Amtsblatt für üie Staöt WilöSaö.

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Nr. 101.

Areitag, 29. August 1902.

88. Jahrgang.

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Rundschau.

Die Wahl des Kaufmann und Gemeinderats Gg. Schneider in Teinach zum Schultheißen dieser Gemeinde wurde genehmigt.

> Bruchsal, 22. August. Einem Hand­werksburschen, der sich mit zwei Kameraden am Straßenrain unter einem Apfelbaum gelagert hatte, fiel ein Apfel aus der Höhe mit solcher Gewalt auf das linke Auge, daß cs soiort auslief. Zwei Herren die in einem Automobil vorbeisuhren, leisteten dem Verletzten die erste Hilfe und ver­brachten ihn nach Heidelberg in die Klinik.

Badenmeiler, 28. Aug. Zur Unterhaltung der Kurgäste wurde gestern und vorgestern in den hiesigen Kuranlagen ein Gartenfest in Form eines Schwarz­wälder Jahrmarktes veranstaltet, das einen überaus günstigen Verlauf genommen hat. Die prächtige Ausschmückung der Verkaufs­buden, die Mannigfaltigkeit und Schönheit der verschiedenen Trachten der mitwirkenden Damen übten auf die Beschauer einen bestrickenden Eindruck aus. Der Kurgarten war mit Tausenden von Besuchern angefüllt, die sich an dem bunten Getriebe nicht satt sehen konnten. Am ersten Tage konzertierte die Kapelle des 5. badischen Infanterie- Regiments aus Freiburg, am darauffolgen­den Tage das Kurorchester. Daneben sorgten Karussell und Drehorgeln für gebührende Abwechslung. Am Abend des zweiten Tages strahlte der Kurpark in einem wahren Feuermeer: italienische Nacht und Feuerwerk. Man kann Wohl sagen, daß eine ähnliche Veranstaltung noch nie so glänzend ausgefallen ist wie diesmal. Dementsprechend war auch der finanzielle Erfolg: 8000 Mark Einnahme, der Aus­gaben von etwa 800 Mark gegenüberstehen, so daß reichlich 7000 Mark übrig bleiben, die dem Verein zur Erbauung desHilda- Krankenhauses^ zufließen.

Der soeben vom Stapel gelassene Lloyddampfer Kaiser Wilhelm II. ist der größte seiner Art. Er zeigt, daß die deutsche Schiffsbaukunst die englische bereits überholt hat. Noch bis 1886 wurden alle Dampfer des Lloyd in England gebaut, da man nur englische Werften dazu für fähig hielt. Heützutag aber sind die in Deutschland gebauten Pafsagiecdampfer die besten, größten und schnellsten der Welt. Der aus vorzüglichem deutschen Stahl gebasteKaiser Wilheln II. verfügt über eine so große Menge wasserdichter Abteilungen, d«ß d«S Schiff selbst beim

