Amtsblatt für öie Stadt Wilöbad.

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Z)rerrstcig, 8. Ionuarr 1901

87. Jahrgang.

!Ohi>e schwere Opfer und Leiden wird jkein Volk geboren. Wir haben bisher noch nicht viel geopfert und gelitten. Es

R u ir v s ch a u

Göppiugen, 4. Jan. Die Mayser'sche Hntfabrik nnd das Kunstmüller Fröhlich- sche Anwesen gingen um zus. 300000 ./el in den Besitz von Kommerzienrat Speiser über. Eingeführt vom Vorstand sprach im Handels-und Gew.Verein Bezirksnotar Schloz von Eberbach über die ,,Hansa" und zeigte in seiner Schilderung von Entstehung und geschichtl. Entwicklung dieses Bundes von Kaufleuten, daß er nicht blos in seinem speziellen Fach zu Hanse ist, sondern daß er es auch versteht, geschichtliche Fragen übersichtlich und. in­teressant zu gestalten.

Haag, 4. Jan. Präsident Krüger erläßt eine Erklärung, worin der Vor­schlag zur Gründung eines südafrikanischen Staatenbundes unter Englands Führung, in den die Burenstaateu eintreten sollen,- scharf zurückgewiesen wird. (M. N. NZ Or. O. H., der sich als Freiwilliger im Heere des Oranje-Freistaats ausge­zeichnet hat, hat an den Generalkonsul des Oranje-Freistaats Dr. Hendrik Müller im Haag folgendes geschrieben:Daß der Deutsche Kaiser den Präsidenten Krüger jetzt nicht zu empfangen erklärte, habe ich sehr bedauert. Die Sache hat jedoch meines Erachtens nicht viel zu be­deuten. Nach Bülows Rede ist es wohl geschehen, um mit Rücksicht auf unsere schwierige Stellung in China England jetzt gerade nicht vor den Kopf zu stoßen, und wohl auch weil die Herren in Berlin die Sache der Buren für verloren hielten. Sowohl der erstere als der letztere Grund werde früher oder später wegfallen. Die Zeit dafür, daß irgend eine Macht um der beiden Republiaen willen einen Krieg mit England riskirt, ist noch nicht ge­kommen. Aber sie wird kommen. Wir müssen nur Geduld haben und glauben können, daß unsere treuen Kämpfer aus- halten werden noch Jahre lang, wenn Gott es will, und am Ende gewinnen müssen. Diesen Glauben, den ich nach langen Zweifeln erst gewonnen habe, haben Gott sei Dank die Streiter im Felde, von deren Ausdauer doch zu­nächst alles abhängt.In der Zeit liegt die Hoffnung" habe ich oft von Ehr. Dewet, Roux u. a. gehört. Der Staats- prokureur des Freistaats I. de Villiers sagte;Durch die That müssen wir be- weisen, daß wir würdig sind, ein »nab- hängig Volk zu sein." Und der Prediger Marguardt sagte in seiner schönen Rede vor dem Auszug aus Slabbertsnek u. a.:

