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London, 14. Dez. Die Niederlage des Generals Clements ist jetzt offiziell bestätigt, ebenso damit die Wegnahme des englischen Lagers von Noitgedacht durch Telarey. Kommandant Botha leitete zur selben Zeit die Zerstörung der Delagoabahn ein, während Tewet Kit- cheners beste Truppen südwärts lockte. Ein Generalangriff fand auf sämtliche wichtigsten Eisenbahnpunkte statt. Alle Eisenbahnverbindungen mit der Kapkolonie sowie Natal und der englischen Hauptkorps untereinander sind gestört. Bethlehem, Vrede, Vryheid, Mafeking, Standerton und Kimberley wurden gleichzeitig ange­griffen. Sonach ist die Lage des englischen Heeres in Südafrika schwieriger denn je.

Von Seiten der Iren empfängt den demnächst zurückkehrenden Lord Roberts folgendes Manifest:Ehre dem Feld­marschall Lord Roberts." Ehre sei ihm, weil er die Frauen und Kinder der Buren ohne Obdach und Nahrung in den kalten Winter hinausgejagt hat, Ehre wegen des von ihm über Cordua gespro­chenen Erkenntnisses. 100 irische Ge­meinden werden die Ernennung Bobs des Großen zum Ehrenbürger fordern. Bobs, der mit 300000 englischen Soldaten und 100 Millionen Pfund Sterling nahezu 20000 Buren besiegt hat; Bobs, der die Grausamkeiten der Türken und Hunnen wieder eingeführt hat; Bobs, der, weil er unfähig war, der Burenguerilla die Spitze zu bieten, die Bnrenhöfe zu Hun­derten verbrennen ließ; Bobs, der 1400 Bucenfrauen und 400 Burenkinder aus ihren Wohnungen in Pretoria in den Tod und den kalten Winter hinausjagte. Bobs, der den tapferen Burenoffizier Hans Cordua auf Zeugnis der englischen geheimen Polizei und wegen eines von der Polizei selbst geschmiedeten Komplotts hinrichten ließ. Ehre Attila dem Kleinen! Ehre dem grausamen Bob! Das ganze Festland, jeder Gebildete stimmt in das vernichtende Urteil ein und verabscheut die teuflischen Grausamkeiten des engl. Kriegs in den südafrikanischen Republiken. Ehre der englischen Bibel und dem eng­lischen Bob."

London, 14. Dez. Ein Telegramm desStandard" aus Schanghai vom 12. Dez. besagt: Tichangtschitung erhielt die Mitteilung, die Kaiserinwitwe habe sich mit folgenden Friedensbedingungen ein­verstanden erklärt: Baldige Rückkehr des Kaisers nach Peking, Zahlung einer Ent­schädigung in Höhe von 40 Millionen Pfund, Einführnng einer Schutzwache von 5000 Mann für jede fremde Gesandt­schaft, Einsetzung von je einem fremd­ländischen Berater für jede Provinz des chinesischen Reiches. (In diesen Beding­ungen fehlen mehrere, über welche sich die Vertreter der Mächte im November geeinigt haben; in erster Linie die Be­strafung der Rädelsführer mit dem Tode, das Verbot der Waffeneinfuhr, die Schleif­ung der Takuforts, die militärische Be­setzung rc.)

Kopenhagen, 11. Dez. Georg Brandes berichtet in derPolitiken", ein russischer Staatsmann habe ihm mit­geteilt, in Rußland sei es allgemein be- kannt, daß der vorige Minister des Aeußeren, Graf Murawiew. Selbstmord begangen habe, weil der Zar seine Pläne England gegenüber mißbilligte.

Newyork, 14. Dez. Ein Tel. aus Peking 12. Dez. besagt: Vor einigen Tagen wurde den Engländern mit­geteilt, daß sich ein großer Schatz 20 Meilen nordwestlich vou Peking befinde Heute ging ein Oberst mit 2100 Mann, denen später noch 50 nachgeschickt wurden, ab. Man glaubt, daß eine große Menge Goldsachen bei der Flucht an dem be- zeichneten Orte vergraben wurde. Die Mitteilung stammt von einem früheren Hofbeamten.

Vermischtes.

Die bayerischen Königsschlösser wurden, nach einer Zusammenstellung der Augsb. Abendztg.", im vergangenen Sommer von 115 062 Personen besucht, gegen 66 551 im Vorjahr. Die starke Zunahme ist wohl hauptsächlich auf das Stattsinden der Oberammergauer Passi­onsspiele zurückzuführen. Im Einzelnen wurden besucht Schloß Linderhof von 43466 Personen, Schloß Neuschwanstein von 25 923, die Hundingshütte von 3017, Schloß Herrenchiemsee von 36 470, das Königshaus am Schachen von 1200, Schloß Hohenschwangau nur von 4986 Personen, da es während eines guten Teiles der Besuchszeit von Mitgliedern des Königshauses bewohnt und daher für den allgemeinen Besuch geschlossen war. Insgesamt haben seit dem Tode König Ludwigs II. (1886) nach den bekannt ge­wordenen Aufzeichnungen nahezu 900000 Personen die Königsschlöffer besucht.

