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Urs. S3

Montag, öen 30. Mai 1904

40. AaHvgang

Rundschau.

Se. Maj. der König hat dem Kommerzienrat Adolf Brougier in Mün­chen das Ritterkreuz 1. Klasse des Fried­richsordens verliehen.

Stuttgart. 26. Mai. (Oberlaudes­gericht.) Der Bäckermeister Ullmann hatte am Kirchweihmontag im Laden eines anderen Bäckers dessen Ehefrau die Hand auf die Achsel gelegt und dabei gesagt: Was sind Sie eine schöne Frau" und dann das Lokal verlassen. Schöffengericht und Strafkammer Tübingen verurteilten ihn wegen tätlicher Beleidigung zu 10 Tagen Gefängnis. Der Strafsenat des Oberlandesgerichts hob das verurteilende Erkenntnis ans und verwies die Sache zur nochmaligen Verhandlung nach Tübingen.

Stuttgart, 25. Mai. (Strafkam­mer.) Ein Briefmarder, der ledige 29jäh- rige Hilfspostunterdeamle Qtto Merkte von Mögglingen, wurde heute aus der Untersuchungshaft vorgeführt. Merkle, der seit Anfang vor. Jahres auf dem hies. Postamt I mit Abstempeln und Sortieren der eingelaufeuen Briese beschäftigt war, entwendete von März 1903 bis Februar 1904 im ganzen etwa 140 Briefe, größ­tenteils Ämerikanerbriefe, öffnete sie und nahm den Inhalt, bestehend in Geld, Schecks und Wertgegenständen. Am 24. Febr. wurde Merkle von einem Postprak- tikantcn beobachtet, wie er eine größere Anzahl Briefe zu sich steckte und das Postamt verließ. Bei seiner Festnahme war er im Besitz mehrerer Dollarscheine, während er die Briefe bereits vernichtet hatte. Bei einer alsbald vorgenommenen Haussuchung wurden 36 geöffnete Briefe vorgesnnden, sowie mehrere Wechsel und Schecks auf größere Summen, Wertgegen­stände und 500 Mk. bar Geld, die Merkle, wie er zugab, den Briefen entnommen hacke. Außerdem entwendete er ein Post­packet. das eine goldene Damenuhr ent­hielt; diese wurde gleichfalls in seiner Wohnung vorgefunden. In Anbetracht des fortgesetzten Treibens des Angeklag­ten erkannte die Strafkammer auf 1 Jahr 6 Man. Gefängnis und 3 Jahre Ehrver­lust, abzüglich 2 Mon. erlittener Unter­suchungshaft.

Stuttgart, 24. Mai. Die bei den Ständen eingebrachte Hoftheatervor- lage fordert 350000 Mk. als einmaligen Baukostenbeitrag für das bereits gebaute Jnterimstheater und 300000 Mk. als erste Rate für das neue Hoftheater, für welches der König den Platz zur Verfügung gestellt hat. Von dieser ersten Rate ent­fallen 100000 Mk. auf Gewinnung eines Planes und 200000 Mk. auf die Wieder­herstellung und Erneuerung des Inventars.

Aus Anlaß des am 5. Juni ds. Js. in Ulm statlfindenden 17. Bundestags des Württ. Kriegerbundes ist Fahrpreis­ermäßigung bei Benützung der Eisenbahn in der Weise gewährt worden, daß zur Fahrt nach Ulm und zurück in 111. Wagenklasse auf den württ. Stationen gewöhnliche (einfache) Fahrkarten mit dem Rückfahrtsstempel versehen am

4. und 5. Juni d. Js. an diejenigen Per­sonen abgegeben werden, die über ihre Zugehörigkeit zum württ. Kriegerbunde durch das Bundesabzeichen oder eine Bescheinigung der Ortsbehörden bei Lösung der Fahrkarten nach Ulm sich ausweisen. Die Fahrkarten nach Ulm innerhalb 10 Tagen gültig, gelten sowohl für die ge­wöhnlichen Personenzüge als auch für die einzulegenden Sonderzüge -- am

5. Juni jedoch auf Strecken, auf welchen Sonderzüge laufen, nur in diesen Sonder­zügen. Schnellzüge können nur gegen Zu­kauf der allgemein vorgeschriebenen Zu­schlagkarten benützt werden, ausgenommen am 5. Juni, an welchem Tage die Benütz­ung nur gegen Bezahlung der vollen Schnellzugstaxe gestattet ist.

