Amtsblatt für die SLaöL WiLöbclö.
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Nr. 17.
Dienstag, 11. Ilebr-ucur 1602
88. Jahrgang.
Rundschau.
Stuttgart, 6. Febr. Für die 25- jährige Jubelfeier des Württ. Krieger- Lundes sind die Vorarbeiten im vollen Gauge. Dre Beteiligung wird eine außerordentlich starke werden. An dem Hui- digungszug vor dem König im Schloßhof dürften 20 000 Krieger teilnehmen.
Stuttgart, 7. Febr. Die gestrige Versammlung des Zweigvereins Stuttgart des allgemeinen deutschen Sprachvereins im weißen Saale des oberen Museums erfreute sich eines zahlreichen Besuchs. Der Vorsitzende des Vereins Dr. Oskar Hauser erstattete zuerst Bericht über die Hauptversammlung in Straßburg und hob hervor, daß der ganze deutsche Verein jetzt 19 000 Mitglieder zähle, u. a. den Reichskanzler Graf Bülow und fast sämtliche preußische Minister; in Württemberg sei Staatsrat v. Balz dem Verein beigetreten. Im Anschluß an diese Mitteilungen hielt Rektor Erbe einen Bortrag über: Die neue gemeindeutsche Rechtschreibung, in dem er ausführte, daß die Einführung derselben zu den erfreulichsten Erscheinungen des neuen Jahres zählen werde. Sie erstrecke sich nicht auf Deutschland allein, sondern auch Oestreich und die Schweiz sollen mit einbegriffen sein. Redner ging dann auf die Einzelheiten der zukünftigen Veränderungen näher ein und bedauerte nur, daß dabei der schwäbischen Mundart nicht so viel Rechnung getragen werde, als diese es verdiene. Ein Fortschritt sei auch in der lautgetreueren Schreibung der Fremdwörter anzuerkcnnen; Württemberg sei hierin zwar sehr weit voran gewesen, werde aber durch die neue Schreibweise weit überholt. Daß wir trotzdem noch für 20 Laute 66 verschiedene Schreibarten haben, bedinge die Eigenart der deutschen Sprache; hierfür nur ein Beispiel: der Buchstabe S kann geschrieben werden, s, ß, s; in Worten französischer Herkunft: o vor 6 und i, ^ u. s. w. Zum Schluß faßte der Redner seine Ausführungen dahin zusammen, daß wir durch die neue Schreibweise nicht zurück sondern ein Bedeutendes vorwärts kommen. Bei der nun folgenden Er- örterung über eine Vereinfachung der Form des bürgerlichen Briefes wurde empfohlen, auf der Adresse die Bezeichnungen Wohlgedoren oder Hochwohlgeboren ganz wegzulassen und sowohl in
wurden dann noch einige Proben der gegenwärtig leider noch zu oft vorkommenden amtlichen Schreibweise verlesen, bei denen es schwer war, den Sinn zu erfassen. Dieser Vergewaltigung der deutschen Sprache sollte mehr entgegengewirkt werden.
Stuttgart, 8. Febr. Der Landtag ist auf unbestimmte Zeit vertagt worden. Die Kammer der Standesherren hat einstimmig den Antrag angenommen, den 'Abschluß des Postmarkenvertrages nicht zu beanstanden. Die Kammer der Abgeordneten hat mit 66 gegen 9 Stimmen einen Antrag angenommen, durch den die Regierung ersucht wird, im Bundesrat für die Reichstagsdiäten einzutreten. Die Regierung hatte sich an der Erörterung nicht beteiligt, nachdem der Ministerpräsident erklärt hatte, die Regierung halte es für unthunlich, ihren Standpunkt jetzt darzulegen. Der Diätenantrag des Reichstages sei vom Bundesrat dem Ausschuß für die Reichsverfassung übergeben, worden. Dieser sei bisher in eine Be- rathung noch nicht eingetreten.
