Amtsblatt für die Stadt Wit'dbad.

Dl DMHk!?UKI.

Amtsblatt für die Stadt Wildbad

Erscheint Morrta-, Mittwoch und Freitag.

Der Abonnements-Preis beträgt incl. dem jeden Freitag beigegebenen Allustr. Sonntagsblatt für Wildbad vierteljährlich 1 Mk. 10 Pfg., ohne Sonntagsbeilage 90 Pfg., (monatlich im Ver­hältnis); durch die Post bezogen im Oberamts- Bezirk viertelj. 1 30 ^ s auswärts l 45 ^.

Der Annoncenpreis beträgt für die einspaltige Zeile oder deren Raum 8 Pfg., auswärts 10 Pfg. Reklamezeile 15 Pfg. Anzeigen '.müssen spätestens den Tag zuvor aufgegeben werden. Bei Wieder­holungen entsprechender Rabatt.Steh ende An­zeigen nach Uebereinkunfi. Anonyme Einsen - düngen werden nicht berücksichtigt.

Nr. SS.

Montag, 18. August 1902.

88. Jahrgang.

Rundschau.

Calw, 14. August. In dem gestern nachmittag oberhalb des Waldecker Hofes auf Markung Stammheim in der Nagold aufgefundenen Mann ist heute der 70 Jahre alte Mühlenbauer Johs. Gauß von EbhausenOA. Nagold erkannt worden, Derselbe hat sich am 6. August von Eb- hausen entfernt und wurde seitdem ver­mißt. Dem Leichenbefund nach, ist er schon ca. 8 Tage im Wasser gelegen.

In Ludwigsburg wurde ein städtischer Schutzmann aus dem Dienst entlassen, weil er sich durch Spendung einer Mark hatte bestimmen lassen, eine Uebertretuug nicht anzuzeigen. Der Schutzmann sowohl, wie die Person, welche ihn bestach, haben Straf» zu ge­wärtigen.

Pforzheim, 14. Aug. Vom Tod auferstanden ist der Turner Wild von Ludwigshafen zwar nicht, aber man hatte ihn zu früh tot gesagt. Wie gemeldet wurde, hat derselbe beim Pforzheimer Kreisturnfest einen Unfall erlitten, der seinen Tod im Gefolge gehabt haben sollte. Wie derN. B. Lztg." jetzt mitgeteilt wird, ist der gute Mann nur ein bischenbe­schwipst" gewesen und unter der Wirkung des kleinen Unfalles inOhnmacht" gefallen, von der er sich indes schon längst wieder erholt hat. Am Dienstag Abend ist er mit den andern Turnern wieder in Lud- wigshafen eingezogen und denkt nicht im Mindesten daran, sein jugendliches Leben mit dem besseren Jenseits zu vertauschen.

Fürtwan gen, 12. Aug. Die Ver­einigten Uhrenfabriken von Gebr. Junghans und Thomas Haller A.-G., Schramberg werden der Generalversammlung eine Di­vidende von 9 Prozent Vorschlägen, wie im letzten Jahre.

Die Zeitung für Feuerlöschwesen, welche in München erscheint, schreibt:Aust der Fahrt zur Brandstätte soll das Auf­steigen auf Geräte oder das Abspringen von denselben unterbleiben, weil bei allen­falls durch Verletzung dieses Gebotes entstehenden Unglücksfälleir die Landes­unterstützungskasse keine Entschädigung ge- währt. Meistens werden durch solches Auf- und Abspringen sehr schlimme Folgen hervorgerufen, wie Arm» und Beinbrüche und noch andere Körperbeschädigungen, so daß die betr. Feuerwehrmänner oft ihr Leben lang Krüppel bleiben. Es muß daher ernstlich davor gewarnt werden, die Fahrzeuge auf dem Wege zu besteigen oder davon abzuspringen."

Evreux, 15. Aug. Der Schwager Vanderbilts, Fair, verunglückte durch Platzen eiues Radreifens, als sein Auto­mobil sich in voller Fahrt befand. DaS Fahrzeug stieß an einen am Wege stehenden Baum. Fair, der lenkte, und seine Frau sind beide tot, der Automobil­führer wurde schwer verletzt.

