MUadcr EliwniK

Amtsblatt

füv die Stcröt WiLöbaö.

Erscbeint Montag, Mittwoch und Freitag

Bestellpreis in cl. Allustr. Sonntagsblatt vierteljährl. 1 Mk. 10 Pfg.(monatl. im Verhältnis). Bei allen württ. Postanstalten u. Boten im Orts- u. Nachbarortsverkehr vierteMhrl. 1 15 ^ : außerh. desselben 1 Mk. 20 ^;

hiezu 15 Bestellgeld.

Anzeiger

fürr Wiköbcrö unö Hlrngebung.

Die Einrückungsgebühr

beträgt für die einspaltige Zeile oder deren Raum 8 Pfg., auswärts 10 Pfg., Reklamezeile 20 Pfennig. Anzeigen müsten spätestens den Tag zuvor auf gegeben werden- Bei Wiederholungen entsprechender Rabatt. Stehende Anzeigen nach Uebereinkunfl.

Nro. 73.

Mittwoch, 24. Zurri 1903

39. Zcrhvgang.

Rundschau.

Se. Maj. der König hat dem Prof. I)r. v. Bruns an der medizin. Fa­kultät der Universität Tübingen den Titel eines konsultierenden Leibarztes verliehen..

Das landwirtschaftliche Hauptfest wird am Samstag den 26. September d. I. vormittags 10i/z Uhr auf dem Wasen bei Cannstatt abgehalten. Bei diesem findet Preisverteilung für Pferde, Rindvieh, Schafe, Ziegen und Schweine an württembergische Züchter statt, ferner eine Vorführung von 6 dreijährigen Hengsten aus dem Kgl. Landgestüt unter dem Reiter und am Traberwagen, weiter eine Vorführung von Remonten wärt- tembergischen Ursprungs vom Remonte- depotS Breithülen und endlich ein Vor­reiten älterer Pferde der Kavallerie sowie das Vorfahren eines bespannten Geschützes der Feldartillerie. Mit dem Fest wird außeroem eine Ausstellung der prämierten und sämtlicher zur Preisbe­werbung zugelassener Rinder, Ziegen und Schweine, sowie von landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten, non Obst, Trau- ben-und anderen landwirtschaftlichen Er­zeugnissen verbunden werden.

Neuenbürg, 23. Juni. Bei der gestern in Salmbach vorgenommenen Schultheißenwahl erhieltForstwartGnamm von 4? abgegebenen Stimmen 35 und ist somit gewählt.

Calw, 20. Juni. Die Stichwahlen finden in Württemberg am 25. Juni statt. Zum ersten Mal seit Begründung des deutschen Reiches ist im 7. Wahlkreis eine Stichwahl notwendig geworden. Bei der Stichwahl handelt es sich um dieje­nigen 2 Kandidaten, welche die höchste Stimmenzahl erlangt haben. Es stehen sich also in unserem Bezirk die 2 Kan­didaten Schrempf mit 7778 und Schweik- hardt mit 5971 Stimmen gegenüber; die anderen Kandidaten scheiden in der Stichwahl aus. Bei der Hauptwahl hat ein schwaches Viertel der Wähler nicht abgestimmt. Wer aus der Stichwahl als Sieger hervorgehen wird, ist nicht vor­auszusehen. Es wird darauf ankommen, ob sämtliche sozialdemokratische Stimmen (2976) Schweickhardt zufallen; auch die 425 Stimmen des Zentrums fallen sehr in die Wagschale. Da Schweickhardt Re- serveoffizier ist und als solcher manchem sozialdemokratischen Wähler fern steht, da Schweickhardt ferner als Offizier einer weiteren Hceresvermehrung zustimmen wird, so wird es ungewiß sein, ob er sämtliche sozialdemokratische Stimmen auf sich vereinigen wird. Weiter wird es darauf ankommen, ob bei der Stichwahl stärker oder schwächer abgestimmt wird, ob namentlich die 25°/g säumigen Wähler

zur Wahlurne schreiten uud wem die meisten Stimmen dieser Reserve zufallen.

Calw, 23. Juni. Die bevorstehende Stichwahl hat den Wahlkampf in erneuter und heftiger Auflage gebracht. Die Par­teien sind emsig an der Arbeit, um den Wahlkreis für sich zu erobern. Die Volks­partei giebt sich alle Mühe, Schrempf po­litisch mundtot zu machen und es werden hiebei Mittel gebraucht, die weit über das Maß des Erlaubten und des Anstandes hinausgeheu. Unglaubliche Lugen wurden über Schrempf verbreitet, ja der Kampf ist soweit gediehen, daß den Anhängern Schrempfs mit Entziehung der Kundschaft und Schädigung ihres Geschäfts gedroht wird. Der Haß gegen Schrempf in den demokratischen Kreisen kennt gar keine Grenzen. Mit Ekel und Entrüstung wen­den sich daher die vornehm denkenden in der Bürgerschaft von diesem verwerf- lichey demagogischen Treiben ab. Die Aussichten für Schrempf sind infolge der über alle Maßen gehässigen Gegenagitation in den letzten Tagen bedeutend gestiegen, umsomehr, da viele kleine Leute und Landleute wie auch viele Sozialdemokraten an der Stellung Schwerkhardts als Re­serveoffizier sich stoßen.

