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Urs. 12.
Mittwoch, 2H. Januar 1903
89. Jahrgang.
Rundschau.
Stuttgart, 25. Jan. (Strafkam. mer.) Wegen Vergehens der absichtlichen Umgeldsgefährdung wurde heute der Wirt und Metzger Theodor Dinkelacker von Obertürkheim zu einer Geldstrafe von 1949 Mk. 76 Pf. und wegen unabsichtlicher Umgeldsfälschung durch Nicht, anmeldung von Wein. bei Einlagerung zu einer Ordnungsstrafe von 50 Mark verurteilt, ferner der Mitangeklagte Küfermeister Albert Haug von dort wegen Beihilfe zu ersterem Vergehen zu einer Geldstrafe von 450 Mk. unter solidari. scher Haftung für die Kosten.
Stuttgart, 26. Jan. Ein von Poris nach Ulm fahrendes Automobil brachte bei Ludwigsburg die Pferde vor einem Wagen des Dragonerregiments zum Scheuen. Infolgedessen stürzten zwei Dragoner ab; einer derselben wurde von dem Automobil so schwer überfahren, daß der Tod augenblicklich eintrat.
— Der „Staatsanzriger" veröffentlicht eine Bekanntmachung der Hauptverwal. tung der Staatsschulden in Berlin, in der unter dem Hinweis darauf, daß in den letzten Wochen an verschiedenen Orten falsche Zinsscheine von Schuldner« schreibungen der preußischen konsolidierten Staatsanleihe von 1885 und 1890 zum Vorschein gekommen sind, darauf aufmerksam gemacht wird, daß für falsche Zinsscheine in keinem Falle von der Hauptverwaltung der Staatsschulden Ersatz gewährt wird. Das Publikum kann sich vor Verlusten der erwähnten Art dadurch schützen, daß es die Annahme der Zinsscheine im Privatverkehr ablehnt, da diese nicht dazu bestimmt sind, als Zahlungs mittel zu dienen.
— Nr. 1 des neuen Jahrganges der Schwarzwalbvrrei nSblätte,r erzählt von einer bedeutenden Zunahme der Vereinsmitglieder; eine launige Schwarzwaldwanderung bringt A. Reitz; von Illingen führt ihn sein Weg bis nach Forbach und an den Herrenwieser See; »Burg Herrenzimmern OA. Roitweil" beschreibt Reallehrer Dambach. „Allerlei über die zerstreute Bauart in einigen „Schwarzwaldthälern" berichtet G. A. Volz in Heilbronn. „Für den Schwarz, wald aus alter Zeit" teilt C. Manch in Stuttgart interessante Daten aus der Steinhosecschen Chronik mit; es folgt die Beschreibung des aus dem Ochsenkopf im September des vergangenen Jahres zwischen Herrenwies, Hundsbach nnd Hundseck eingeweihten AutzsichtSturmeS mir ansprechendem Bilde von C. Miller, sowie eine Reihe wertvoller Mitteilungen aus Nagold, Freudenstadt, Tcinach u. a. Orten.
Lu dwigsburg, 24. Jan. An einem
Hoftor fand man gestern früh den aus Schwann O. A. Neuenbürg gebürtigen Gefreiten Weiß der 6. Batterie, Feld- artillerie-Regiment Nr. 29 erhängt vor. Motiv bis jetzt unbekannt.
" Großbottwar, 25. Jan. Gestern Abend brach hier ein Brand aus, der durch sein rasches Umsichgreifen allgemei- nen Schrecken hervorrief. Drei Scheuern brannten rasch zusammen, fast zugleich standen die Apotheke, der Gasth. z. Krone und ein weiteres Wohnhaus in Hellen Flammen. Das schöne, alter, tümliche Rathaus, das in unmittelbarer Nähe steht und dessen Türmchen schon in Brand geraten war, konnte glücklicher, weise gerettet werden. Dagegen wurden die anderen Häuser zerstört und ist sowohl der Gebäude- als auch der Mobiliar» schaden ein ganz bedeutender. Wären nicht alle Dächer mit Schnee bedeckt gewesen, so hätte durch das Flugfeuer, das sich fast über die ganze Stadt verbreitete, noch großes Unglück entstehen können. Wodurch der Brand ausbrach, konnte bis jetzt nicht ermittelt werden.
