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gatterten Beute davongehen. Nun kommt die kitzliche Frage: Wer trägt den Ver- Inst, die Bank oder Präsentant des Checks? Letzterer erklärte kategorisch, daß er die Bank verantwortlich machen werde, denn er habe das sortgenommene Geld überhaupt niemals in seiner Hand gehabt, es noch nicht einmal berühren können, da der Exekutor zu schnell war, die Bank aber sagt, der eigentliche Empfänger hätte schneller zugreifen sollen, dann wäre das Malheur nicht passiert, denn vom Körper darf anch der Gerichtsvollzieher nichts nehmen. Der Richter wird nun über den Fall zu entscheiden haben.
Leipzig, 24. Juni. Der bekannte Vorfall in Bremen, durch den am Abend des 6. März das Leben unseres Kaisers einer schweren Gefahr ausgesetzt war, hat nunmehr vor dem Reichsgerichte seine endgiltige Aburteilung erfahren. Der erste Strafsenat, dem es obliegt, über die Eröffnung des Hauptverfahrens gegen einen hochverräterischer Handlungen Angeklagten zu beschließen, hat der „Str. P." zufolge in seiner heutigen Sitzung die Eröffnung des Hauptverfahrens abgelehnt und den Angeklagten, Arbeiter Weiland, außer Verfolgung gesetzt. Das Ergebnis ist übereinstimmend so ausgefallen, daß der Angeklagte strafrechtlich für seine That nicht zur Verantwortung gezogen werden konnte.
Brüssel, 20. Juni. Der „Rhein.- Wests. Ztg." wird von hier geschrieben: Dr. Leyds ist soeben von seiner Reise nach Holland zurückgekommen, er hatte schon telegraphische Mitteilung erhalten von der jüngsten Schlappe der Engländer bei Wilmansrust, die ihnen mehr als 50 Mann und zwei automatische Kanonen gekostet hat. Der Gesandte war in bester Stimmung und versicherte, dies sei auch der Fall mit dem Staatspräsiden, ten, der sich rüstiger hält als je, und dem die Berichte der letzten Tage neuen Muth und neues Vertrauen gegeben; besonders günstig müssen die mündlichen Mitteilungen der Frau Botha auf den greisen Staatsmann eingewirkt haben. Der Gesandte bezeichnete denn auch die Lage der Buren als eine gute; wohl giebt's Unangenehmes, dies sei aber in einem Krieg nicht zu vermeiden. Weit schlimmer gestalten sich die Zustände für die Engländer, die sich in Südafrika verbluten und mehr als man anzunehmen geneigt ist, den Wunsch hegen, dem hoff. nungSlosen Ringen ein Ende zu machen. Daher die immer wieder auftauchenden Gerüchte von Friedensverhandlungen, die nur dazu bestimmt sind, die öffentliche Meinung irre zu führen und die am deutlichsten die Gemütsstimmung der „siegreichen" Engländer verrathen. Es weckt wirklich Erstaunen, daß man in Europa noch nicht soweit gekommen ist, einfach das Gegentheil der englischen Meldungen anzunehmen; dies wäre geradezu das richtige. Die Mitteilung, als sollten die Buren nur noch auf eigener und nicht mehr auf staatlicher Unabhängigkeit bestehen, ist reine Phantasie; sie ist kaum des Widerlegens werth. Die Engländer kennen seit langer Zeit die einzige Be- dingung des Friedens; mehr als je sind die Buren und ihre jetzigen Führer entschlossen, ihr Letztes darunzusctzen, um ihre unverkümmerte Selbstständigkeit zu bekomme n.
Lokales.
— Der Personenzug 971, Pforzheim ab 7.35 Nachm., Wildbad an 8.40 Nachm., führt vom 25. Juni ab auch die zweite Wagenklasse.
Mrrterhaktsnöes.
Gntkarvt.
Roman von Emil Droonberg.
(Forts.) Nachdruck verboten.
Die Gesellschaft befand sich in einer trostlosen und durch die Ungewißheit um so gefährlicheren Lage.
„Meine Herren," begann der Marquis Agliardi zu seinen Begleitern gewendet, „wenn ich jetzt auch die Ueberzeugnng habe, daß sich die Schlupfwinkel der Banditen hier ganz in der Nähe befinden und auch vor keiner persönlichen Gefahr zurückschrecken würde, so verlangt es doch die Pflicht der Freundschaft, daß ich Sie einer solchen nicht länger aussetze, um so weniger, als die Banditen — wie uns der Verrat des Führers gezeigt hat — von unserem Unternehmen Kunde besitzen und jedenfalls Alles aufbieten werden, dasselbe zu vereiteln. Es wird uns also in der That nichts übrig bleiben, als unseren Rückweg allein zu suchen, wenn wir es nicht vorziehen, auf gut Glück vorwärts zu dringen, um w vielleicht auf eine bewohnte Gegend zu stoßen."
