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zu werden. Es heißt dies, aus der Hölle in den Himmel kommen."
„Ich verstehe nicht."
„Sie würden es verstehen, wenn Sie gleich mir monatelang ohne Prozeß und Urteil geschmachtet hätten, wenn man Sie in eine Zelle ohne Licht, ohne Luft, ohne Raum, sich zu bewegen, gesetzt hätte, wenn Sie die, welche Ihnen zunächst lagen, in ihrem Wahnsinn hätten schreien hören, einem Wahnsinn, dem sie durch einsame Haft und grausame Behandlung verfallen waren, wenn Sie jeden Morgen beim Erwachen gesagt hätten: „Auch ich werde vor der Nacht dem Blödsinn verfallen sein", wenn man Sie Frost, Schläge, Hunger hätte erdulden lassen, damit Sie Ihre Freunde verraten, wenn man Sie soweit herabgebracht hätte, daß Ihnen der Tod wie ein Erlöser erschienen wäre; dann, Mr. Vaughan, würden Sie die gnädige Härte einer Verbannung nach Sibirien sehnsüchtig erwarten."
„Aber zwanzig Jahre in den Minen! Gibt es denn gar keine Hoffnung auf Entkommen?"
„Wohin sollte ich fliehen? Schauen Sie auf die Landkarte und sehen Sie, wo Nertschinsk liegt. Wenn ich entfliehen würde, könnte ich nur im Gebirge Herumstreifen, bis ich tot niederfalle, oder bis mich die Wilden dort töten. Nein, Mr. Vaughan, eine Flucht aus Sibirien kommt nur in Romanen vor."
„So müssen Sie also bis zu Ihrem Tode in Sklaverei leben?"
„Ich hoffe nicht. Ich habe einst viele Nachrichten über sibirische Sträflinge gesammelt und war, die Wahrheit zu sagen, ^ast entrüstet über die Unrichtigkeit der
allgemein verbreiteten Meinung. Ich kann jetzt nur hoffen, daß mich meine Nachforschungen die Wahrheit gelehrt."
„Die Behandlung ist also nicht so schlecht?"
- „Sie ist schlimm genug, da man stets von der Willkür eines kleinen Tyrannen abhängt. Ich muß ohne Zweifel ein oder zwei Jahre in den Minen arbeiten. Wenn ich diese Arbeit überlebe, was sehr unwahrscheinlich ist, kann ich, falls ich in den Händen des Aufsehers Gnade finde, von weiteren Arbeiten dieser Art verschont bleiben. Man kann mir sogar erlauben, in irgend einer Stadt zu wohnen und meinen Lebensunterhalt zu verdienen, und ich habe Hoffnung, daß meine ärztliche Geschicklichkeit mir nützlich sein dürfte, denn im asiatischen Rußland sind Aerzte selten."
So wenig er es auch verdiente, fand sein Wunsch in meinem Herzen ein Echo; aber als ich ihn anjah, war ich überzeugt, daß er die Arbeit in den Minen auch nicht ein Jahr aushalten werde.
Die Tür ging auf und der Kapitän schaute wieder herein; er wurde schon ganz ungeduldig, und da ich keine Ursache hatte, eine Verlängerung des Gesprächs zu wünschen, so sagte ich ihm, daß ich in einem Augenblicke fertig sein werte. Er nickte und verschwand wieder.
„Wenn ich noch etwas für Sie tun kann, sagen Sie mir's" wandte ich mich an Ceneri.
„Nichts — oder halt! Noch etwas. Macari, dieser Schurke, wird früher oder später seinen Lohn bekommen. Wenn diese Zeit kommt, wollen Sie dann versuchen, mir davon Nachricht zu geben?
Es mag dies schwer sein, und ich habe kein Recht, um diese Gunst zu bitten. Aber Sie finden vielleicht Mittel und Wege, mir die Nachricht zukommen zu lassen. Wenn ich bis dahin noch nicht tot bin, wird es mich glücklich machen."
