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Rro. 10.

Arsitag, öen 22. Januar 1904.

H 40. IaHrgang

Rundschau.

Stuttgart, 20 Januar. Von dem württembergischen Armeekorps haben sich lt.Schwäb. Merkur" mehrere Unter- offiziere und etwa 70 Mann als Frei­willige nach Deutsch»Südwestasrika ge­meldet.

Stuttgart, 19. Jan. Unter dem Vorsitz von Pros. Königshöser versam­melte sich vor kurzem eine Anzahl hies. Aerzte um über die Ausarbeitung von Diätblocks für die Kassenpraxis zu bera­ten. Professor Königshöser wies m die­ser Versammlung darauf hin, wie vor­teilhaft es für den Arzt sei, dem Kran­ken zweckentsprechende gedruckte Diätvor- schristen in die Hand zu geben. Es sei zu hoffen, daß die Kranke» selbst sich mehr an solche Vorschriften halten, die sie schwarz auf weiß und gemeinverständ­lich abgefaßl vor sich haben, als an mündliche Verordnungen. Es sollen für die in Betracht kommenden Krankheiten kurzgefahte Diätvorschriften ausgearbeitet, ans Zettel von Querquartformat gedruckt und je zirka 50 Stück zu einem Block vereinigt werden. Die Verwaitung der Ortskrankenkaffe hat sich bereit erklärt, die Kosten der Ausführung zu tragen. Zur Ausarbeitung von Diärvorschriften für 14 Kategorien von Krankheiten tra­ten sofort die verschiedenen Aerztegruppen zusammen. Neben diesen Diätvorschriften I soll der Kranke gleichzeitig zweckentspre­chende Kochrezepte in Form einer kleinen Schrift, in welcher der Wert der ratio­nellen Ernährung im allgemeinen und die Gefahren des Alkoholgenuffes hervor» gehoben werden, erhalten.

Stuttgart, 18. Jan. Ein höchst interessantes Transparentbild, welches einen Längsschnitt durch den bekannten SchnelldampferKaiser Wilhelm" dar­stellt, ist seit einigen Tagen im Schau­fenster der Generalvertretung des Nord» deutschen Lloyd, Passage-Bureau Ro- miuger, Königstr. 35, ausgestellt. Von dem Doppelboden mit seinen unzähligen wasserdichten Abteilungen bis zur Mast­spitze gibt der Längsschnitt die gesammte Jnnenabteilung des Schiffes wieder, vvn den Kesseln und Maschinenräumen mit ihrer Einrichtung, den Kohlenbunkern, den Hauptdampfröhren, der ungeheuren Welle, welche die Schiffsschrauben treibt, bis zu den Luxuskabinen. Die riesigen Provianträume, die Mannschaftsräume, das Zwischendeck, die Kabinen erster und zweiter Klasse, die ungeheuren Speisesäle, Rauchzimmer, Konversations- und Musik- säle, die Damenzimmer, die CafLs, ja selbst die Baderäume sind im einzelnen überaus geschickt dargestellt. Dadurch, daß die einzelnen Räume durch Figuren

belebt sind, gewinnt das Ganze an An­schaulichkeit und Interesse. Selbst die Einrichtungen für drahtlose Telegraphie sind nicht vergessen. Das Bild ist abends von hinten erleuchtet und bietet einen besonders reizvollen Anblick dadurch, daß mst der Uebersichtlichkeit die malerische Wirkung sehr glücklich vereint ist.

Tübingen, 19. Jan. Das Dunkel, das über dem rätselhaften Pferdesterben in der Brauerei zumWaldhörnle" ge- schwebt hat, ist nun erhellt. Sicherem Vernehmen nach ist es Professor Dr. Zwick, dem Vorstand des Instituts für Seuchenlehre an der Königl. Tierärztlichen Hochschule in Stuttgart gelungen, in den Organen einiger verendeter Pferde den Krankheitserreger, einen Bazillus, auszu­finden und denselben auf künstlichem Nähr­boden rein zu züchten. Pferde, die mit demselben geimpft worden sind, zeigten nn wesentlichen dieselben Kcankheitser- scheinungen wie die der verendeten Tiere.

