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Gemeinnütziges.

Für Menschen, welche durch ihren Beruf genötigt sind, tagein, tagaus eine bestimmte Stellung im Stehen oder im Sitzen inne zu halten, empfiehlt es sich, dieselbe öfters zu wechseln durch Aufstehen, Ab- und Aufgehen im Zimmer, mit einigen, gymnastischen Bewegungen verknüpft, wie z. B. Bücken mit geradem Oberkörper, Biegungen, Kreuz-, und Kniebeuge, Dreh­ungen des Kopfes, Recken der Arme nach oben, nach hinten, Drehungen im Kreuz usw. Ganz besonders sind zu empfehlen dabei 10 bis 20 liefe Atemzüge, womög­lich bei geöffneten Fenstern zu machen. Durch diese kleinen sehr wohlthuenden und erfrischenden Hebungen werden Neig- ung zu Blutstauungen nach dem Kopfe und anderen Organen, zu Hämorrhoidal- krankheiten u.sw. vermieden. Solche Ueb- ungen sind dringend zu empfehlen, da sie die Gesundheit erhalten und vor Krank­heit schützen. Sie sind eine große Wohl- that für alle Menschen, die in geschlossenen Räumen arbeiten müssen.

(Wäscheregeln.) Essig sogleich zu der Waschbrühe gegeben, erhält blaß- rote und grüne Farben; zum letzten Wasser gegeben, stellt er veränderte hoch­rote Farben wieder her. Soda erhält Purpurrot und Bleibla«; reine Pottasche erhält und bessert Schwarz aus reiner Wolle. Ist die Farbe in Geweben durch Saucen verändert, so stellt Salmiakgeist mit 12 Teilen Wasser verdünnt, sie wie- der her; ist sie durch Alkalien verändert, so setzt ein Zusatz von Essig sie wieder in den ursprünglichen Stand.

MnLerhal'Lenöes.

Der Diamant des Levantiners.

Erzählung aus dem Orient von Rosenthal-Bonin.

(8) (Nachdruck verboten.)

Das glaube ich nicht. Doch wohl nur hier und am Gewürzbazar. Meiner Tochter ist das Tuch ohne weitere Er- klärung, als diese, gegeben worden."

Gut, so will ich mit dieser schrecklichen Fahne den Gasthos verlassen."

Ich bestellte den Agenten wieder für den nächsten Nachmittag um sechs Uhr, und begab mich dann hinunter in den Speisesaal, denn ich hatte nach den Auf­regungen und Anstrengungen des Tages' gewaltigen Hunger.

In dieser Nacht träumte ich, daß sich bei einem Spaziergang, den ich mit der schönen Jndierin auf der Schubraprome- nade unternommen, die Dame plötzlich in einen Tiger verwandelt und mich ange- fallen habe. Als ich am nächsten Morgen erwachte, war ich wenig erfrischt. Jetzt stand mir die Zusammenkunft mit der Limbabje Kerun bevor, ich war im Be­griff, eine bedenkliche Brücke nach dem Palast Mansur zu schlagen. Machte in meinem ermatteten Zustande sich schon die drohende Gefahr, die in jener Anknüpf­ung lag, die unheimliche Atmosphäre jener Palastintriguen bei mir geltend? Hatte die indische Zauberin schon einen unsichtbaren Pfeil ans mich gesandt, der meine Thatkraft. meine Widerstands- kraft lähmen sollte?

Ich hatte ein Gefühl, als ob es besser wäre, mich gar nicht weiter in den be­denklichen Handel einzulasien. Doch nein!

.Das wäre feig und töricht gewesen. Ich hatte die Sache einmal übernommen, jetzt hieß es, ohne Zagen hinein in das Abenteuer!

Unter solchen Erwägungen hatte ich mich ««gekleidet, mein Frühstück einge­nommen und stieg nun die mattenbelegten Marmorstufen des Gasthofes hinab. Unten zog ich das bunte Taschentuch hervor und schritt, mich hindurchwindend durch die Eseltreiber, Kutscher und Kameelbesitzer, die mich umdrängten und in allen möglichen Sprachen mir ihre Tiere und Dienste anpriesen, dem Esbekiyeplatze zu.

Ein Eseljunge mit einem Grautier war mir gefolgt.Hoher Herr, h er ist mein Esel, Sie nach dem Gewürzmarkte zu führen", sprach der Bursche mich an. Ich bekomme dafür drei Piaster."

Wer hat Dich beauftragt?" fragte ich auf arabisch.

Eine alte Frau."

Die Du kennst?"

Nein, ich habe sie noch nie gesehen. Sie schickte mich heute Morgen zum Gasthofe und sagte, der Herr solle auf dem Attarin sich nur ordentlich die Augen wischen, denn es sei viel Stand auf den Straßen.'

Ich verstand diesen Wink, gab dem Jungen das Geld, bestieg den Esel und ritt in scharfem Trabe, während der unaufhörlich das Tier anstachelnde, schreiende Eseltreiber hinter mir her trottete, in die menschenwimmelnde Muskistraße hinein und dem Bazarviertel zu.

