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Dberst!' scholl ihm entgegen, und selbst eingeschriebene Sozialdemokraten, die sich unter den Reservisten befanden, versicherten ihren Kameraden, daß sie diesem Mann unbedingt folgen würden, wohin er .sie führte.
Viel Verbitterung richten oft die jüngeren und jüngsten Offiziere, die Herren Leutnants, an, wenn sie den an Jahren älteren Mannschaften schnoddrige oder gar grobe Redensarten an den Kopf werfen. Sie verlieren dadurch jeden Respekt und werden heimlich mit derb schwäbischen Ausdrücken gekennzeichnet. Und doch können gerade sie im täglichen Verkehr mit den Mannschaften höchst ^segensreich wirken. Auch hievon ein Beispiel:
Ein junger Leutnant hielt an seine Rekruten folgende Ansprache: „Ihr seid keine „Buben" mehr, sondern junge Männer, die zum Dienst mit der Waffe fürs Vaterland eingezogen sind. Betraget euch als Männer, und ich werde sorgen, daß ihr auch als Männer behandelt werdet. Laßt euch nicht schlagen und beschimpfen, sondern meldet es mir l" Als nach einigen Tagen trotzdem ein Unteroffizier sich an einem Rekruten eben tätlich vergreifen wollte, überraschte ihn der aufmerksame Leutnant und bedrohte den „Schlagfertigen" mit Arrest. Die Folge war, daß alle körperlichen Mißhandlungen und alle Schimpfereien unterblieben, und bei der Vorstellung zeichnete sich diese Re- krutenadteilung vor allen anderen durch Eifer und gute Ausbildung aus. Heute noch denken jene Rekruten an ihren jugendlichen Offizier mit Freude und Hochachtung.
Wenn unsere Soldaten in diesem Geist von ihren Vorgesetzten behandelt und erzogen werden, dann werden mehr und mehr auch die Klagen über Soldatenmißhandlungen und ähnliches verstummen und statt dessen gegenseitige Achtung und Anhänglichkeit zwischen Vorgesetzten und Untergebenen herrschen. Dann wird unser Heer, was es sein soll, nämlich: „Das Volk in Waffen!" (D. Reichsp.)
ZllnievHattenöes.
Süße Zähren.
Von Albert Graf von Schlippenbach.
Mit Genehmigung des Verlages von „Dies Blatt gehört der Hausfrau!" Berlin SW. >3-1
11) (Nachdruck verboten.)
„Nun wollen wir aber wieder die alte Zeit einführen, wie Eure Mama es wünscht," entschied ich. „Es lst jetzt acht Uhr. In einer halben Stunde geht's zu Bett. Nicht wahr, Jungens?"
„Ja, Onkel Heinz. Aber —" Janko stockte plötzlich und sah mich fragend an.
„Habt Ihr noch irgend einen Wunsch, dann sagt ihn frei heraus,' ermutigte ich den kleinen Kerl.
„Papa spielte immer noch mit uns vorm Zubettgehn," meinte er zögernd. „So? Was spielte er denn mit Euch?" „O, allerlei. Am liebsten spielten wir Bärenjagd oder Kamelreiten."
„Bärenjagd? Kamelreiten? Wie machtet Ihr denn das?'
' „Papa lief auf allen Vieren im Zimmer herum und brummte fürchterlich, wenn er den Bären machte," erzählte Hrenko mit vor Vergnügen leuchtenden Augen. „Wir waren die Hunde. Wenn wir es fertig brachten, ihn umzuwerfen,
halten wir gesiegt; wenn es ihm aber gelang, uns in eine Ecke zu drängen, dann fraß er uns auf."
„Natürlich tat er nur so," belehrte mich Janko.
„Und das Kamelreiten?"
„Dann lief Papa auch auf allen Vieren, und wir saßen auf seinem Rücken. Er versuchte dann uns abzuwerfen, aber wir hielten uns fest und gaben ihm die Sporen.'
Armer Lojsek! Ich habe Dich bitter j gehaßt. Jetzt verzeihe ich dir. De:n frühzeitiger Tod war sicherlich die Folge dieser auf die Dauer etwas anstrengenden Kinderspiele. Dazu gehören ja Lungen und Rippen von Eisen. Du starbst, ein Opfer deines Berufs als Vater. Ja, Lojsek. ich vergebe dir von Herzen.
„Willst Du auch mit uns spielen, Onkel Heinz?" Jankos bittende Stimme weckte mich aus den trüben Betrachtungen.
„Ach, bitte, Onkel Heinz, tue es." Wieder sahen mich Gerdas Augen in doppelter Auflage bittend an.
Noch einen schmerzlichen Blick warf ich auf meine letzten Hosen und Sam- metjackett, dann lag ich auf den Knieen. Jauchzend stürzten die Rangen auf mich zu und zerrten mich hin und her. Ich merkte daraus, das wir „Bärenjagd" spielten. Getreu der mir zugedachten Rolle fing ich möglichst laut zu brummen an und versuchte, die ebenfalls auf allen Vieren herumrasenden Buben in eine Ecke zu drängen. Allmählich kam ich dabei selbst in Eifer; der Schweiß perlte mir schließlich auf der Stirn, mein sonst so sorgfältig gescheiteltes Haar hing in Strähnen über das Gesicht. Wie natürlich die Bengels bellen konnten! Fabelhaft! Es war nur ein Glück, daß niemand unter mir wohnte. — Da — beinahe hatte ich Hrenko erwischt. Gewandt wie ein Aal, glitt er mir unter dem Leib fort und raste jauchzend und bellend davon, während Janko mich zerrte, daß mein Jackett in seinen Nähten krachte, und mein Hemdkragen aufriß.
