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Amtsblatt für öie Skaöt Wildbaö.
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Nr.lOS.
Mittwoch, 3. September: 1902.
38. Jahrgang.
Rundschau.
Calw, 31. Aug. In einer heute Nachmittag abgehaltenen Wählerversammlung stellten sich die 5 Bewerber um die hiesige Stadtvorstandstelle der Bürgerschaft vor. Nach Lage der Verhältnisse und nach dem Eindruck der heutigen Vorstellung kommen jedoch nur die zwei Kandidaten Amtmann Conz hier und Verwaltungs- akluar Staudenmeyer hier ernstlich in Betracht. Beide gelten als sehr tüchtige, dem Publikum in jeder Weise entgegenkommende Beamte. Conz ist 3l Jahre alt, evangelisch, seit 1. Januar d. I. hier «»gestellt und hat keine verwandtschaftlichen Beziehungen zu der hies. Einwohnerschaft. Staucenmeher ist ein geborener Calwer, 45 Jahre alt, hat große Verwandtschaft hier und ist Vorstand mehrerer Gesellschaften. Die Wahl findet am 11. September statt.
Reutlingen, 29. August. Zu der hohen Strafe von 378 Mk. ist durch oberamtliche Strafverfügung der Gastwirt R. von Reutlingen kürzlich verurteilt worden, weil er während der drei Jahre 1899—1902 insgesamt etwa 60 Kilo Wnrstwaren von Tübingen bezogen hat, ohne hier in Reutlingen die ortsstatutarisch vorgeschriebene Fleischsteuer im Be- trage von etwa 75 Mark zu zahlen. R. hatte auf richterliche Entscheidung angetragen, vor allem aus dem Grunde, weil er die Würste nicht heimlich, sondern öffentlich sich mit der Bahn hat schicken lassen. Das Schöffengericht konnte jedoch gemäß der bestehenden Vorschriften nicht anders, als den Strafbescheid aufrecht erhalten.
— Bei Reichenbach unweit Ettlingen wurde am 27. Juli beim Abladen eines Bienenkorbes ein Fuhrmann von den ausgebrochenen Bienen derart zugerichtet, daß er bewußtlos auf dem Platze liegen blieb und in das Krankensaus nach Karlsruhe verbracht werden mußte. Die zwei Pferde des Fuhrmanns wurden von den Bienen getötet. Der Zustand des Zerstochenen war ein so bedenklicher, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wurde. Es ist nun doch gelungen, den Mann, der im Anfang schreckliche Qualen auszustehen halte, zu retten. Diese Woche konnte er aus dem Krankenhaus als geheilt entlassen werden.
—> Eine zweite Sonderfahrt nach Düsseldorf wird vom Reisebnreau Joh. Romminger in Stuttgart veranstaltet. Der Beginn der Reise ist auf 23. Septemb.
^festgesetzt. Als letzter Termin zur Anmeldung ist der 9. September bestimmt. Der Preis ist für 5 Tage auf 80, für 6 Tage auf 90 Mark berechnet.
Chur, 29. August. Frau Max Gold- schmidt-Rothschild aus Frankfurt a. M. schenkte der Gemeinde St. Moritz, wo sie seit 25 Jahren Kurgast ist, 50 000 Franken für die Alters-Versorgungskasse der Gemeindeangestellten, 10 000 Franken für den Armenfonds und 10 000 Franken für das Kreishospilal.
Budapest, 29. August. Der Minister. Präsident v. Szell hat in seiner Eigenschaft als Minister des Innern bereits vor längerer Zeit einen Erlaß herausgegeben in welchem verfügt wird, daß die hauptstädtischen Kaffeehaus-Kassiererinnen usw. mindestens 40 Jahre alt sein müssen. Herr von Szell hat nun einen neuerlichen Erlaß herausgegeben, demzufolge auch in der Provinz die Kellnerinnen und Stubenmädchen in den Hotels gleichfalls mindestens 40 Jahre alt sein müssen. Beide Erlasse sollen vom 1. September ds. Js. in Kraft treten.