Tübingen, 19. Juni. (Strafkam­mer.) Anläßlich einer Hochzeitsfeier in Nebringen.OA.Herrenberg, kam es zwischen zwei Burschen zu einer Schlägerei. Die ledigen Bauern Jakob Mozer und Jo­hannes Gauß von Nebringen haben den Taglöhner Bauer von Oeschelbronn mit Stöcken und Prügel wegen eines Mäd­chens schwer traktiert, sodaß er 14 Tage arbeitsunfähig war. Deswegen vom Schöffengericht Herrenberg zu je 5 Tagen Gefängnis verurteilt, legten Mozer und Gauß gegen jenes Urteil Berufung ein. Gestern wurde gegen jeden der Ange­klagten auf eine Geldstrafe von je30M. erkannt.

Tübingen, 20. Juni. Die Tüb. Chronik" meldet: Die heutige Schwur- gerichtsverhandlung mußte schon nach ! '/sstündiger Dauer unterbrochen und aus Montag verschoben werden, weil einer der Geschworenen plötzlich krank wurde und die Ersatzgeschworenen bereits entlassen waren. Cin anderer Geschworener hatte gestern das Unglück, einen Fuß zu brechen, er mußte der chirurgischen Klinik über­geben werden.

Göppingen, 19. Juni. Gestern stand der frühere Gehilfe der hiesigen Oberamtspflege, Scheerer, vor den Schranken des Schwurgerichts in Ulm; derselbe hatte während seines 2'/sjährigen Aufenthaltes hier im Ganzen 5000 Mk veruntreut und die Sparkassenbücher und Register gefälscht. Dafür traf ihn eine

Gefängnisstrafe von 2 Jahren 9 Mona- ten. Die unterschlagene Summe hat der frühere Prinzipal des Scheerer, Ober­amtspfleger Vaihinger, zu decken, da Scheerer selbst vermögenslos ist-

Ulm, 20. Juni. Das kürzlich von der hiesigen Gewerbebank behufs Ver­größerung des einer Erstellung eines Bankgebäudes dienenden Bauplatzes au­gekaufte Jack'sche Haus wird durch Werk­meister Rückgauer in Cannstatt etwa 20 m weiter rückwärts transportiert, damit Platz für den Neubau gewonnen wird.

Baden, 23. Juni. Letzte Nacht ist die Fischkulturanstast Gaisbach oberhalb Lichtental, ein beliebter Ausflugspunkt sür die Besucher unseres Kurorts, bis auf den Grund niedergebrannt. Die Fischbruten und Nachzuchten konnten nur zum kleinsten Teil gerettet werden.

Karlsruhe, 20. Juni. Der Bund der Landwirte im 9. Wahlkreis beschloß, in der Stichwahl für Wittum (Natl.) einzutreten.

Darm stadt, 18. Juni. Von einem tragischen Unglücksfall wurde ge­stern hier ein junges Ehepaar betroffen. Es war vormittags standesamtlich ge­traut worden und beabsichtigte heute nach der kirchlichen Trauung eine Hochzeits­reise in die Schweiz anzutreten. Zu diesem Zweck ordnete der Mann abends das Reisegepäck, bei welcher Gelegenheit er einen Revolver zu Hand nahm. Beim Hantieren mit diesem entlud sich ein Schuß, die Kugel traf die junge Frau so unglücklich in die linke Brust, daß sie sofort tot zusammenbrach.

Nürnberg, 19. Juni. Die Be­schwerde der Waarenhausfirma Tietz ge­gen die ortspolizeiliche Vorschrift über die Feuersicherheit in Waarenhäusern, wonach die Verkaufsräume nur im Erd­geschoß und im ersten Stockwerk zu lie­gen haben, ist vom Ministerium abge­wiesen worden.

Ein neuer Weinfälscherprozeß spielte sich in Landau in der Pfalz ab. Georg Decker, Küfer jnnd Weinhändler in Landau, hatte sich wegen Weinfälsch, ung zum Zwecke der Täuschung iu Han­del und Verkehr, wegen Zusatzes von Glyzerin zum Wein, ferner wegen Feil­haltens und Verkaufs .der auf diese Weise hergestellten Weine zu verantwor­ten. Wie die Pf. Presse berichtet, besitzt der Angeklagte etwa 1'l» Morgen Wein­berg. Dagegen verkaufte er in der Zeit vom 1. Oktober 1902 bis zum 31. Januar 1903 nach Ausweis seiner Bü­cher 75 473 Liter Wein zum Preise von 190 bis 210 Mark das Fuder (in der Pfalz 1000 Liter) als rationell gezucker- len und analysenfesten, während bei