?5

Und lauter Grafen oder beinahe Grafen," sagte er dann vor sich hin. Und er wird auch so einer!"

Im Innersten waren ihm die ,,'risto. kraten" und ihre Art zu leben keineswegs so sehr zuwider, als er sich gedacht hatte, und es ist sehr zweifelhaft, ob seine re­publikanischen Grunvsätze durch di> nähere Bekanntschaft mit Schlössern and Ahnen und all den sonstigen Anneh niich'eitcn nicht in ein bedauerliches Schwanken gerieten. Eines Tags wenigstens vernahm man eine Aeußerung aus seinem Munde, die zu solchem Verdacht Anlaß zu geben ganz geeignet war.

Na, ich würd' mir am End' nichts draus machen, auch so ein Graf zu sein." Das ließ tief blicken.

Es war ein g oßer Tag für alle, Lord Fauntleroys achter Geburtstag, und Seine kleine Herrlichkeit war glückselig dabei. Wie schön sah oec Pirk nicht aus, gedrängt voll Menschen m ihren besten, buntesten Kleidern und die Zelte mit flatternden Fähnlein darauf, und die große Flagge, die vom S h wehte. Kein einziger, der kommen durfte und konnte, war zu Hause geblieoen, denn alle, alle waren ja von Herzen trotz, oaß ihr kleiner Lord Fauntleroy auch gewiß und wahrhaftig ihr Lord Fauntleroy bleiben und dereinst ihr Herr werden sollte. Jedermann wollte ihn beute sehen, ihn und seine hübsche kleine Mutter, die schon so viele Herzen gewonnen hatte, und jedermann hatte etwas mehr Achtung und weniger Furcht vor dem alten Herrn, weil der kleine Junge ihn so tieb hitte und so unverbrüchlich an ihn gl übte, und auch weil der Graf endlich mit seines Elben Mutter Frieden geschlossen hatte und ihr mit Achtung begegnete. Ja, einige waren sogar der Ansicht, daß die einstige Feindschaft im Begriff stehe, sich in warme Freundschaft zu verwandeln, und daß unter dem zweifachen Einfluß des Kindes und der Mutter noch ein ganz manierlicher alter Edelmann aus ihm werden rönne, was dann jedenfalls männiglich zu gute käme.

Welche Scharen von Menschen sich unter den Bäumen und auf dem großen offnen Rasenplatz und unter den Zelten umhertrieben! Pächter und Pächtersfrauen in ihren Sonntagskleidern, Hüten und Shawls; junge Burschen mit ihren Mäd- chcn ; Kinder, die sich jagten und fröhlich umhersprangen, und alte Frauen, die in ihren roten Mänteln bei einander standen und schwatzten. Auch im Schlosse gab es Gäste, Damen und Herren, die gekommen waren, um sich den Spaß mit anzusehen, dem kleinen Lord ihren Glückwunsch dar­zubringen und Mrs. Errols Bekannt- schaft zu machen. Lady Lorridaile und Sir Harry hatten sich eingefunden, Sir Thomas Asshe mit seinen Töchtern und selbstverständlich Mr. Havisham, und vor allem die schöne Vivian Herbert in einem ganz entzückenden weißen Kleide, mit einem Spitzenschirm und dem unvermeid­lichen Geleite von Verehrern, die ihr aber samt und sonders nicht so interessant zu sein schienen, wie ihr allerjiingster. Als er sie sah, flog er aus sie zu und schlang die Arme um ihren Hals, und sie küßte ihn so herzlich, als ob er ihr kleiner Lieb­lingsbruder wäre, und sagte:Lieber Lord Fauntleroy! HerzenSjunge! Ach, ich bin so froh, so von Herzen froh "

(Schluß folgt.)

Vermischtes.

Die sämlichen württ. Post- und Telegraphenämter und Postagenturen sind ermächtigt, Bestellungen des Publikums auf außer Kurs gesetzte württ. Postwert- zeichen anzunehmen und kostenfrei zu vermitteln. Es sind vorrätig und zum Nennwert des Stempels verkäuflich: u- sämtliche Gattungen und Werte der am

1. April v. Js. außer Kurs gesetzten Postwertzeichen, nämlich: Freimarken zu

2, 3, 5, 10, 20, 25, 30, 40, 50 Pfg. und 2 Mk., von welchen letztere bisher dem Verkehr entzogen waren, Postkarten zu 2, 2 und 2, 5, 5 und 5, 10, 10 und 10 Pfg., Kartenbriefe zu 10 Pfg., Post­anweisungskarten zu 10 und 20 Pfg., Drucksachenkarten zu 2 Pfg., b) von früheren Ansgaben: Postkarten, einfache, zu 5 und 5 und 5 Pfg. (violett), Postanweisungskarten zu 40 Pfg- (violett). Ferner werden von jetzt an die noch giliigen württ. Postwertzeichen des amt­lichen Verkehrs der Staatsbehörden und derjenigeu für den amtlichen Verkehr in Gemeinden und Körperschaftsangelegen, heiten, unter kostenfreier Vermittlung durch die württ. Postämter, zu Sammel­zwecken käuflich an das Publikum abge­geben. Die Abgabe erfolgt, nachdem zur Verhütung einer mißbräuchlichen Ver­wendung die Freimarken mit dem Tages­stempel der Postanstalten, die Postkarten, Brief- und Postanweisungsumschläge durch den AufdruckMuster" entwertet worden find, zum Nennwert, bei den Briefum schlagen unter Zuschlag der Herstellungs­kosten.

