Amtsblatt
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Ms
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Nlro. 2.11-
Wontag, 21. September: 1603.
36. Jahrgang
Rundschau.
— Die Bestellung des apprvb. Arztes vr. Lorenz, Wildbad, zum Dist- riklsarzt für die Parzellen der Stadtgemeinde Wildbad, mit Ausnahme von Hochwiese, Windhof und Ziegelhütte, und für die Gemeinde Enzklösterle, ist bestätigt worden.
Wvrnersberg, O.A. Frendenstadt,
18_Sept. Der alte Johann Georg
Calmbach, genannt der Hansenbauer, dessen 100. Geburtstag hier im Juli unter zahlreicher Beteiligung von nah und fern gefeiert wurde, ist heute nacht sanft entschlafen.
Tübingen, 15. Sept. Der Gewer- beverein hielt gestern abend anläßlich der Wahlen zur Handwerkskammer Reutlingen eine Versammlung im Hirsch ab, die akur nur sehr mäßig besucht war; von 438 Mitgliedern, darunter 230 wahlberechtigten Reinhaudwerkern, waren nur etwa 35 anwesend. Der Vorstand, Händ- schuhmacher Renftlc, nahm daher auch bei Eröffnung der Versammlung Gelegenheit, mit energischen Worten auf die beklagenswerte Gleichgültigkeit der Handwerker gegen Fragen von großer Bedeutung hinzuweisen Diese Gleichgültigkeit der Handwerker sei die Hauptsache der üblen Lage des Handwerks. Viel empfehlenswerter als am Biertische zu schimpfen, sei es, etwaige Klagen und Vorschläge dem Gewerbeverein oder der Handwerkskammer zu unterbreiten. Es folgte dann ein Vortrag von Privatier Flammer über die bisherige Tätigkeit der Handwerkskammer Reutlingen und hierauf die Wahlen zn dieser Kammer.
Göppingen, 16. Sept. In halberstarrtem Zustande wurde vorgestern früh aus der Straße nach Rechberghausen der betagte Privatier Joh. Weygold aufge- fundcn. Der alte Mann soll an krampfartigen Anfällen leiden; von einem solchen muß er auf einem Spaziergang, den er am Sonntag nachmittag unternahm, heimgesucht worden sein. Als Wcygold abends nicht nach Hause kam, suchte man, allerdings ohne Ergebnis, nach ihm. Leute, die vorgestern früh von Rechberg. Hausen in die Stadt gingen, fanden ihn halberstarrt und bewußtlos vor.
— Seit dem Jahre 1672 liegt im Schloßkeller in Neckarsulm ein 100 Eimer oder 300 Hektoliter haltendes Weinfaß, welches bis 1900 dem Weingärtnerverein zur teilweisen Aufbewahrung seines Erzeugnisses diente. Nunmehr ist das Faß für seinen Zweck unbrauchbar geworden und wird dem Verkauf ausgesetzt. Das Riesenfaß," anfänglich in Holz und im Jahr 1762 in Eisen gebunden, hat einen Durchmesser von 3'/r und
eine Länge von 4sts Metern, die Dauben, in gewaltige Lager eingefügt, haben eine Stärke von fünfzehn Zentimeter. Das Faß zählt 19 Stück eiserne Reife, die das stattliche Gewicht von ca. 36 Zentner aufweisen; auf l em vorderen Boden des Fasses befindet sich die Inschrift: „Voll im Herbst mit gutem Wem Möcht' ich alle Jahre sein." Ais Ersatz für den Veteranen wird demnächst ein gleich großes, von der Fabrik Göbel in Bibe- rach neuerbautes Faß dienen.
— Vor einigen Tagen ist in Straß- burg der ehemals berühmte Athlet „Herkules Götz" in der dortigen Klinik gestorben. Götz besaß vor längeren Jahren ein eigenes, schön ausgestattetes Wandertheater und hätte als wohlhabender Mann die Tage des Alters genießen können. In welcher Armut der frühere Liebling der Straßburger starb, läßt sich daraus ersehen, daß ec seine Frau und Tochter kurz vor seinem Tod bat, selbst wenn er stürbe, die gewohnte Sonntags- Vorstellung in der „Colonia" am Neu- dorfer Bahnhof, hinter dem seine Wohnung schon seit Monaten steht, fa nicht ausfallen zu lassen, da sie sonst die ganze Woche nichts zn essen haben würden. Und so traten Mutter und Tochter in buntem Flitterkostüm auf die Buhne, während der Gatte und Vater im Sterbegewand im Sarg lag. Auch ein Drama aus dem Leben.
