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Vermischtes.
— Ein Zustand der Erregtheit überkommt in diesen Tagen unsere Vogelwelt. Obgleich für alle der Tisch noch reichlich gedeckt ist, erwacht in ihnen der Wandertrieb, und ehe wir es denken — sind sie von hinnen! In großen unzählbaren Scharen und in ungeordnetem Zuge ziehen unsere meisten Sänger fort. Wenn trotz der großen Vogelheere, die unfern Erdteil überfliegen, doch nur verhälnismäßiz wenig vom Zuge bemerkt wird, so liegt das in der Hauptsache darin, daß die meisten Vögel in bedentender Höhe oder bei Nacht reisen. Lange hat man geglaubt, alle Vögel zögen eine Strecke fort, um dann auszuruhen, dann wieder eine Strecke nnd so weiter, bis sie an ihrem Ziele anlangten. Dies ist aber im allgemeinen nicht der Fall. Der Zug geht ohne Aufenthalt fort, wenn es auch vorkommt, daß hier und da einmal eine Reisekolonne rastet. Dabei entwickeln die Tierchen eine Fluggeschwindigkeit, die uns fabelhaft erscheint. Es ist nachgewiesen worden, daß Schwalben in einem einzigen Tag die Reise von hier bis Afrika ausgeführt haben.
— Aus Lindau schreibt der Voss. Ztg. ein Mitarbeiter: Ich habe vorgestern und heute je eine kleine Geschichte erlebt, die vielleicht auch anderen ebenso lustig erscheint, wie mir selber. Nummer -eins spielt aus der Terrasse eines großen Hotels in einem Schweizer Luftkurort, der auch wegen seiner berühmten Aussicht aus den Bodeusee bekannt ist." Mitte August wird, da zu dieser Zeit der Besuch abnimmt, ein Teil der bei Tische bedienenden „Saaltöchter" entlassen, darunter das Vreneli, eine hübsche, schwarzäugige Appenzellerin. Nach der Tadle d'höte macht des Vreneli seinen Rund- gang bei den Gästen, die auf der Ter- rasse ihren Kaffee nehmen, bringt treuherzig seine Abschiedssprüchlein vor, wünscht herzlich „a guets Churmache" und bekommt em oder mehrere Fränkli in die Hand gedrückt. Nur ein überaus würdevoller alter Herr mit einem Bändchen des Roten Adlerordens im Knopfloch begnügt sich, dem Vreneli in Worten zu danken, rückt aber mit keiner Münze heraus, obwohl sich die Augen aller Anwesenden auf die Abschiedsszene heften, denn der Herr Geheime Kanzleirat ist als recht sparsam bekannt. Vergeblich wünscht ihm das Vreneli nicht bloß das gute „Churmache", sondern auch Glück und „G'sundheit in Berlin", der Herr Ge-' heimrat wird zwar etwas verlegen, greift aber noch immer nicht in die Tasche. Da überfliegt das Antlitz der Appenzellerin ein scha khaftes Lächeln; darauf nimmt das Gesicht flugs den Ausdruck frommer Einfalt an. „Und dann tat ich
noch eppis schön bitte, Herr Geheimrat,"! sagt sie laut, so daß nun vollends jedes! andere Gespräch verstummt und sich aller Augen auf die Gruppe wenden, „wenn Sie Sein' Majeschtät den Deutsche Kaiser sehn, so gruezze Sie ihn recht herzlich von mir!" — „Mein gutes Kind," sagt der Würdevolle, „dazu habe ich lei- drr keine Gelegenheit, aber daß Sie das sagen, freut mich, freut mich sehr! Auch dafür danke ich Ihnen!" — „Nix z'danke", sagt das Vreneli. „Mir g'fallets an ihm, daß er sd dankbar ischt. Ihne, Herr Geheimrat, hat er zum Abschied für Ihre treue Dienscht das Bändele un den Orden gegeben. Ein and'rer hätt' g'sagt: „Ich danke Ihne, Herr Geheimrat, aber Sein Majeschtät is net so, der Hut Ihne zum Abschied was geschenkt. Und nun lebe Sie wohl, Herr Geheimrat!" Der Würdige ist sehr rot geworden, und als er ringsum die heiteren Mienen sieht, greift er in das Täschchen. Ich wollte, ich wäre ein Maler, um die Miene gerührter Dankbarkeit zu zeichnen, mit der das hübsche Vreneli das redlich verdiente Fränkli in Empfang nahm . . . Die zweite Geschichte läßt sich viel kürzer erzählen. Ich sitze heut morgens auf der Fiühstücks-Terrasse meines hiesigen Hotels; am Ncbentischchen trinkt ein etwas zu stattliches, aber doch ganz hübsches junges Paar seinen Kaffee : ein oberbayrischer Baron und seine Neuvermählte, gleichfalls aristokratische Gattin. Den Kellner, der mir mein Frühstück blingt, bitte ich, mir