Amtsblatt für die Stadt Wildbaö.

Anzeiger für Middsd und UmgedsnZ.

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Ar. 147

Dienstag, 1^, Dezember: 1600

36. Jahrgang.

Runvdcha u.

DemSchwab. Merk." wird aus Teinach geschrieben: Ein. .mit den Tein- acher Verhältnissen seit Jahrzehnten nach allen Seiten Vertrauter erhebt seine Stimme gegen die fortwährenden Speku- lationsversnche, denen Teinach nun seit lange ausgesetzt ist! Leider eröffnen die jüngst aufgetauchten Vorschläge zu neuen Bohrungen keine besseren Aussichten in die Zukunft. Erstlich ist die Marktlage für flüssige Kohlensäure seit Jahren eine höchst ungünstige, so daß eine ganze An­zahl Werke liquidirte, und es ist seitdem ein ständiger weiterer Preisrückgang er­folgt. Zweitens besteht ebensowenig Mangel an natürlichen Tafelwassern wie an künstlichen Mineralwassern. Drittens ist die geologische Bildung um Teinach eine ganz andere als im oberen Neckar- tbale,und es haben sich, trotz allen Suchens, niemals Bläser oder freie Sauerqnellen im Teinachthcrle finden lassen. Viertens wäre gegen energische Neubohrungen nichts einzuwenden, wenn eine Gesellschaft, oder noch besser der Staat, einige Hundert­tausende ä, konä8 porän darauf verwenden und bei jedem Vorgehen die Interessen der Kur ebenso wohlmeinend wahren würde wie die des Handels. Hätten wir reichlicheres Badwaffer zur Verfügung, so würde die vortreffliche Bachquelle uns in erfolgreiche Konkurrenz mit den be­rühmtesten Kurorten eintreten lassen. Sehr wahrscheinlich würde, fünftens, selbst im Falle eines unwahrscheinlichen raschen Glückes neuer Bohrungen, das Bad und damit die gesamte Gemeinde durch Wafferentziehung schwer, vielleicht unheilbar geschädigt. Wir hoffen, daß die vortrefflichen natürlichen Grundlagen unseres Kurortes denselben aus den Wirren in neuem Glanze erstehen lassen werden.

Untermusbach, O.A. Freudenstadt, 11. Dez. Der kürzlich in China verstorbene Musk. Nußkern ist nicht, wie man zu­erst vermutete, einer Krankheit erlegen, sondern nach dem Bericht eines Kriegs­kameraden den Boxern in die Hände ge­fallen und von diesen in grausamer Weise getötet worden. Zuerst wurden ihm beide Arme und dann der Kopf abgehauen. Bestätigt sich diese Nachricht und kommen ähnliche Unthaten zahlreich vor, dann ist leicht zu begreifen, daß unsere Soldaten in der Erbitterung mit den Boxern auch nicht immer aufs glimpflichste ver­fahren.

Friedrichshafen, 12. Dez. Tie Gesellschaft zur Förderung der Luftschiff­fahrt in Stuttgart hat sich durch Beschluß der Generalversammlung vom 15. Nov. aufgelöst und ist in Liquidation getreten. Zum Liquidator ist Kaufmann Ern st Ilhland in Cannstatt bestellt.

Rottenburg a. N. 15. Dez. Wie die Demokratie die Arbeit für die Sozial­demokratie besorgt, zeigt deutlich und un­widerlegbar das Ergebnis der Landtags­wahl in Ofterdingen. 1895 verhielten Payer 119 St., Sozialdemokraten 1 St., Heuer Payer 9, Sozialdemokraten 120!

Aus der Pf alz, 14. Dez. Zwiscyen Lauterburg und Langenkandel wurde bei Tiefbohrungen nach Petroleum eine mäch­tige Gasquelle erbohrt, die sich im Nu entzündete und den 20 Meter hohen Bohrturm in Brand setzte. Seitdem steigt unter starkem Brausen eine mehrere Meter hohe Feuersäule auf, die man noch nicht löschen konnte. Es besteht begründete Hoffnung, daß bald reiche Petroleumquel- len erschlossen werden dürften. Es ist schon einiges Petroleum aus der Bohrung geflossen. Aus Nah und Fern eilen Leute herbei, um sich das eigenartige Schauspiel anzusehen.

