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Fleck haben, der Wahrheit stets die Ehr? geben und mit Leib und Seele dem Heiland angehören, an den der brennende Christbaum in erster jLinie erinnere. Die Musikvorträge, die Herr Lehrer Monn, der treueste und aufopferndste Freund des Lehrlingsheims seit dessen Gründung, mit vieler Mühe einstudiert hatte, wobei ihm das Talent dreier ehemaliger Real­schüler (Echinger, Zins er,Fc. Maier) sehr zu statten kam, fanden allgemeinen Beifall. Herrn Schreinermstr. K. Schul­meister für sein seit Jahren dem Lehr­lingsheim gewidmetes, opferwilliges Inte- resse und Hrn. Treiber zum Windhof für die vorzügliche Bewirtung gebührt aufrichtiger Dank. All den Freunden und Gönnern, die durch ihre Beiträge das Lehrlingsheim schon seit Jahren un­terstützen, so daß es ohne weitere Inan­spruchnahme der Gemeindeverwaltung nun seit 9 Jahren seine laufenden Ausgaben bestreiten konnte, sei auf diesem Wege auch für die kleinsten Gaben inniger Dank gesagt und herzliches Vergelt's Gott!

Unterhactenöes.

Geheilt.

Humoreske von A. Römer.

(Nachdr. verboten-)

Die Uhr schlug sieben. Gräfin Th. ruhte elegant und vornehm auf den üppig schwellenden Polstern in ihrem Empfang­salon, die Gäste erwartend.

Es war der gewöhnliche Gesellschafts­abend der Saison, an dem Jeder, der vorgestellt, erwartet, und willkommen war.

Der Graf, ihr Gemahl überflog die soeben eingetroffenen Zeitungen, und ein leichtes Stirnrunzeln bewies, daß die Nachrichten nicht angenehm waren.

In einem Fauteuil lehnte ein junger, schöner, blasser Mann, dem man sofort ansah, daß er krank gewesen. Das schwär­merische Auge hatte einen fieberhaften Glanz, und leises nervöses Zucken hob und senkte seine bleiche Hand.

Konrad, mein Lieber," sagte die Gräfin herzlich,willst Du heute nicht endlich einen Entschluß fassen nnd Dich Gräfin Alix erklären?"

O, Mama, Du weißt, wie >ich die junge Dame liebe, aber soll ich ihr frisches ,röhliches Leben an einen Krankenstnhl fesseln?"

Wie Du übertreibst! Krankenstuhl! Du hast Fieber überstanden, und die Ge­nesung zieht sich etwas in die Länge, das ist Alles, lieber Sohn."

Und wenn meine Lunge angegriffen

Thorheit, das sind Phantasieen über­reizter Nerven."

In diesem Augenblick öffneten sich die Flügelthüren, und die ersten Gäste traten ein. Nach und nach füllten sich die Räume.

Wie interessant Graf Konrad iu seiner wie durchgeistigten Bläffe aussieht," sagte eine junge Dame,in seinem Regi- mente galt er für den schönsten Mann -

Das könnte man heute kaum behaup­ten," meinte Assessor von Salten.

O, aus Ihnen spricht der Neid", entgegnete die Dame.

Nein, meine Gnädigste! Ich protestire entschieden," sagte der Assessor, welcher!

von Mutter Natur sehr stiefmütterlich ausgestattet war und sich deshalb für einen Adonis hielt.

Am andern Ende des geräumigen Zimmers stand die junge Gräfin Alix und blätterte gedankenlos in einem Album, aber ihr Blick schweifte ernst und traurig hinüber zum Grafen Konrad, aus den Geheimrach Winter lebhaft einsprach.

Jetzt kam der alte, muntere Herr eilig auf sie zu und sagte lustig:

Gräfin Alix, das ist der eigensinnigste Patient, der mir jemals vorgekommen, er bildet sich ein, unheilbar krank zu sein, und ich behaupte, ihm fehlt nur Luft und Lebenslust. Sie sollten ihn einmal in die Kur nehmen Gräfin."

Die junge Dame erröthete bis unter die Haarspitzen, und dem sich entfernen­den Konrad trübe nachblickend, erwiderte sie leise:

Ich habe keine Macht mehr über ihn, aber wie sehr bedauere ich den Grafen und seine Mutter."

Seine Mutter, in der That! Aber warten Sie, ich will da schon helfen! Auf Wiedersehen, Gräfin Alix!"

Hatte doch irgendwo gehört, daß dieser Konrad und Gräfin Alix halb und halb verlobt wären," brummte der Geheimrat vor sich hin.Na es wäre ein Glück für den jungen Menschen, müßte der Sache doch auf den Grund kommen, so kann es nicht fortgehen."

Unterdessen hatte sich Graf Konrad nur sehr widerstrebend dem jüngeren Theile der Gesellschaft angeschlossen, daS heißt, er hielt sich in Ihrer unmittelbaren Nähe auf ^aber er fiel wie ein trüber Schatten in die allgemeine Fröhlichkeit.