Cannstatt, 20. Jan. Die Daim- ler-Motor-Gcsellschaft hat den Auftrag erhalten, für den Schah von Persien ein Automobil zu bauen. Ferner wird in der gleichen Fabrik zur Zeit für die kais. russische Marine ein 300pferdiger Schiffsmotor ausgeführt.
Ettlingen, 24. Jan. Der Millio» nen-Erbe Jörgele Buchmaier, der von Chicago aus von einem Notar gesucht wird, um seine Erbschaft von 3 Mill. Dollars (11 Mill M.) anzutreten, ist am 29. Januar 1870 angeblich in Ettlingen im Schwarzwald geberen, hat blonde Haare, ist 5 Fuß 6 Zoll groß und zuletzt Schweinehirt gewesen. Wo — sagt der Aufruf des Notars und Rechtsanwalts Ferdinand Lehmann in der „Chicagoer Abendpost" nicht. In den hiesigen Standerbüchern wurde von. einem Jörgele Buchmaier nichts gefunden;) der Name Buchmaier scheint hier garj .nicht vertreten zu sein, dagegen gibt es lin Malsch Buchmaier, aber auch dort soll man von einem „Jörgele" nichts wissen. Vielleicht hat er auch an einem andern Ort des Amtes Ettlingen das Licht der Welt erblickt — vielleicht be- ruht die ganze Geschichte auch auf Schwindel. Der Aufruf in Form eines Inserates der „Abendpost" von Chicago ist von dem genannten Anwalt mir der genauen Angabe von Wohnung und Straße unterzeichnet und mit dem Sig nalement des „Jörgele" versehen. Dem- nach müßte Jörgele zuletzt in Amerika l gewesen sein, sonst wäre dem Notar das
Signalement nicht bekannt. Ein in Chicago wohnhafter Pfälzer hat seinme Vater nach Neustadt den Aufruf geschickt, damit sich derselbe eventuell den „Finder» lohn" von 25 000 Dollars (100 000 Mk.) verdienen kann. Um diesen Preis kann man schon suchen, und der betreffende Mann scheint auch keine Mühe zu scheuen, um dem „Jörgele" auf die Spur zu kommen; er hat sich dem „LandSm." zufolge auf 3—4 Wochen in Karlsruhe niedergelassen, um von dort aus nach allen Richtungen zu recherchieren.
Baden-Baden, 24. Jan. Als Präsident des Internationalen Klubs wurde Gros Engelbert von Fürstenberg- Hertzingen und als erster Vizepräsident Prinz HanS zu Hohenlohe-Oehringen gewählt.
Ka rlsr uhe, 22. Jan. Das Gesuch der HelioSgesellschaft um Genehmigung eines Elektrizitätswerks im Albthal ist vom Ministerium des Innern endgiltig abgewiesen worden. Nach der Begründung darf man vermuten, daß das Projekt überhaupt nicht ausführbar war, weil die Gesellschaft nicht vermochte, das im Besitz der Gemeinden befindliche unentbehrliche Gelände zu erwerben.
Kehl, 24. Jan. Die in einem hiesigen Restaurant beschäftigte Dienst, magd Anna Weidner aus Herrenalb gebar im Haus ihrer Herrschaft ein Mädchen und schnitt kurz darauf dem armen Wesen mittels eines Küchenmessers die linke Halsschlagader auf, sodaß das Kind verblutete und der herbeigerufene Arzt blos den Tod konstatieren konnte. Die Rabenmutter sowie die Leiche des Kindes wurden nach dem Bürgerspital gebracht.
Nürnberg, 25. Jan. Ein raffinierter Betrug durch Ausgabe von wertlosen Zinskoupous unterlag heute der Aburteilung der Strafkammer in der Anklagesache gegen den Buchdrucker Jean Schlager hier. Ein Bruder des Angeklag« ten war in der Hofbuchdruckerei zu Karlsruhe beschäftigt und hatte unberechtigter Weise als Makulatur zu betrachtende in der genannten Druckerei mißlungene Bogen von Zinsscheinen der Psorzheimer Stadtanleihe an sich genommen und dann als er zum Militär kam bei seinen Effekten im elterlichen Hause verwahrt. Diese Fehldrucke, bei welchen die Nummern fehlen, fand der Angeklagte und nahm sie an sich. Der Angeklagte verausgabte nach seiner Amgabe mindestens 15 Stück dieser Zins oupons L 40 Mark. Selbst bei großen Bankinstituten war eS dem Angeklagten gelungen, die KouponS um- zuwechseln. In einer Nacht verpraßte er in einem übel beleumundeten Hause über