Ko­sten der Einweihungsfeier, die am 16. Juli stattfindet, sind dem Komite von hier und auswärts, zum Teil sogar aus Amerika, beträchtliche Beiträge in Aus­sicht gestellt worden.

Stuttgart, 10. Juni. Die älteste Einwohnerin Stuttgarts, Frau Charlotte Wechsler, geb. Breitschwerdt, Wtw. des Begründers der Württ. Feuerversicher­ungsgesellschaft, vollendete gestern in nahe­zu vollkommener geistiger und körperli­

cher Frische ihr 101. Lebensjahr. Die greise Dame, die bei ihrer Tochter, Frau s Oberst v. Faber du Faur, hier, Schtoß- ! straffe 47, lebt, durfte wieder zahlreiche Ehrungen aus Freundeskreisen erfahren.

— Die württembergische Ab­geordnetenkammer hat nach drei­stündiger Beratung die Anträge der Sozialdemokraten auf Abschaffung der Akkordarbeit in sämtlichen staatlichen Be­trieben und Einführung des Neunstunden­tages wenigstens in den staatlichen Eisen- bahnwerkstätten abgelehnt und die von der volkswirtschaftlichen Kommission ge- stelllen Anträge angenommen. Durch die letzteren wird der Regierung nahe­gelegt, aus weitere Verbesserungen bei dem in den staatlichen Betrieben herr­schenden Akkordsystem bedacht zu sein und außerdem die Frage der Herabsetzung der Arbeitszeit im Auge zu behclten und in wohlwollende Erwägung zu ziehen. In der Debatte wandte sich der General­direktor der Staatseisenbahnen, Staats­rat v. Balz, mit viel bemerkter Schärfe gegen den sozialdemokratischen Abgeord­neten Tauscher, der das Ergebnis der Beratung seiner Anträge als ein für die Arbeiter durchaus negatives bezeichnet und auf die Möglichkeit oder Wahrschein­lichkeit hingewiesen hatte, daß die staat­lichen Werkstätunarbeiter infolge mang­elnden Entgegenkommens ihre bisher harmlose Organisation zu einer Kampf­organisation machen werden.

— Aus Anlaß des vom 10. bis 12. Juli d. I. in Ravensburg stattfindenden 27. Liederfestes des Schwäb. Sängerbun­des ist durch Entschließung des k. Mini- steriums der ausw. Angel., Verkehrsabt., vom 7. Juni eine Fahrpreisermäßigung in der Weise eingeräumt worden, daß an die Mitglieder des Schwäbischen Sängerbundes, sofern sie sich durch das Festabzeichen ausweisen, zur Fahrt nach Ravensburg und zurück in 3. Wagenkl. im Binnenverkehr der württ. Staatsbahn gewöhnliche (einfache) Fahrkarten — mit dem Rückfahrtsstempel versehen — am 9. 10., und 11. und 12 Juli ausgegeben werden. Zur Rückfahrt sind diese Karten 10 Tage giltig. Für den über die badische Linie Pforzheim-Mühlacker sich bewegenden Durchgangsverkehr von und nach den Stationen der Enz- und Nagoldbahn gilt die gleiche Fahrpreisermäßigung. Die Fahrkarten gelten sowohl für die gewöhn­lichen Personenzüge, als auch für die ein- zerlegenden Sonderzüge an den Tagen und auf den Strecken, auf welchen Sondcr- züge laufen, nur in diesen Sonderzügen. Schnellzüge können nur gegen Zukauf der allgemein vorgeschriebenen Zuschlag­karten benützt Wersen.

Calw, 13. Juni. Am gestrigen Sonntag machte der Stuttgarter Bezirks- Verein des Schwarzwaldvereins eine Floßfahrt von Wildberg nach Calw. Zu der Floßfahrt wurden an die Mitglieder der Bezirksvereine Karten L 50 Pfg. ausgegeben. Das Programm des Stutt­garter Vereins lautete: Abfahrt iu Stuttgart 5 Uhr 39 nach Nufringen; Wanderung über Kuppingen, Sulz a. d. Eck nach Wildberg; gemeinschaftliches Essen im Schwarzwaldbräuhaus um 11 Uhr. Gedeck 1.30 Mk. Abfahrt des Floßes um 1 Uhr, Ankunft in Calw um 4'/sUhr. Gesellige Zusammenkunft im badischen Hof; Abfahrt mit der Bahn nach Stuttgart um 7 Uhr.

— In den Tagen vom 20.—22. d. Mts. wird der Landesverband der selb­ständigen Konditoren Württembergs seine Hauptversammlung in Calw abhalten. Die Tagesordnung der Verhandlungen umfaßt folgende Punkte: Fachzeitung, Ref. Häge-Reutlingen; Sterbekaffe, Ref. Bunz-Ulm; Gründung einer Fachschule, Ref. Beuttcr-Stuttgart; die Rabattvereine und ihre Bedeutung für das Konditoren­gewerbe, Ref. Sekretär Hiller-Stuttgart; gemeinschaftlicher Einkauf von Waren, Ref. Walz-Tübingen u. s. w Die Ver­handlungen finden im Dreiß'schen Saale statt. An Vergnügungen für die Gäste sind vorgesehen ein großes Konzert und eine Wagenfahrt in der weiteren Umgeb­ung der Stadt.

Nagold, 11. Juni. Dieser Tage ist ein hiesiger junger Bürgerssohn, Kaufmann Karl Günther aus Stolberg (Aachen), von einer 2^-jährigen Geschäfts­reise um die Welt gesund und munter hierher zurückgekehrt, um einen wohlver­dienten Urlaub bei seinen Angehörigen zu verbringen.

Altensteig, 11. Juni. Die Buch­druckerei und der Verlag des Blattes „Aus den Tannen", des Wilhelm Rieker hier, ging durch Kauf um die Summe von 85,000 Mk. an Ludwig Lauk in Karlsruhe über. Die Uebernahme des Geschäfts erfolgt am 1. Oktober d. I., der Käufer des Geschäfts ist von Bracken­heim gebürtig.

Tübingen. (Tagesordnung für die Sitzungen des Schwurgerichts des 2. Quartals.) Montag, 20. Juni, vormit- tags 9 Uhr, Anklagesache gegen den ver­heirateten Dienstknecht Bernhard Fried- rich von Hirsau, zuletzt in Rosenau, wegen eines Verbrechens der Brandstift, ung und eines Verbrechens wider die Sittlichkeit. Dienstag, 21. Juni, vor­mittags 9 Uhr, Anklagesache gegen den ledigen Metzgergesellen Karl Stickel von Oberschwandorf wegen Verbrechens wider