Amtsblatt Anzeiger

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U-rcr. .102

Momag, 31. August 1803.

38. Jahrgang

Rundschau.

Stuttgart, 29. Aug. Seitens der Eisenbahuvcrwaltung werden seit letzten Dienstag versuchsweise Probefahrten mit IckO km Geschwindigkeit pro Stunde auf der Strecke Cannstatt-Süßen und zurück ansgeführt. Tie Züge haben nur 4 Wa­gen. In einem derselben befindet sich ein Geschwindigkeitsmesser. Beamte des ma­schinenbautechnischen Bureaus machen die Fahrten mit.

Große Unkenntnis herrscht noch über die Anmeldung bon Unfällen und Unfallansprüchen in solchen Fällen, in denen sich die Wirkungen eines Unfalles erst nach längerer Zeit seines Eintritts bemerkbar machen. Das Reichs-Ver­sicherungsamt hat hierüber eine bemerkens­werte Entscheidung gefällt, nach welcher ein Verletzter auch noch daran Ansprüche auf Unfallrente geltend machen kann, wenn sich erst nach Jahren krankhafte Beschwerden bemerkbar machen, wenn ein ursächlicher Zusammenhang mit dem Un­fall nachgewiesen werden kann. Eine solche Annahme liegt aber erst dann vor, wenn der Arzt selbst nicht mehr im Zweifel ist. Dann beginnt aber erst von diesem Zeitpunkt an für den Verletzten die Frist von drei Monaten, innerhalb deren Ansprüche gellend gemacht werden müssen.

Neuenbürg, 26. Aug. Die vorge­stern unter dem Vorsitz des Oberamt­manns Kälber gehaltene Amtsversamm­lung hatte eine sehr reichhaltige Tages­ordnung. Voraus ging eine Besichtigung des mit einem Aufwand von rund 75 000 Mark neu erbauten Kanzleigebäudes für die Oberamtspflege und die Oberamts­sparkasse, das, nunmehr vollendet, eine Zierde der Stadt bildet. Von wichtigeren Beratungsgegenstünden sind hervorzuhe- ben: Aenderuug der Satzungen der Oberamtssparkasse und Einführung des Depositen- und Girocheckverkehrs mit der Württ. Notenbank Stuttgart. Einfuhr- ung der Regieverwaltung im Bezirks­krankenhaus, Aenderuug des Statuts und Neuordnung des äcztl. Dienstes; Bestellung des Hrn. Or. Lorenz in Wildbad zum Distriktsarzt für die Ge- meinde Enzklösterle und einige Parzellen von Wiidbad, sowie des Hrn. Oberamts­tierarzt Böpple zum tierärztlichen Fleisch­beschauer für den Bezirk und Uebernahme der Kosten auf die Amtskorporation und Anderes. Der Körperschaftsetat pro 1903/4 ergab ein Defizit von 61000 Mk., zu dessen Deckung eine Amtsschadenumlage von 56000 Mk. beschlossen wurde, wäh­rend der Rest aus Restmitteln entnommen wird. Zum Schluß fand ein gemeinsames Essen im Gasthaus zur Sonne statt.

Neuenbürg, 29. Aug. Vorgestern nacht brannten in Grunbach 3 Wohn­häuser nieder. Die Ortsfenerwehr, unter­stützt von den Feuerwehren von Engels­brand und Salmbach, hatte große Mühe, den Brand auf seinen Herd zu beschrän­ken. Die Entstehungsursache ist unbe­kannt.

Sa Imbach, 28. Ang. Gestern abend nach 10 Uhr brach hier ein großes Feuer ans, von dem drei Häuser und drei Scheuern ergriffen wurden, die vollstän­dig niederbrannten. Die an der Kapfen- Hardter-Straße gelegenen Anwesen gehö­ren Jak. Schrot, Gottlob Schrot und Witwe Kusterer. Las Feuer konnte glück­licherweise gelöscht werden, sodaß einem weiteren Unglück vorgebeugt wurde. Die Ursache des Brandes konnte bisher noch nicht festgestellt werden.

Biderach, 27. Aug. Ein amt­licher Erlaß verfügt aus Anlaß der auch bei hiesigen Schulkindern sehr zahlreich konstatierten Augenerkranknng u. a., daß die Schulen in Biberach bis 14. Sept. geschlossen zu bleiben haben. In den unteren Klassen sind hier über 60°/o der Schüler mit der ansteckenden Augenkrank­heit behaftet.

