die feurigen Augen so wunderlich drunter hervorleuchteten!

Mein Junge!'- sprach er, und seine Stimme klang seltsam gebrochen, rauh und heiser, und trotzdem er noch bestimmter und gebieterischer sprach als vorher, wollte sie nicht so ganz fest bleiben Ja, mein Junge bleibst du, solange ich lebe, und, bei Gott, mir ist's oft, als wärst du der einzige Junge, den ich je gehabt habe."

Bis unter die Haarwurzeln war Cedrik von Glut übergossen nichts als Freude und Herzenserleichterung. Mil sehr ent» schlossener Miene vergrub er die Händchen in den Tiefen seiner Taschen und sah seinem Großvater ehrlich ins Gesicht.

Nun, dann, weißt du," erklärte er, dann mache ich mir gac nichts daraus, daß ich kein Graf werde daraus kommt mir's gewiß nicht an. Ich habe nur ge- dacht siehst du ich habe gedacht, daß der, welcher Graf wird, auch dein Junge se n müsse und ich's also nicht mehr sein könne. Deshalb ist mir so so wunderlich zu Mut gewesen."

Der Graf legte die Hand auf seine Schulter und zog ihn zu sich heran.

Nichts, gar nichts sollen sie dir nehmen von dem, was ich für dich behaup­ten kann," sagte er, mühsam atmend. Und ich will es nicht glauben, daß sie dir überhaupt etwas nehmen können. Du bist für die Stellung geschaffen und Lu sollst sie ausiüllen trotz alledem. Wie es aber auch kommen mag das, wo­rüber ich frei verfügen kwu, sollst du haben alles!"

(Fortsetzung folgt.)

Vermischtes.

Wer zur Winterszeit von Mar­bach aus die Murrthalbahn befährt, sieht wohl plötzlich zu seiner Ueberraschung, obwohl alles ringsum mit Schnee bedeckt ist, einen stattlichen Storch stehen und dem Fischfang obliegen. Es ist der Murrer Storch. Er bildet ein Unikum seines Geschlechts insofern, als er seit Jahren dort das Gastrechr genießt, und in voller Freiheit lebend, zum Haus­

und Ortsgenossen geworden ist. Vor nun sechs Jahren war es, daß er, noch nicht ganz flügge, halb verhungert vom Neste auf dem Kirchendache fiel. Ob eine Familientragödie vorlag, ob schnöde Fahrlässigkeit seitens der Eltern die Schuld an dem Unglück trug, ließ sich nicht ergründen. Der Schullehrer brachte ihn in einem kleinen Gänsestall unter. Von Stund an fühlte sich unser Storch in den veränderten Verhältnissen heimisch, um so mehr als sich allgemeine Teilnahme seinem Schicksal zuwandte. Die Schul linder brachten dem Schützling ihres Lehrers massenhaft Frösche und Mäuse und behandelten ihn mit Rücksicht aus seinen hohen Protektor als eine Art Respektsperson. Mit dem Fliegen allein wollte es nicht so recht gehen, und als der erste Winter vor der Thür stand, zogen die herzlosen Eltern nach dem Süden, unbekümmert um den verlorenen Sohn. Mochte er selbst sehen, wie er sein Dasein fristete und sich mit der nordischen Kälte abfand. Doch der Storch ertrug mannhaft Schnee und Eis, nur fand er gar wenig, seinen Hunger zu stillen, und die Not zwang ihn, betteln zu gehen. So unternahm er denn Gänge durchs Dorf. Entdeckungsreisen auf die Düngerhaufen vor den Häusern, und bald wurde er ein gern gesehener Gast in den Straßen von Murr; selten wies ihn jemand unbeschenkt von seiner Thür. Hier und da wird ihm sogar eine Knack- wurst verabreicht, die er kunstgerecht ver­speist, nicht ohne die einzelnen Stücke vorher in einer Pfütze anzufeuchten. Auch vonSpätzle" ist er ein großer Liebha­ber; doch am besten befindet er sich, wenn er ausgekundschaftet hat, wo ein Schwein geschlachtet wird. Der Todesschrei eines solchen wird ihm zur schönsten Musik; wenn er ihn hört, eilt er beflügelten Schrittes nach der betreffenden Stelle, seinen Tribut zu empfangen. Im Som- mer bettelt er nicht, sondern sorgt selbst für seinen Unterhalt, wie er auch vom Stall keinen Gebrauch macht, sondern in der warmen Jahreszeit sich mit einer Lagerstatt auf einer Holzbeuge begnügt.

