— 367
ung Pfalzburg führte. Das kleine Felsennest thronte Hochoben auf den Vogesen und sollte die große Straßburg-Pariser Straße decken, welche hier das Gebirge überschreitet. Zugleich war die Festung aber auch ein Schutz für die Straßburg- Pariser-Eisenbahn und den Rhein-Rhone- Kanal, welche unweit Pfalzburg's bei dem kleinen Orte Lützelburg den mäch:i< gen Wall der Vogesen durchbrechen. Ein Tunnel bildet den Endpunkt dieses Durchbruchs ; Eisenbahn und Kanal laufen hier eine Strecke von mehreren Kilometern unter der Erde entlang. Nur ein schma- lec Pfad führt neben Eisenbahn und Kanal durch eine tief eingeschnittene Schlucht der Vogesen, welche hier den wilden Charakter eines Hochgebirges annehmen. Diesen Tunnel bei Lützelburg sollte Leutnant von Trott vom n-ten Husarenregiment unbrauchbar machen, um den sich zurückziehenden Franzosen ein weiteres Hindernis in den Weg zu legen. Nach den Schlachten von Spichern und Wörth hatten sich die französischen Armeen so rasch zurückgezogen, daß man deutscherseits die Fühlung mit dem Gegner fast ganz verloren hatte, da sich die Kavallerie noch nicht an der Spitze der deutschen Armeen befand. Jetzt sollte dieser Fehler gutgc- macht werden; die Kavalleriedivisionen wurden so rasch wie möglich vorgezogen und zahlreiche Patrouillen ausgesandt, um die verloren gegangene Fühlung wieder zu gewinnen. Auch Leutnant Bruno von Trott sollte über die Richtung des feindlichen Rückzuges Erkundigungen einziehen.
Der Abend dämmerte, als mau sich der Festung Pfalzburg von Norden her näherte. Die Festung liegt auf einem kahlen Höhenzuge, der sich nach Nordwesten zu mit dem lothringischen Hochplateau vereinigt, während es südlich an die durch tief eingeschnittene Täler und scharfe Schluchten zerrissenen Vogesen grenzt Bruno hatte bei dem schnellen Ritt sehr wohl bemerkt, daß die Umge
Nach Westen zu verließ kein Mann die Festung, sodaß Bruno annahm, die sich j zurückziehenden Truppen würden bei Pfalzburg Halt machen. Lützelburg, das mehr südlich lag, mußte noch unbesetzt sein. Aber rasches Handeln war nötig, wollte man vor dem Feinde Lützelburg und den wichtigen Eisenbahnknotenpunkt erreichen.
„Wie ist's Sergeant," fragte Bruno den bärtigen Unteroffizier an der Spitze dec Patrouille, „haben sich die Pferde etwas erholt?"
„Zu Befehl, Herr Leutnant. Sie sind wieder hinter den Atem gekommen."
„Na, dann i rasch vorwärts! Macht möglichst wenig Geräusch!"
Er ritt den steilen Weg als Erster hinab. Sehr bald erreichte man ein flaches Wiesental, das in der Richtung nach Lützelburg den Wald durchschnitt. In Galopp flog man über die Wiese. Eine Sägemnhle befand sich am unteren Ende derselben. Kläffend stürzten einige Hunde den Reitern nach; mit finsteren Blicken starrte der Sägemüller den deutschen Reitern nach, die im nächsten Augenblicke im Walde wieder verschwanden. Der Sägemüller eilte in das Haus und ergriff seinen Hut.
„Wo willst Du hin, Jean?" fragte zitternd seine Frau.
„Nach Pfalzburg," eutgegnete trotzig der Mann. „Melden, daß sich hier die verdammten Preußen gezeigt haben."
„Bedenke, Jean, wenn sie Dich fangen
„8uorö, vom äs ckisu" fluchte der Mann, „ich kenn' alle Schleichwege im Gebirg'. Sie sollen mich schon nit fangen."
Er eilte fort. Zitternd und bebend blieb die Frau zurück, angstvoll auf das Rauschen des Windes in den hohen Bäumen horchend, welche die einsame Säzcmühle umgaben.
In toller Hast sprengten die Husaren weiter durch den Wald, der sich allmählich senkte und lichter und lichter ward. Plötzlich fiel das Erdreich schroff ab:
gend noch von französischen Truppen § die Bäume hörten auf, niedriges Gestrüpp besetzt war. Er hatte es daher vermie- ^ begrenzte den Saum des Waldes, an dem
den, die Ortschaften zu berühren und Nebenwege eingeschlagen, welche ihn unbemerkt in die Nähe der Festung brachten. Jetzt hielt er am Saume eines Waldes, etwa drei Kilometer von Pfalzburg entfernt, und warf einen spähenden Blick über die im Abendsonnenglanz daliegende Hochebene, auf deren Mitte sich die Wälle der Festung erhoben. Die Pferde schnauften und ließen die KSpfe hängen. Der scharfe Ritt von fast fünf Meilen hatte die braven Tiere sehr mitgenommen ; noch galt es abersden letzten Hauch von Mann und Roß daran zu setzen, den Befehl auszuführen. Der Wald, in dem
ein schmaler Weg entlang führte. In der Mitte des Tales floß der Kanal dahin, an dessen gegenseitigem Ufer der Eisenbahndamm entlang lief. Jenseits des schmalen Tales erhoben sich die bewaldeten Berge wieder zu beträchtlicher Höhe.
