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erkannte und sie, den durchnäßten Hut abziehend, freundlich grüßtet
Die Frau, ließ halten und ließ den Buben herankommen, indem sie fragte:
„Wohin denn, Büberl?"
„Hoamzua, Frau Förschterin, nach Sternkirchen."
„So sez' Dich nur gleich herein zu mir," sagte die leutselige Frau, „dann kommst eher heim; mach'nur g'schwindt!"
Der Bub besann sich nicht lange und saß im nächsten Augenblick an der Seite der freundlichen Frau.
> „Arm's Büeberl," sagte sie jetzt, als der Wagen sich wieder in Bewegung setzte, „Dich friert ja; Du bist tropfnaß. Da, nimm die Decken über Deine Füß' und bind Dir das Tuch um den Hals."
„Dank' schön dös braucht's nit," ent- gegnete der Kleine. „Dös macht mir nix. Z' Haus Hab' i schon ä trockenes Ghvand. I bin nit so verwöhnt, daß i glei krank werd."
„Wie heißt denn und wem g'hörst denn?"
„Felix heiß i. Mei' Muatta is die Berger-Wittib. Unser Heimat is im Armenhaus."
„Im Armenhaus? Was war dein Vater?"
„Mei' Vater ist a tüchtiger Schreiner gwen. Wie der Krieg ansbrochen is, hat er einrucken und furt müassen, in's Frankreich eine und is nimmer z'ruck kömma. Er is blieb'n auf'm Feld der Ehr'. Drent rin Marktflecken könnt's es lesen auf dem schöna Monument, glei oben der erste Ncime: Felix Berger, Soldat im l. Inf. Reg. König, gefallen am 1. September 1870 vor Sedan."
„Ja freilich Hab' ich die Inschrift schon oft g'lesen," entgegnete die Försterin gerührt." Aber sag' mir nur, Büeberl, wie kommt's denn, daß Deine Mutter im Armenhause ist? Habt's denn keine Unterstützung vom Staat?"
„Bis jetzt no' nit; aber bald soll's wern, wie unser Herr Expeditor sagt, der auch im Krieg g'wesen is. Wißt's, Über mei' Muatterl is vor lauter Traurigkeit über den Tod von mein Vater a schwere Krankheit kömme, sie kann nimmer aufstehn und nix mehr verdiena Und da hat's die G'meind' in's Armenhaus tan."
„Du lieber Gott!" rief die Frau, „der Mann auf'n Monument als Held und 's Weib im Armenhaus! Aber von was lebt's denn?"
„Ja no', mitunter krieg i von die Bauern was, aber nit viel, 'halt a bisl Erdäpfel und Milli. D'Hauptfach' aber is, daß mir der Herr Expeditor Depeschen austragen laßt, wenn's grad pressiert, wie's heunt der Fall war. Mit dem Bringerlohn kann i dann mei' Muatterl wieder etli Tag erhalten."
„Du mußt Dein' Muatterl erhalten? Du bist ja kaum zehn Jahr alt uud mußt in d' Schul' geh'n?"
„Freili geh' i in d' Schul' und i bin sogar der Erst'. Aber wenn d' Schul aus is, frag' i beim Herrn Expeditor an, und der braucht mi rechter Zeit."
„So gesegn's ihm Gott," meinte die Frau. „Aber ich gib Dir schon auch was, Felix. Und weun ich am heiligen Abend zurück komm' von München, such' ich Euch auf. Ich werd' schon sorgen für Lebensrnittel auf die Weihnachtsfeiertag'. Viel-!
leicht giebt mir 's Christkindl,' weil Du Deine Mutter so gern hast, etwas für Dich mit. Ja, ja, schau mich nur an, es ist schon mein Ernst."
's Christkindl? Dös hat mir erst vergangene Nacht im Traum was g'hoaßeu."
„Magst mir den Traum erzähl'n?"
