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Dauer eines Jahres, vom Tage der Aus­stellung ab gerechnet, gegen eine Schreib­gebühr von 50 Pfg. auszustellen, nachdem der Antragsteller, wenn er nicht persön­lich bekannt ist, sich durch andere bekannte Personen oder in sonst durchaus zuver­lässiger Weise über seine Person unzwei­felhaft ausgewiesen hat. Die Postaus­weiskarten sind in erster Linie dazu be­stimmt, gegenüber den bestellenden Boten als vollgiltiger Ausweis zu dienen. Bei der Bestellung von Postanweisungen, Wert» und Einschreibsendungen an einen dem bestellenden Boten unbekannten Empfänger, der sich durch Vorlegung einer Postaus­weiskarte ausweisen kann, bedarf es daher der sonst vorgeschriebcnen Bürgschaftslei stung durch den Gastwirt oder eine andere be­kannte Person nicht. Die Postaus­weiskarten können auch au den Post­schaltern für den Ausweis von Per­sonen, welche den Beamten unbekannt sind, gelten, ohne daß dadurch die zuge- lafsenen sonstigen Ausweismöglichkeiten beeinträchtigt werden. Die von den drei deutschen Postverwaltungen ausgegebenen Ausweiskarten werden, abgesehen von der Firma des ausstelleuden Postamts, in Einrichtung und Aussehen übereinstimmen.

Wildbad, 31. Mai. (Kgl. Kur- teater.) Noch bevor die Saison des Herrn Direktor Jntendanzrath Liebig am 8. Juni eröffnet wird und zwar mit einer NovitätDie Schloßherrin" von Capus, wird das bekannte und stets mit so großem Erfolge gegebene vaterländische Schauspiel von Or. TeufelDer Ue ver­fall in Wrldbad" am Sonntag den 5. im Kgl. Kurtheater zur Aufführung gelangen. Die Rollen werden wie auch frühervon Bürgern und Bür­gerinnen Wildbads dargestellt; welche sich schon so oft darin glänzend bewährt. Die Leitung und die Rolle des Juden liegt wieder in den Händen des Kgl. Oberregisseurs Ernst Albert. De­korationen sowie Kostüme sind glänzend und in historischer Treue angefertigt. Wir zweifeln nicht, daß die Vorstellung ein großes Interesse Hervorrufen wird.

Wnterchattendes.

Äus Nacht zum Licht.

von Hugh Conway.

45) (Nachdruck verboten.)

Dann aber kam der ersehnte Augen­blick! Der große Streich sollte geführt werden. Ceneri, welcher sich von kleinen, stets mißlingenden Komplotten ferngehal­ten hatte, fühlte, daß er jetzt oder nie für sein Vaterland alles tun mußte, was in seiner Macht stand. Er begrüßte den Mann der Zukunft. Er wußte, daß Garibaldi der Retter seines bedrückten Vaterlandes sein werde. Der erste kühne Schritt war getan und hatte zum Erfolg geführt. Die Zeit und der Mann wa­ren da. Zu Tausenden strömten Rekru­ten auf den Kampfplatz, aber alles schrie nach Geld, Geld, Geld!" Geld für Waffen nnd Munition, Geld für Kriegs­vorräte, Verpflegung und Ausrüstung, Geld für Bestechungen, Geld für alles und jedes! Die, welche den Nerv des Krieges hcrbeischaffen konnten, würden die wahren Befreier ihres Landes sein!

Wie konnte er zögern? Hätte seine Schwester gelebt, sie würde all ihr Ver­

mögen so willig hingegeben haben, wie ihr Leben! Waren ihre Kinder nicht halbe Italiener? Wo es die Freiheit galt, wäre es ihm lächerlich erschienen, vor einem Treubruch zurückzuschrecken. Einige tau­send Pfund ausgenommen, machte er die ganze Erbschaft der Kinder zu Geld und gab sie aus. Er schüttelte Tausende und Abertausende in die Hände, welche sich danach ausstreckten. Die große Summe wurde dort verwendet, wo man deren am meisten bedurfte, und Ceneri bildete sich ein, daß er Italien durch diese Hilfe zu rechter Zeit befreit habe. Vielleicht tat er ek auch wer kann es wissen?

Titel und Ehren wurden ihm für diesen großen, wenn auch geheimen Dienst später angetragen. Es macht mich von dem Manne besser denken, daß er jede Belohnung ausschlug. Sein Gewissen mag ihm gesagt haben, daß er nicht sich selber geopfert habe. Er blieb einfach der Doktor Ceneri und trennte sich von seinen alten Führern und Freunden, so­bald er sah, daß Italien ein Königreich und keine Republik werden sollte.

Wie schon gesagt, hatte er einige tausend Pfund zurückgehalten. Der Knabe und das Mädchen wuchsen heran und ihr Onkel dachte, daß trotz seiner patrio­tischen Opfer noch genug übrig sei, um ihre Erziehung zu vollenden und sie im Leben vorwärts zu bringen. Pauline versprach so schön zu werden, daß er sich über ihre Zukunft wenig Sorge machte; em reicher Gatte würde ihm dieselbe wohl bald abnehmen. Mit Anthony aber, welcher ein wilder, eigenwilliger junger Bursche wurde, war es schon schwieriger.

