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ein unbekannter Herr, der ein ärmlich und dürftig gekleidetes Mädchen, das vor Frost schauerte, am alten Weinmarkt in das GeschäftBon Marche" mitnahm und ihm dort einen Mantel für 15 Mk. kaufte, so daß es wenigstens vor der ärgsten Kälte geschützt war. Eine solche Bethätigung des Mitleids mit der Noth der Aermsten, die schwer unter der kürzlichen strengen Kälte litten, verdiext öffentliche Anerkennung.

Dresden, 24. Dez. Zur Flucht der sächsischen Kronprinzessin wird noch gemeldet, daß dem jetzigen Verhältnis mit dem Sprachlehrer Giron schon einige nicht so gut vorbereitete und deshalb mißlungene Fluchtversuche mit andern Persönlichkeiten vorangegangen sein sollen, daß der Kronprinz aber bisher jedes Mal seiner Gemahlin verziehen habe- Die Verhältnisse liegen aber diesmal derart, daß ein solcher Ausweg nicht mehr möglicherscheint. Der französische Sprach­lehrer Giron ist lt. Ff. Z. ein bildschöner Abbö und war zugleich der Erzieher der kronprinzlichen Kinder,

Bern, 22. Dez. Der aus Berlin flüchtige Depotsverwalter der Darmstädter Bank, Maximilian Neßler, wurde heute in einem Hotel in Brunnen im Kanton Schwyz durch die schweizerische Staats­anwaltschaft verhaftet. Neßler ist ge­ständig.

WnLerHorLLenöes.

Der kleine Lord.

Von

Franccs Hodgson Burnett.

( 18 . Forts.) (Nachdruck verboten.)

Der Graf blickte überrascht auf.Dich hatte ich ganz vergessen," sagte er.Dachte gar nicht mehr daran, daß wir einen Philanthropen im Zimmer haben. Nun wer war denn Michael?" Und das be­lustigte Lächeln flog wieder über des alten Herrn Gesicht.

Bridgets Mann, der das Fieber gehabt hat," erklärte Fauntleroh eifrig. Du weißt ja doch, Großvater l Der hat auch die Miete nicht bezahlen und keinen Wein und solche Sachen kaufen können. Dann hast du mir das Geld für ihn ge­geben, damit ich ihm helfen konnte."

Der Graf warf Mr. Mordaunt einen raschen Blick zu.

Ich weiß nicht, was für eine Sorte von Gutsherren der Junge abgeben wird," bemerkre er.Ich hatte Havisham ge­sagt, der Knirps solle haben, was ihm Spaß m acht und was ihm Spaß ge­macht, war offenbar, BettelleutenGcld zu geben."

O nein, Bettelleute waren es gar nicht!" rief Cedrik.

Michael war Michael ist ein sehr ausgezeichneter Maurer. Sie haben alle gearbeitet."

Aha," beruhigte ihn der Graf.Bet­telleute waren es also nicht, sondern sehr ausgezeichnete Maurer, Stiefelputzer und Apfelfranen." Plötzlich schien ihm ein Einfall zu kommen und er sah den Jungen ein paar Sekunden scharf an.Komm 'mal her," sagte er dann.

Fauntleroh trat so nahe zu ihm, als es irgend auging, ohne an las kranke Bein zu stoßen.

Was würdest du in diesem Falle thun?" fragte der alte Edelmann.

Eine seltsame Empfindung bemächtigte sich Mr. Mordaunts bei dieser unvorher- gesehenen Frage. Er war seit Jahren in der Gemeinde angestellt, kannte die Armen und Reichen, die ehrlichen und die Schlimmen, und wußte, welch unge­heure Macht zum Bösen oder Guten dereinst diesem kleinen Jungen gegeben sein werde, der mit weit offnen Augen, die Hände in den Taschen vor ihm stand, und dabei durchzuckte ihn der Gedanke, daß, wenn der herrische, eigensinnige alte Mann die Laune haben sollte, diese Macht schon jetzt in diese kleine Hand zu legen und diese Kindesnatur keine großmütige und wahre wäre, der Schaden für den Knaben selbst, wie für die von ihm Ab­hängigen, ein unabsehbarer sein würde.

Was würdest du in diesem Falle thun?" fragte der Graf.

Fauntleroh legte die Hand zutraulich auf des Großvaters Knie.

Wenn ich sehr reich wäre, und nicht nur ein kleiner Junge, dann würde ich ihn ruhig in feinem Hause wohnen lassen und würde ihm alles geben, was die Kinder brauchen, aber ich, ich bin ja nur ein Kind!" Aufleuchtend setzte er gleich darauf hinzu:Du kannst das alles thun, nicht wahr?"

Hm, da hätten wir also deine Meinung," sagte der Graf.

Nicht wahr, du kannst allen Leuten geben, was du willst?" fragte Fauntleroh noch einmal.Was ist denn Newick?"

Mein Intendant, für den meine Pächter eben keine sonderliche Zuneigung hegen."