Neapel, 30. August. Seit der Eröffnung des Suezkanals ereignet es sich manchmal, daß im Hochsommer Haifische bis ins Mittelmeer Vordringen. Sie gehen hier aber bei Eintritt des kühlen Herbstwetters zu Grunde. Bisher hatte sich noch niemals der Fall ereignet, - daß an den italienischen Küsten ein Menschenleben zum Opfer gefallen wäre. Gestern aber ist dies geschehen und zwar bei Marina di Nicotera in der Provinz Catanzaro. Bier junge Leute waren zusammen ins Meer hinausgeschwommen. Da wurden sie einen großen Hai gewahr, der gierig um sie her kreiste. Sie schwammen in Todes- angst dem Lande zu und riefen um Hilfe. Einige Fischer eilten auch sogleich in einer Barke herbei. Da aber wurde einer der vier jungen Leute von dem Hai erfaßt und verschwand mit einem furchtbaren Schrei in der Tiefe. Im nächsten Augenblick war die Barke zur Stelle. Die drei Schwimmer wurden gerettet, von dem vierten nahm man nichts wahr, außer daß sich das Meerwasser an der Unglücksstelle blutig färbte. Der auf so entsetzliche Weise umsLeben gekommene hieß Antonio Magna, war Bäckersgeselle und zählte 18 Jahre.
— In Vallombrvsa (Italien), einer der beliebtesten Sommerfrischen der Tos- kaner, namentlich der Florentiner, die sich gerne aus der heißen Stadt in die über 900 Metsr hohe, herrlich im Wald gele
gene Stätte der einstigen Vallombrosaner Mönche flüchten, ist jüngst das große Hotel vollständig abgebrannt. Der Gasthof enthielt hundert Zimmer. Alle Insassen des Hotels — ca. 80 Personen — waren schon zur Ruhe gegangen, als sie das Feuer ausschreckte. Sie konnten nur das nackte Leben retten; da die Treppen schon brannten, mußten sie an Seilen herabgelassen werden. Der Löschdienst funktionierte elend; der Aschenregen von der Brandstätte bedrohte eine Zeit lang den Wald und die benachbarten Bauernhäuser. Nur im recht,n Flügel des Hotels, der zuletzt vom Feuer erfaßt wurde, konnte die bewegliche Habe gerettet werden; sonst verbrannte alles Mobilar, sowie die Kleider und Kostbarkeiten der Fremden.
Schevenrngen, 29. Aug. Das Befinden des früheren Präsidenten Steijn hat sich merklich gebessert. Steijn hat gestern zum erstenmal einige Stunden ans dem Balkon der Billa Norma zugebracht.
— Wie aus New-Aork berichtet wird stürzte der Millionär Matthews aus Jersey-City mit seinen; Automobil einen Abhang herunter. Matthews und eine Dame wurden getötet, eine zweite Dame sowie ein Geistlicher eriitten tödliche Ver- letzungen.
— Man schreibt den „M. Nchr." aus New-Pork: ES ist eine hier vielfach beobachtete Thatsache, daß Millionäre ihre Landsitze, ihre Forstgehege, ihre Pachten, ihre Privat-Eiseubahu-Cars vermieten. Ein Novum ist in dieser Beziehung in der letzen Zeit durch das Vermieten von zahlreichen, elegant eingerichteten Privat- wohnungen unserer reichen Leute geschaffen worden, wobei gewöhnlich Schleuderpreise gefordert werden. Es wurde dieser Tage bekannt, daß eine Wohnung eines unserer Millionäre, welche erst vor zwei Jahren mit dem Aufwande von etwa 100 000 Mk. eingerichtet worden war, für 5000 Mk. für das ganze Jahr vermietet worden ist. Der vermietende Millionär gab für diesen Schritt die Erklärung ab, daß die Dienstboten -M is5re seine Frau krank gemacht habe, so daß sie sich entschlossen Hütten, die Wohnung zu vermieten und im Hotel zu leben. „Wir waren stets verlegen um Köchin, Dienstmädchen, Diener re. — wir zahlten die höchsten Preise und behandelten die Leute mit einer Rücksicht, die sie uns nie zuteil werden ließen. Und dennoch gab es fortwährend Streitigkeiten und Skandal, so daß meine Frau krank wurde. Wir haben im Laufe des letzten Jahres