Bei dem Hölle lärm hatte ich nicht gehört, daß die Tür aufgegangen war, ich war auch viel zu eifrig mit der Bekämpfung meiner Widersacher beschäftigt. Erst ein lauter Schrei Hrenkos ließ mich aufschauen. Mein Gott! Täuschten mich meine Augen? Aber schon war Janko aufgesprungen, turnte mit einem Riesensatz über meinen Rücken und stürzte mit dem Jubelruf: „Mama! Mama!" auf die Gestalt dort in der Tür zu, die die beiden Knaben an sich preßte.
Ich war zunächst derart überrascht, daß ich vergaß, mich zu erheben. Die Kniee und die Hände auf den Boden gestützt, starrte ich die Erscheinung an.
„Heinz! Heinz! Mein lieber, alter Heinz!" Gerda stand vor mir. Jetzt bekam ich Leben. Wie's zuging, weiß ich nicht, aber auf einmal lag Gerda in meinen Armen, und ihre und meine Lippen fanden sich zum Kuß. — Wir waren ;a wie Bruder und Schwester ausgewachsen! —
„Heinz! Heinz! Mein alter Heinz," flüsterte Gerda. Dann machte sie sich frei, reichte mir beide Hände und sah mir strahlend in die Augen. Ja, das mar meine Gerda, nur schöner, frauenhafter geworden, das waren vor allen Dingen ihre lieben, schönen Augen. Die Kinder jauchzten vor Freude und tanzten
um uns herum, und an den Türpfosten gelehnt stand mein alter Karl. Die Hände hatte er gefaltet, um seinen großen Mund zuckte es ganz merkwürdig, ein paar große Tränen liefen ihm über die runzligen Wangen. Und dann kam Chocholuszik hereingestürzt. Ein gurgelnder Laut rang sich aus seiner Kehle, als habe ihm die Freude die Sprache geraubt. Vor seiner geliebten Herrin lag er auf den Knieen und küßte immer > wieder den Saum ihres Kleides.-
Die Sehnsucht nach den Kindern hatte Gerda einen Tag früher zur Abreise getrieben. Auch die Besorgnis, ich könnte vielleicht doch verreist sein, war plötzlich in ihr aufgestiegen und hatte ihr keine Ruhe gelassen. Nach Ankunft im Hotel, wo sie die kleine Eylka unter der Obhut der Bonne und der Jungfer zurückließ, war sie zu mir geeilt. Karl öffnete auf ihr Klingeln, das wir beim Herumtollen überhörten. Statt aller Antwort auf die hastige Frage nach ihren Kindern drückte er die Tür zum Wohnzimmer leise auf, in dem ich mit den Knaben auf der Erde herumkollerte.
Zum Glück hatte Karl einen Anzug soweit gereinigt und getrocknet, daß ich Gerda nach dem Hotel begleiten konnte. Sie bestand darauf, die Knaben mitzunehmen. Chocholuszik besorgte in einer zweiten Droschke das Gepäck.
Die kleine Cylka war ein entzückendes Kind. Zärtlich legte sie ihre Aermchen um meinen Hals und bot mir ihre Lippen.
Dann wurden die Kinder zu Bett gebracht. ,
Als ich mich gegen elf Uhr verabschieden wollte, traten wir noch einmal an die Betten der friedlich schlafenden Geschwister.
„Ich danke Dir, Heinz, für alle Liebe und Nachsicht, die Du mit meinen Kindern haltest," flüsterte Gerda und reichte mir die Hand.
„Deine? — Gerda, soll es nicht von jetzt ab unsere Kinder heißen?"
Statt jeder Antwort sank mir die Jugendgeliebte ans Herz.
— Ende. —
Vermischtes.
(Umschrieben.) „Weshalb willst Du Deinen neuen Anzug nicht bei Deinem alten Schneider machen lassen? Der arbeitet doch ganz gut!" „Das schon — aber weist Du, Onkel, der ist mir noch die Quittung über meine beiden letzten Anzüge schuldig!"
(Pech.) Spitzbube (am ersten Tag nach seiner eben verbüßten Gefängnisstrafe): „Na, so eine Gemeinheit, da haben sie gerade auf die Stelle, wö rch die gestohlenen tausend Mack vor fünf Jahren vergraben harte, ein Haus hingebaut!"
(Vom Kasernenhof.) Feldwebel: Kerls, wenn Ihr Euch den Pferden von hinten nähert, müßt Ihr ihnen immer etwas zurnfen, sonst schlagen sie Euch vor Eure dicken Schädel, und das Ende vom Liede ist — daß wir lauter lahme Pferde in der Schwadron haben!"
Menttolle
Vsiitsckiaiiils grösstes Spsclslgs
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