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Uro. 23.
Rundschau.
— Der Straßenbauinspektor Sch ad in Calw wurde seinem Ansuchen gemäß aus die erledigte Straßenbauinspcktion Cannstatt versetzt.
Neuenbürg, 18. Febr. Im Vereins- register des K. Amtsgerichts wurde zu dem »Evangelischen Verein" in Wildbad heute eingetragen: In der Dorstands- sitzung vom 1. August 1902 wurde an Stelle des ff Stadtpflegers Gottlob Ro metsch in Wildbad, der Gerichtsnotar a. D. Hermann Fehleisen in Wildbad und in der Vorstandssitzung vom 4. Febr. 1903 an Stelle des ff Theodor Klunzinger in Stuttgart der Bankdirektor Karl Bätzner in Wildbad als Vorstandsmitglied gewählt.
Calw, 16. Febr. Bei dem hente nachmittag stattgehabten Verkauf einiger Objekte aus der Staelin'schen Liqurdations- Masse wurden erzielt: für die Villa in der Lederstr. (Anschlag 70 000) 20000 Mark, 1 Scheuer mit Stall daneben (12 000) 7000 Mk., Waldecker Hof mit unausgebauter Wasserkraft (31850) 18 000 Mk., was einen Mindererlös von 72 000 Mk. ergiebt. Das Fabrikanwesen kam nicht zum Verkauf. Für einige kleinere Grundstücke wurden mä- ßige Uebererlöfe erzielt.
Münsingen, 20. Febr. Nach einer vorläufigen Feststellung hatte die heutige Landtagsersatzwahl im hiesigen Oberamt folgendes Ergebnis: Schmid (Zentr.) erhielt 1663 Stimmen, Reihling lVolksp.) 1557 St. und Hermann (Bauernbund) 1447 St. Es findet demnach eine Stichwahl zwischen dem Kandidaten des Zentrums und dem der Volkspartei statt.
Freudenstadt, 18. Febr. Metzgermei. ster M. Buck hier schlachtete gester nein fünf Wochen altes Stierkalb mit dem seltenen Gewicht von 214Pfund.DiesesPrachtexem» plar (Simmenthaler Rasse) kommt aus dem Stall des Küfers Seiler in Aach.
Vom OA. Riedlingen. Welche Unsummen in früheren Kriegszeiten ver- schlungen wurden, zeigt ein Ueberblick, der sich in Munderkingen auf Grund amtlicher Verzeichnisse gewinnen läßt. Das kleine Donaustädtchen, damals keine tausend Bewohner zählend, mußte im 30jährigen Krieg 150 000 fl. aufbrmgen. Während des französisch-niederländischen Kriegs 1676/79 wurden gegen 22000 fl. gebrandschatzt; bei der französischen In- pasion von 1690 über 42 000 fl., während des spanischen Erbfolgekriegs über 77 000 fl., in dem polischen Krieg wegen der Königswahl von 1734 bis zum Wiener Frieden über 35000 fl., dazu kommen j noch einige andere Verluste von etwas
Montag, 23. Kebruar 1903
12 000 fl. Eine Rechnungsstellung, am 1. Mai 1791, vom Magistrat unterzeich, net, weist 206 320 fl. 11 Kr. auf. Am tollsten trieben es die französischen Heere, gleichviel, ob sie als Feinde oder als Verbündete und Freunde kamen. Sie erhoben 1796 Kontributionen von 3000 fl, in den nächstfolgenden Jahren 15000 fl., von 1805 bis 1806 gegen 32000 fl., von 1810—15 gegen 5500 fl., zusammen über 55000 fl. Dabei darf nicht unerwähnt bleiben, daß die Rechnungsverzeichnisfe nur mehr teilweise vorhanden sind, so daß die Gesamtsumme eine noch größere ist. Eine halbe Million Gulden an Bargeld allein ist mit ziemlicher Sicherheit von 1618—1815 aus der kleinen Bevölkerung herausgepreßt worden.
