Amtsblatt für die Stadt Witöbaö.

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Nr. 107.

IrerLclg, 12. September 1902.

88. Jahrgang.

Rundschau.

Stuttgart, 9. Sept. Vom 1. Okt. an nimmt der Konsumverein den Vertrieb von Schuhwaren in seinen Geschäjtskreis auf; er erließ dieser Taze ein Inserat, worin Schuhmachermeister von Stuttgart und den Vororten aufgefordert werden, sich zu melden) wenn sie sich verpflichten wollen, Reparaturen an den vom Konsum- Verein verkauften Schuhwaren solid und zu festen Preisen rasch auszusühren. Eine Versammlung von 250 Schuhmacher meistern beschäftigte sich gestern Abend im Gasthaus zum Hirsch mit diesem Vorgehen. Der Sekretär des Schutzvereins, Hiller und der Reichstagsabgeordnete Schreins» waren die Hauptredner. Mit allen gegen 7 Stimmen wurde eine Resolution ange­nommen, die Protest erhebt gegenden Versuch des Konsumvereins, die Preise für Schuhreparaturen noch weiter zu drücken", und alle Berufsgenossen, sowie die übrigen Handwerker Stuttgarts auf. fordert,diesen Vorstoß gegen das selbst­ständige Handwerk" mit dem Austritt aus dem Konsumverein zu beantworten.

Stuttgart, 9. Sept. Auf dem Cann- statter Wasen wurden gestern vormittag die Wirtschaftsplätze für das Volksfest versteigert. Trotz der vorhergehenden Abmachung der Volksfestwirte unter sich, einander nicht zu überbieten, erreichten diesmal die Pachtpreise eine Höhe, die teilweise das Doppelte und Dreifache der­jenigen des vorigen Jahres ausmacht. Namentlich lebhaft steigerten die großen Brauereien, da sie ihre bisherigen Plätze wieder haben wollten. Die Brauerei Wulle zahlte für ihren Platz 850 Mk., Bachner 600 Mk., Frank 605 Mk. Englischer Garten 675 Mk., Mergenthaler 806 Mk., u. s. w. Angesichts solcher Preise verzich­teten viele Wirte überhaupt darauf, dieses Jahr auf das Volksfest zu gehen, da sie nicht glauben, auf ihre Rechnung kommen zu können. Der Volksfestplatz ist dieses Jahr auch etwas kleiner, da die Militär­behörde nicht erlaubt, den Exerzierplatz so weit zu benützen wie sonst.

Stuttgart, 10. Sept. Vermißt wird hier seit einigen Tagen der Gastwirt des Hotels Ihle, Herr Burkhardt, über dessen Vermögen nun inzwischen das Kon­kursverfahren eingeleitet worden ist. Häu- serspekulationen, mit denen Burkhardt Unglück hatte, haben den Mann rasch in den Konkurs getrieben. Eine Anzahl hiesiger Bürger soll dabei beträchtliche Verluste erleiden. Hierzu wird noch mit­

geteilt, daß Burkhardt durch Zurücknahme seines verkauften Hauses aus dem Leon­hardsplatz, dessen Käufer zahlungsunfähig war, in finanzielle Schwierigkeiten geriet, unddeshalb dem enormen Preisvon 450000 Mark für das Hotel Ihle nicht mehr ge­wachsen war. Burkhardt soll sich am 2. Sept. nach Amerika eingeschifft haben.

Calw, 11. Sept. Bei der heute vor­genommenen Stadtschultheißenwahl wurde Amtmann Conz mit großer Mehrheit gewählt. Conz erhielt 322 Stimmen, Ber- waltungsaktuar Staudenmeyer 191, Schult­heiß Fack von Mönsheim 1 Stimme.

Calw, 10. Sept. Die zur Liqnida- tionsmasse der Staelin'schen Firmen gehör­igen Gebäude Nr. 492 und 493 mit Nebengebäude in der Bischoffstraße, sowie der Garten mit Pavillon an der Hirsauer Straße, im Gesamtanschlag, von 88 500 Mark, find von Hrn. Fabrikant Ludw. Schüz hier um 70 000 Mark angekauft und das Gebot seitens der Liquidatoren bereits acceptiert worden.