Mit seinen Stammesgenoffen, die sich jedes Jahr auf dem Kirchendach einstel- len und mit denen er reichlich Gelegen­heit zum Umgang hätte, verkehrt er nicht, und diese meiden ihn vollständig. Er ist ein Fremdling und Abtrünniger ge­worden, er versteht die Storchensprache nicht mehr. Dafür ist er mit der Zeit vertraut geworden mit den Dorfbewoh­nern und hat im Verkehr mit ihnen jede Scheu verloren. Ost treibt er sich mit­ten unter der lärmenden Schuljugend herum, aber zu nahe darf sie ihm nicht kommen, er umgiebt sich stets mit einer Würde, einer Höhe, die allzugroße Ver» traulichkeit von ihm entfernt. So ist sein Lebensgang im allgemeinen ein recht befriedigender für ihn; er hat es wohl im Laufe der Zeiten verlernt, daß ihm einst ein anderes Lied an seiner Wiege geklappert worden, und sehnt sich nicht zurück nach jenen höheren Regionen, denen er entstammt!

(Ueber die Kraft einer Ameise.) schreibt der Korrespondent einer englischen Zeitung, daß er ein solches Tier, das un Begriffe war, einen toten Grashüpfer in ihr Nest zu ziehen, mitsamt seiner Last gewogen habe. Dabei stellte es sich heraus, daß der Körper des Grashüpfers sechzigmal so schwer war als wie derje­nige der Ameise. Die von dem kleinen Tiere enfaltete Kraft war daher im Verhältnis ebenso groß, als wenn ein mittelstarker Mensch eine Last von 90 Zentner nach sich ziehen könnte.

(Unverfroren.) Richter:Sie haben, wie durch Zeugen festgestellt worden ist, ein goldenes Armband ge­stohlen. Wissen Sie, was darauf steht? Angeklagter:Zur Erinnerung" steht drauf, Herr Richter.

(Sparsamkeit.) Gattin:Nun habe ich doch statt dem billigen Kleid zu achtzig Mark dieses hier für zweihundert Mark genommen." Gatte:Aber, da hättest Du mich doch erst noch mal ^fragen können." Gattin: .Aber, Georg ... da hätte ich ja erst wieder zwanzig Pfennig verfahren müssen, die können wir uns 'doch sparen."

W i l d b a d.

Verkauf eines Sägmühleameseus.

Im Konkurse des Albert Protz, Sägmühlebesitzers in Sprollenmühle, Gde. Wildbad, wird das in Nr. 7 ds. Bl. näher beschriebene Anwesen, auf welches im heutigen Termine 30 000 Mk. geboten wurden,

am Donuerstag den 5 Febrnar 1W3,

vormittags 11 Uhr

auf dem hiesigen Rathause letztmals versteigert.

Auswärtige Liebhaber haben sich über ihre Zahlungsfähigkeit auszuweisen. Den 22. Jan. 1903 Konkursverwalter:

Bezirksnotar Oberdörfer

Herr Kurl. llisknivk, Sekretär der Handwerkerkammer in Reutlingen, wird am

Donnerstag, -cn 2S. Januar, abends 8 Ahr,

im Gewerbeverei» (Gasthof zur Sonne) über das Thema:

Die Entwicklung des Handwerks im 19ten Jahrhundert"

sprechen. Die Mitglieder des Gewerbevereins werden zu vollzähligem Erscheinen aufgefordert, zugleich aber auch Nichtmitglieder freundlichst eingeladen.

. Z)er Hkorstcrnö.

Ein Fabrikant sucht für concurrenzlosen epochemachenden Bäderartikel (ff. Holz­galanterien) einen

Hk«)«mikte«

in bester Lage oder einen Wiederverkäufer zum Alleinverkauf.

Offerten mit genauer Beschreibung des Ladensund Preis, an die Expedition ds. Bl. erbeten.

Calw

Unterzeichneter setzt seinen Njährigen

Rassepferd, guter Läufer, zum schweren Zug, oder Chaisenfuhrwerk geeignet, so­wie einen starken Zweispänner-

dem Verkauf aus.

«ild. 8vkeUinß,

Fuhrmann. Zwingerstr.