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Uro.

Mittwoch, den 13. ApriL 1904.

40. Jahrgang

Rundschau.

Calw, 9. April. Seit acht Tagen wird der 59 Jahre alte Wirt zum kühlen Brünnen, I. Müller, in Teinoch, vermißt. Er zeigte schon seit einiger Zeit Spuren von Schwermut und man befürchtet des­halb, daß ihm ein Unglück zugestoßen ist.

Altensteig, 11. April. Das Gast­haus z. Hirsch hier ging gestern durch Kauf um die Summe von 20400 Mk. von Besitzer Hartmann an seinen Sohn K. Hartmann über.

Ein ca. 25 Jahre alter Laufbursche von Fünfbronn, welcher erst seit einigen Woche» bei eineni Kaufmann in Alten­steig angestellt war, schwindelte seinem Prinzipal vor, zu einer Hochzeit nach Enz- thal zu müssen. Diese Gelegenheit be­nützte derselbe und kassierte bei dortigen Kunden Geschäftsausstände von über 300 Mk. ein, indem er vorgab, hiezu beauf­tragt zu sein. Mittelst Fuhrwerks begab er sich nach Wildbad und ist seither ver­schwunden. Ein Steckbrief wurde bereits gegen ihn erlaffen.

Ebingen, 9. April. Großes Mal­heur ereignete sich vorgestern nachmittag in der Marktstraße. Dort waren 3 Glaser aus Stuttgart nebst einigen hie­sigen Leuten damit beschäftigt, drei große für das Warenhaus Stern u. Wolf be­stimmte Schaufenster, die in eine Kiste verpackt waren und zusammen ca. 20 Ztr. wogen, vom Wagen an den Bestimmungs­ort zu bringen. Beim Abladen kam die Kiste zu Fall und alle drei Schaufenster, di: einen Wert von über 1200 Mk. ha­ben, gingen in Scherben. Glücklicherweise wurde die Kiste durch eine Gesimsmauer noch am völligen Umstürzen aufgehalten, sonst wäre einer der Stuttgarter Herren, der unter dieselbe geraten war, ohne Zweifel totgedrückt worden.

Ulm, 8. April. Das Schwurgericht befaßte sich gestern mit der Strafsache gegen den Fabrikanten Viktor Renz von Reichenbach, OA. Göppingen, wegen be­trügerischen Bankerotts. Der 30 Jahre alte Angeklagte war früher Teilhaber eines Geschäftes in Schorndorf, kam aber dort in Konkurs und siedelte vor einigen Jahren nach Reichenbach über, wo er sich mit dem Fabrikanten Häffner associerte und eine Möbel- und Eiskasten-Fabrik betrieb. Dem Angeklagten hatte seine Schwiegermutter 12 000 Mk- zur Ver­fügung gestellt. Trotzdem stellten sich bald finanzielle Schwierigkeiten ein, die immer drängender und zahlreicher wurden. Um sich mit einemmal Erleichterung zu verschaffen, verschaffte sich Renz am 21. Juli vor. I. durch zwei gefälschte Wechsel von einem Bankhause 700 Mk., die er zu einer Reise nach Monaco verwendete.

Dort hoffte er nämlich im Spiel eine größere Summe zu gewinnen und sich aller Schwierigkeiten entledigen zu können. Aber das Glück, das ihm anfänglich hold war, verließ ihn bald und er mußte auf Kosten der Spielsaaldirektion in die Hei- mal reisen. Dort war inzwischen das Konkursverfahren über sein Vermögen eröffnet worden, das gegenüber 49000 Mk. Aktiven, 115 000 Mk. Passiva als Masse­bestand feststellte. Das gegen Renz ein­geleitete Verfahren wegen Fälschung der beiden Wechsel endete mit der Verurteil­ung des Renz zu 10 Monaten Gefäng­nis. Die gestrige Verhandlung wegen des Beiseiteschaffens der 700 Mk. hatte zum Ergebnis, daß über Renz unter Ein­rechnung der lOmonatlichen Gefängnis­strafe der Strafkammer eine Mesamtge- fängnisstrafe von 1 Jahr ausgesprochen wurde.