Kassel, 28. August. Der Kaiser gab heute abend im Residenzpalais eine Tafel für die Provinz Hessen-Nassau wobei er in einer Rede u. a. folgendes ausführte: Jndein ich mein Glas auf das Wohl der Provinz erhebe, spreche ich meine Freude aus, so viele Kurhcssen und Nassauer um mich versammelt zu sehen und heiße die Herren alle herzlich bei mir willkommen. Es ist mir stets eine Freude, wenn ich mich in dem eine Weile für mich zur zweiten Heimat gewordenen Kassel aufhalten und mich daran erfreuen kann, daß die alten Beziehungen der Kasselaner zu mir in herzlicher nnd inniger Begrüßung wieder zum Ausdruck kommen, wie auch am heutigen Tage durch den besonders schönen Schmuck der Stadt. Ich freue mich, auf dem Boden zu stehen, auf dem ich gelernt habe, von kundiger Hand geleitet, daß die Arbeit nicht um sich selber willen da ist, sondern daß man in der Arbeit seine ganze Freude finden soll. Die ernsthaften und unablässigen Vorbereitungen, die ich in meinen Studien und auf dein Gymnasium unter der Lei­tung des Geheimrats Hinzpeter hier vor­nehmen konnte, haben mich befähigt, die Arbeitslast auf die Schultern zu nehmen, die von Tag zu Tag in wachsender Bürde zunimmt, und wenn schon damals mein Lehrer, überzeugt von der hohen Aufgabe, die ihnen übergeben ivar, alles daran setzten, jede Stunde und jede Minute anszunützen, um mich für den kommen­

den Beruf vorzubereiten, so glaube ich doch, daß niemand von Ihnen sich da­rüber hat klar sein können, welche un­geheure Arbeitslast, welche niederdrückende Verantwort- lichkeit demjenigen ausgebürdet ist, der für 58 Millionen Deutsche verantwortlich ist. Jedenfalls bereue ich keinen Augen­blick die mir damals schwer vorgekommenen Arbeiten, und ich kann wohl sagen, daß die Arbeit und das Leben in der Arbeit mir zur zweiten Natur geworden ist, und das danke ich dem Kasseler Boden.

Dresden, 26. Aug. Die deutsche Stüdteausstellung ist bis mitte Oktober verlängert worden. Der bisherige Rein­gewinn beträgt 100000 Mark.

U d i n e, 28. August. Zwischen den Stationen Pasten Schiavonesco und Codroipo stieß heute ein Militärzug mit einem Güterzug zusammen. 9 Personen wurden getötet, darunter ein Hanptmann, 45 Personen wurden verwundet und nach Udine geschafft. Die Gesamtzahl der Verletzten soll 80 betragen. Hilfeleistung ist rasch organisiert worden.

Rom, 28. August. DerMessagero" veröffentlicht in einer Extraausgabe fol­gende Einzelheiten über das Eisenbahn­unglück zwischen Pasian Schiavonesco und Cvdroipo: Der Zusammenstoß fand gestern abend 10 Uhr statt. Der Zug kam von Udine und war völlig mit Sol­daten besetzt. Bei Beano sah der Loko­motivführer den anderen Zug mit Voll­dampf entqegenkommen nnd gab sofort Gegendampf. Der Zusammenstoß konnte jedoch nicht mehr verhindert werden und war furchtbar. Die Wagen beider Züge stürzten übereinander und wurden zer­trümmert. Die Dunkelheit machte den Vorgang noch schrecklicher, steigerte die Verwirrung nnd vrrzögerte die Hilfe- leistung. In Erwartung der Hilfszüge versuchte man die Verwundeten aus den Trümmern zu befreien, was wegen der

Dunkelheit mit großen Schwierigkeiten

verbunden war. Nach dem Eintreffen

der Hilfszüge wurden die Rettungsarbeiten erfolgreich fortgesetzt. Bis heute mittag sind 15 Tote und 60 Verwundete ge­borgen worden. Die letzteren, von denen zwölf lebensgefährlich verletzt sind, wurden nach Udine gebracht.

Bis jetzt wurden lt. Berl. Lvk.-- Anz. infolge des Eisenbahnunglücks bei Udine 16 Tote unter den Trümmern

hervorgezogen. Von den Verwundeten starben bisher 4. Verwundet sind über 100 Personen, darunter 37 schwer, zum Teil tätlich.

Brü ff e l, 25. Aug. Eine seltsame Nachricht veröffentlicht derPetit Bleu". Darnach hat die berüchtgte Ostender