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natürliche Weise erklärt werden; das aber, «,as jetzt folgt, muß man mir einfach 4mfs Wort glauben. Nenne man es, wie man wolle: Traum, Sinnestäuschung, erhitzte Einbildungskraft, nur nicht Er­findung, ich werde das begreiflich finden, d geschah nämlich folgendes:

Pauline lag endlich still, ihr Röcheln ivar verstummt und sie schien von neuem das Bewußtsein verloren zu haben. Mein einziges Streben war jetzt, sie so schnell als möglich von diesem düsteren Orte wegzubringen. Dir seltsamsten Gedanken und Betrachtungen drängten sich in mei­nem Gehirn, Hoffnungen und Befürcht­ungen aller Art erschütterten mich. Wie würde sich das alles aufklären, wenn sich jemals das Dunkel lichten sollte?

Mein geliebtes Weib lag still und friedlich da, und ich beschloß, sie noch einige Augenblicke so ruhen zu lassen, denn ich fürchtete mich davor, wie sie erwachen werde. So ergriff ich ihre Hand und hielt dieselbe fest in der weinigen.

Die Kerze stand hinter mir auf dem Kamin und es fiel kaum noch etwas Licht in das Vorderzimmer, dessen einer Tür­flügel ein wenig offen stand, während der andere an dem So a, auf welchem Pauline lag, geschloffen war, so daß ich von meinem Platz an ihrer Seite nicht ins andere Zimmer blicken konnte, zumal da ich demselben den Rücken kehrte.

Ich hatte die Hand meiner Frau einige Sekunden gehalten, als mich ein seltsames, unerklärliches Gefühl überkam, ein Gefühl, wie wir es oft im Traume haben, wenn zwei Personen in demselben erscheinen und der Träumer nicht unterscheiden kann, welche von beiden er selber ist. Ich schien für eine Weile eine doppelte Existenz zu haben. Obwohl ich mir deutlich bewußt war, daß ich noch immer denselben Sitz einnabm und noch immer Paulinens Hand in der meinigcn hielt, saß ich doch zugleich am Piano und blickte durch die halboffene Türe in das andere Zimmer, und dieses Zimmer war hell erleuchtet, so hell, daß ich mit einem Blicke alles sah, was es enthielt, jedes Möbelstück, die Bilder an den Wänden, die dunklen Vor­hänge, welche über dem gegenüberliegenden Fenster zugezogen waren, den Spiegel über dem Kamin und den Tisch in der Mitte, auf welchem eine großeLampe brannte.

Alles das konnte ich sehen und noch mehr! Denn um den Tisch herum befan­den sich vier Männer, und die Gesichter von zweien derselben waren mir wohl- bekannt.

Der Mann mir gegenüber, welcher sich über den Tisch beugte, auf welchem, seine Hände ruhten, und mit dem Aus­druck des Schreckens und der Ueberrasch- ung aus einen Gegenstand starrte, welcher einige Schritte weit von ihm entfernt lag, dieser Mann war Ceneri, der italienische Doktor, Paulinens Onkel und Vormund.

Der Mann, welcher nahe am Tische rechts von Ceneri stand, in einer Stell­ung, als sei er bereit, einen möglichen Angriff abzuwehren, dessen Züge wild und leidenschaftlich waren und dessen dunkle Augen Blitze schoßen, dieser Mann war der englisch sprechende Italiener, Macari, oder wie er sich jetzt selbst nannte, Anthony March, Paulinens Bruder. Auch er starrte auf denselben Gegenstand wie Ceneri.

Die Person im Hintergründe, ein kleiner, untersetzter Mann mit einer Narbe auf der Wange, war mir fremd. Er schaute über CeneriS Schulter in der­selbe» Richtung. Der Gegenstand, auf den alle schauten, war ein junger Mensch, welcher von seinem Sessel herabzusinken schien und dessen Hand krampfhaft den Griff eines Dolches umfaßte, dessen Klinge in sein Herz gegraben war, offen­bar hincingetzoßen von einem der Männer da vor ihm.

Alles dieses sah und erfaßte ich in einer Sekunde. Die Stellung eines jeden einzelnen und die ganze Umgebung hatte ich in mich ausgenommen, wie man mit einem einzigen Blicke den Sinn eines Gemäldes begreift. Dann ließ ich Pau­linens Hand los und sprang auf.

Wo war das beleuchtete Zimmer? Wo waren die Gestalten, welche ich ge­sehen? Wo war die ganze tragische Scene, welche sich vor meinen Augen abspielte? In Lust zerronnen! Das Licht brannte trübe hinter mir und das Vorderzimmer war dunkel. Pauline und ich waren die einzigen lebenden Wesen im Hause. Es war natürlich ein Traum gewesen, ein unter solchen Umständen vielleicht nicht einmal unnatürlicher Traum.

