Amtsblatt Anzeiger

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Uro. 13.

Isreitag, öen 29. Zanuav 1904

40. IcrHvgcrng

Rundschau.

Stuttgart, 27. Jan. Bei der heutigen Paroleausgabe zu Ehren des Geburtstages des Kaisers, der auch der preußische Gesandte Graf v. Plessen bei­wohnte, richtete der König nach dem Schwab. Merkur" an die versammelten Offiziere und Mannschaften eine Ansprache, in der er darauf hinwies, daß der heu­tige Tag besonders geeignet sei, den Sol­daten ihre Pflichten und das Gelöbnis ins Gedächtnis zurückzurufen, ihre Schul­digkeit gegen Kaiser und Reich zu tun. Der König fuhr dann fort, er richte diese Worte insbesondere an diejenigen Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften, die dem­nächst hinausziehen werden, um in Deutschsüdwestafcika die deutsche Ehre und das deutsche Recht zu wahren. Er hoffe bestimmt, daß seine Württemberger dem deutschen Namen und ihrem Vater­lande Ehre machen werden.

Von der obern Nagold, 26. Jan. Die Masernkrankheit tritt gegen­wärtig da und dort in unserer Gegend unter den Kindern auf. Seit 8 Tggen ist die Rohrdorfer und seit gestern die Egenhauser Schule infolge heftigen Auf­tretens der Masernkrankheit geschlossen.

Die Nummer 1 der Schwarzwald­blätter vom Jahr 1904 bringt ein Vor­wort des Schriftleiters, der verschiedene Wünsche zum Ausdruck bringt. Zunächst bedauert der Schriftleiter, daß von den 27 Bezirksvereinen nur 14 ein Lebens­zeichen im gemernsamen Organ von sich gegeben haben, obgleich es doch sehr wün­schenswert wäre, wenn die Vereinszeit­schrift über Vereinsarbeiten, gemeinsame Ausflüge, Versammlungen und dergl. Kunde bringen würde; ferner beklagt der Schriftleiter, daß ihm so wenige Beiträge aus dem Gebiet der Volkskunde, der Sitten und Gebräuche unserer urwüchsi­gen Schwarzwälder bei Festen und Feiern aller Art zugehen; schließlich fordert er zur eifrigen Mitarbeit an der Vereins­zeitschrift und zur Erweiterung des ver­hältnismäßig kleinen Kreises der Mitar­beiter auf. Die Zeitschrift selbst ist wie­der sehr gediegen ausgestattet; Inhalt und Bilder sind trefflich. Die Nummer enfhält einen interessanten Artikel über denBau des Neckartals von Oberndorf a. N. bis Schwenningen" von Landge- richtspräsident I)r. v. Lang-Cannstatt, einen Aufsatz von Apotheker Mohl-Lie- benzell überLiebenzell drei Jahrhun­derte bei Württemberg," ein altes Schrift­stückEine Kirchenkollekte vom Jahr 1738,"ein Herbstausflug von Pforzheim ins Stromberggebiet," Schwarzwaldge­schichten aus der Zeit des 30jährigen Kriegs" von A. Scknlling-Bothnang u.

a. Ferner wird mitgeteilt, daß der Ver­ein für Volkstrachten 8 Ortsgruppen im Oberamt Calw gegründet hak und zwar in Deckenpfronn, Ältburg-Würzbach, Za- velstein-Agenbach-Röthenbach, Neuweiler, Zwerenberg, Neu- und Altbulach, Liebels- berg und Oberhaugstett.

Die Zuckerfabrik Böblingen macht bekannt, daß sie trotz der gesunke­nen Zuckerpreise angesichts der Notlage der Landwirtschaft die Rübenpreise von 170 auf 175 Pfennig per 100 Ir» er- höhen werde.

Heilbronn, 26. Jan. Außer Land­gerichtsrat. Gmelin-Ravensburg haben sich lt.Neckarztg." 2 neue Bewerber um die Stadtschultheißenftelle gemeldet, und zwar 0r. Siegel aus Stuttgart und Rechnungsafsessor I)r. Priester aus Frank- furt a. M.