Die mit dem Dampfer Köln in Wilhelmshaven angekommenen, aus China zurückkehrenden Truppen erzählen, wie der Fr- Ztg. mitgeteilt wird, folgendes: Die beste Waffenbrüderschaft verband unsere Leute mit den Russen, über die sie des Lobes voll sind. Sehr günstig lautet auch ihre Ansicht von den Japanern, die ihnen schneidig und intelligent er­schienen sind. Auch mit den Franzosen hielt man gute Kameradschaft. Dagegen wollte man mit den Engländern nichts zu thun haben. Außer ihrer Rohheit, die sie beständig zu Prügeleien mit den anderen Nationen führten, werfen unsere Soldaten den Engländern auch unrühm­liche Haltung im Kampfe vor. An der Plünderung beteiligten sich alle Nationen, außer den Deutschen, denen sie streng verboten war; sogar erbeutete Waffen mußten die Deutschen abgeben und durften nur kleine Gegenstände ohne Wert als Andenken mitnehmen. An Bord der Köln befinden sich mehrere eroberte Geschütze aus den Taku-Forts. Die noch brauchbaren eroberten Geschütze sind in Tsintau untergebracht.

Köln, 12. Dez. Die Stadt Köln er­öffnet am 1. April 1901 eine Handels­hochschule. Es werden an ihr die gesamten

Wissenschaften und Fertigkeiten, die für die höhere Ausbildung von Leitern der Großbetriebe, des Handels, der Industrie und des Bankfaches erwünscht sind, ge­lehrt werden. Es ist zugleich beabsich­tigt, jüngere Staatsbeamte, welche die Universitätsstudien beendet haben, in die Handelswissenschaften einzuführen und ihnen eine eingehendere Kenntnis der Verhältnisse des praktischen Lebens mit­zuteilen, als ihnenf an sden Universitäten gegeben werden kann.

Ebensee, Salzkammergut, 13. Dez. Bei dem Sturm am vorigen Freitag wurden, wie bis jetzt festgestellt, im Ge­biet von Offenste 10000 Kubikmeter Bäume umgeworfen und entwurzelt. Ca. 3 Jahre lang werden die Holzknechte damit zu thun haben, doch wurde im Ort selbst kein Schaden angerichtet.

Haag, 14. Dez. Präsident Krüger erhielt die Meldung von dem Doppelsieg Bothas und Delareys Nachmittags. Große Freude herrschte in der Umgebung des Präsidenten. Krüger erklärt, der Krieg könne noch Jahre fortdauern, falls Eng­land Uine Zugeständnisse macht. In der Umgebung Krügers verlautet, der Präsi­dent würde seinen Landsleuten die Nieder­legung der Waffen empfehlen, falls Eng­land den Burenstaaten volle innere Freiheit unter seiner Oberhoheit zugesteht.

Paris. 15. Dez. Die Bilanz der Welt-Ausstellung ist nunmehr veröffent­licht worden. Die Einnahmen betragen 114456000, die Ausgaben 116500000 Frs. Das Defizit beträgt demnach 2 044000 Frs.

London, 13. Dez. Dewet durchbrach in viertägigen siegreichen Kämpfen die ihn einkreisenden sechs englischen Corps, nachdem zwei Versuche, den Oranjefluß zu überschreiten, am hohen Wasserstande gescheitert. Eine Abtheilung des von Alival North ihn angreifenden Generals Macdo-- nald wurde zurückgewiesen. Trotz der Versuche des englischen Generals Knox, ihn gegen den Caledonfluß abzudrängen, erreichte Dewet ungehindert mit seinen gesamten schweren Transportzügen und seiner Artillerie die Beyersberge.

London, 15. Dez. Lord Kitchener meldet aus Prätoria vom 14.: General Clements brachte seine Streitkräfte wider­standslos nach Commandoneck. Seine Verluste sind schwer. 5 Offiziere und 9 Mann getötet, 18 Offiziere nnd 555 Mann werden vermißt, darunter 4 Kom­pagnien Northumberland Füsiliere.