(Einige Aussprüche berühmter Männer über den Wert des Jn- serierens). Reklame ist dem Geschäft, was der Dampf für die Maschine ist, die große bewegende Kraft. Lord Macaulay. Mein Sohn, mache Geschäfte mit Leuten, die anzeigen, denn diese sind in­telligent, und du wirst nie dabei verlieren, Benjamin Franklin. Wie kann die Welt wissen, daß du etwas Gutes zu verkaufen hast, wenn du den Besitz desselben nicht anzeigst? Hast du einen Dollar in ein Unternehmen gesteckt, so halte sofort einen zweiten bereit, um dies Unternehmen be­kannt zu machen. Vanderbild.Häu­figes und beständiges Anzeigen brachte mir, was ich besitze." A. I. Steward. Die Reklame arbeitet auch, wenn du schläfst."Druckerschwärze ist das Blut des geschäftlichen Lebens." Barnum. Der Weg ins Geschäft führt durch In­serate" sagte ein reich gewordener Ameri­kaner.Als ich nicht inserierte, hatte ich so geringen Absatz, daß ich besser ge- than hätte, mein Geschäft zu schließen. Dann begann ich zu inserieren. Ich wen­dete in einem Jahr 1000 Mark daran und mein Absatz stieg auf 30000, im nächsten Jahre wendete ich 30000 Mk. auf Inserate und wein Umsatz bezifferte sich auf Hunderttausende und jetzt beträgt er Millionen und mein Gewinn steht im Verhältnis dazu. Alles, was ich habe, meinen Weltruf, mein Millionengeschäft verdanke ich nicht nur der Solidität meiner Geschäftsführung (es giebt noch Tausende von Firmen, die gewiß ebenso reell wie ich ihre Kunden bedienen), son­dern zu Zeitungsanzeigen".

Rudolf Hertzog, Berlin.

(Bewahret die Kinder vor Feig­heit und Schüchternheit). Auf einem Spaziergange bemerkte ich, wie ein etwa sechsjähriger Knabe von verschiedenen,

teils älteren, teils auch jüngeren Kindern I gehänselt, ja sogar geschlagen wurde. Der so gepeinigte Knabe machte in seinem zaghaften, feigen Auftreten einen kläglichen Eindruck, zumal er in seiner körperlichen Entwicklung seinen Altersgenossen keines­wegs nachstand. Ich befreite ihn von sei­nen Bedrängern, was er mit einem dank­baren Blick vergalt. Da ich kurze Zeit darauf wieder Gelegenheit halte, ihn aus einer ähnlichen Lage zu befreien, beschloß ich, Erkundigungen über den Knaben und eine Eltern einzuziehen, um zu erfahren, welche Bewandtnis es mit dem Knaben habe. Da ich erfuhr, daß es rechtschaffene, brave Bürgersleute, die ernstlich bemüht, waren, ihr einziges Kind zu einem guten, tüchtigen Menschen zu erziehen, so besuchte ich die Eltern und machte sie mit meinen diesbezüglichen Beobachtungen bekannt. Auch ihnen war es in der letzten Zeit ausgefallen, daß ihr Kind nur widerwillig zu Botengängen zu bewegen war, daß es in d. Schule eine gewisse Abneigung gegen den Verkehr mit Altersgenossen habe. Sie konnten es sich gar nicht erklären, da fit schon sehr frühe darauf gehalten hätten, daß das Kind sich verträglich zeige, daß es wegen Nichtbeachtung dieser Anordnung einige Male eine empfindliche Züchtigung empiangen habe. Diese Bemerkung brachte mich auf die richtige Führte. Es war doch sehr fraglich, ob auf die Spielgefährten seitens deren Eltern in gleicher Weise eingewirkt wurde. War es doch leicht möglich, daß diese Kinder bei Zänkereien u. s. w. straflos ausgingen, während die gewissenhaften Eltern vielleicht auf Grund lügenhafter Angaben der Spiel­genoffen ihr Kind straften. War es da zu verwundern, wenn das Kind aus Furcht vor Strafe lieber das Unrecht ge­duldig erlitt oder auf die Gesellschaft der Spielgeuoffen ganz verzichtet.? Dieses wehrlose Preisgeben mußte das Kind feige und schüchtern machen. Wohl ist es rich­tig, die Kinder zur Versöhnlichkeit zn erziehen, doch darf das niemals so weit gehen, daß es alle Kränkungen geduldig erträgt; denn sonst wird cs bald der Gegenstand des Spottes und auf der Straße die Eule unter den Sperlingen. Für die spätere Charakterbildung ist das ungemein wichtig. Im Strome der Welt muß der Mensch sich durchzuschlagen ver­stehen, wenn er nicht bei Seite geschoben sein will. Gewappnet muß er den Ver­suchungen entgegentreten, mit Energie sein gutes Recht vertreten. Wenn er in der Jugend angehalten ist, alle Uebergriffe seiner Nächsten geduldig zn ertragen, dann wird er im späteren Leben von Ueber- vorrheilungen und Ausnutzungen aller Art nicht bewahrt bleiben. Ja, seine Mitmenschen werden mir Verachtung auf ihnjblicken; denn Jeder ist die Behandlung werth, die er sich gefallen läßt. Bei allem Idealismus dürfen wir doch die Welt mit ihren gegebenen Realitäten nicht über­sehen und das Wort Schillers beachten: Es kann der Beste nicht im Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbar nicht gefällt."

Eine Küche auf Rädern ist dieser Tage in London in Wirksamkeit ge­treten. Es ist ein von zwei Ponies ge­zogener sehr großer Ofen auf zwei Rädern. Derselbe ist mit Fächern ausgestattet und wird durck zwei eingeschobene, mit Holz­kohle gefüllte Schubfächer geheizt, sodaß eine gleichmäßige Temperatur erhalten