Amtsblatt für die Stadt Wilöbad.
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Nr. 102.
Montag, 1. September 1902.
88. Jahrgang.
Sedan.
-i-L
Was gibt uns Anlaß und Recht, noch jetzt nach so langer Zeit den Tag von Sedan festlich zu begehen? Nicht der Wunsch ist es, die alte National- seindschaft wach zu erhalten und dem einstigen Gegner den Stachel der Bitterkeit in die Seele zu treiben. Nicht das Gefühl der stolzen Ueberhebung soll unsere Herzen heute schwellen, wohl aber der Dank für das, was unfern Vätern damals geschenkt worden, und der erneute Vor-
i wahren, gesunden Fortschritt in deinem der Verblichenen und sämtliche männliche j materiellen wie im geistigen Streben. j Mitglieder des Königshauses, die Trzher-
". zöge, Prinz Johann Georg von Sachsen,
Rundschau., ! dann folgten die Spezialgesandten der
Stuttgart, 27. Aug. Um die Er-! auswärtigen Höfe, das Gefolge, die Stan- innerung an die großen historischen Ereig-> besherren, das diplomatische Korps, der nisse,diesichvor32Jahrenauffranzösischem sdNinisterpräsident von Breitling, Kriegs» Boden abgespielt haben, wachzuerhälten. minister von^Schnürlen, die Generalität und namentlich bei der Jugend-den patrio-! und viele Offiziere der Stuttgarter und
tischen Sinn zu wecken, wird der deutsche i Ludwigsburger Garnison. Eine Dragoner- Kriegerverein „Königin Olga", der älteste - Abteilung schloß den Zug. Vor der Schlöß- der hier bestehenden militärischen Vereine, Kirche war eine Ehrenkompagnie aufgestellt, dessen Mitglieder ohne Ausnahme den, die beim Herannahen des Trauerwagens satz: was du ererbt von deinen Vätern I Feldzug 1870/71 mitgemacht haben, in Präsentierte. In der Kapelle, die mit hast, erwirb es, um es zu besitzen. Der den Tagen vom 31. August bis S. September Blattpflanzen und schwarzen Draperien
2. September 1870 ist der Geburtstag des neuen deutschen Reiches. Was im Prunksaale zu Versailles seine feierlichglanzvolle Bestätigung erhielt, das war mit dem großen Tag von Sedan bereits entschieden. Nicht mühelos ist diese Frucht dem deutschen Volke in den Schoß gefallen. Viel heiße Arbeit, viel blutige Opfer, viel bitiere Tränen hat es gekostet, und nicht blos an jenem Tage allein. Es war doch nicht nur die Mannszucht des Heeres, es war das ganze Volk, das hoffend, betend, opferbereit hinter den Vätern, Brüdern und Söhnen stand, was diesen Sieg errungen hat. Und das war das Größte daran, daß der greise König und das siegreiche Heer und das ganze Volk in jenen Tagen unter dem überwältigenden Eindruck stand: das hat Gott Methan! Das vor allem soll der Sedansjag uns wieder ins Gedächtnis rufen. Wie viele haben es verlernt, dem Herrn der Herrlichkeit die Ehre zu geben in ihrem persönlichen wie im Volksleben, haben es vergessen, dafür zu danken, daß die Sehnsucht von Generationen in dem starken, einigen Deutschland seine Erfüllung gefunden hat. Wenn einer von den treuen Toten, die nach dem errungenen Siege ihre Seele ausgehaucht, haben voll freudiger Hoffnung für des Vaterlandes Macht und Ehre, in unsere Zeit hinnntrfffx, würde ihn nicht Schmerz U'ld Perzagen erfüllen bei dem Anblick, wie im Kampf der Parteien, iii dem rücksichtslosen Eintreten in die Einzelinteressen nur allzu oft das große Ganze, die Einheit des "Vaterland?.« und daI Wohl des ganzen Volkes zurücktreten Muß. O hexisches Volk, zeigst du dich so der Qpfer wert, die für dich gebracht sind? Darum zurück zu der Quelle deiner Krüft und deiner Einheit, zurück zu dem Glauben an den lebendigen Gott! Da allein findest du die Gewähr für allen
