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„Sie thun das nicht mehr, seitdem der Wächter ertrunken ist
„Ja, hoher Herr, sie werden sich wohl fürchten."
„Kommt sonst Niemand in den Garten, als die Frauen?" fragte ich weiter. „Der Besitzer nie?"
„O ja, hoher Herr, der Pascha ließ sich auf seinem Wägelchen auch oft in dem Garten umhecfahren. Dann mußten Hohed und ich das Gefährt ziehen, denn der Pascha ist sehr all und läuft nicht mehr gern. Er brachte auch manchmal Gäste mit, natürlich, wenn die Frauen nicht anwesend waren."
„Wohl nur Freunde von ihm, Herren seines Alters," äußerte ich, mir eine Cigarette ansteckend.
„Meistens, hoher Herr, jedoch in der letzten Zeit auch einmal einen Jüngeren, einen Fremden. Ich sah ihn zufällig auf der Te rasse vor dem Hause neben dem Pascha sitzen. Die Herrschaften mußten wohl aut dem Wasserwege gekommen sein, denn durch die Pforte waren sie nicht eingetreten."
„Also hat das Besitztum auch einen Zugang vom Wasser her?"
„Ja, hoher Herr, der darf aber von den Frauen nicht benutzt werden, der Pascha har den Schlüssel und gibt diesen Niemand."
„Demnach kommt der Pascha wohl von der Wasserseite?"
„Manchmal, hoher Herr, fast stets that er das mit Gästen. Das Haus und die Gärten sehen sehr schön von der Wasserseite aus."
„Und ist der Pascha seit dem Tode des Wächters auch nicht mehr in den Gärten gewesen?"
„Nein, hoher Herr. Der Pascha kommt manchmal wochenlang nicht mehr heraus. Cr hat ja einen noch größeren schattigen Garten bei seinem Palast in der Stadt. Im Juni, wenn der Khedive an's Meer nach Alexandrien reist, geht Saref Pascha auch dort hin. Früher wohnte der Pascha manchmal längere Zeit hier namentlich im April und Mai, jetzt führt er meist nur Besuche hierher. Der Herr ist eben sehr alt, uud der Weg von der Stadt weit."
Ich hätte mir gern das -Schlößchen nnd namentlich die Terrasse einmal angesehen, hielt es aber nicht für klug, jetzt damit hervorzutreten. Ich dankte dem graubärtigen Manne für die angenehme Unterhaltung, die er mir auf dem einsamen Spaziergange hier geboten, sagte ihm, daß ich wohl noch öfters hier wandeln würde, da ich für einige Zeit in der Nähe Wohnung zu nehmen gedächte, schenkte ihm schließlich zwei Piaster und schleuderte auf einem Umweg zum Nilarm und zur Fähre nach Alt-Kairo zurück.
Was ich von dem Fellachen erfahren hatte, war wenig. Mir fiel nur das Eine auf, daß der alte Pascha öfters Besuche hierher führte uud unter diesen ausnahmsweise sich auch ein junger Mann befunden halte. Dies schien ungefähr um jene Zeit gewesen zu sein, als Josua Ephraisi spur- los verschwand. Damit war jedoch bis jetzt keineswegs bewiesen, daß jener junge Gast des Paschas der Sobu des Levantiners gewesen und daß, falls er eS wirklich gewesen war, der Besuch des Landhauses in Verbindung mit seinem Verschwinden stand. Ferner hatte dieser eine Ausflug, der höchstens eine halbe Stunde für die Hin- und ebenso für die Rückfahrt in Anspruch
nahm, mir nicht erklärt, wo Josua Ephraisi seine Zeit zubrachte.
(Fortsetzung folgt.)
Lokakes.
— Am Tage der Feier des Geburts- festes Seiner Majestät des Königs, den 26. Februar, ist der hiesige Post- sch alt er, wie an Sonn- und Feiertagen, nur von 11—12 Uhr vorm, geöffnet. Die Brief- und Packetbestellgänge, sowie die Briefkastenleerungen finden wie an Sonntagen statt. Der Landbestelldienst ruht.
Wildbad, 23. Febr. Gestern Nach- mittag fand im Gasth. z. „Eisenbahn" die d-esjährige General-Versammlung der hies. Bereinsbank statt, welche auch von auswärts sehr zahlreich besucht war. Nachdem Herr Vorstand Treiber die Versammlung eröffnet gab Herr Direktor Bätzner einen Rückblick über das verflossene Geschäftsjahr und die Ergebnisse der Bank, welche wieder als sehr günstige bezeichnet werden können, trotzdem die allgemeine Geschäftslage, wenig befriedigend war. Nach dem vorgetragenen Rechenschaftsbericht betrug der Reingewinn 29394 Mark gegen Mk. 22966 im Vorjahre. Hievon wurde wieder eine Dividende von 6°/o verteilt und dem Reservefonds 14 506 Mk. zngewiesen, welcher nunmehr die Höhe von 135000 Mark erreicht hat. Die Spareinlagen haben wieder um mehr als 100000 Mark zuge nommen und betragen jetzt 1430217 Mk. Der Umsatz betrug 1l 511504 Mk. gegen 10742 921 Mk. im Vorjahre. Die Mitgliederzahl ist auf 637 gestiegen. Nach Erledigung des Rechenschaftsberichts wurden die Neuwahlen vorgenommen, bei welchen die bisherigen Mitglieder wieder- gewählt wurden. Es erhielten: Als Vorstandsmitglied Herr Wilh. Ulmer hier
78 Stimmen, als Aufsichtsratsmitglieder die Herren Karl Maier, Holzhändler hier 63 und Fr. Kuch, Zimmermeister hier 55 Stimmen. Im ganzen wurden
79 gütige Stimmen abgegeben. Zum Schluß sprach Herr Jean Bäcker der Baukleituiig für ihre umsichtige und erfolgreiche Thätigkeir im verflossenen Jahre den Dank der Versammlung aus. Ein Antrag des Hrn. Decker aus Calmbach die Zahl der Aufsichtsratsmitglieder von 7 auf 9 zu erhöhen und di. Zahl der auswärtigen Mitglieder in demselben statutenmäßig festzulegen, wird bei der nächstjährigen General-Versammlung zur Abstimmung kommen.