Vom Schwarzwald, 11. Januar. SelteneWintergäste", die seit 1867 nicht hier gesehen wurden, haben sich seit zwei Wochen bei uns, in Höhenlagen von 850 1000 Metern, ancesiedelt: europäi­sche Seidenschwänze (LowbzMlla Ag-rrnln), jeine Sperlingsvogelart, im Volksmunde für den er früher seines unregelmä­ßigen Erscheinens wegen als Vorbote von allerhand Landplagen galt Pest-, Kreuz-, Sterbvogel oder Winterdrossel genannt. Bislang ist der Seidenschwanz im Amtsbezirk Bonndorf in Rothaus und Reiselfingen, ferner bei Höhenschwand und Schönwald beobachtet worden. Er bewohnt als Strichvogel meist Fichten­wälder im nordischen Europa, Amerikas Asien und wandert in größeren Gesell­schaften südwärts infolge von Kälte und Nahrungsmangel; hier nährt er sich vor­wiegend von Vogelbeeren, den Früchten der Eberesche. Der Pestvogel das sein gebräuchlichster Name ist 20 Zentimeter lang und in der Flügelspann­weite 36 Zentimeter breit; Färbung rötlichgrau, unterseits Heller, am Kinn und an der Kehle schwarz, mit schwarzem Zügel und Augenstreifen, außen gelb ge­fleckten, innen weiß gekanteten Hand­schwingen und schwärzlichen, an der Spitze gelben Schwanzfedern. Er ist träge sriedfectig, gesellig, einfällig und dreist, singt leise und unbedeutend, klettert ge­schickt, fliegt leicht und schnell und ist vor allem ungemein gefräßig; letztere Eigenschaft macht den leicht zu zähmen

ihren abergläubischen Ruhm als Herolde schlimmer Ereignisse. Zuletzt wurde der Vogel soweit uns bekannt ist im Jahre 1876 in Todtmoos gesehen.

AuS einem Vortrag des Herrn Handwerkskammersekretärs Dietrich, wel­chen derselbe kürzlich über die neuen würliembergischen Steuergesetze hielt, dürften solgene Angaben allgemein inte­ressieren.Diese neuen Gesetze, erklärte der Redner, (nachdem er das Wesen der alten mit einigen Worten erläutert), haben keine rollständige Umgestaltung unseres Steuerwesens, auch keine Vereinfachung gebracht. Man habe ziSar eine allgemei­neEinkommensteuer" eingeführr, aber die altenErtragssteuern" beibehalten, wenigstens ans 5 Jahre noch. Uebrigens erscheine in den Gesetzen selbst manches nicht klar genug; man müsse auf die Ausführungsbestmunungen" warten, die noch nicht erschienen seien. (Die neuen Ge­setze, von denen jedoch keines ganz neu ist, werden voraussichtlich am 1. April 1905 in Kraft lreten.) Redner berich­tete nun im einzelnen über das Einkom­mensteuergesetz. Nach diesem sind steuer­pflichtig sämtliche Bewohner Württem­bergs ausgenommen diejenigen, wel­che weniger als 500 Mk. Gesamteinkom­men haben. UnterEinkommen" sind zu verstehen die Erträge der Grundstücke und Gebäude, die Einkünfte aus Gewerbe­betrieben, Kapitalien und Renten, die Gehälter, Löhne und dergl. Vom steuer­baren Einkommen dürfen aber abgezogen werden: die Verwaltungs- und Betriebs­ausgaben (Geschäftsunkosten), die Ab­schreibungen wegen Wertverminderung, die staatlichen Ertragssteuern, die Schuld­zinsen und Renten (die der Steuerpflich­tige zu entrichten hat) die Aufwendungen für Kranken-, Alters- und dergl. Versi» chcrung. Dagegen sind nicht abziehbar die Ausgaben für Gesch istserweiterungen, Kapitalanlagen, Abzahlungen an Kapitals­schulden. Zinsen für eigene Betriebskapi­talien, Gemeindesteuern, Haushaltungs- ausgaven jeder Art. Für die Erhebung der Steuern sind Einheitssätze vorgesehen, die stufenweise wachsen. Der Einheits­satz für 600 Mk. Jahreseinkommen z. B. beträgt 2 Mk.. für 900 4, .,200 7, 1800 16, 2400 28, 3000 44, 6000 168 Mk. (Für die Einkommen von 30000 Mk. an ist die Steuer nach Prozenten bemessen, und zwar auf45°/o. Ob der ganze Einheitssatz (oder auch mehr) zu erheben ist, bestimmt immer für je zwei

den Vogel zu einem wenig angenehmen! Jahre einFinanzgesetz." Sleuerpflich- Haustiec. Das Fleisch soll schmackhaft tige mit 2 oder 3 noch nicht 15 Jahre

sein. Auf dem Schwarzwald weilten Seidenschwänze in den Wintern 1847/48 und 1865/66; sie bekräftigten damals

alten Kindern genießen, wenn ihr Gesamt­einkommen weniger als 3200 Mark be­trägt, eine Erleichterung, insofern, als