— Im Landtag wurde in letzter Zeit eine Reihe neuer Bahnen bewilligt, so Laupheim-Schwendi, Roßberg-Wurzbach, die letzten Raten für Biberach-Och- senhansen, Güglingen-Leonbronn, Beil- stein-Heilbronu, ein Staatsbeitrag von 380 000 Mk. fürdie VollsvurbahnJagstfeld Ncuenstadt, ein ebensolcher für Amstetten- Gerstetten,dieLinieuSchorndorf-Welzheim, Vaihingen-Enzweihingen, Kirchheim-Weil- heim, die erste Rate für ein zweites Geleise auf der Güterbahn Untertürkheim-Korn- westhkim, endlich die Linie Tübingen- Herrenberg. Das ganze Bahnbaugesetz wurde schließlich mit 67 Stimmen ange- nomwen.
— Die erste Nummer des 10. Jahrgangs der Schwarzwaldvereins-Blätter ist erschienen. Sie enthält eine von einem der gründlichsten Kenner des Schwarzwalds, Pfarrer Miller-Euzklösterle, in frischer Weise beschriebene Höhenwander- uug von der Enz zur Nagold, mit ihren malerischen Schwarzwaldbildern, ferner die Fortsetzung »Aus der Geschichte der Calwer Zeughandlungskompagnie" von Gerber, sodann eine unterhaltende »Animiertour" von Mohnbach nach Pforzheim von A. Supper; weiter Schwarzwaldgeschichten aus der Zeit des 30jährigen Krieges von A. Schilling, beachtenswerte
der Anrede wie in der Unterschrift sich I Vorschläge zur „Wegbezeichnung durch möglichster Einfachheit zu befleißigen. Es ^ den württemb. Schwarzwald", eine Wan
derung des Stuttgarter Turnvereins u. s. w. Die Nummer ist mit schönen Bildern geschmückt, besonders aus dem Kleiuenz- thal. Im Laufe des Jahres werden die Mitglieder treffliche Schwarzwaldkarten erhalten. Wir wollen daher nicht versäumen, auf diese interessanten und belehrenden Blätter empfehlend hinzuweisen. Die Mitglieder des Schwarzwaldvereins bezahlen pro Jahr 3 Mk. und bekommen Blätter und Karten als Vereinsgabe.
Neubulach, 6. Febr. Das Gasthaus zum Lamm hier ging durch Kauf in die Hände des Phil. Adrion, seith. Glasmüllers um den Preis von 22300 Mark über; letzter Uebernahwspreis 32000 Mk. im Juli 1900. — Dieser Tage herrschte auf unserer Höhe reges Leben; seitens der Bierbranereibesitzer von Calw und Pforzheim war große Nachfrage nach Eis von den umliegenden Weihern, geschäftige Hände regten sich und brachten Hunderte von Wagen Eis zum Transport. Die Gemeinden hatten den Preis auf 20 Pfg. pro Wagen gestellt.
Mannheim, 5. Febr. Eine Heiratsannonce unter Chiffre, deren Aufgabe in ein hiesiges Blatt sich als Scherz herausgestellt hat, wird für die inserierenden Damen ein unliebsames Nachspiel haben. Die betreffenden Damen haben über den ihnen gelungenen Scherz nicht den Mund Hallen können und die bei derlei Anzeigen gebräuchliche Diskretion nicht gewahrt. Auf das Inserat sind zahlreiche heiratslustige Herren hereingefallen, welche alle ins Gerede der Menge gekommen sind. Die Herren haben sich nunmehr znsam- mengethan und werden gegen die Damen gerichtlich Vorgehen.
Königsberg i. Pr., 7. Febr. Der Kaiser hat der hiesigen Schützengilde, die in diesem Jahre ihr 550jähriges Bestehen feiert, ein silbernes Brustschild an goldener Kette mit seinem Portrait verlieheu. Regierungspräsident von Waldow übergab das Geschenk einer Deputation der Gilde.
Berlin, 6. Febr. Der Jahresbericht des Handels und der Industrie der Reichshauptstadt, erstattet von den Ael- testen der Berliner Kaufmannschaft, ist heute erschienen. Der Bericht stellt sich im allgemeinen auf den Standpunkt, daß mit dem Jahre 1901 für zahlreiche Geschäftszweige das schlimmste der Krisis überstanden sein dürfte.
— Hosprediger a. D. Stöcker hielt im Reichstag zu dem Titel „Reichs.