Vermischtes.
(In die Falle gegangen.) Als General von Wahl Gouverneur von Kiew war, erhielt er eines Tages den Besuch einer armen Frau, der Witwe eines Polizeibeamtcn. Lange Zeit schon hatte sie um die ihr zustehende Pension nachgesucht; doch der Polizeimeister, an den sie sich gewendet, wies sie stets in rohester Weise ab. Da kam sie schließlich zu dem Gouverneur und klagte diesem ibr Leid. „Setzen Sie sich und schreiben Sie Ihre Sache auf," sagte der General, nachdem er die Frau gehört, und deutete auf den Schreibtisch. Zitternd nahm die Frau Platz und schrieb nach dem Diktat des Generals eine lange Bittschrift. „So! Jetzt adressieren Sie das Schreiben und warten Sie im Nebenzimmer." Einige Minuten später wurde die Frau wieder
hereingerufen; der General überreichte ihr ein versiegeltes Schreiben und sagte: „Bringen Sie diesen Brief dem Polizeimeister ; doch öffnen Sie ihn nicht und kommen Sie zu mir, so bald Sie Antwort haben!" Am Ende der nächsten Woche erschien die Frau wieder im Palaste, doch diesmal in fröhlichster Stimmung; ihre Pension war bewilligt worden, und sie versicherte den Gouverneur ihres herzlichsten Dankes. „Sie brauchen mir nicht zu danken; ich habe nur meine Pflicht gethan!" erklärte der General und schrieb sofort folgende Ordre aus: „Der Polizeimeister von Kiew ist auf der Stelle von seinem Posten zu entheben nnd nach Sibirien zu schicken. Grund: weil er ein Gesuch bewilligt hat, für dessen Gewährung er 50 Rubel annahm." General von Wahl hatte nämlich dem Brief der Witwe an den Polizeimeister eine Banknote in diesem Betrage beigelegt — Bären mit Menscheufleisch gefüttert hat eine Zigeunerbande, von der dem Wiener „Deutschen Volksblatt" aus Marchegg unterm 12. ds Mts. geschrieben wird: Vor einigen Tagen kam durch unsere Stadt eine gänzlich herabgekommene Zigeunerbande mit acht großen starken Bären und etlichen Pferden. Unter Gendarmeriegeleit wurde das Gesindel bis nach Aspern gebracht und dort an Ungarn abgetreten. Von Malaczka trifft nun folgende Nachricht ein: In den nahe be.i Malaczka gelegenen Palffyschen Wäldern bemerkten zwei mit Holzhauen beschäftigte Slowaken die herannahenden Zigeuner. Einer der Arbeiter versteckte sich in sen Aesten eines Baumes. Von da aus mußte er mit ansehen, wie die Unmenschen seinen Kameraden knebelten und den hungernden Bestien zum Fraß vorwarfen. Ganz geängstigt, traute er i sich erst lange darauf, als die Bande den Ort ihres Verbrechens verlassen, aus seinem Versteck hervor und verständigte nun die Gendarmerie von Malaczka über das Vorgefallene. Weit hinter dem Ort wurde man der Horde habhaft. Einer der Bären wurde erschossen und in seinem Innern noch vorhandene Ueberreste von Menschenfleisch gesunden. Auch die sieben anderen Raubtiere wurden daraufhin getötet. Aus verschiedenen ungarischen Gemeinden, die die Zigeuner passiert, fehlen zusammen sechs Kinder; man vermutete, daß sie von den Zigeunern entführt worden seien; da sie sich aber unter dem Trupp nicht vorfanden, glaubt man, daß sie möglicherweise auch den Bären preisgegeben worden seien. —
Gemei nn ittzig es.
(Kartoffeln als Reinigungs- mittel.) Der Abgang der rohen Kartoffeln, die Schale, ist, in Stücke geschnitten und nicht mit zu viel Wasser gemischt, das beste Reinigungsmittel für Karaffe» und beizt selbst veraltete Flecken aus dem Glas.
(Tintenflecke aus Teppichen u. Wollstoffen zu entfernen.) Auf den Fleck träufelt man ein wenig süße Milch und saugt dieselbe mit einem Stückchen reiner Watte auf. Dieser Verfahren muß mehrere Male wiederholt werden. Schließlich wird der Fleck mit reinem Seifensud ausgewaschen und mit einem Tuche trocken gerieben. Ist der Fleck schon älter und eingetrocknet, so muß die Milch länger darauf stehen bleiben.