auch noch etwas Wasser zu besorgen, und als er die Karaffe bringt, sage ich: „Danke!" — Die junge Baronin fixiert mich erstaunt und sagt dann leise (aber ich habe eben sehr gute Ohren) zu ihrem Gatten: „Du, Maxel, was sogst denn dazu?! Der Manu hat zum Kellner: „Danke!" gesagt!" Worauf der Herr Baron erklärt: „No, der Mann wird halt Bedienung nit g'wohnt sein!" — Ein anderer Reisender erzählt, daß er aui der Reise von Berlin nach Stuttgart (Schnellzug) beim Aufenthalt m Halle a. S. sich I Glas Bier hereingeben ließ. Der Kellner erhielt aus Verlangen 20 Pfg., (10 Pfennig für Bier, 10 für das Glas.) Als der Zug abgiug, reichte es gerade noch, um das Glas zurückzureichen und vom Kellner aus dessen Westentasche statt 10 Pfg. — ein 20 Markstück zu empfangen. Der Reisende winkt nnd winkt und wirft dem Kellner das schöne jGeldstück wieder zu — Tableau,: Schrecken und Freude huschen in komischem
-Wechsel über Ganymeds bleiche Züge hin. sund der Reisende setzte sich mit Achselzucken über den Verlust seiner 10 Pfg. hinweg. —
(Eine telephonische Verwechslung.) Der Handelsmann F. aus Rhi- now in Pommern hatte sich kürzlich vor dem Schöffengericht in Rathenow wegen Fundunterschlagung zu verantworten,wurde aber freigesprochen und lief nun in der Freude seines Herzens zum Telephon, um seiner Frau davon Mitteilung zu machen. Er klingelte bei einer Nachbarin an und sagte dieser, er sei freigesprochen. Diese verstand aber, er habe ein Bein gebrochen und machte nun seiner Frau diese betrübende Mitteilung. Frau F. nahm schleunigst einen Wagen, den sie mit Stroh und Bette» bepackte und fuhr nach Rathenow, um ihren verunglückten Mann abzuholen. Der aber saß gemütlich im Wirtshaus beim Kartenspiel und machte ein sehr verdutztes Gesicht, als plötzlich seine Frau erschien.
Schultze: Sage mal, wenn der Kriegsminister Rothmaler genannt wird, wie müßte den» unser Kultusminister heißen? Müller: Schwarzmaler. Schultze: Richtig.
Gemeinnütziges.
(Mostbereitung aus halbreifem Fallobst.) Das halbreife Obst muß an einem luftigen Platz 10—14 Tage aufgeschichtet werden, damit es zuckerhaltiger wird. Hernach wird es gewaschen und gemostet. Will man etwa 300 Liter Most Herstellen, so nimmt man hiezu nicht 5 Zentner Obst, sondern nur ca. 3^/s Zentner, mahlt dieses Quantum, gibt einen Wasserzusatz und läßt den Troß 2—3 Tage gären. Alsdann wird derselbe gepraßt und abermals Wasser hinzugeschüttet. Einige Tage später wird der Troß zum zweitenmal gepreßt und dieser verdünnte Most zu dem zuerst gewonnenen Saft ins Faß geschüttet. Nun werden ca. 30 Pfund Zucker in heißem Wasser aufgelöst und die etwas abgekühlte Zuckeclösung dem Getränk zugesetzt. Sodann wird das Faß vollends mit lauem Wasser aufgefüllt und das Getränk der Gärung über- lassen. Dasselbe steht an Güte und Wohlgeschmack dem aus reifem Obst bereiteten Most nicht nach.
Obstpreiszettel
Eßlingen, 18. Sept. Am Güterbahnhof stehen heute 8 Wagen Mostobst ans Württemberg, Italien und Hessen. Preis per Zrr. 4.20 — 5 Mk. Verkauf flau.
A
^ozu dient vorzugsweise Doerirgs üulsn-Lsiks? Sie dient als bewährte reizlose Kin derseife; sie dient — und das beweist ihre allgemeine Verbreitung — als bevorzugt' Toiletteseife für die Damen; sie oient al; erprobtes Mittel zur Pflege der Hautbefähigt, schlummernde Schönheit zu wecken, bestehende zu vollenden und zu erhaltene so lange es nur möglich ist. Daher verwendet Alle Doering's üalsn-Ssiks zu eurer Toillette Für 40 Pfg. per Stück ist sie überall erkältlich.
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„Kömgin Charlotte."
General-Versammlung
am Sonntag, den 27. Sept.
nachmittags 2 Uhr
bei Christoph Treiber in der Rosenau.
Zahlreiches Erscheinen erwartet.
Oer Vorslsnc!
Forstamt Wildbad.
Der Schaiblesweg kann bis auf Weiteres noch nicht befahren werden.
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SillS-Stnllcke
am Dienstag, den 22. Sept.
Abends 8 Uhr im Gasthof zur Sonne.
Die Sänger werden vollzählig erwartet.
Osr Vorstsncl.