Nr. V7.

Amts- und Anzeigeblatt für den OberamtsbezirL Lalro.

Ü4. Jahrgang.

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Montag de« 88. April 1918.

Zur inneren und äußeren Lege

Verugsprei <r In der Stadt mit Trkyerloßn M. I UV viertekfLhrkckh P»stöezu«tprei< tm OrlS- u- NochbarortLverkehr Mt. L., tt» Fernvertehi Vtt. L SV. BesteÜgeU» A> P^A.

» In Nürnberg haben die Kommunisten einen Schlag zrtr Er. rangung dcr 5)errschast und zur Ausrufung der Räterepublik zu führen versucht. Aber das Gcneralkommundo zog im geeigneten Augenblick ein« so stark« militärische Macht heran, daß die Spartak- istcn selbst mit der Möglichkeit eines Sieges nicht mehr rechnen konnten. Es wurden aber von einer bewaffneten Menge bürgerlich« Geiseln festgcnommen. eine Radfahrer- und Maschinengewehr-Abtrilmig wurde Äon der verhetzten Menge angegriffen und mehrere junge Freiwillige wurden ihrer Waffen und Fahrräder beraubt, sowie durch Messer- stiche uud Schüsse verletzt. Es ist eben Immer wieder die alte Ge- schichte: dir Sicherheits-Kompagnien haben Befehl, nur im äußersten Fall von ihrer Waffe Gebrauch zu machen Bis die Führer dann aber diesen äußersten Fall für gekommen erachten, hat dt« Menge, di« meistens aus Rowdies besteht, schon die Zauderpolitik ausgrniitzt, um ihrerseits zum Angriff iiberzugehen. Ln Augsburg herrscht zur Zeit Ruhe. Die wlirttemberglschen Lrup- xen wurden zurückgezogen, nachdem sich dort eine BLrgerwchr gebil­det hat. Bezüglich Münchens scheinen die Verhältnisse sich noch nicht geändert zu haben. Die Regicrungstrnppen ziehen den Gürtel um hie Stadt immer enger. Aber die Regierung scheint doch noch di« Hoffnung zu haben, daß auf dem Wege der Verhandlungen etwas zu erreichen ist. Sir rechnet dabei auf die Mehrheitssvziallstcn. dir «och einen starken Anhang in München haben, der aber von den Spartakisten zur Zeit vergewaltigt wird. Urber das rechtsrheinische jbayrische Gebiet wurde das Standrecht verhängt. In den oberschle- stsche» Kohlcnbezirken sind dir Arbeiter ebenfalls in den Ausstand getreten. Sie haben außerdem führende Betriebs» und technische Be­amte willkürlich abgefetzt. Verlangt wird di« Auflösung der östlichen Echutzwehr gegen die Polen, die diese Maßnahmen freudig begrüßen. Nebenbei läßt man durch die Streiks ln den Kohiengebieten das deutsche Wirtschaftsleben zusammrndrechcn