Sobald der Junge das männliche Alter erreicht haben würde, wollte Ceneri ihm seine Veruntreuung eingestehen, ihm sagen, wie das Geld verwendet worden sei, ihn um Vergebung bitten, und, wenn nötig, die Strafe für seine betrügerische Tat tragen. Aber solange noch Geld da war, konnte er sich nicht dazu entschließen. Der junge Mensch, wenn er auch für seines Onkels Weltverbesserungspläne und Freiheitsbestrebungen keine Sympathie zeigte, glaubte doch ganz an dessen Ehr­lichkeit. Ueberzeugt, daß er mit seiner Mündigkeit ein reiches Erbe antreten werde, das durch Zins und Zinseszins noch angewachsen sein würde, warf er das Geld auf tausentfältige Art zum Fenster hinaus, bis Ceneri einsah, daß der Reservefonds rasch zu Ende gehe.

Solange er noch Geld in Händen hatte, um Anthonys Forderungen zu ge­nügen, verschob er den bösen Tag des Bekenntnisses, Die Idee, welche Macari mit mir auszuführen versucht hatte, die italienische Regierung um Zurückerstatt­ung der geleisteten Beiträge anzugehcn, bot sich ihm von selber dar; um aber dies zu bewerkstelligen, war es notwen­dig, daß sein Neffe erfahre, was geschehen sei, das Gesuch mußte in dessen Namen eingereicht werden.

Je näher die unvermeidliche Erklär­ung rückte, desto mehr scheute er sich vor derselben. Er kannte Anthonys Charakter zu genau, um nicht überzeugt zu sein, daß, sobald er alles erfahren, sein ein­ziger Wunsch sein werde, an dem betrü­gerischen Vormunde Rache zu nebmen, und jo sah Ceneri mit Sicherheit eiuer wohlverdienten Bestrafung entgegen.Wenn das englische Gesetz ihn nicht erreichte, konnte doch das seines eigenen Vater­landes gegen ihn angewendet werden.

Ich glaube, daß er bis zu dieser Zeit noch kein Verbrechen begangen hatte, welches er nicht vor sich selber durch den Patriotismus hätte entschuldigen können; jetzt aber macht sich bei ihm das Ver­langen geltend, sich vor Bestrafung zu schützen, und er beschloß, den Folgen seiner Taten aus dem Wege zu gehen.

Er hatte für die zwei Kinder nie eine große Zuneigung gefühlt, und nun erblickte er in ihnen auch noch zwei schuldlose, benachteiligte Geschöpfe, welche eines Tages von ihm Rechenschaft fordern würden. Sie ähnelten ihrer Anlage nach zu sehr ihrem Vater, als daß er sich zu ihnen hingezogen gefühlt hätte. Anthony verachtete er seines lustigen, frivolen Lebens wegen, ein Leben ohne Plan oder Ehrgeiz, das mit seinem eigenen scharf kontrastierte, war er doch ehrlich überzeugt, daß er der Welt nütze, daß seine Komplotte und Verschwörungen die allgemeine Freiheit beschleunigten und in seinem dunklen, geheimen Kreise war er eine Person von ansehnlicher Wichtigkeit. Wenn er ruiniert oder eingekerkert wurde, würde er sehr vermißt werden. Hatte er nicht das Recht, seine eigenen hohen Ziele gegen das Schmetterlingsdasein seines Neffen in die Wagschale zu legen?

So überredete er sich, daß er zum Nutzen der Menschheit sich retten dürfe um jeden Preis. (Forts, folgt.)

Vermischtes.

(Das siebente Gebot.) Ein reizendes Geschichtchen aus einer Dorf­schule Tirols erzählen die Münch. N. Nachr. Dort wird, wie in diesem Lande üblich, das WortDu" von den Schülern auch im Verkehr mit den Lehrern ge­braucht. Eines schönen Tages wird die Schulleitung in Kenntnis gesetzt, daß in nächster Zeit eine Inspektion durch den Bischof erfolgen werde. Der Lehrer prägt darauf seinen Zöglingen genaue- stens ein, daß dem Bischof bei Ansprache der TitelEure bischöfliche Gnaden" gebühre. Der Bischof kommt tatsächlich, und um sich über die Kenntnisse der Kleinen in der Religion zu informieren, fragt er einen Jungen:Sag mir, Klei- ner, wie lautet das siebente Gebot?" Eure bischöfliche Gnaden sollen nicht stehlen!" lautete die prompte Antwort.

(Allerdings.)Ein so großes Ge­schäft muß doch auch die Nerven an­strengen?Stimmt vier von meinen Gläubigern befinden sich bereits in Kalt­wasserheilanstalten. "

Gemeinnütziges.

(Schnelle Hilfe beim Ver­schlucken.) Wenn sich ein Kindver- schluckt", wenn ihm etwas in diefalsche Kehle" kommt, dann wissen sich die El­tern nicht zn helfen. Sie klopfen auf den Rücken des Kindes und stehen die größte Angst aus. Es gibt ein einfaches Mittel, welches sofort hilft. Man faßt die beiden Hände des Kindes und hält die Arme gestreckt nach oben. Dadurch weitet sich die Brust so, daß das Uebel augenblicklich verschwindet.

Wetterbericht.

Bei fortgesetzt warmer bis schwü­ler Temperatur wird sich am Dienstag und Mittwoch das mehrfach gewitter­hast bewölkte und zu vereinzelten Ent­ladungen geneigte, daun wieder ausge­heiterte Wetter sortsetzen.