Friedrichshafen, 10. April. Die neue Ballonhalle, die dos neue Luftschiff des Grafen Zeppelin aufnehmen soll, geht ihrer Vollendung entgegen. Sie hat ihren Platz an der alten Stelle unterhalb Manzell, etwa Stunden von Fried- richshafen entfernt, erhalten; sie unter­scheidet sich von der ersten Halle allein dadurch, daß sie nicht auf freischwimmen­dem Fundament, sondern auf fester Erd- bezw. Zement, oder Betonunterlage ruht. Bei niedrigem Wasserstond steht sie fast ganz außerhalb des Wassers; bei hohem Stand des Bodensees ist sie zum größeren Teil vom Wasser umspült. Gegenwärtig steht die Halle im Gerüst fertig da. Die Bestandteile der alten Halle sind bei dem jetzigen Neubau wieder verwendet worden; die Zimmerarbeiten führt ein hiesiger Zimmermeister aus. Die erste Halle wurde bekanntlich von Werkmeister Hangleiter in Stuttgart erbaut. Nach der Fertig, stellung der Halle soll sofort mit dem Bau des neuen Luftschiffes begonnen werden. Ihre Bestandreile sind in den letzten Tagen hier eingetroffen; das nö­tige Material ist in der Hauptsache von der bekannten Augsburger Ballonfabrik geliefert worden. Der Transport der Uten­silien, der Ballonwände, der Motoren u. s. w. erfolgte in mehreren Eisenbahnwag­gons, die dann mittels Trajektbootes an die Baustelle befördert wurden. Die Mon­teure werden in der nächsten Zeit hier eintreffen, um den Luftschiffbau in Angriff zu nehmen. Günstige Bauverhältnisse vor­ausgesetzt, dürfte es möglich sein, noch in diesem Herbst an einen Aufstieg zu denken. Graf Zeppelin sieht dem Ausgang seiner Lebensarbeit mit dem größten Vertrauen entgegen. Bedauerlich ist es nur, daß der unermüdliche Mann durch die finanzielle

spruch genommen wird; die zum Bau not­wendigen Summen laufen Verhältnis- mäßig doch recht langsam und spärlich ein. Es ist nicht Mißtrauen, was diese Zurückhaltung verursacht; eine weitaus größere Rolle spielt die Jnteressenlosig- keit derjenigen, die in der Lage wären, dem Grafen helfend zur Seite zu stehen. Die so oft gerühmte deutsche Opferwillig­kett sollte hier nicht versagen! Was nun die Unterscheidungsmerkmale des alten und neuen Luftschiffes anbelangt, so sei in erster Linie erwähnt, daß das neue Luftschiff leistungsfähigere Motoren von möglichst reduziertem Eigengewicht erhal­ten wird; bei dem allen Luftschiff hat sich bas Gewicht der Motoren als flug­hemmend erwiesen; auch hätte die durch die Motoren hervorgebrachte Antriebskraft stärker sein können. Diesen Uebelständen will Graf Zeppelin jetzt durch eine Ge­wichtsverringerung und eine Erhöhung der Leistungsfähigkeit seiner Ballonmo­toren abhelfen. Sodann ist eine Verringe­rung der Länge des Luftschiffes geplant; weitere Aenderungen betreffen die Anord- nung der Gondeln, die Anbringung des Steuers u. s. w. Das neue Luftschiff soll weniger schwerfällig, dafür aber leistungs­fähiger wie das alte werden. In der äußeren Form sowie im Material treten keine durchgreifenden Aenderungen ein. Der Ballon wird in der Halle vollständig montiert und mit den Motoren ausge­rüstet. Ist er einmal soweit, daß er zum Aufstieg fertig ist, so wird er von der Halle ins Freie geschoben. Der Aufstieg erfolgt wieder von der Wasserfläche aus. In Friedrichshafen wird das Für und Wider des neuen Unternehmens natür­lich ausgiebig erörtert. Nach dem ersten Mißerfolg des Grafen wünscht man ihm jetzt allgemein einen endlichen Erfolg. Sein unermüdliches, energisches Vorwärts­streben auf dem einmal eingeschlagenen Weg findet gerechte Bewunderung und neidlose Anerkennung. Friedrichshafen selbst hat nur Vorteile von dem Luft­schiffbau, da die Zahl derjenigen Frem­den, die im Lauf des Sommers die Luft­schiffbaustätte aufsuchen werden, jedenfalls nicht unwesentlich sein wird. Das Gerüst der Halle ist heute schon auf weite Ent­fernung hin wahrzunehmen. In wenigen Wochen wird emsige Arbeit in der Halle verkünden, baß Graf Zeppelin mit neuem Mut an die Lösung des schwierigen Lenk­barkeitsproblems herangetreten ist.

Pforzheim, 11. April. Ein eigen­tümliches Mittel wandte die Frau eines Goldschmieds in Würm bei Pforzheim an, um ihrem Manne die Trunksucht ab- zuqewöhnen. Als der Gatte wieder ein-

Seite des Unternehmens zu stark in An- ^ mal schwer bezecht dalag und statt ins