schäfte zu machem noch an industriellen Gründungen sich zu beteiligen, sondern wieder mehr ihrem ursprünlichen Zwecke zu leben, den Genossenschaften im Stile Von Schulze-Delitzsch rc., durch Diskontierungen, Lombardierungen rc. eine finanzielle Helferin zu sein.
— Wegen der Unterschriften bei Wechseln hat die Reichsbank auf eine Anfrage folgende, für die Geschäftswelt sehr bemerkenswerte Antwort erteilt: „Wir erwidern Ihnen ergebenst, daß im Geschäftsverkehr mit der Deutschen Reichsbank Unterschriften, die mit sog. Tintenstiften vollzogen sind, grundsätzlich nicht zugelassen werden." Als Begründung wird angeführt, daß es zu schwierig sei, in jedem Falle zu prüfen, ob die Unterschrift unverwischbar sei.
-- Krupp stellt in Chicago ein 24 Centiireter-Küsten Geschütz aus, welches bei einer Erhöhung von 44 Grad über 20 000 Meter weit schießt. Bei der besagten Erhöhung beschreibt das Geschoß einen Bogen, dessen Scheitelpunkt 6510 Meter hoch liegt. Man könnte also, wenn das Geschütz in Chamoueux aufgestellt wird, über den Gipfel des Montblanc weg nach Churmayeur im Aostathale sckießen, ohne die Menschen irgend zu gefährden, die etwa aus dem Gipfel des Berges stehen, da das Geschoß noch 2700 Meter höher durch die Luft saust.
AuS Tepliz wird berichtet: Eine seltene Erscheinung erregte hier die Aufmerksamkeit der Bevölkerung und aller Kurgäste. Ein Schwarm von Milliarden Jusekten ließ sich in den Nachmiltagsstunden wie eine Wolke auf die Stadt nieder. Im Nu waren die Straßen von den Insekten bedeckt und vielfach drangen diese den Leuten in Mund, Nase und Ohren. Wo sie die menschliche Haut berührten, ließen sie schmerzhaft Flecken zurück. Im Licht der Nachmittagssonne gesehen, flimmerte der Boden von Milliarden Tierchen, als ob er mit unzähligen kleinen Glassplittern bedeckt wäre. Es wurde festgestellt, daß es geflügelt: Ameisen sind, die sich hier niedergelassen haben. In derartiger Menge wurde das Auftreten dieses Insekts hier noch nie bemerkt.
— Die Stadt Wiesbaden ist in der Beschaffung eines Wasserwerkes vorangegangen, das für manche Städte vorbildlich werden dürste. Das Ozonwasserwerk, das vor einigen Tagen in Schierstein den städtischen Behörden Wiesbadens übergeben wurde, beruht auf dem von der Berliner Firma Siemens fund Halske erfundenen Verfahren, das Wasser durch Einführung von Ozon keimfrei zu machen. Das Reichsgesundheitsamt mit Geh. Rat Dr. Ohlmüller und das Institut für Infektionskrankheiten, unter Leitung des Geheimrats Professor Dr. Robert Koch, haben mit dem Siemensschen Verfahren in einer Versuchsanlage längere Zeit experimentiert und zwar unter Zugrundelegung so ungünstiger Bedingungen, wie sie in der Praxis kaum Vorkommen können. Das Sicmenssche Verfahren beruht auf der Erzeugung großer Mengen von Ozon mittels Elektrizität, indem die Luft durch einen Raum geführt wird, in welchem ein an- dauernder Ausgleich von chochgespannten Elektrizitätsmengen stattfindet. DaS Wasser wird, während es in geschlossenen Türmen über groben Kies riefelt, mit ozonisierter
Luft in Berührung gebracht. Da das Ozon seine tötende Wirkung auf die pathogenen Keime ausübt, sich aber rasch wieder in gewöhnlichen Sauerstoff umsetzt, so wird da« ozonisierte Wasser keimfrei, ohne einen üblen Beigeschmack zu behalten. Das Wiesbadener Ozonwerk, in dem das Kochsche Institut seine Versuche mit sehr gutem Erfolge abgeschlossen hat, wird dauernd von dem bekannten chemisch-bakteriologischen Institute von Prozessor Fesenius kontrolliert und dürfte noch von einer größeren Anzahl anderer Städte, namentlich Badeorte, eingeführt werden, da diese letzteren durch ein Ozvnwasserwerk die gerade für Bäder hochgespannten Anforderungen an die Hygiene zu befriedigen vermögen.
WnterHcl ttenöes.
Rm der Mitgift Mm.
Roman von Arthur Zapp.
(Fortsetzung) (Nachdruck verboten.)
Es war dasselbe wie in der Garnison: das Jeu war ein Hauptreiz der geselligen Zusammenkünfte. Und so geschah es, vaß Axel gerade jetzt, wo Klara der zartesten Rücksicht bedurfte, häufig übellaunig, kurz angebunden und aufbrausend war.
Klara litt im Stillen; doch kam nie eine Klage über ihre Lippen und nie ein Vorwurf. Sie war eine viel zu stolze, vornehme Natur, als daß sie es ihn je hätte merken lassen, wie schmerzlich sie diise langen Abwesenheiten empfand. So oft er sich von ihr verabschiedete, um nach der Stadt zu fahren, stets zeigte sie ihm dieselbe gleichmütige, freundliche Miene.