Die Begleiter des Marquis sahen die Richtigkeit der Bemerkungen desselben vollständig ein.
Es war zehn gegen eiks zn wetten, daß ein weiteres Herumstreifen in den Bergen völlig nutzlos sein würde.
Wie furchtbar es aber das Herz des Marquis Agliardi treffen mußte, seine einzige Tochter schutzlos ihrem Geschicke preisgegeben zu sehen, das wagte keiner auszusprechen.
Es wurde endlich beschlossen, trotz des noch immer tobenden und in heftige Regengüsse sich auflösenden Wetters, vorwärts zu dringen. Offenbar hatten die Entwichenen, die sich der Gesellschaft auf der letzten Station vor dem Gasthaus als Führer aufgedrängt, von vornherein die Absicht gehabt, sie unterwegs irre zu leiten und in irgend einen Hinterhalt zu locken.
Da man bereits den Entschluß geäußert hatte, nach dem Gasthause zurückzukehren, so würden die Verräter gewiß mit ihren Genossen sie ans dem laugen Wegedahinim Dunkel der Nacht überfallen.
Dagegen war es möglich, daß man bei mutigem Vorwärtsdringen eben durch das Unerwartete den Feinden entgehen könne, die durch das Unwetter ebenso sehr behindert sein mußten, wie die Reisenden.
Der in Strömen fallende Regen mußte jede Spur verwischen und jedenfalls, auch wenn sie keine bewohnte Gegend erreichten, war es immer besser, in irgend einem abgelegenen Dickicht den Tag zu erwarten und die etwaigen Verfolger so über den Weg zu täuschen.
Man setzte daher die Waffen in Be- reitschaft und der ganze Trupp, so dicht
sich aneinanderhaltend wie nur möglich und auf einen plötzlichen Ueberfall gefaßt, bewegte sich mitten in den Wolkenzug hinein.
Der Marsch erfolgte über das Berg- Plateau
Eine halbe Stunde mochte man wohl vorgedrungen sein, als das Unwetter sich zn legen begann und mit jenen schnellen Uebergängen, wie sie dem Süden eigen, bald sich gänzlich verlor und einer klaren sternenhellen Nacht Platz machte.
Der Zug bewegte sich eben durch einen Fichtenwald, als Fritz Bender, der au der Spitze desselben marschierte, einen Ausruf der Freude ausstieß und auf einen fernen Lichtschein deutete, der zwilchen den Bäumen hindurchschimmerte.
„Der Zufall ist uns günstig," rief Marquis Agliardi. „Wo ein Licht ist, befindet sich auch in der Regel ein Haus. Also darauf zu, meine Freunde!"
„Herr Marquis," wendete Bender ein, dem Alle, trotz seiner Jugend und untergeordneten Stellung, stillschweigend eine gewisse Autorität zuerkannt zu haben schienen, „wäre es nicht besser, wir ver- lchafften uns erst nähere Kunde? Der Lichtschein dort unten kann ebensogut von einem Feuer der Banditen, wie aus der Wohnung eines ehrlichen Mannes kommen, obschon Zehn gegen Eins zu wetten, daß von der letzteren Art nicht viele in dieser Wildnis leben. Ich erinnere mich übrigens von einem Gehöft in der Tiefe des Gebirges gehört zu haben, das nicht im besten Rufe steht. Sollten wir dahin geraten sein, könnten die Chancen eben so leicht günstig als schlimm für uns aus- fallen, denn es wird darauf ankommen, von wem wir es bewohnt finden. Jedenfalls, wenn es ein Gehöft ist, müssen wir versuchen, für die Nacht dort ein Unterkommen zu finden, denn die Tiere sind erschöpft und ich glaube auch wir Menschen werden einiger Ruhe bedürfen."
II.
Es mochte nahezu die Mitternachtstunde herangekommen sein, als die Reisenden den Rand des Waldes erreichten.
Vor ihnen lag ein ziemlich weiter, vom Gehölz freier Thalgrund, in dessen Mitte ein großes, dunkles Gebäude sich am Nachthimmel abzeichnete.
Aus jenem kam der einsame Lichtstrahl.
„Lassen Sie mich vorausreiten, meine Herren," sagte Marquis Agliardi, „und zuerst allein Einlaß versuchen. Einem Einzelnen werden die Leute, die dort Hausen, weit eher öffnen, und ich kann mich dabei überzeugen, ob nicht vielleicht vor uns eine überlegene Zahl von Feinden dort Schutz vor dem Unwetter gesucht. Hören Sie einen Schuß fallen, so bin ich in Gefahr und Sie thun am besten, sich wieder in die Berge zu werfen. Mein Ruf soll Sie benachrichtigen, wenn das Feld rein ist und wir also eine Herberge finden. Bis dahin aber halten Sie sich im Dunkel des Waldes auf.
Er war im Begriff, diesen Entschluß auszuführen, als Bender an seine Seite trat.
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