Stuttgart, 28. Mai. Amtlich wird rnitgeteilt: Durch die schweren Gewitter in der letzten Nacht sind die Stationen Thalheim, Schozach und Jlsseld über­schwemmt; zwischen Auenstein und Beil­stein haben Erdrutschungen stattgefunden. Infolge hievon ist der gesamte Eisenbahn­betrieb zwischen Heilbronn Südbhf. und Beilstein bis auf weiteres eingestellt. Ferner sind durch einen Dammrutsch die beiden Gleise der StreckeHeilbronn-Crails- heim in der Nähe der Abzweigung nach Heilbronn Südbhf. (zwischen Heilbronn Hptbhf. und Weinsberg) unfahrbar ge­worden. Der Personenverkehr auf dieser Strecke wird durch Umsteigen an der be­schädigten Stelle aufrechterhalren. Die Verkehrsstörung zwischen Heilbronn H. und Weinsberg wird voraussichtlich bis heute abend wieder behoben sein.

Besen feld, 24. Mai. In den Ar­beiten an der Nagoldtalstraße zwischen Besenfeld und Schorrental, die im letzten Herbste staatlicherseits in Angriff genom­men wurde, ist eine unerwartete Stock­ung cingetreten. Der Bauunternehmer geriet in Zahlungsschwierigkeiten; alle Italiener, über 150 an der Zahl, sind nunmehr abgereist und in den letzten Tagen wurde sämtliches Material im Zwangswege versteigert. Es ist weuig Aussicht, daß die Straße auf den in Aussicht genommenen Termin, den 1. November, dem Betriebe übergeben wer­den kann.

Ueber das schwere Gewitter, das am Samstag nachmittag über verschiedene

Teile des Landes niederging und teilweise schweren Schaden durch Hagel-und Blitz­schlag veruriachte, melden die Blätter weitere Einzelheiten, aus denen hervor­geht, daß das Wetter nachmittags kurz vor 4 Uhr ins Land hereinkam und sich über Maulbronn entlud. Dabei fielen Hagelkörner in der Größe von Tauben­eiern. Das Unwetter dauerte nicht lange; doch ist der angerichtete Schaden nicht unbedeutend. In Möglingen, AO. Ludwigsburg, schlug der Blitz in die erst vor 8 Jahren erbaute Scheuer des Bau­ern Friedrich Schober, welche vollständig eingeäschert wurde. Auf dem großen Exerzierplatz bei Kornwestheim und den Wiesen in dessen Umgebung wurde ein Teil der zur Bachkorrektion bereitliegen, den Materialien weggeschwemmt. Von hier scheint sich das Gewitter nach dem Remstal hingezogen zu haben, das wohl am schwersten mitgenommen wurde. In Gmünd, wo der Hagel nur strichweise siel, wurde an Obstbäumen und Gartenge­wächsen teilweise erheblicher Schaden an­gerichtet. Mehr scheinen die Gemeinden Lindach, Muthlangen unter dem Hagel gelitten zu haben. In Muthlangeu wur­den von dem 10 Minuten dauernden Hagel, Vögel, ja selbst Katzen erschlagen. Viele Dächer sind beschädigt, Kamine ein­gestürzt, wie auch eine Menge Fenster­scheiben zertrümmert. Die Saaten sind in manchen Markungen des Gmünder Oberamts in den Boden hineingeschlagen, die Bäume des Laubes und der Frucht­ansätze beraubt. In Bartholomä erreich­ten die Hagelkörner die Größe einer Wallnuß. In Herlikofen dürfte die Hälfte des in Aussicht gestandenen Obstertrages vernichtet sein; die Bäume selbst bedür­fen mehrere Jahre der Erholung. Ebenso schlimm steht es auf den Feldern. Der Roggen muß abgemäht werden; der Din­kel dürfte zu 60 ja 80 No vernichtet sein. Ebenso haben Reps, Klee und Wiesen gelitten. In Pommerttzweiler OA. Aalen, schlug der Blitz in das Kamin des Gast­hauses zumgrünen Baum" und schleu­derte den obersten Teil in weitem Bo­gen herunter. Der Strahl hat glückli­cherweise nicht gezündet. Ueber das Aalbuch scheint das Unwetter seinen Weg nach Bayern und Oberschwaben ge­nommen zu haben. In Edelbeuren, OA. Biberach, schlug nachts '/-10 der Blitz in das Wohn- und Oekonomiegebäude des Bau­ern Göhringer, welches total eingeäschert wurde.

Feuerbach, 27. Mai. Die Bemüh- ungen der Gemeinde, durch den Erwerb von Bauplätzen, die sie dann zum Selbst­kostenpreis an Interessenten abgibt, um weitere Industriebetriebe hier ansäßig zu