Bald war der mit Hunderten von Trödelbuden besetzte Platz erreicht. Der Bursche hielt den Esel, ihn am Schwanz ziehend, an, ich stieg ab, stellte mich etwas abseits von dem Getümmel auf, zog das bewußte Taschentuch hervor und wischte mir damit über daS Gesicht. Da legte sich eine Hand auf meinen Arm, und neben mir stand ein altes häßliches Nubierweib mit einem unverschleierten Gesicht, das wie glänzend schwarz lackirt aussah, eingehüllt in einen bunten Kattunmantel, eine mächtige Bastkorbtasche am Arm tragend.

Ich wollte das Tuch einstecken, sie nahm es mir jedoch ab.

Der hohe Herr hat mich, die Lim­babje Kerun, zu sprechen gewünscht", kam es auf arabisch von ihren dicken Lippen.

Ja, Limbabje, ich möchte Dich etwas fragen. Es geschieht, wenn Du mir aufrichtig antwortest, Niemand ein Scha­den daraus, und erfahre ich, was ich will, so wirst Du einen schönen Lohn davon­tragen."

Es ist gut, hoher Herr. Soweit ich kann, will ich Dir mit Wahrheit dienen."

Ich bin ein vornehmer Herr, Lim­babje, und war zu Besuch bei Deinem Herrn. Dort sah ich die Lolah."

Laßt die Lolah, Herr! Sie ist mein Täubchen ich habe sie zu bedienen und will nicht, daß man sie erwürgt und mir den Kopf abhaut und wir i« den Nil geworfen werden. Die Loloh ist schon unsinnig genug. Nichts thue ich da, Herr, nichts!"

Wie viel nimmst Du jährlich ein, Limbabje?" frug ich ruhig. Ich hatte Kenntnis im Verkehr mit dergleichen dienstbaren Geistern.

Sechshundert Piaster, Herr, sechs­hundert Piaster ohne die Geschenke, die mehr als das ausmachen."

Gut, Limbabje, ich gebe Dir sechs­hundert Piaster, wenn Du mir in der Sache dienst, die ich vorhabe."

Wenn es nichts Unrechtes ist, mur­melte die Schwarze.

Es ist nichts Unrechtes", beruhigte ich sie.Ich möchte Lolah etwas schenken. Sage mir, was sie gern hat."

Du kannst Lolah nichts schenken, Herr, denn sie hat Alles, sie ist reich, sehr reich. Du kannst ihr nichts schenken, was sie nicht schon schöner hätte, Herr."

Also hat sie die Lichtsteine gern?" warf ich ein.

Sie ist vernarrt in sie, unsinnig verrückt!"

Frag' die Lolah, ob sie von mir einen schönen Stein sie weiß welchen zum Geschenk annehmen will."

DaS darf ich nicht, Herr!"

Du darfst eS, wenn Du willst. Für diese Anfrage allein, wenn Du mir bei Allah schwörst, daß Du sie bestellen willst, erhältst Du hundert Piaster. Ich will nichts Unrechtes, das wirst Du sehen", versicherte ich der Alten mit dem Tone der Ueberzeugung.

Diese schaute zur Erde, dann mich an.

So schwöre ich. Allah soll mich strafen und verderben, wenn ich die Frage nicht bestelle."

Und mir ehrlich Antwort sagst, daS verlange ich auch noch," schob ich ein.

Und Dir ehrlich Antwort sagen, hoher Herr", fügte die Alte hinzu.

So, hier ist das Geld," sagte ich, der Schwarzen fünfzig Franken in Gold in die Hand schiebend.Nun beantworte mir noch eine Frage"

Ich habe keine Zeit mehr," rief die Alte unruhig.

Bleib noch einen Augenblick. Ich lohne es Dir reichlich, wenn Du mir die Wahrheit sagst. Hat Lolah vielleicht vor einem Monat auf Geheiß des Paschas zugegen sein müssen, als ein junger Mann, ein Levantiner, den Herrn besuchte?"

Kaum waren diese Worte aus meinem Munde, so zog die Alte ihren Mantel vor das Gesicht und rannte wie besessen von mir fort in das Gewühl der Menschen hinein. Bevor ich mich noch von meiner Ueberraschung erholt hatte, war sie meinen Blicken entschwunden.

Ich stand ziemlich verdutzt da, dann ärgerte ich mich, daß die Person auf diese Weise mir durchgegangen war. Dar­auf jedoch überlegte ich, daß dies plötzliche Davonrennen bei meiner Frage, diese er­schreckte Flucht eine Antwort war, wie ich sie mir nicht besser wünschen konnte. Das Benehmen der Schwarzen sagte mir: es ist so, der Pascha hat die Jndierin auch bei Josua Ephraisie als Lockvogel benutzt, und es knüpft sich eine für die Schwarze furchtbare Erinnerung daran. Darum nur erschrack sie so, als ich der Sache Erwähnung that.

So viel stand jetzt fest bei mir: es war eine dunkle That, welche mit dem Verschwinden des Levantiners zusammen­hing, im Kreise des Hauses Saref Pa­schas begangen worden die Jndierin spielte dabei mit und die Schwarze wußte davon.

Welche Absichten konnte denn nun aber der Pascha mit dem jungen Levan­tiner gehabt haben? Wenn er durch die Jndierin mich zum Kaufen seiner Alter- tümer verlocken wollte, so verstand ich das. Aber Josua Ephraisie wollte doch sicher keine derartigen Dinge von dem