Wie anders verhalten sich demgegenüber di« Arbeiter dcr Entente, Wie schlau haben die sranzösischen Sozialisten dir deutschen in Bern zu einem Schuldgrständnls getrieben, wodurch man die kommenden Wirdergutmachungssorderungen so hübsch rechtfertigen konnte, und iauf dem internationalen Eoztatistriikongreß in Amsterdam bemühte )ich der frühere Arbeitsminister Hrnderso» den Deutschen klar zu «rachen, daß es für sie besser sei, einen unbefriedigenden Frieden an- zunchmcn, als durch Ablehnung der Friedensbedingungen einen Zu- stand herauszubrschwören, dessen Wirkung sich nicht absehen lasse. Henderson begründete seine Auffassung damit, daß in den ^ntrntelSndern Immer noch großes Mißtrauen gegen d>e Auf. Dichtigkeit der demokratischen Umkehr in Deutschland herrsche. Man finde es merkwürdig, daß in der deutschen Friedensdelegation die Mchrhcitssoziakisten so schwach und die Unabhängigen gar nicht vertreten seien, woraus geschloffen werde, daß der Einfluß der Sozi- allsten in Deutschland tatsächlich nicht so ausschlaggebend sei ivie be­hauptet werde. Mit der raschen Unterzeichnung des Friedensverttag» würde den Ententearbeitern eine wirksame Waffe für eine energische Aktion zugunsten Deutschlands in die Hand gegeben. Man muh sagen, verfilzt schlau ist dieser engiische Arbeiterführer. Die Entente braucht einen schnellen Frirdensschluß. sie möchte aber auch zugleich Deutschland für immer adzuiun. Mit den Sozialisten und nament­lich mit den Unabhängigen hofft sic aber am beste» fertig zn ivrrden, «xd deshalb will man unsere Sozialisten jetzt ausrcizrn. Wir möchte» aber Herrn tzenderson fragen, welch« Führer di, Ententesozialisten und gar die Radikalen bei der Feststellung der Friedensbedingungen gestellt haben. Bet der Entente war und ist der ausgesprochene Er» )oberungs- und Unterdrückungswille von jeher und bis aus den hrntl- gen Tag für alle Handlungen maßgebend gewesen, der dumme deutsche Michel aber soll sich einen Gemaltfrieden aufzwingen lassen, und sich bann auf die Enlentesozialistrn verlasse», die die Kriegsentschädigungen Änd kolonialen Sriveiterungen für ihre Länder nicht so ungern sehen. Mit Recht wird zu dieser mephistophelischen Erklärung des englischen Arbeiterführers von berufener deutscher Seite erklärt, in Deutschland «lirdr man zwar nichts lieber tun als schnell Frieden schließen, aber gewichtige Tatsachen würden Deutschland bestimmen, sich dem Wohl- «olle» seiner Gegner nicht eher anzuoertrauen. als bis der Friedens, vertrag die Gewißheit gebe, daß es das tun könne. Diese Tatsachen Pber sind der unentwegte Vernichtungswille der Entente, der sich ln pllen Kundgebungen zeigt, die bisher von dieser Seite über die Sri«. Lmsbrdingungen bekannt geworden find. Besetzung des linken Rhein- «frr^ Abtretung von lebenswichtigen Provinzen im Osten mit drei Millionen Deutschen. Abtretung von Drutschsüdtirol, Schädigung der Deutschsstreicher in Böhmen. Wegnahme der deutschen Kolonien, j Dauernde Beaufsichtigung des deutschen Heere» «sw., da, find die I Kennzeichen des Frieden», dem man unter Bruch der Waffenstill- ! Pand-be-lagungen «na -iGvinge« E Einen solche« Frieden '

werde» wir aber nicht unterzeichnen, nmd unsere Feinde damit in noch größere Schwierigkeiten bringen, als wir sie haben. Das werden sie sich zn überlegen haben. O. 8._

Zur WGssWsM- md NiedkinskW.

Deutschland soll keine Kolonien erhalten.

Paris, 28. April. Nach dem diplomatischen Estuationsdericht beschlossen der amerikanische, der britische, französisch« und der japan­ische Minister des Arabern grundsätzlich, daß Deutschland alle seine Kolonien aufgebrn müsse. In der Frage des Luftver­kehrs wurde beschlossen, daß dir alliierten Flieger bet Gewährung von Gegenseitigkeit das Recht haben sollen, deutsche» Gebiet zu überfliegen.

Paris, 28. April. Die alliierten und assoziierten Regierungen haben beschlossen, provisorisch in dir Friedenspräliminarien nur dir Bestimmung aufzunehmen, daß Deutschland auf seine früheren Ko­lonien verzichtet. Die Frage der Verteilung und der Bestimmung der Kolonien solle den weiteren Beratungen Vorbehalten werde».

Dir Franzosen wollen das linke Nheimrfer besetzt halten.

Bern, 28. April. Der .Matin- veröffentlicht in Ergänzung der Ausführungen Fachs im Ministerrat dir Auffaßung des alliierten Oberkommandos über das Regime aus dem linken Rhrinuser. Dar­nach muß Frankreich sich gegen die Wiederkehr von neuen Angriffen schützen und muß sich bis zum letzte» Centime bezahlen lassen So- lange müsse das linke Rhrinuser besetzt bleiben. Habe Deutschland voll bezahlt, so sollten die Alliierten beschließen, ob das Besatzungs- Herr vermindert beldehalten oder aufgehoben werden solle. Der Mili­tärdienst werde in Frankreich aus ein Jahr festgesetzt »nd 16 600 Franzosen würden in den rheinischen Bezirken in den wundervolle« deutschen Kasernen liegen.

Bon der Pariser Konferenz.

Paris, L6 April. Das Scho de Paris bestätigt, daß die Konferenz von Versailles alsbald nach der Ankunst der deutsche« Bevollmächtig­ten beginnen wird. Man werde innerhalb 48 Stunden wissen» «b die Deutschen unterzeichnen, oder nicht.