im Festsasl der Liederhalle die sog. Man hartschen Kriegsfestspiele zur Darstellung bringen. Es sind dies 29 lebende Bilder, in denen die wichtigsten Etappen aus dem Kriege vorgeführt werden. Im ganzen werden 125 Personen unter persönlicher Leitung des Direktors Manhard-Wöris- hofen Mitwirken. Aus den zur Darstellung gelangenden Bildern heben wir die folgenden hervor: König Wilhelm und Benedetti in Ems, Erneuerung des Ordens vom Eisernen Kreuz, Kronprinz Friedrich Wilhelm an der Leichedes französischen Generals Abel Douay, König Wilhelm und Moltke noch der Schlacht von Rezonville, General Reille überbringt König Wilhelm das Schreiben Napoleons, Bismarck und Napoleon vor dem Weberhause zu Donchery, Gefangennahme Napoleons, Kaiserproklamation u. s. w. Ein Teil des Reinertrags ist für die Unterstützungkkaffe lcs Vereins zur Unterstützung bedürftiger Veteranen bestimmt-
Ludwigsburg, 29. Aug. Heute Vormittag um 10^/« Uhr fand in der Schloßkapelle die Beisetzung der Herzogin Margarethe Sophie, deren Leiche um 10.10 Uhr von Gmunden auf dem hiesigen Bahnhof eintraf, statt. Mit dem gleichen Zuge trafen auch der Gemahl der Verstorbenen, Herzog Albrecht, die E.echerzöge Franz Ferdinand, Ferding.stv und Otto sowie die Erzherzoginnen Maria Theresia, Maria Annunciafä und Elisabeth, ferner die Herzöa- "Robert, Ulrich und Philipp ein- Aurz darauf setzte sich der imposante Leichenzug, an dem sich der König, die fremden Fürstlichkeiten und die sonstigen Mitglieder des Königshauses beteiligten, unter Glockengeläute nach dem Schloß in Bewegung. Dem Leichenwagen voraus ritt eine Schwadron Dragoner vom Dragoner-Regiment Nr. 23 mit Musik. Hinter
ausgeschmückt war. wurde der Sarg vordem Altar niedergestellt. Den Trauer- gottesdienst zelebrierte Bischof Keppler von Rotbekiburg unter Assistenz von Ludwigsburger Garnffonsgeistlichen. Nach der Versenkung des Sarges begaben sich die nächsten Angehörigen der Verblichenen zur Einsegnung in die Gruft. Nach der Rückkehr aus der Gruft schloß das allg e- -meine Gebet die Feier, die um ll'/i UH« beendet war. Die Allerhöchsten und höchsten Herrschaften kehrten bald darauf mittels Sondcrzuges nach Stuttgart zurück.
Cannstatt, 29. Aug. Der gestrige Brand in der nahe dem großen Eisenbahnviadukt bei Münster gelegenen Theer- und Asphaltfabrik von I. A. Braun entstand nach dem „Schw. Merk." durch Explosion eines Teerkessels infolge Platzens eines Rohrs in dem etwa 12 Meter langen und ebenso breiten einstöckigen Backsteinbau, in dem Dachpappe fabriziert wird. Im Augenblick stand alles in Flammen. Ein in der Nähe arbeitender Schmied wurde von den durch die Explosion zusammenstürzenden Mauer- und Gebälke- teilen vollständig Verschüttet. Zweimal rief der Aermste, der Frau und vier Kinder hinstilüßt, um Hilfe, dann war er wahr- scheinlich erstickt; seine Leiche ist dann den Flammen zum Opfer gefallen. Zwei andere Arbeiter trugen zum Teil erhebliche Verletzungen davon und wurden von Sanitätsicuten in Wagen fortbelördcrt. Die Cannstatter freiwillige Feuerwehr war in kürzester Frist auf dem Brandplatz. Ihre Thätigkeit mußte sich jedoch lediglich auf den Schutz der Nebengebäude, wovon das eine explosivbare Oelvorräte enthält, beschränken. Es ist ihr auch gelungen, das Feuer auf seinen Herd zu bannen, doch muß wohl dieser Teil der Fabrik völlig ausbrennen, was bis tief in die
dem Wagen satten der König, der C^mahl? Nacht hinein dauern kann. Obwohl der