Reutlingen, 19. Jan. In der ab­schließenden Versammlung des Komitees, der Mitwirkenden und der Garantie- scheinzeichner der Honauer Lichtenstein­spiele wurde, wie der St.- Anz. berichtet, die Schlußabrechnung über die 3jährige Spielzeit vorgetragen. Es betrugen die Gesamteinnahmen 67 077 Mk., die Ge­samtausgaben 125337 Mk., sodaß sich ein Fehlbetrag von 58 261 Mk. ergibt, welcher sich nach Veräußerung der Spiel­halle, der Einrichtungen derselben und sonstiger Gegenstände, nach dem Einzug der noch rückständigen Garantiescheiicbe- träge auf 2225000 Mk. vermindern dürfte. Die Versammlung beschloß, dem Komitee gegen Uebernahme des Defizits die Spielhalle mit Einrichtung und den Betrag der Garantiescheine zu überlasten und dadurch die Lichtensteinspielgesell- schaft aufzulösen.

Ravensburg, 20. Jan. Ein ge­fährliches Treiben wurde in letzter Zeit durch Gerichtsverhandlungen an die Oeffentlichkeit gebracht. Zwei als Kegel- spieler bekannte Einwohner von Ravens­burg und Weingarten spielten unlängst in einer hiesigen Wirtschaft ein aus dem Billard gespieltes Kegelspiel um hohe Beträge. Schließlich erhöhten sie den Einsatz auf 500 Mark von jeder Seite. Es bleibt jedoch nicht dabei, daß die Spieler sich gegenseitig das Geld abneh­men. Einer der beiden kaufte im vori­gen Jahr von einem Bauer einen Hypo­thekenbrief um 600 Mark, nahm dem Verkäufer aber sofort 550 Mark im Kegelspiel wieder ab. Ebenderselbe gewann vor einigen Wochen einem anderen Bauer innerhalb weniger Stunden 800 Mark ab. Es wird teils aus Kegelbahnen, teils auf Billards gekegelt. Die Behör­den sind diesem Treiben gegenüber macht­los, weil es bei solchen Spielen nicht aus

den Zufall, sondern auf die Geschicklich­keit der Spieler ankommt.

Kommendes Frühjahr ist den Tou­risten, welche das Murgtal passieren, Gelegenheit geboten, schon von Forbach (Baden) aus auf einer stattlichen Land­straße nach Baden-Baden zu gelangen, Nährend zuvor immer über Schloß Eber­stein und Eberstein-Burg oder auch Gerns­bach geschritten werden mutzte. Dieselbe berührt Bermersbach und Lichtenthal, das ja eigentlich mit genannter Termen- stadt verschmolzen ist. Die Kosten haben hauptsächlich die Gemeinden Forbach, Bermersbach,Lichtenthal und Baden-Baden zu tragen.

Karlsruhe, 26. Jan. Auf dem Festbankett der Karlsruher Militärvereine, das am Samstag zu Ehren des Geburts­tages des Kaisers stattsand, hielt der Großherzog von Baden eine Ansprache, aus der folgende Worte des Fürsten hervorgchoben sein mögen:Meine Freunde! Wenn man, wie viele von Ihnen, erlebt hat, was das bedeutet, wer uns soweit gebracht Hot, dann werden Sie die Mahnung gerechtfertigt finden, die ich an Sie richte: Wirken Sie auf die Jugend, daß sie erkenne, was es heißt, das zu genießen, was die Tapfer­keit des Heeres geschaffen hat. Wirken Sie in Ihren Kreisen mehr und mehr, daß das Verständnis alles dessen, was es heißt, diese schöne Ordnung, die haupt­sächlich vertreten ist im deutschen Heere, richtig zu beurteilen, dieser Ordnung sich anzuschließeu und alles aufzubieten, daß sie erhalten bleibt."

Hirschberg, 23. Jan. Es ist kaum glaublich, was für Dummheiten Leute im sogenannten Scherze treiben. In Hirschberg neckten sich, wie derT. R." geschrieben wird, ein Knecht und das Dienstmädchen. Der Knecht fragte das Mädchen, ob er sie aufhängen solle.Das könne er ja mal versuchen," antwortete lachend das Mädchen. Der Knecht band jetzt dem Mädchen sein Taschentuch um den Hals und hob es damit nur eine Sekunde lang empor. Als er das Mäd­chen wieder auf den Boden stellen wollte, brach es kraftlos zusammen. Der sofort herbeigerufeue Arzt stellte eine eingetre­tene Lähmung des ganzen Körpers fest. Das Mädchen wird wohl schwerlich wie­der gesund werden.

Berlin, 26. Jan. Die Kreuzzeitung veröffentlicht ein ihr zur Verfügung ge­stelltes Privattelegramm vom 24. ds., welches lautet:Alle Windhuk Sicher heit. Else." Das Telegramm wurde um 3 Uhr nachmittags aufgegeben und ist bereits abends 8 Uhr in Berlin einge­troffen.