Paris, 26. April. Petit Parisirn meldet, die italienischen Ab­ordnung werde sich am 28. April dem italienische» Parlament vor- stellr». Wie immer die Sitzung des Parlaments verlausen werde, Orlando und seine Mitarbeiter würden unverzüglich nach Paris zu- rückkehren. Die italienisch« Delegation werde am I. Mat vollzählig wieder in Versailles sei«. Der Matln berichtet, daß auch Japan sich von dcr Konferenz zurlickziehen wrrde, wenn seinen Wünschen «ich, entsprochen werden sollte. Japan glaube, falls der Grundsatz von der Gleichberechtigung der Raffen nicht in dt« Dülker-Eharta ausgenommen werde, den« Völkerbund nicht bettrete« z« können. Dcr Washingtoner Vertreter des Echo de Paris meldet, die ameri­kanische Regierung wolle verhindern, baff Japan im Besitz von Kiautschou bleibe.

Eine Protestnote gegen die polnische Anmaßung.

Berlin, 26. April. Am 26. April ließ der Reichsminlster Erz- berger folgende an Marschall Fach gerichtete Note dem französischen Vorsitzenden in Spaa überreichen: General Haller, der Führer der polnischen Divisionen, welchen durch das Spaarr.Adkommen vom 4. April 1818 der Durchzug durch deutsches Gebiet gewährt worden ist, nahm am Ostersonntag den 20. April in Krotoschin saus deutschem Gebiet innerhalb des deutschen Reiches gelegen), während der Durch­reise die Parade über dir dortigen polnischen Truppen ad. Dabei gab er nach demDziennek Posdannski" folgende ErsilSrung ab- Was Danzlg anlaugt, so gibt es nur einen Standpunkt: Danzig gehört Polen und muß polnisch werden. Was Schlesien und West» prrußrn angeht, so muß man diesen Teilgebieten zu Hilfe komimn. Weuu diese Länder einen Status bekommen, wie heute das Groh- herzogtum Posen, dann würde diese Frage schnell geregelt sein. Durch diese Kundgebung Hot sich General Haller eine schwere Verletzung des Spaaer Abkommens vom 4. April 1919 zu Schulden kommen lassen. In diesem Abkommen ist seitens der Alliierten zugrsogt worden, daß alle Maßnahmen ergriffen werden, damit die auf dem Transport durch Deutschland befindlichen Truppen alles unterlassen, was Unruhe in der Bevölkerung Hervorrufen könnte. Der Führer dieser Truppen. General Haller, hat aber durch seine Ansprache aus deutschem Gebiete hiergegen verstoßen. In dem Schlußsatz hat er die polnischen Trup­pen und die polnisch sprechend« Bevölkerung direkt zum Ansstand gegen die deutsche Regierung aufgrreizt, indem er für Schic sien, Ost- und Westprrußen denselben Zustand der Empörung gegen die deutsche Regierung fordert, wie er im Dezember ISIS in Posen ringetreten ist. Hierdurch wird Unruh« sowohl in der deutschen, wie in der polnischen Bevölkerung hervorgrrufen. Gegen diesen Verstoß gegen das Spaaer Abkommen leg« Ich hierdurch nachdrücklichen Protest rin mit dem Ersuchen an Herrn Marschall Fach, den ihm unterstellte» General Lall« aus da» Ungehörig« seine» Verhalten» Hinweisen zu wolle«.

Empörende Behandlung deutsch« Kriegsgefangener dnrch dke Franzosen.

Berlin» 27. April. Am 11. II 1918 wurden dir in der Gegend von Vrsoul befindlichen Kriegsgefangenen gesammelt and in di« Gegend von Beanmont bei Verdun verbracht. Dabet nah« ihnen der französische Lransportführ« namens Flchn sämtliche Wertsachen ab, die sie nicht zurück erhielten. Di« Unterbringung bei Beanmont bestand bis vor kurzem nur in Zelten. Die Ausstattung mit Kleid­ungsstücken ist sehr schlecht. Die Verpflegung besteht aus Brot und Suppe. Sämtliche Kriegsgefangenen sind daher stark adgemagert und geschwächt. St« sind in zwei Abteilungen geteilt. Dir erst« be­steht aus Offizieren und höheren Unteroffizieren. Eie wird bei Auf- räumungsarbeiten beschäftigt. Die zweit« Abteilung besteht an« Mannschaften und wird zum Aufsuchrn und Abtransportirren von Blindgängern verwendet, wobei täglich mehrere von ihnen getötet oder verwundet wurde». Dt« Mannschaften »erde» oft mit der Peitsche geschlagen. Für die Art Ihrer Behandlung ist bezeichnend, daß der Unteroffizier Bäuerle vom Infanterie-Regiment I6S dem französischen Unteroffizier Ferro 14 Tage lang bet jedem Appell die Hand küssen mußte. Auch ander« Kriegsgefangene find daz» ge­zwungen worden. M« deutsche Regierung hat bei der franMsche» Regierung den schärfsten Protest gegen di« Zustände in Beamnoat eingelegt nnd sofortige durchgreifende Abhilfe gefordert. Bor alle» anderen mutz Verwahrung dagegen eingelegt wrrden, datz die stsin» zösische Regierung, entgegen den völkerrechtlichen Bestimmungen, es wagt, selbst Offizier« »nd höhere Untervffiziere zn körperliche» Arbeite« heranzuziehen.