Wenn man alle Umstände berücksich­tigt, meine teilweise Kenntnis des hier verübten Verbrechens, mei^e Ueberzeugung, daß Pauline bei demselben gegenwärtig war, meine Aufregung durch die Vorfälle der heutigen Nacht, wie Paulinens selt­samer Gang hierher, wo sie plötzlich jenes Lied anstimmte, das gleiche Lied, welches ich emst gehört und das so schrecklich endete, so wird es nicht so überaus wunderbar erscheinen, daß mir meine

Phantasie eine solche Scene vorspiegelte und daß sich die einzigen Personen, von denen mir Beziehungen zu meiner armen Frau bekannt waren, in diese lebenswahr» Vision verwoben.

Zugegeben aber, daß ein Mensch denselben Traum zweimal, vielleicht drei­mal träumen kann, so habe ich doch nie gehört, daß er ihn so oft träumen kann, als er will. Wieder ergriff ich Paulinens Hand und wieder hatte ich nach einigen Sekunden dasselbe seltsame Gefühl und sah dasselbe schreckliche Bild. Nicht ein­mal, sondern oftmals geschah dies, bis ich skeptisch wie ich war und wie ich selbst jetzt noch bin endlich zu glauben anfing, ich sehe durch irgend eine geheim­nisvolle Macht wirklich daS, was die Augen meiner Frau in dem Augenblicke gesehen hatten, wo das Gedächtnis, viel­leicht zu ihrem Heil, in ihr erloschen und ihre Vernunft verdunkelt worden war.

Nur wenn unsere Hände sich berühr­ten, erschien die Scene vor mir. Diese Tatsache bestätigte meine Teorie und ich fühlte schon damals und ich fühle heute noch, daß sie die wahre ist. Was für eine eigentümliche geistige oder physische Organisation eine solche Wirkung hervor- gebracht, vermag ich nicht zu sagen. Mag man es kataleptisch, hellsichtig oder wie immer nennen, eS war so, wie ich erzählt habe. Wieder und wieder ergriff ich Paulinens Hand, und sowie ich dieselbe hielt, sah ich das hellerleuchtete Zimmer vor mir. (Forts, f.)

Vermischtes.

(Der Gipfel der Kaltblütig­keit.) Ein erst vor wenigen Stunden in einem Schweizer Gasthose eingetroffener Holländer sieht sich genötigt, als er eben im Begriff ist, ins Bett zu steigen, die Tür seines Zimmers, an der heftig ge­pocht wird, zu öffnen. Vor ihm steht ein Kellner, mit allen Zeichen des Schreckens, der ihm zuruft:Herr, daS Hotel brennt!" Der Holländer schaut den Mann anfangs erstaunt an, dann sagt er indigniert:Ja, zum Teufel, halten Sie mich für einen Feuerwehr­mann, daß Sie mir das melden?"

(Simpliz.)

(Unter guten Freundinnen.) Fräulein A.:Ich möchte meinem Bräu­tigam gern vor unserer Hochzeit noch eine Ueberraschung bereiten, was könnte ich da wohl tun?" Fräulein B.: Trage doch einen Tag Deine falschen Zähne nicht!"

Freiwillige Feuerwehr Wildbad.

Die jährliche

Oorps-VsrssmmlunZ

findet am

Samstag, den 23. April 1SV4,

Abends 8 Uhr

km Gasthaus zumgold. Ochsen" mit folgender Tagesordnung statt:

1. Rechenschafts-Bericht vom Jahre 1903.

2. Prüfung des Etats von 19041905.

3. Besprechung wegen den Neuwahlen.

4. Verschiedenes.

Vollzähliges Erscheinen der Kameraden ist wegen der Wichtigkeit der Ta­gesordnung dringend erwünscht. Anzug: Dienstrock.

Den 16. April 1904.

Das Korps-Kommanöo.

K. Forst amt Wildbad.

Stammholz-Verkauf

am Donnerstag, den 28. April,

vorm. 9 Uhr

auf dem Rathaus in Wildbad aus Staats­wald II 111 Mittlere Wanne, 112 Hin­tere Wanne, 114 Unterer Baurenberg, 108 Oberes Gustriß und zwar: Langholz: 105 Stück Forchen mit Fm.: 102 I., 79 II., 19 III., 3 IV. Cl. 538 Stück Tannen mit Fm.: 635 1., 256 II., 72 III., 71 IV. Cl. sägholz: 11 Stück Forchen mit Fm.: 6 I., 5 II., 1 III. Cl.; 73 Stück Tannen mit Fm.: 47 I., IS II. und 7 III. Cl. Losverzeichnisse werden nicht abgegeben; Schwarzwälderlisten durch das K. Forstamt gegen Bezahlung von 3 Mark an das K. Kameralamt Neuen­bürg.