Ohne meine Antwort abzuwarten, schritt er hastig zur Türe und wurde von der Wache in das Gefängnis zurückgebracht. Ich folgte ihm. Als das schwerfällige Schloß geöffnet wurde, hielt er an. „Leben Sie wohl, Mr. Vaughan," sagte er. „Wenn ich Ihnen ein Unrecht zugefügt habe, bitte ich Sie um Verzeihung. Wir werden einander nicht Wiedersehen."(Fortsetzung folgt.)
StcrndesbucH-GHrc'mk
der Stadt Wildbad vom 2. bis 9. Juni 1904.
Geb urte n:
31. Mai. Weiß, Karl Friedrich, Kutscher hier, 1 Tochter.
Aufgebote:
8. Juni. Schrafft, Johann Heinrich, Wer. in Niefern und Kopp, Sofie, Poliseuse in Niefern.
Gestorbene:
8. Juni. Faßnacht, Gustav, Sohn der Christine Schrast, geb. Faßnacht, Witwe des Taglöhners Ernst Gustav Schrafft, in Nonnenmiß, 3 Monate alt.
Wetterbericht.
(Nachdruck verboten.)
— Für Samstag und Sonntag ist fortgesetzt mehrfach gewitterhaft bewölktes und auch zu vereinzelten Gewitterregen geneigtes Wetter bei warmer Temperatur nebeu zeitweiliger Aufheiterung zu erwarten.
Vorzügliches
Islel-Üier
-in Flaschen, hell und dunkel, nach Pilsner -und Münchner Brauart, empfiehlt
sl'issoinserkslsn^ lHolrpIIsslen kto
I V/üi'tt. Ilissr- u. HspliültgssMktl
seilst. V 0 I 2 ,1'euordavLl
Lgt. NokNskeraiit.
K. Forst amt Simmersfeld.
AadMokzstangen-
Herkauf.
Am Freitag, 17. Jnni
Vorm. 11 Uhr
im „Hirsch" in Simmersfeld aus
den Abteilungen: Sohnhalde, Kirchweg, Kellerloch, Großenzbrunnen und Jägerhaus :
1 ) Fichtenstange«
480 Baustangen 380 Hagstangen 1400 Hopfenstangen.
2)Weitzta««enstangen
770 Baustangen 890 Hagstangen 3900 Hopfenstangen 5300 Rebstecken 900 Bohnenstecken.
lurn-Vsrsin Wilcibscl.
K. Forstamt Simmersfeld.
Papierholz- u. Brennholz-Verkauf.
Am Samstag, 18. Juni
Vorm. 11 Uhr
im „Hirsch" in Simmersfeld aus den Abteilungen: Sohnhalde, Hilb, Kien- härdtle, Hürteschlach, Schäuffler, Heuweg, Kirchweg, Kellerloch, Großenzbrunnen, Jägerhaus, Hagwaldebene und Scheidholz der Hüten Simmersfeld und Gompel- scheuer.
Laubholz.
Rm. 94 buchene, Scheiter, 33 buchene Prügel, 87 buchene Anbruch.
Nadelholz.
Rm. 350 Papierroller, 14 Nadelholz- scheiter 551 Nadelholzprügel, 382 Nadelholzanbruch.
Die Nadelholzprügel sind größtenteils schön und zu Papierholz geeignet. Die Forstwarte zeigen das Holz auf Verlangen vor. _
Samstag, den 11 . Juni 1904
Abends 8 Uhr
ordentliche jährliche
General - Versammlung
im Gasthaus zum Badische« Hos (Nebenzimmer.)
Tagesord««ng:
1) Jahresbericht. 2) Kassenbericht. 3) Neuwahlen. 4) Verschiedenes. Hiez» werden die Mitglieder freund!, eingeladen und um zahlreiches pünkt- liches Erscheinen gebeten.
Osr Vorstand.
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1 ?f«1. für 45 Vtß. Aiebt
600 xrainm teinslen Hvnltz.
devLkrte kerepte
eratis von den besten Oesckakten.