Die deutsche Friedensabordnung.

lWTB.) Berlin. 28. April. Die Liste der Mitglied« de, voraussichtlich am 27. «nd 28. April von Berlin nach Versailles a-relsenden deutschen Friedensdelegation ist nunmehr fertig­gestellt, »nd der französischen Regierung notifiziert worden. Nutzer den eigentlichen 8 Friedensdrlegierten, nämlich den Reichsministern Grasen Drockdorfs-Ranhau, Dr. Landsberg und Giesberts, dem Präsidenten der preußischen Landesversann» lung Oberbürgermeister Leinert, Professor Echiicking »nd D». Melchior, umfaßt di« Liste die Ministerialdirektoren von Stoch« Hammer und Simons als Eeneralkommiffare, sowie Mitglied« des Auswärtigen Amtes «nd Vertreter der übrigen Reichs- Ministerien und Behörden als Kommissare. Ferner gehöre» ihr Finanzsachverständige, Wirtschaftssachverständige und Mit­glieder der Wafsenstillstandskommiffio« an. Die Delegation wird von dem er orderlichen technischen und Kanzleipersonal be­gleitet sein. Mit ihr begeben sich die Vertreter der leitenden! deutschen Nachrichtenagenturen, sowie IS Vertreter der deutschen Presse mit ihre» Sekretäre« zum Verhandlungsort.

Französisch« Bischöfe fiir Llsatz-Lothrlage«.

lWTB.) Pari», 24. April. (Havas.) Di« Ernennung dej Bischöfe von Stratzburg und Metz an Stell« der deutsches Bischöfe, die ihren Amtssitz verlassen, ist durch Erlaß des hkä- sidenten Poincare erfolgt, auf Vorschlag des Ministerpräsiden­ten Llemenceauauf Grund des noch auf Elsah Lothringen an- wendbaren Toncordats von 1861, das die Ernennung bell Bischöfe der Zivilgewalt in ÄeLercinstimmung mit dem Vati­kan überträgt.

Die amerikanischen Iren für ihr Mutterland.

Rotterdam, 26. April. Dem Nieuwe Rotterdamsche» Courant zufolge schreibt der Manchester Guardian, es seien Anzeichen dafür vorhanden, daß dir Anwesenheit der irisch-amerikanischen Abordnung i» Paris nicht ohne Wirkung geblieben sei. Wilson «ad Oberst tzousr hätten offenbar es nicht verweigern könne», einig« ihrer Lands­leute zu empfangen, uud es steh« außer Frag«, datz Verhandlungen geführt würden. In Irland glaube man, datz dl« Abordnung bereits gewisse Dinge erreicht habe.

Die Bestimmungen über drn zwischen Deutschland

«nd de« Neutralen zugelaffenen Haudelsverdeh«.

Amsterdam, LL. April. Wie das .Allgemein Handelsblaod- meldrt, hai.cn dir assoziierte» Regierungen nach kommerziellen Mit­teilungen im Zusammenhang« mit dem zugelassrnea Handelsverkehr zwischen Deutschland und den Neutralen folgend« Bedingungen seil­gesetzt : 1. Alle verfügbaren Wege find benutzbar. L MMeiluu-ea bezüglich Einfuhr nach Deutschland müssen sich vorläufig auf Lebens­mittel beschränken. S. Mitteilungen bezüglich der Ausfuhr aus Deutschland dürfen sich nicht auf ander« Handelsartikel, als Gold, Silber und verhandelbare Krirgswrrkzrug« oder -Material beziehe», 4 . Transaktionen für Spekulationszwecke find nicht gestattet. S. Telegramme müssen in klaren Worten abgefatzt sein. Diese dürfe» keine geheim» Bedeutung haben. Die Telegramm« müsse« d» stau» zösischer oder englischer Sprach« oder, wenn es sich um Mitteidntgell