(EineBierreiseum3000Mark.) Die MünchenerAllg. Ztg." erzählt: Wie am Biertisch von allem Möglichen und Unmöglichen gesprochen wird, so kam jüngst am Stammtisch einer Wirt­schaft die Sprache auch aus die große Zahl der zur Zeit m München bestehen, den Wirtschaften. Einer der Gäste, ein behäbiger Privatier, warf die Frage auf, wie lange man wohl brauchen würde, um die sämtlichen Wirtslokale der Stadt nebst einverleibten Vororten zu besuchen und dabei jedesmal eine kleine Zeche zu machen. Man stritt sich um verschiedene Zeitpunkte, bis schließlich ein Kollege des Privatiers meinte, er würde im Zeitraum eines Jahres die sämtlichen Wirtschaften abthun. Das wurde aufs Lebhafteste bestritten, so daß der endlich in Harnisch gebrachte Mann eine Wette vorschlug. Er fand einen Partner in der Person eines Großhändlers, und nach längerer Zeit wurde die Wette fo festgestellt, daß der Privatier innerhalb Jahresfrist sämt­liche Wirtschaften und Restaurants, in denen Bier ausgeschenkt wird zu besuchen und in jeder mindestens ein Glas Bier zu trinken habe. Ueber den vollzogenen Besuch hat er jeweilig eine Bestätigung des Wirtes beizubringen, die dann immer am folgenden Tage nachkontrolliert wird. In welcher Reihenfolge er den Besuch der Wirtschaften regeln will, bleibt ihm überlassen. Als Wettbetrag wurden bei­derseitig je 3000 Mk. festgesetzt, die in einem Bankhause in München bereits hinterlegt wurden. Am 1. Februar be- gann der Mann mit der Durchführung der Wette." Es giebt auch in unserer nüchternen Zeit wenigstens im bierfrohen München noch Idealisten!

Der Lehrer der zweiten Klasse einer Mädchenschule in Hannover feierte vor einigen Tagen seinen Geburtstag.

Die Schülerinnen der Klasse schenkten dem Lehrer eine große Torte auf einer Porzellanplatte, mit Krapfen umgeben. Das Geschenk war begleitet von einem Briefe, der folgenden Wunsch enthielt: Dieses schenkt die zweite Klasse Und wünscht guten Appetit. Verzehren Sie die ganze Masse. Und Ihre Frau und Kinder mit."

Einer der schwersten Männer Europas lebt in dem Städtchen Willen­berg in Ostpreußen. Es ist dies der dortige Hotelbesitzer Hans Fromm, der 5 Zentner 2 Pfund wiegt.

(Verwickelte Verwandtschaft.) Im Zusammenhang mit dem bekannten Fall Löhning wird imTag" die Scherz­frage aufgeworfen: Darf ein Hauptmann die Tochter seines Feldwebels heiraten? Die Antwort lautet: unmöglich! Der Hauptmann ist der Vater, der Feldwebel die Mutier der Kompagnie. Es würde also die Mutter der Schwiegervater des Vaters, die Kompagnie wäre der Slicf- enkel des Feldwebels, der Feldwebel dir Stiesgroßmutter der Kompagnie und die Kompagnie ihr eigener Stiefonkel. Der Hauptmann wäre der Schwiegerbruder der Kompagnie, seine Frau die Stief­schwester und Stieftante der Kompagnie und ihre eigene Stiefnichte.

(Un galant.) Alte Jungfer:Unter dieser schattigen Linde saß ich oft als kleines Kind." - Herr:Na, na, damals kann die Linde doch noch keinen Schatten geworfen haben!"

Gemeinuiitzlrr es'

Ein altes, vielfach bewährtes BolkSmittel gegen Blutspeien ist das Kochsalz. Ein bis zwei Kaffeelöffel davon mit ein wenig Wasser verschluckt, vermögen meist die Blutung vollständig zum Stehen zu bringen, wodurch, bis der Arzt erscheint, Zeit gewonnen wird.

Um hartes Oberleder von Stiefeln und Schuhen wieder weich zu machen, reibe man es öfters mit Rici- nusöl ein.

Lokales.

Wildbad, 6. Febr. Die Sprollen- sägmühle, welche bei der gestrigen Ver­steigerung Hrn. Bauunternehmer Ehr. Schill und Hrn. Zimmermeister Schanz in Calmbach zugeschlagen wurde, wird dem Vernehmen nach von den neuen Besitzern als Sägewerk und Holzhand­lung weiterbetrieben werden.

Herr Chr. Treiber, Metzger- meister hier kaufte von Hrn. Kfm. Fischer vis-a-vis der Volksschule dessen Hausan­teil um die Summe von 10000 Mark.

Ei« weibliches Wese« der Neuzeit.

Sie raucht Cigaretten,

Die stärksten sogar,

Sre trinkt und macht Wetten,

Wie ein schneid'ger Husar,

Sie rudert, sie reitet,

Sie fischt und sie schwimmt.

Sie schießt nach der Scheibe,

Den Montblanc sie erklimmt.

Sie fährt kühn Bicycle,

Sie studiert Medicin,

Sie hat auch beim Wickel Die Elektristermalchin. ,

O, wär ich ein Mädchen,

Ich ihn' eS euch kund.

Die nähm ich zum Mann mir In selbiger Stund!

Einsender: «.