Volllaufen zweier benachbarten Abteilungen noch schwimmfähig bleibt. Eine besondere, die Sicherheit des Schiffes wesentlich er­höhende Neuerung besteht darin, daß alle wichtigen Schottenthüren mit der Dörrschen Schließvorrichtung versehen sind, die cs erlaubt, diese Thüren von der Kommando­brücke aus durch den Druck auf einen elektrischen Apparat selbstthätig zu schließen. Aus einem im Kartenhanse angebrachten Schottentablcau kann der Kapitän sofort ersehen, ob und welche wasserdichten Thüren geschlossen sind. Selbst bei ganz rasch und völlig unerwartet eintretcnden Unfällen ist der Kapitän daher in der Lage, ein Voll­laufen des Schiffes zu verhüten. Bei den modernen Schnelldampfern ist die Haupt­sache die Maschine. Ihre Stärke hat andauernd zugenommen. Während der erste beim Vulkan erbaute Schnelldampfer eine Maschine von etwa 8000 Pferdekräften hatte, weisen die Dampfer Kaiser Wilhelm der Große, Kronprinz Wilhelm, Deutsch­land und Kaiser Wilhelm II. 30,000,36,000, 37,000 und 40,000 Pfcrdekrofte auf. Wie vortrefflich die Maschinen bisher gearbeitet haben, ergiebt sich aus der Thatsache, daß die Reisen nach Amerika und zurück bei einigermaßen gleichen Seeverhältnissen mit einer nahezu mathematischen Gleichmäßig­keit zurückgelegt wurden, und daß die Maschinen nicht nur die bei der ersten Fahrt erzielte Geschwindigkeit behielten sondern sie sogar in dem Maße, wie sie sich einliefen, noch erhöhten. Der neue Lloyddampfer wird in 290 Kammern 775 Passagiere ersterKlasse undin 107 Kammern 343 Passagiere zweiter Klasse und außer­dem 770 Pafsagire dritter Klasse befördern können. Hierzu kommt noch die Schiffs­besatzung, die aus rund 600 Mann besteht, sodaß das vollbesetzte Schiff gegen 2500 Menschen über de» Ozean tragen wird. Die Inneneinrichtung ist in ähnlicher Weise ausgestattet worden, wie sie von den früheren modernen Schnelldampfern des Lloyd bekannt ist. Als eine Neuerung ist zu erwähnen, daß derKaiser Wilhelm II." zwei übereinander liegende, breite, bequeme und geschützte Promenadedecks besitzt, während bisher alle anderen Schnell­dampfer nur ein solches Promenadendeck hatten. Thatsächlich hat sich bei der immer steigenden Anzahl von Passagieren, die die Schnelldampfer befördern, das dringende Bedürfnis herausgestellt, ihnen im FrciKi nicht nür den Aufenthalt, sondern auch bequeme Sitzgelegenheit zu gewähren. Teilweise ist auch ebenfalls eine Neu­

erung das über dem Promenadendeck gelegene Sonnendeck zu diesem Zwecke verfügbar gemacht worden. Da die Ein- richtungderLuxuskabiuen sich ausgezeichnet bewährt hat und die Nachfrage nach solchen besonders von amerikanischen Passagieren sehr lebhaft ist, so hat man mehrere be- sonders prächtig ausgestattete Luxuszimmer acht Staatszimmer und vier mit neben­liegendem Badezimmer versehene Kammern eingebaut.

Die Schuld am Kriege 1870/71 haben die Feinde des neuen deutschen Reiches von jeher, oft genug auch gegen ihr besseres Wissen, dem Fürsten Bismarck zngeschoben. DieFälschung" der Emser Depesche ist noch heute ein Schlagwort, dessen man sich bedient, um das Andenken des Begründers des Reiches zu besuteln. Bei den weitesten Kreisen des deutschen Volkes verfingen diese Verunglimpfungen zwar nicht. Gleichwohl verdient verzeichnet zu werden, wie nun auch von französischer Seite amtlich bestätigt wird, daß der Krieg in Paris beschlossen war, bevor noch die erste Begegnung Benedettis mit König Wilhelm I. stattgesnnden hatte. Es ist dies das französische Generalstabswerk über den Krieg 1870/71. Das Werk bringt abermals Belege, ans denen herdorgeht, daß Napoleon schon im April 1870 zum Krieg entschlossen war und daß die ersten Befehle zum Aufmarsch in Frankreich, sowie zur Einschiffung der algerischen Truppen bereits ergangen waren, als man noch nach einem Vorwand zum Kriege suchte, der alsdann durch die gewollte Brüskierung des Königs von Preußen geflissentlich ge­schaffen wurde. Nach den überzeugenden Ausführungen, die schon Sybel in seinem großen Werke über die Begründung des Deutschen Reiches giebt, sollte allerdings auch jeder halbwegs einsichtige Gegner Bismarcks dies schon längst wissen. Viel­leicht aber vermag das Zeugnis unserer französischen Gegner selber doch noch dem einen oder anderen die Augen zu öffnen.

Auf der Gastwirtsgewerblichen Ausstellung in Hamburg wurde der alt­bekannten Maggi-Gesellschaft Berlin wieder dis höchste Anszeichnung (Goldene Me- daille) zuerkannt.

Rom, 27. August. DieTribuna" schreibt: Die Reise des Königs nach Berlin ist die wärmste Bestätigung dafür, daß diefreundschastlichen Bezichui»geii der beiden Völker in keiner Weise eine Aenderung erfahren haben. Der König bringt die herzlichen Gestühle des italienischen BolkeZ