„Gern. Es hat mir geträumt,'s Christ-, kindl im schneeweißen G'waud is für d' Stubenthür einakömma und hat mi g'fragt, was i mir wünsch'. Gar mx, Hab' i g'sagt, als a g'sund's Muatterl. Da hat's Christkindl gwunken und a Frau is einakömma, die hat mi so lieb ang'schaut und g'streichelt hat's mi, aber es war nit 's G'sicht von mein' Muatterl. Da Hab i's gefragt: Wer bist Du? und sie hat g'sagt: Dei' g'sunde Muatta
bin i, Felixl, und alle Not soll a End' hab'm In dem Augenblick schreit mi d' Muatta wach und aus is er gwen, der schöne Traum."
„Ich wünsch' Dir, daß er in Erfüllung .gehi," versetzte die Försterin, eigentümlich ergriffen. „Aber steh', unsere Fahrt ist jetzt auch aus."
Der Wagen war an der Station angelangt. Felix xrhiplt von der Försterin ein Geldstück und bedankte sich. Nachdem er dem Expeditor die Bescheinigung über die besorgte Depesche eingehändigt, eilte er frohen Muts seiner Wohnung- zu.
Die Försterin ließ sich von dem Beamten Auskunft über die Verhältnisse des Knaben geben und fand dessen Aussage voll bestätigt. (Forts, folgt.)
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Wildbad, 19. Dez. Bei der gestrigen Landtagsstichwahl haben hier von 740 Wahlberechtigten 573 abgestimmt. Es erhielten: Vincenz Weiß (Deutsche Partei) 397, Waßner (Soz.) 172 Stimmen. Am 5. Dez. erhielten von 574 abgegebenen Stimmen: Weiß 252, Schöuinger (Volksp.) 267, Waßner 48. Es dürften demnach gestern von den 267 volksparteilichen Stimmen der ersten Wahl, vorausgesetzt, daß wieder dieselbe Anzahl abgestimmt, ca. 144 auf Weiß und ca. 123 auf Waßner entfallen sein. — Im Bezirk'ergiebt sich nach einem Extrabl. des „Enzth." folgendes ^
W a h l-E r g eb »i s
Wahl
berechtigte
Wahlbezirk
V. Weiß
l Waßner
^ Am 5. Dez. erhielten:
^ Weiß ^ Waßner^ Aöningcr
740
Wildbad.
397
172
252
48
267
137
Arnbach .
50
70
45
61
6
46
Beinberg.
12
13
16
1
16
104
Bernbach .....
33
55
20
7
50
75
Bieselsberg ....
25
45
23
34
9
388
Birkenfeld . . . .
80
251
97
189
' 10
449
Calmbach.
142
227
103
64
229
197
Conweiler ....
79
89
54
66
16
91
Dennach.
43
34
38
29
12
193
Dobel.
46
115
44
87
18
134
En gelsbrand . . .
39
74
29
68
10
74
Enzklösterle ....
27
39
29
17
18
219
Feldrennach ....
70
95
27
77
58
276
Gräfenhausen . . .
130
89
117
48
23
121
Grunbach . . . . .
20
88
18
69
12
244
Herrenalb.
131
50
92
15
64
206
Höfen..
137
45
91
18
70
36
Jgelsloch.
18
14
8
1
26
70
Kapfenhardt ....
32
30
22
14
15
115
Langenbrand ....
65
43
53
27
15
282
Loffenau .
112
118
62
3
83
77
Maisenbach ....
33
22
23
3
29
459
Neuenbürg ....
217
170
201
110
55
80
Neusatz.
64
8
58
5
4
49
Oberlengenhardt . .
Ober- und
23
10
12
2
20
88
Unterniebelsbach . .
61
20
36
18
3
177
Ottenhausen ....
117
27
122
19
3
79
Rothensol.
34
31
28
23
16
71
Salmbach.
14
50
15
53
1
125
Schömberg ....
39
52
37
12
23
166
Schwann.
80
71
49
61
21
46
Schwarzenberg . . .
17
24
13
19
11
34
Unterlengenhardt . .
19
8
14
3
14
107
Waldrennach....
49
43
36
44
9
5755
2443
2292
1884
1315
1236
Weiß ist jomil mit 151 Stimmen §
Mehrheit gm
ählt.