Kennen sie das Pfänderspiel, Graf Konrad?" fragte eine jnnge Dame.

Ich hörte wohl den Namen, spielte es jedoch nicht."

So beginnen Sie heute."

Entschuldigen Sie. gnädiges Fräulein, ich bin nicht im Stande, am Spiel Theil zu nehmen, meine Gesundheit gestattet es nicht."

Ich stehe ganz zur Verfügung, meine Damen", sagte der Assessor vortretend.

O, Sie werden auch gebraucht, wie alle jungen Herren, aber wir können den Grafen nicht entbehren."

Gräfin Alix, Sie müsse» für uns werben," setzte Lieutenant Fels malitiös hinzu, der kürzlich einen Korb von dieser jungen Dame erhalten hatte.

Dieser Vorschlag wurde von allen Seiten lebhaft unterstützt, es blieb der jungen Gräfin endlich nichts übrig, als dem allgemeinen Verlangen zu entsprechen. Sie erhob sich daher, trat zum Grafen und sagte:

Herr Graf, ich bin der Abgesandte einer fröhlichen Gesellschaft, welche die Ehre gehabt hat, von ihren Eltern ein­geladen zu werden, und fordere Sie auf, die Führerschaft beim lustigen Pfänder­spiel zu übernehmen."

Lautlose Stille folgte diesen Worten.

Alle sahen erwartungsvoll auf den Grafen, dem eine Blutwelle in's Gesicht schoß, der gleich darauf tödliche Blässe folgte. Seine Augen ruhten ernst und forschend auf der jungen Gräfin, die zwar lebhaft erröthete, aber seinen Blick ruhig aushiell und gemessen fragte:

Wollen Sie? Ja oder nein?"

Natürlich ja," rief der Geheimrat, der unbemerkt herangekommen war.

Bravo, Gräfin Alix, Sie würden einen prächtigen Famulus abgeben. Allons, Graf Konrad,vorwärts. Was wollen Sie spielen, meine Herrschaften?"

Das Pfänderspiel," rief cs von allen Seiten.

Gm ich spiele mit," sagte der alle Herr.

Das Spiel begann. Man wurde aus­gelassen lustig, und sogar Graf Konrad vergaß seine Krankheit und lachte mit den klebrige». Beim Auslösen de»' Pfänder ereigneten sich die seltsamsten Scherze, und als der Geheimrat sogar verurteilt wurde, mit einem Herrn zu tanzen, er­griff er ohne weiteres den Grasen Konrad, hielt ihn energisch fest, und walzte zum Entzücke» der jungen Damen einige Male mit ihm im Kreise herum.

Na, sehen Sie mal, Graf Konrad, geht das prächtig," sagte der alte Herr, o, Ihre Lunge ist so gesund, wie ein Fisch im Wasser! Was meinen Sie, meine Damen, wenn wir heute noch ein Tänz­chen improvisirten."

Herrlich, prächtig!"

Aber meine Mutter" begann Graf Konrad.

O, Ihre Frau Mama wird entzückt ein, wenn Sie mobil werden. Warten Sie, ich werde bei den älteren Herrschaften anfragen."

Der Gcheimrat kehrte bald zurück in Begleitung des älteren Grafen, der mit einem Blick auf seinen Sohn sein leb­haftes Bedauern aussprach, daß Niemand zum Spielen des Pianinos vorhanden sei, das Tanzvergnügen aus diesem Grunde unterbleiben müsse, wenn nicht Jemand aus der Gesellschaft geneigt sei, helfend einzutreten.

Ich kann leider nur einen Gänsemarsch trommeln," sagte der Geheimrat bedauernd.

Aber Sie, Herr Assessor, sind ja so musikalisch und können uns gewiß aus der Verlegenheit helfen, sagte Fräulein von Stein.

Wenn Sie befehlen, meine Gnädigste, natürlich," erwiderte dieser, nur wider­strebend den Platz am Pianino einnehmend er hätte viel lieber mit der jungen Dame getanzt.

Gleich darauf erklang eine muntere Polka. Der Geheimrat eröffnete mit Gräfin Alix den improvisirten Ball, die anderen Paare folgten, nur Graf Konrad lehnte einsam in einer Fensternische.

Der alte Graf trat zu ihm.

Wenn Du leider keine Freude an den Vergnügungen Deines Alters findest, lieber Sohn, so genüge wenigstens Deinen Pflichten als Wirrh; dort sitzen noch zwei junge Damen, denn unsere Herren sind knapp."

Vater ich kann nicht."

Eben kam der Geheunrat vorbei, hörte die letzten Worte und hielt sofort an.

Entschuldigen Sie, Gräfin Alix, aber ich kann nicht mehr. Die Polka wurde wohl nicht für sechzigjährige Beine er­funden. Hier, Graf Konrad, ich übergebe Ihnen meine Tänzerin, allons vorwärts."

Halb gezwungen legte dieser seine Arme um die ihm ausgedrungene Tänzer­in. Der Geheimrath sah ihm einen Augen­blick nach, dann trat er zu dem alten Grafen.

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