Brunno zügelte seinen Fuchs.
„Gott sei Dank," sprach er, „dort ist der Kanal und die Eisenbahn! Wenn wir den Weg nach Westen verfolgen, müssen wir nach Lützelburg kommen. Vorwärts — marsch marsch!"
Mit einem Satz war er auf der Straße und sprengte in westlicher Richtung davon. Die Husaren folgten. Kein
man die kurze Rast hielt, zog sich südlich ^ Wort wurde gesprochen. Jeder Mann von Pfalzburg herum. Wenn man den fühlte, daß die größte Eile not tat, holprigen Gebirgspfad verfolgte, der das i um das Ziel des Rittes zu erreichen. Gehölz önrchschnitt, mußte man in die Fester legten sich die Schenkel hinter dem Nähe von Lützelburg gelangen. Zeigte! Sattelgurt um oen Leib der braven sich Lützelburg vom Feinde noch unbesetzt, Rosse, die schnaubend dahinstürmten. Zuwar die Aufgabe bald gelöst. Innerhalb, weilen stolperte ein Pferd, mit leisem r-c.!... .... . - Fluch riß es der Reiter empor. Ein Sturz
hier in der Einsamkeit, nahe am Feinde
_ _ mußte dem Reiter verderblich werden.
erkennen, daß auf den Wällen an den Vorwärts, war die Losung! Vorwärts, Geschützen exerziert wurde. Aber die! der sinkenden Sonne entgegen, welche herauziehenden Truppen kamen alle von! ihre letzten Strahlen über die westlichen Osten, also von der deutschen Grenze her.Berge sandte. Bruno auf seinem vor-
Pfalzburg's schien ein reges Leben zu herrschen. Truppen zogen in die Tore der Stadt. Deutlich konnte Bruno
trefflichen englischen Fuchs, flog der Schar der Husaren eine Strecke vorauf. Sein Pferd zeigte noch keine Ermüdung. Er mußte es im Gegenteil öfter zügeln, um nicht den Husaren allzusehr vorauszueilen.
Jetzt machte das Tal eine Biegung. Zwischen den Bäumen blickten Schornsteine und Dächer hervor. Auf einem Basaltkegel, der sich an der Stelle erhob, wo sich das Tal mit einem anderen Quertal vereinigte, ragten die Trümmer der alten Lützelburg empor Dort am Abhang des Berges gähnte den Reitern der dunkle Schlund des Tunnels entgegen. Das Ziel war erreicht.
Bruno ließ halten, um den Pferden Zeit zu geben, sich zu verschnaufen, und um die kleine Ortschaft zu rekognoszieren. Vom Feinde war nichts zu sehen. Still und friedlich lag das Dorf da, in dessen Kirchlein jetzt die Abendglocke erklang. Der Augenblick war günstig. Der Eingang des Tunnels lag keine dreihundert Schritte von den Husaren entfernt. Aber um zu dem Tunnel zu gelangen, mutzte man den Ort passieren. Bruno gab den Befehl, die Karabiner bereit zu halten. Er selbst mit dem Sergeanten ritt voran, dann folgte das Gros der kleinen Schar, ein Unteroffizier und zwei Husaren bildeten den Nachtrab.
So ging es im scharfen Trabe durch das hübsch gelegene, aus kleinen Landhäusern bestehende Dorf. Erschreckt flohen die Einwohner, als die Husaren vorüberrasselten. Die Türen und Fenster wurden fest verschlossen. Hier und da blieb ein Mann an der Haustür stehen, mit finsteren Blicken und geballten Fäusten den „manckitg xrrwsikms« nachstarrend. (Forts, folgt)
Vermischtes.
(„Wie m an Geld verdient.") Der Marine-Fiskus besaß in Wilhelmshaven einen parkähnlichen Garten mit mehreren Gebäuden, die er vor längerer Zeit an den Domänen-Fiskus abtrat. Dieser verkaufte vor etwa 3 Jahren das Gelände an 3 Spekulanten für 68 000 Mark. Kürzlich stellte sich nun heraus, daß der Marinefiskus behufs Erweiterung der Hasen, und Werftanlagen das Grundstück doch gebrauche. Die jetzigen Besitzer ließen es sich denn auch nach langen und schweren Verhandlungen bewegen, das Grundstück für „nur" 231000 Mk. wieder an den Fiskus zu verkaufen. Die 3 Herren aber hatten bei diesem Geschäft 163 000 Mk. „verdient."
(An einem Grashalm erstickt) Zur Warnung und Vorsicht sei folgender Vorfall wieder gegeben. Der Wegewart Oberländer in Heimburg war mit Wegearbeiten beschäftigt und hatte seine Flasche mit Kaffee ins Gras gelegt. Beim Trinken verschluckte er ein Stückchen von einem Grashalm. Dieses blieb im Schlunde sitzen und verursachte derartiges Unbehagen, daß Oberländer sich zum Arzte begab, dem es aber nicht gelang, den Grashalm zu entfernen. Als Oberländer zu Hause angelangt war, stellten sich derartige Schwellungen im Halse ein, daß der bedauernswerte Mann nach kurzer Zeit erstickte.
(Der Knallproh.) „Auf Reisen vermissen Herr Kommerzienrat Ihr prachtvolles Heim wohl recht schmerzlich?" — „Und ob! Noch im ersten Hotel komme ich mir geradezu obdachlos vor."