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Urs. SO.

Ifweitag, 10, Juli 1903

39. Jahrgang.

Rund? ch a u.

Stuttgart, 7 Juli. (Strafkam­mer.) Nach mehrmaliger Verhandlung wurde gestern wegen unlauteren Wettbe­werbs der 32jähr. verh. Kaufmann, Herrenmode-, Bijouterie- und Partie­warenhändler Sigmund Meyer von Pforz­heim zu 300 Mk. Geldstrafe und wegen Beihilfe der 42 Jahre alte verh. Kauf­mann, Agent und Zigarrenhändler Emil Löwy von Nürnberg zu 200 Mk. Geld­strafe verurteilt. Als Nebenkläger in dieser Strafsache trat der Verein der Ju­weliere, Gold- und Silberschmiede Würt­tembergs auf, vertreten durch R. A. Or. Milczewsky. Als Sachverständige wurden die Juweliere Emil Föhr nnd Menner vernommen. Im Dez. v. Jahres vor Weihnachten wurde in hiesigen und aus­wärtigen Blättern ern Zwangsverkauf von Bijouteriewaren, Colliers, Brill­anten u. s. w. angekündigt, der hier am 9. Dezember stattfinden sollte, aber zufolge Antrag des Vereins der Juweliere vom K. Amtsgericht untersagt wurde. Es handelte sich um einen Scheinverkauf im Sinne des ß 4 vergl. mit ß 12 des Reichsges. vom 27. Mai 1896; und die Waren, mit welchen Löwy hierher gereist war, gehörten größtenteiis Meyer. Meyer hatte am 14. Nov. v. I. gegen Löwy einen Zahlungsbefehl in Höhe von 8644 Mk., und da dieser keinen Wider­spruch erhob, am 24. Nov. einen Voll­streckungsbefehl in Nürnberg erwirkt, mit welchem er hier die Waren pfänden ließ und durch einen Gerichtsvollzieher ver­steigern lassen wollte. Die Angeklagten bestritten ein Verschulden, wurden aber auf Grund der Sachverständigen- und Zeugenaussagen im Sinne der Anklage für schuldig erkannt. Die Kosten des Verfahrens einschl. der den Nebenklägern erwachsenen notwendigen Auslagen wurden ihnen auferlegt und die Veröffentlichung des Urteils im Schwäb. Merkur und Neuen Tagblatt auf ihre Kosten verfügt. Die Raffiniertheit des Vorgehens, der Mißbrauch staatlicher Organe und die der Konkurrenz drohende Schädigung wurden bei der Strafbemessung gewürdigt.

Sturtgact, 4. Juli. In der Kammer der Abgeordneten ist in letzter Zeit wiederholt die Behauptung aufge­stellt worden, das K. Hüttenwerk Wasser­alfingen habe in den 9 Jahren 1876 bis 1885 einen Verlust von mehr als 2 Mill. Mk., durchschnittlich in jedem Jahr dieser Periode einen Verlust von 230 000 Mk. erlitten. Diese Behauptung ist auch in die Presse übergegangen und daselbst noch dahin erweitert worden, das Hütten­werk habe einmal 9 Jahre lang durch-

j schnittlich einen jährlichen Zuschuß von 232 000 Mk. erfordert. Demgegenüber ist folgendes zu konstatieren: Seit 1868, in welchem Jahr der Ausbau des Hütten­werks einen Abschluß gefunden hatte, finden sich nur 5 Jahre, in welchen das Hüttenwerk nicht in der Lage war, einen Ertrag an die Staatskasse abzuführen, Es sind dies die Jahre. 1878, 1879, 1880, 1881 und 1883, welche mit dem tiefsten Stand der deutschen Eisenindustrie zusammenfallen. Aber auch in diesen Jahren hat das Hüttenwerk keinerlei Zu­schuß erhalten; ein solcher ist übe! Haupt seit 1868 niemals erfolgt. In den oben genannten 9 Jahren 1876 bis 1885 da­gegen war der Ertrag des Hüttenwerks allerdings ein ungünstiger; dennoch hat es in diesem Zeitraum 480 343 Mk. an die Staatskasse abgeliefert. In dem ge­samten Zeitraum von 18681901, be­trug seine Ablieferung 7 194 627 Mark, durchschnittlich jährlich 211 607 Mark. Und in den letzten 10 Jahren, 18921901 hat das Hüttenwerk 1 835 000 Mk., durch­schnittlich jährlich 183500 Mk., zur Staats, kaffe abgeführt. Durch diese unumstöß­lichen Tatsachen widerlegt sich die unrich­tige Darstellung in der Presse von selbst.