Der Kaufpreis für das Badhvtel in Tein ach beträgt nicht wie berichtet 1 Million, sondern 1 850 000 Mark. Wie nachträglich verlautet ist der Kauf nur ein vorläufiger. Der endgiltige Ter­min ist auf den 1 November festgesetzt.

Wildberg, 9. Sept. Das Brun- ner'sche Sägewerkhier wurde samt Inventar (excl. Rohmaterial) um die Summe von 82 700 Mk. verkauft.

Vaihingen a. E., 8. Sept. Heute Nachmittag ereignete sich im benachbarten Enzweihingen ein gräßliches Unglück. Der verheiratete jüngere Teilhaber der Dampf­ziegelei Gebr. Trostel wurde beim Auflegen eines Riemens auf die Transmission von dieser erfaßt und in Stücke zerrissen.

Kirchheim u. T., 7. Sept. Der Verband der württ. Gewerbevereine hielt heute hier seinen 44. Verbandstag ab, verbunden mit dem 50jährigen Jubiläum. Der Besuch des Verbandstages war außer, ordentlich lebhaft. Minister v. Pischek ließ durch Regierungsrat Wendel, die Zentralstelle für Handel und Gewerbe durch Regierungsrat Schmidt Glückwünsche entbieten. Die ehemaligen Vorstände des Verbandes, PrivatierStähle-Stuttgart un d Rechtsanwalt Oswald I.-Ulm, wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt. Reallehrer Eisele-Göppingen erstattete als Berbands- sekretär den Jahresbericht, Abgeordneter Professor Dr. Hieber sprach in überaus glücklicher Weise und unter starkem Beifall über das Submissionswesen, worauf die

Versammlung eine Resolution beschloß, die Gemeinden und Körperschaften möchten sich möglichst den staatlichen Submissions- bcdingungen anschließen. Zur Frage der Petroleumtanks auf den württ. Bahnhöfen wurde keine Stellung genommen, dagegen wurde die Einführung des Postscheckver­fahrens als ein dringendes Bedürfnis bezeichnet und ferner die Regierung gebeten, sie möchtedas württ.Posieinzahlungskouvert für das ganze Reichspostgebiet befürworten.

Ein unerreichbares Ziel hatte sich vor einiger Zeit eine Verlagsfirma in Glasgow gesteckt, ein Ziel, von dessen Erreichung schon so mancher abstehen mußte. Sie will nämlich ein typographisch voll­kommenes Buch herausgeben, das heißt mit anderen Worten, ein Buch ohne Druck­fehler. Zu diesem Behufe wurden sechs vorzügliche Korrektoren ckügestellt, deren jeder stundenlang an einer Seite arbeitete. Die Korrekturabzüge wurden dann öffentlich ausgehangen und für das Auffinden eines Fehlers 1000 Mark Belohnung ausgcsetzt, aber niemand verdiente sich dieselben. Trotz dieser umfassenden Vorsichtsmaßregeln wurden nach Herausgabe des Buches nicht weniger als fünf Druckfehler entdeckt.

Lokales.

Wildbad, 11. Sept. Vor zwei Jahren hat Herr Pohl-Prantl zum erstenmal hier sein selbstverfaßtes Feen, schauspiclDie Königskinder" mit hiesigen Schulkindern aus allen Klassen zur Aufführung gebracht und damit so gute Aufnahme gefunden, daß ihm ge­stattet wurde, die 1000 Aufführung seiner Dichtung im hiesigen Kurtheater am Mittwoch Abend zu feiern. Zum Beginn der Vorstellung sprach er selbst einen kleinen Prolog, dankte allen denen, die sein Unternehmen in der langen Reihe von Jahren unterstützt haben, besonders den Kindern, die mit Begeisterung sich dem Einstudieren seinen Schauspiels ge­widmet üstd sprach den Wunsch aus, in den wir alle gerne einstimmen, sein Werk möge ihn überleben und noch recht vielen Kindern eine herzliche Freude machen. Es ist erstaunlich, in welch unglaublich kurzer Zeit Herr Pohl-Prantl die Kinder, von denen kaum eines je eine Theateraufführung gesehen hatte, dazu brachte, frisch weg zu reden und zu agie­ren, als ob sie dies schon seit langer Zeit gewohnt wären. Die einzelnen Sce- nen sind so kindlich naiv, daß sie die Jugend entzücken müssen und sowohl Mit.