Berlin, 12. Aug. Ueber eine son­derbare Veranstaltung zu Ehren des aus der Duellaffaire Blaskowitz bekannten und nunmehr begnadigten Oberleutnants Hildebraudt anläßlich seiner Begnadigung und Versetzung nach Stade wird der Kön. Hart. Ztg." aus Gumbinnen ge­schrieben: Nachdem der Oberleutnant Hildebrandt am 7. Aug. in Insterburg im HotelDeutsches Haus" ein Abschieds­diner gegeben hatte, an dem auch die beide Brigadekommandeure Willich ge­nannt o. Pöllnitz und Gronau teilnahmen, fand Samstag, 9. August, nachmittags, aus demselben Anlaß zu Gumbinnen im Kasino des Dragonerregimeuts v. Wedelt, welches zugleich auch das des 1. Artillerie­regiments ist, gleichfalls ein Diner statt. Bekanntlich gehörte Oberleutnant Hilde­brand dem letztgenannten Regiment an. Die Fahrt nach dem Bahnhof erregte nicht wenig Aufsehen. In feierlichem Zuge mit einem Spitzenreiter und einer Exkorte in Paradeuniform mit Helm nnd Haarbusch vor der vierspännigen Gala- Equiprge, in welcher Oberleutnant Hilde­brandt nebst mehreren anderen Offizieren Platz genommen hatte, begleitet von Offizieren in nachfolgenden Wagen und einer Schlußeskorte, als ob man eine fürstliche Person zur Bahn begleitete, ging die Fahrt in sausendem Tempo durch die Hauptstraßen der Stadt nach dem Bahnhof, wo die Verabschiedung stattfand. (Diese Demonstrativer verdient unter allen Umständen scharfe Mißbilli­gung).

Eine Londoner Firma hat sich kürzlich mittels auffallender Inserate in den gelesensten Zeitungen Deutschlands und des Auslandes erboten, mit dem Krönungsdatum abgestempelte Krönungs­postkarten allen denen zuzusenden, die rechtzeitig die Preise hierfür in Briefmarken nach London an die in den Anzeigen an­gegebene Firma einschickten. Zu ihrer Sicherheit erhielten die Zeitungen gleich Kassa für die Inserate in Form einer Wechsels auf ein Londoner Bankhaus. Wie die BraunschweigerNeuesten Nach, richten" nunmehr durch Vermittlung ihres

Londoner Berichterstatters endeckt haben, hat mau es hier mit einer großen, fein angelegten Schwindelei zu thun. Die be­treffende Bank ist ein faules Institut, vor dem bereits verschiedentlich in den Zeitungen gewarnt worden ist. Namentlich aber sind inzwischen die von Zeitungen für die Aufnahme der Annonceu einge- laufcneu Wechsel (vorsichtiger Weise hätte die Presse nur auf eine deutsche Bank ausgestellte Wechsel acceptieren sollen) von der Bank nicht angenommen worden. Auf ein Kabeltelegramm hin erfuhren dann dieB. N. N ",daß die Inhaber der Firma bereits am 9. d. M. von ihrem angegebenen Wohnort ausgerückt waren. Das gesamte von Deutschland an die nur für ca. 8 Tage lediglich zur Ausführung dieses Schwindels in London errichtete Firma gesandte Geld kann als vollständig verloren betrachtet werden. Man nimmt an, daß der Schwindelgesellschaft minde­stens 100 000 Mark in den Schoß ge- fallen sind.

Ueder die vornehmen englischen Offiziereschreibtdas englischeBlattSun": Das erste und wichtigste ist, daß der zu einem Rang in der Armee i eförderte Of­fizier lernt, das Studium seines Berufes zu meiden. Er darf das Soldatsein nicht ernst nehmen. Das hieße gleich dem Schul­buben büffeln. Des Offiziers erster Be­rufsstolz muß gedämpft werden; er muß als Sportsmann und Mann der Gesellschaft auftreten, der einen Tanz für ungleich wichtiger hält, als das Exerzieren seiner Kompagnie. Kurz, er muß lernen, daß sein bischen Dienst ein Nebel ein schwer zu tragendes, wenn auch ein notwendiges Uebel ist. In Würdigung dieser Thatsache muß der junge Offizier, sobald es nur irgend möglich ist, seine Uniform ausziehen und Zivilkleidung anlegen.Fachsimpeln", das Diskutieren über militärtechnische Fragen, ist im Kasino durchaus verpönt, und der Offizier, welcher sich durch Er­wähnung des Regiments oder der Taktik vergeht, erntet den vom Herzen kommenden Groll seiner Kameraden. Ja, das Disku­tieren über den Dienst, so fährt derSun" fort, ist eine ebenso große Verletzung der Etikette, als wenn ein Geistlicher beim Diner eine Erörterung über religiöse Fragen anschneidet. Der Offizier mag in Erfüllung seiner militärischen Pflichten so viel Fehler machen als er will, er wird dafür geneckt werden, aber seine Fehler beim Polo- oder Lrikettspiel werden niemals vergeben noch vergessen. Armut ist überall trotz des