Eines Tages aber fühlte sie sich besonders leidend und hinfällig. Eine quä- lende Unruhe steckte ihr in allen Gliedern und eine dumpfe angstvolle Beklommenheit. Je näher der Abend heranrückte, desto qualvoller wurde ihr Zustand und als Axel nun bei Anbruch der Dämmerung das Anspannen befahl, konnte sie sich eines unwillkürlich klagenden Ausrufes nicht erwehren.
„Was hast Du, Schatz?" fragte er verwundert.
Mit Mühe drängte sie bie Thränen zurück, die ihr körperliches Leiden und ihre seelische Erregung ihr in die Augen trieben.
„Könntest Du heute nicht einmal zu Hause bleiben, Axel?" fragte sie zaghaft, in bescheidenem Ton.
Er runzelte die Stirn. Ihre bittende Frage kam ihm sehr ungelegen.
„GönnstDu mir das bischen Vergnügen nicht?" fragte er etwas rauh zurück.
Sie sah ihn betreten an. Und nun konnte sie die Thränen doch nicht länger zurückhalten, die ihr unaufhaltsam über die blassen Wangen rannen.
Axel v. Düringshofen stand wie auf Kohlen. Gerade heute durfte er nicht fehlen. Er hatte das letzte Mal eine größere Summe an Herrn v. Alten verloren. Der Rittmeister hatte ihm für heute Revanche versprochen, und er selbst, er haßte ganz fest zugesagt, zu kommen. SeineAbwesenheit würde man gewiß boshaft glossieren, ihn als Pantoffelhelden verspotten. Ungeduldig stampfte er mit den
Füßen auf. Klaca's Thränen machten ihm vollends nervös.
„Bitte, keine Scene!" stieß er ärgerlich hervor. „Thränen kann ich nun gar nicht leiden. Ich bleibe ja nicht lange — eine oder zwei Stunden. Gerade heute habe ich mich durch ein Versprechen gebunden. Geh' nur immer zu Bett! Das Mädchen kann ja bei Dir aufbleiben. Adieu!"
Er küßte sie flüchtig auf die Wange und eilte hinaus.
Aber gerade in dieser Nacht kam er spät, sehr spät. Freilich hatte er die Absicht, zeitig aufzubrechen, aber das Spiel hatte ihn schließlich doch so stark gefesselt, daß er alles andere darüber vergessen hatte. Er war einmal ausnahmsweise stark im Gewinn gewesen und hatte die Chance selbstverständlichwahrnehmenmüssen. Alles was er ein paar Tage zuvor verloren, hatte er zurückgewounen, alles. In bester, Stimmung machte er sich auf den Heimweg, mit den besten Vorsätzen. In der nächsten Zeit wollte er gar nicht mehr ausfahrcn, bis Klara's schwere Stunde vorüber war.
Als er das Schlafzimmer betrat, war noch Licht, obschon der Morgen dämmerte,
Die Vorhänge waren dicht zusammengezogen. Und auf einmal, als er sich eben dem Bett seiner Frau nähern wollte, ertönte ein dünnes, kreischendes Sümmchen, wie er es noch nie in seinem Leben vernommen. Wie vom Donner gerührt stand er einen Augenblick still. Und dann stürzte er zu Klara hin. Todtenblaß sah ihr Antlitz aus, fast so weiß, wie das Kissen, auf dem ihr Kopf matt ruhte. Groß und gespenstisch leuchteten ihre dunklen Augen in dem schmalgewordenen Gesicht.
Wie zerschmettert sank der große starke Mann auf seine Kniee nieder und wie scharfe schneidende Messer drangen die Selbstvorwürfe auf ihn ein. Während sie litt, in unsäglichen Schmerzen sich wand, dem Tode nahe, von Angstschauern durchrüttelt, hatte er beim Wein und Kartenspiel gesessen, getrunken, gelacht, unter lärmenden Freunden. Schmählich hatte er seine Pflicht mit Füßen getreten, rücksichtslos, roh, brutal.
„Klara, liebste Klara!" stammelte er zerknirscht, voll bitterer Reue, „kannst Du mir verzeihen?"
Und sein Gesicht, von dem alle Weinröte geschwunden war, zuckte vor tiefster Bewegung. Da traf ein scharfer Flüsterhauch sein Ohr.
„Axel!"
Mit einem Ruck war er in die Höhe und beugte sich über sie. Von ihrem Gesichte strahlte ihm Milde und verzeihende Liebe entgegen.
„Es ist ein Knabe, Axel, ein Knabe!" flüsterte sie und stolze freudigste Genng- thuung verklärte ihr Dulderantlitz wie einen Heiligenschein.
Mit einem Schauer des Entzückens beugte er sich ganz auf sie hernieder und küßte sie auf die Stirn. Und dann nahm er das schneeweiße, mit Bändern und Spitzen verzierte Stechkissen, in dem das kleine, hilflose Menschenkind ruhte, vorsichtig in seine Arme und betrachtete das rote, kleine Kinderantlitz, während ihm die Augen überströmten, staunend, überglücklich.
VII.
Während hier ein junges Menschenwesen sich zum Licht des Lebens emporrang, erlosch in der Ferne in Axel'S