— ,Jn München wurde vor einigen Tagen über die Schuhwarenhandlung D. Mayer u. Co am Karlsplatz das Konkursverfahren eröffnet, während gleichzeitig der eine Teilhaber, Kaufmann David Mayer, flüchtig ging. Es hat sich nun heransgestellt, daß dieser Wechselfälschungen und Betrügereien im Betrage von etwa 100 000 Mk. begangen hat. Die Firma galt noch bis vor kurzem als durchaus kreditwürdig.
— Vor einigen Wochen wurde berichtet, daß der Wemrestaurateur Karl Glaser aus München sei in New-Iork verhaftet, wegen Bigamie und Gattenmordes zum Tode verurteilt und durch den Strang hingerichtet worden sei. Jetzt wird aus München mitgeteilt, daß diese Nachricht vollständig erfunden und von gehässiger Seite in die Presse lanciert worden ist. Herr Glaser hat sich der Redaktion der „New-Aorker" Staatszeitung" vorgestellt - er weilt gegenwärtig als Vertreter deutscher Firmen in Amerika — und daselbst persönlich seine Sache vorgetragen, so daß die Münchener Meldung, die augenscheinlich auf einen Bericht der „Münch. Neuest. Nachr." zurückgeht, sich in ihrem ganzen Umfang als haltlos erweist. Herr Glaser hat danach weder
die chm von München ans zur Last gelegten Straftaten begangen, noch st er von den Behörden in irgend einer Weise belästigt morden. Wir fügen dieser Mitteilung unser lebhaftes Bedauern darüber an, daß die uns von unserer ständigen Telegramm-Berichterstattung zugesandte Meldung auch bei uns wie in den andern deutschen Blättern Aufnahme gefunden hat.
— Ein Armeebefehl des Kaisers Franz Joses gibt endlich den Ungarn eine deutliche Antwort auf ihre Forderungen. Ter Kaiser erklärt u. a.: Den großen Kaval- lcriemanövern in Galizien anwohnend, konnte ich mich von deren lehrreicher Anlage, Leitung und Durchführung, sowie von der vorzüglichen Verfassung und hohen Leistungsfähigkeit aller beteiligten Truppen erneut überzeugen. Je sicherer begründet mein günstiges Urteil über den militärischen Wert, die hingebungsvolle Dienstfreudigkeit und das einmütige Zusammenwirken aller Teile meiner gesamten Wehrmacht ist, desto mehr muß und will ich an deren bestehenden und bewährten Einrichtungen festhalten. Mein Heer insbesondere — dessen Gefüge einseitige Bestrebungen in Verkennung der hohen Aufgabe, die dasselbe zum Wohle beider Staatsgebiete der Monarchie zu erfüllen hat, zu lockern geeignet wären — möge wissen, daß ich nie der Rechte und der Befugnisse mich begebe, die einem obersten Kriegsherrn verbürgt sind. Gemeinsam und einheitlich wie es ist, soll mein Heer bleiben, die starke Macht zur Verteidigung der österreichisch-ungarischen Monarchie gegen jedemFeind. Getreu ihrem Eide ist meine gesamte Wehrmacht fortschreilend auf dem Wege ernster Pflichterfüllung, durchdrungen von jenem Geist der Einigung und Harmonie, der jede nationale Eigenart achtet, alle Gegensätze löst und die besonderen Vorzüge eines jeden Volksstammes zum Wohl des großen Ganzen verwertet. Damit ist die ungarische Armeesprache vom Kaiser und König in der bestimmtesten Weise verweigert. Nur das seitl er geltende deutsche Kommando kann das Baud der Gemeinsamkeit und Einheit für deutsche, ungarische, tschechische, polnische, kroatische, slawonische, slowakische, serbische, bosnische und italienische Regimenter des österreichisch-ungarischen bilden.
Salzburg, 17. Sept. Aus Gastein kommen Unglücksbotschaften. Die Hotel- Filiale Guffenharters ist spurlos vom Erdboden verschwunden. Mxhiwrx Logierhäuser gelten als verloren. Das Hotel Gasteiner Hof, ein Prachtbau, der Millionen gekostet hat, ist cirka einen halben Meter gesunken. Mehrere weitere