— Der „Straßb. Post" wird über Grabarbeiten bei Großgartach geschrieben: Der Entdecker des Steinzeit- dorfes von Großgartach, Hofrat Dr. Schliz, ließ letzte Woche in Gegenwart des Geheimrats Dr. Wagner von Karls- ruhe, des Direktors Professors Doktor Schuhmacher-Mainz und des Professors Dr. Sixt-Stuttgart dort weitere Grab- ungen vornehmen. Es wurden hierbei folgende Thatsachen festgestellt: 1. In einer 77 Quadratmeter großen Grotzgar- tacher Wohnstätte ergab der Detritus eine bis zur untersten Schicht hinabrei- chende Mischung der Linearkeramik und des sogenannten Großgartacher Typus. Die Gleichzeitigkeit beider Typen der Keramik ist nach Direktor Schuhmacher damit für Großgartach erwiesen. 2. Hütten nur mit Linearkeramik finden sich an den Außenteilen des Steinzeitdorfes, Sie zeigten einfachen Grundriß und erwiesen sich als Feldscheuern und Schober. 3. Ein Reihengräberfeld der nevlithischen Periode wurde angeschnitten. Die Skelette lagen gestreckt von Westen nach Osten und hatten als Beigaben Feuersteinmesser, Zierscheiben aus Knochen, Gefäße, verziert mit den Großgartacher Typen. Damit ist auch der Friedhof zum Dorf der Steinzeit gefunden.
Baden-Baden, 18. Febr. Die diesjährigen Rennen werden vom 23. August bis 30. August stattfinden und wiederum 30 Konkurrenzen umfassen. Als Präsident fungiert zum ersten Male Graf Engelbert Fürstenberg-Herdringen.
München, 19. Febr. Zum Staatsminister, Minister des königlichen Hauses und des Aeußeren wurde unter dem gestrigen Tage der Kultusminister Frhr. v. Podewils-Düruitz ernannt.
München, 19. Febr. Der Prinzregent hat durch Handschreiben vom 18. j ds. den Staatsminister Grafen Crailsheim , seinem Ansuchen entsprechend vom 1.
_ 89. Jahrgang.
März ab von der Leitung des Staats. Ministeriums, des Ministeriums des königlichen Hauses und des Aeußern enthoben.
Landau (Pfalz), 18. Febr. Wegen Weinfälschung stand heute der Wirt und Weinhändler Konrad Stahler von Fron- kenweiler vor der Strafkammer, weil er die teils geherbsteten, teils aufgekauften, Weine durch Zuckerzusatz und Beimengung von Hefewein übermäßig »gestreckt" und in den Handel gebracht hat. Der Angeklagte, der jährlich etwa 20 Fuder Wein aus seinen Weinbergen erntet, kaufte nur noch kleine Mengen dazu, führte aber einen ausgedehnten Handel. Da er im letzten Jahre etwa 80 Fuder Wein absetzte und da er größere Mengen zur Weinbereitung dienender Substanzen bezog, lenkte sich der Verdacht auf den Angeklagten, daß derselbe die »Weinver. mehrung" stark betreibe. Bei einer am 20. September 1902 bei dem Angeklagten vorgenommenen Kellerkontrole wurde ein Faß mit nahezu 10 000 Liter Wein be. anstandet, da der Wein einen sehr starken Zusatz von Zuckerlösung und Hefezusatz aufwies. Von der Versuchsanstalt Speyer wurde der Wein als zu stark gezuckert befunden. Das Gericht verurteilte den Angeklagten zu 14 Tagen Gefängnis und 1500 Mk. Geldstrafe oder weiteren 100 Tagen Gefängnis.
— Die „Grenzboten" veröffentlichen unter dem Titel „Bibel u. Babel" ein langes Handschreiben des Kaisers an das Vorstandsmitglied der deutschen Ori- entgesellschoft, Admiral Hollmaun, worin der Kaiser seine Stellung zu dem 2. Vortrag den Professor Delitzsch in der Deutschen Orientgesellschaft über das Thema „Bibel und Babel" gehalten hat, präzisiert. Der Kaiser gibt eine aus- führliche Darlegung seiner Stellungnahme zu dem Inhalt des Vortrags, insbesondere zu den Anschauungen Professor Delitzsch's über die Offenbarungsfrage und erklärt es für einen schweren Fehler, daß Pro- feffor Delitzsch in sehr polemischer Weise sich an die Offenbarungsfrage herangemacht und dieselbe mehr oder minder verneine, beziehungsweise auf historische rein menschliche Dinge zurückführeu zu können geglaubt habe. Das Handschreiben stellt nachstehende Schlußfolgerungen des Kaisers fest: u) ich glaube an eisen einigen Gott; b) wir Menschen brauchen, um ihn zu lehren, eine Form, zumal für unsere Kinder; e) diese Form ist bisher das alte Testament in seiner jetzigen lieber- lieferung gewesen. Diese Form wird unter der Forschung und den Inschriften und Grabungen sich entschieden wesentlich ändern. Auch daß dadurch viel von dem