wird noch schwerer kommen.. Setzen wir nicht das Leben ein, nie wird uns das Leben gewonnen sein" Worte, die auch die Proklamation des Präsidenten Krüger vom Juni dieses Jahres enthält. Es ist ein hartes und grausames Gesetz der göttlichen Weltordnung, daß jeder Orga­nismus seine Existenzfähigkeit im Kampf des' Daseins bethätigeu und beweisen muß. Und ich.glaube, dies Gesetz gilt auch für das Leben der Völker. Auch sie müssen, um ihre Unabhängigkeit zu erringen und zu behalten, kämpfen. Daß ein Volk mit so außergewöhnlicher Ge­schichte und Karakteranlage wie die Buren, besonders schwer zu kämpfen hat, erscheint mir eine innere Notwendigkeit. Hart müssen die Schläge sein, die den Buren zur Hingabe persönlicher. Interessen an Land und Volk zur Opferung eines Teils seines Ich um des Ganzen willen bewe­gen; das Erhebenste und Größte was ich gesehen habe in diesem Kampfe war, wie langsam nach und nach ein jeder Bur persönliche Interessen opferte für Land nnd Volk, wie das Bewußtsein der Zu­sammengehörigkeit als ein Volk von Brü­dern erwachte u. wuchs bei den Kämpfern, von denen im Juni noch so viele nur an die Verteidigung des eigenen Besitzes dachten. Und in dem Maße, wie dies Bewußtsein wuchs, ging unsere Sache besser, und die der Engländer schlechter. So wird ein Volk geboren, dachte ich, und von da an verschwanden die Zweifel in mir, der Krieg könnte zu früh für die innere Erstarkung und Entwicklung der Buren ausgebrochen sein. Dieses schreibe ich ihnen insbesondere auch darum, weil ich weiß, daß die Freistaatführeü im Wesentlichen ebenso denken. Präsident Steijn sagte mir schon im Sommer ds. Js.:Ich glaube, wir werden die Sache allein auszuführen haben", und er hat die Ansicht, daß der Krieg noch Jahre dauern werde, öfters ausgesprochen. In- tervention wird mit der Zeit in irgend einer Form wohl kommen, aber erst dann, wenn die Welt sieht, daß England nicht fertig wird mit den Buren und wenn infolge dessen für die einschreitende Macht weniger Gefahr und mehr Vorteil in der Intervention liegt. Die nordamerika­nischen Farmer führten 3 Jahre lang Krieg, bis Frankreich ein Bündnis mit ihnen schloß, das Frankreich die Freund-

schaft nnd den Handel mit dem neuen Staatswesen brachte. Inzwischen aber können wir wohl nichts Besseres thun als die englischen Lügenberichte und der Welt immer und immer wieder sagen, daß die Buren gewinnen, und daß es den Engländern in Südafrika schlecht geht."

London, 4. Jan. Der ,,Manch-ster Guardian" hört aus Kapstadt, die Buren hätten während.der letzten Tage Minen­eigenthum im Werte von einer Million Mark zerstört (?) Viljoeu habe diese Poli­ticals Revanche fürdiezerstörten Farmen" inaugurirt.

London, 5. Jan. Der Kapstädter Korrespondent derDaily Mail" will aus zuverlässigerQuelle wissen, daß der Buren­general Dewet beabsichtige, auch seinerseits in die Kabkolonie einzusallen, nachdem die vorausgefchickten Kommandos ihre Stell­ungen gesichert. Lord Kitchener bot 5000 Mann zur Bewachung der Rand-Minen auf. (Frf. Ztg.)

London, 5. Jan. Wie aus Lourenzo- Marquez gemeldet wird, verlautet dort gerüchtweise, Kommandant Botha habe einen großen Sieg über die Engländer er­fochten; viele wurden von ihm gefangen genommen und mehrere Geschütze erbeutet.

Lokales.

Wildbad, 7. Jan. Weihnachten, das Fest des Friedens und der Freude für alle Menschen, die ärmsten wie die reich­sten, hat gestern Mittag mit einer kleinen Feier und Bewirtung der Gewerbe­lehrlinge und jugendlichen Arbeiter, die, oft fern vom Elternhaus nur wenig von einer fröhlichen Weihnachtszeit zu genießen bekommen, seinen Abschluß ge­funden. Ernste und heitere Aufführungen, musikalische Vorträge und Deklamationen erfreuten die jugendlichen Darsteller ebenso sehr wie die überaus zahlreich erschienenen Zuhörer, die in so liebenswürdiger Weise durch freiwillige Gaben es ermöglichten, die jungen Leute zu bewirten und den kleinen Fonds für Instandhaltung der Bücher und Spiele zu bereichern. Herr Stadtschultheiß Bätzner, der sonst nie fehlte, konnte diesmal der Feier leider nicht beiwohnen. Herr Stadtpfarrer Auch hielt unter dem brennenden Christbaum eine kleine Ansprache an die jungen Leute und drückte den Wunsch aus, es möchten die Jünglinge 3 Dinge aus dem eben vorgeführten Lebensbild Gellerts lernen. Sie möchten Männer werden wie die geschilderten, die das Herz aus dem rechten