Willst du ihm jetzt gleich schreiben?" drängte Cedrik.Soll ich dir Feder und Tinte bringen? Ich kann ja das Spiel hier wegnehmen." Die Möglich­keit, daß man diesen Herrn Newick seine Drohung ansführen lassen könnte, kam ihm offenbar gar nicht in den Sinn.

Der 'Graf schwieg eine Weile, den Knaben immer fest ins Auge fassend.

Kannst du schreiben?" fragte er.

Ja," erwiderte Cedrik kleinlaut, aber nicht sehr gut."

Nimm die Sachen hier weg und ing Feder und Tinte und ein Blatt Papier von meinem Pulte."

Mr. Mordaunt folgte der Berhand- lung mit wachsendem Interesse. Faunt- leroy führte den erhaltenen Befehl rasch und geschickt aus; nach wenig Augen­blicken war alles bereit.

Hier," sagte er fröhlich, nun kannst du schreiben."

Du sollst schreiben," versetzte der Graf.

Ich?" rief Fauntieroy bis unter die Locken errötend.Nutzt denn das etwas, wenn ich schreibe? Und wenn ich kein Wörterbuch habe, dann mache ich viele Fehler!"

Einerlei! Higgins wird'S mit der Orthographie nicht so streng nehmen. Ich bin nicht der Menschenfreund, sondern du vorwärts, tauch deine Feder ein!"

Fauntleroh setzte sich feierlich und etwas mühsam zurecht.

Nun," fragte er,was soll ich schrei­ben?"

Schreibe: Gegen Higgins soll vor­derhand nicht eingeschritten werden, und das unterzeichnest du mitFauntleroy", dann ist's gut."

Die Sache ging nicht gerade rasch vor sich, so ernstlichen Eifer Cedrik auch an den Tag legte, schließlich überreichte er jedoch, freilich mit etwas besorgter Miene, dem Großvater sein Manuskript, das dieser überflog und lächelnd Mr. Mor­daunt reichte.

Das Schriftstück lautete:

Lieber Mr. Newick wollen sie bitte so gutt sein und forterhand gegen Mr. Higgins nicht einschreitten, woführ ich Ihnen dankbahr bin.

Achdungsfol der ihrige

Fauntleroy."

Mr. Hobbs hat seine Briefe immer so unterschrieben/ bemerkte Cedrik,und ich dachte, es sei besser, wenn ich sage ,bitte'. Ist ,einschreiten' richtig geschrie­ben?"

Im Wörterbuch steht es etwas an­ders," bemerkte der Graf.

Das dacht' ich mir doch," sagte Fauntleroy bekümmert,ich hätte dich fragen sollen. Wenn die Wörter mehr als eine Silbe haben, muß ich immer noch fragen. Ich will es noch einmal schreiben."

Er machte sich sofort ans Werk und fertigte eine sehr sorgfältige Kopie, wobei er so vorsichtig war, den Grafen mehr­mals zu Rate zu ziehen.

Orthographie ist eine kuriose Sache," bemerkte er,so oft ist es ganz anders, als man denkt. Ich habe immer gedacht, lieb schreibe man lihb, und dann war's doch nicht so 's ist oft recht schwierig."

Nachdem Mr. Mordaunt sich im glücklichen Besitz der eigentümlichen Ka­binettsorder entfernt hatte, kehrte Faunt­leroy, der ihm das Geleit gegeben, eilends zum Grafen zurück.

Darf ich jetzt zu Herzlieb gehen?" fragte er.Sie wartet gewiß auf mich."

Im Stalle ist etwas, das du dir noch besehen mnßt. Drücke einmal aus die Klingel!"

Bitte, bitte," sagte Cedrik eifrig, ich danke dir schön, aber ich glaube, es wird besser sein, wenn ich's erst morgen sehe. Herzlieb wartet schon so lange."

Wie du willst. Dann wollen wir den Wagen bestellen. Es ist auch nur ein Pony," setzte er trocken hinzu.

Fauntleroy hielt den Atem an.

Ein Pony," rief er.Wem gehört der Pony?"

Dir," versetzte der Graf.

Mir?" rief der kleine Bursche außer sich.Mir gerade wie das Spielzeug oben?"

Gewiß! Willst du ihn sehen? Soll ich ihn vorführen lassen?"

- Fauntleroys Wangen waren duukelrot.

Daran Hab' ich nie gedacht, daß ich einen Pony kriegen könnte. So was ist mir nie eingefallen. Wie wird Herzlieb sich freuen! Du gibst mir alles, nicht war?"

Du willst ihn also sehen."

Cedrik atmete tief auf.Ich möchte ihn so gern sehen, v, so furchtbar gern. Aber ich habe jetzt keine Zeit. "

Könntest du den Besuch nicht auf morgen verschieben?"

O nein" sagte Fauntleroy.Herz- lieb hat den ganzen Tag immerfort an mich gedacht, und ich an sie."

So so, wahrhaftig," sagte der Graf. So klingle nur."