Stuttgart, 6. Juli. Gleichzeitig mit dem Inkrafttreten der Krankenkassen- novellc am 1. Januar 1904 streben die Aerzte eine Neuregelung der Zahlungs­verhältnisse an. Um diese eventuell auch im Kampf mit den Kassen durchzuführen, wird gegenwärtig eifrig an der Organi­sation der Aerzte gearbeitet. Für Würt­temberg hat der Eßlingcr Delegierten­verband die Führung übernommen, der die Gesamtheit der freien ärztlichen Ver- j einigungen Württembergs umfaßt und die Durchführung der freien Arztwahl und die Wahrung aller sonstigen Wirtschaft-! lichen Interessen bezweckt. Ihm gehören bis jetzt folgende Vereine an: Biberach, Cannstatt, Eßlingen, Filderärzte, Freuden-' stadt, Gmünd, Göppingen, Heilbronn, Mengen-Saulgau, Nagold, Reutlingen- Pfullingen, Schorndorf, Stuttgart, Tett- nang, Ulm. Zur Entscheidung etwaiger Streitfälle zwischen Aerzten nnd Kranken- kaffen sollen gemischte Kommissionen er- richtet werden, und zwar sowohl lokale als auch eine Landeskommission, zu der seitens des Eßlinger Delegiertenverbands gewählt wurden für den Neckarkreis Pros. Dr.Königshöfer-Stuttgart, für den Donau-! kreis Dr. Klemm-Ulm, für den Jagstkreis! Dr. Weiß-Gmünd, für den Schwarzwald- j kreis Dr. Langbein-Pfullingen.

Der Verbandstag . der deutschen Touristenvereine, der voi?^ so ausgezeichnetem Verlauf Stuttgart

abgehalten worden ist, findet diesmal am 5., 6. und 7. September in dem roman­tisch gelegenen Städtchm Altenahr in der Eifel statt. Dem Verbände gehören aus Württemberg der Schwäbische Alb- verein, der Württ. Schwarzwaldverein und der Verein für Fremdenverkehr, aus Baden der Badische Schwarzwaldverein, aus Bayern der Bayerische Waldverein, der Fichtelgebirgsverein, der Fränkische Schweizverein, der Freigerichter Bund als Verbandsvereine an und es hat sich aus der Milte dieser Vereine schon jetzt eine kleine Wanderschar gesammelt, um den Verbandrtag gemeinsam zu besuchen. (Weitere Anmeldungen an die Vereins­vorstände.) Altenahr ist ein würdiges Wanderziel, nicht bloß wegen seines be­rühmten Weins, sondern noch mehr wegen seiner wildromantischen Lage zwischen den zerrissenen, burggekrönten Felsen des Ahr­tals und wegen der anziehenden Wander­gelegenheit in dem alten Vulkangebiet des Eifelgebirges. Das Ahrtal mündet bei Remagen (zwischen Bonn und Ander­nach) in das Rheintal aus und ist mit dem Rheintal durch eine Seitenbahn ver­bunden. Mit dem Besuch von Altenahr lassen sich vorher und nachher lohnende Fußwanderungen im Eifelgebiet in reicher Auswahl verbinden. Ein lebhafter Besuch des Berbandstags aus dem Süden wäre der schönste Beweis von der Einsicht, daß das Wandern im eigenen deutschen Vaterland auch zu den patriotischen Tu­genden gehört. Eine schöne Frucht der gemeinsamen Tätigkeit ist die vom Verband unternommene Herausgabe des Deutschen Wanderbuchs", dessen I. Band Süddeutschland," soeben die Presse ver­läßt und gerade recht zu Beginn der Ferienreisen erscheint. Band IIMittel- und Norddeutschland" wird voraussicht­lich schon im nächsten Frühjahr zur Aus-, gäbe gelangen.

In Ottenhausen bei Neu­enbürg fiel der Bauer Joh. Kusterer infolge Scheueus seines Pferdes vom Wagen und brach das Genick.

Neuenbürg. 7. Juli. Die Ausführ­ung des seit Jahren geplanten Elektrizi­tätswerks für die hiesige Stadt ist nun­mehr in die Nähe gerückt. Nachdem die bisher bestandenen Hindernisse so ziem­lich beseitigt sind, haben die bürgerlichen Kollegien einmütig den Beschluß gefaßt, das Elektrizitätswerk mit einem Kosten­aufwand von rund 125 000 Mark unter Verwendung einer größeren Wasserkraft oberhalb Neuenbürgs, der sogen. Wasser­stube, zur Ausführung zu bringen. Mit- bcstimmend war dabei die Absicht, dem Kleingewerbe durch Beschaffung billiger