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Amtsblatt für die Skaöl Wilöbaö

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Nr. 14-4

Dienstag, 11. Dezember 1900

86. Jahrgang.

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Stuttgart, 7. Dez. Bei der gestrigen Ziehung der Uracher Kirchenbaulotterie fielen die Hauptgewinne von 15000 Mk. auf NrPl 563, 5000 Mk. auf Nr. 53019, 2000 Mk. auf Nr. 76350, je 1000 Mk. auf Nr, 41874 und Nr. 92823, je 500 Mk. auf Nr. 9 678, Nr. 43 693 und Nr. 66589. (Ohne Gewähr.)

Die Stichwahlen sind auf 18. Dezbr. anberaumt. Im ganzen sind 33 notwen­dig und zwar zwischen Volkspartei und Deutscher Partei in den 9 Bezirken Llau- beuren, Heilbronn - Stadt, Maulbronn, Reutlingen-Ämt, Sulz, Tübingen-Stadt, Tübingen-Amt, Ulm-Stadt und Urach; zwischen Volkspartei und Bauernbund in den 6 Bezirken Böblingen, Crailsheim, Kirchheim u. T., Schorndorf, Waiblingen und Weinsberg; zwischen Deutscher Partei und den Sozialdemokraten in deu 6 Be­zirken Eßlingen, Göppingen, Ludwigsburg- Amt, Neuenbürg, Stuttgart-Stadt und Tuttlingen; zwischen Volkspartei und Sozialisten in den 4 Bezirken Balingen, Heilbronn-Amt, Heidenheim u. Nürtingen; zwischen Bauernbund und Zentrum in den 2 Bezirken Blaubeuren u. Neckarsulm; zwischen Deutscher Partei und Zentrum in den 2 Bezirken Geislingen und Kün- zelsau; zwischen Volkspartei und Zentrum in Oberndorf und Münsingen; dazu kom­men noch 2 Stichwahlen zwischen Zentrum und Zentrum in Gmünd und Tettnang, ferner die Stichwahl in Mergentheim.

Tübingen, 7. Dez. (Strafkammer.) Der verh. Kaufmann Viktor Finkh, In­haber der Firma Chr. Geigle, Waldsamen­handlung in Nagold, über dessen Ver­mögen im Mai 1900 das Konkursverfahren eröffnet worden ist, wurde heute wegen eines Vergehens im Sinne von § 240 Ziff. 3 und 4 der K.O. (unordentliche Führung der Handelsbücher nnd Unter­lassung der vorgeschriebenen Anfertigung einer Bilanz) zu der Geldstrafe von 300 Mk., eoent. zu einer Gefängnisstr. von 30 Tagen verurteilt.

Oberndorf, 5. Dez. Eine merk­würdige Erscheinung, die der bekannten Statistik vomZug nach der Stadt" wiederspricht, hat die Volkszählung in unserer Gemeinde bloßgelegt. Nach dem Schwarzw. Boten" hat die Stadt Obern- dorf nach der letzten Zählung 3309 Ein- wohner, 1617 männliche und 1692 weib­liche. Gegen die Zählung im Jahr 1895 ist die Einwohnerzahl nm rund 1000 zurückgegangen.

Pforzheim, 7. Dez. Wie aus der Bekanntmachung der Volkszählungskom­mission hervvrgeht, hat die Aufnahme der Bevölkerung der Stadt Pforzheim am 1. Dez. einen Einwohnerstand von 43 097 Seelen ergeben, damit also 9752 oder 29 Prozent mehr als vor 5 Jahren.

Die Elektrizitäts-GesellschaftHelios" in München beabsichtigt, das Gefälle der Alb zwischen Frauenalb und der Moos- albthalstraße, sowie dasjenige der Maisen­bach zwischen der Gemarkungsgreuze von 'Langenalb und Spielberg und dem Alb- thal zur Erzeugung von Elektrizität nutz­bar zu machen. Die vereinigte Wasser­masse der Alb und der Maisenbach soll in einem Canal zu einem mehr als 80 Meter über der Thalsohle gelegenen Reservoir und von diesem mittelst Druck­rohrleitung nach der Wasserkraftanlage geleitet werden, in welcher Wassermotore zum Betrieb der Dynamomaschinen Auf- stellung finden sollen.

Berlin, 7. Dez. (Reichstag). Auf eine Bemerkung Rösickes-Kaiserslautern, daß ein tiefer Schmerz durch die deutsche Volksseele gehe, weil das Oberhaupt eines um die Unabhängigkeit kämpfenden Vol­kes von den Thüren Deutschlands weg. gewiesen worden sei aus Rücksictit auf eine andere Macht und er daher dem Reichskanzler den Vorwurf nicht ersparen könne, daß er den Kaiserin dieser Sache über die Stimmung des Volkes nicht -richtig unterrichtet habe, sonst wäre das Geschehene nicht möglich gewesen, erwidert .Staatssekretär Posadowsky: Ich bedaure außerordentlich, daß Rösike mich von seiner Absicht nicht verständigt hat. Ich hätte sonst den Reichskanzler gebeten, hier zu erscheinen nnd in dieser schwierigen Frage selbst zu antworten. Für einen unyerant- wörtlichen Abgeordneten sei es ziemlich leicht einer gewissen populären Strömung Ausdruck zu geben, aber für einen Mann der an einer so verantwortlichen Stelle stehe wie der Reichskanzler des deutschen Reiches, der die Verantwortung trage nicht nur für den Frieden Deutschlands, sondern unter Umständen der ganzen Welt, dürfen populäre sentimentale Strömungen unter keinen Umständen ausschlaggebend sein. Für ihn gebe es nur einen Kurs, das sei: Ruhe, Sicherheit, Wohlfahrt und Interesse des eigenen Vaterlandes.

Haag, 6. Dez. Der Extrazug des Präsidenten Krüger traf mit einer halben Stunde Verspätung gegen halb 4 Uhr hier ein. Der ganze Weg von der Staats­

bahn bis zum Hotel des Indes, wo Krüger absteigt, ist von Spalier bildenden Vereinen und Schulen besetzt. Dahinter stehen Tausende und aber Tausende Menschen, die aus ganz Holland herbei­geströmt sind. Krügcr fährt im offenen Wagen vom Bahnhof ab. Es herrscht eine tosende Begeisterung. Hinter seinem Wagen lösen sich die Reihen aus, ein furchtbares Gedränge entsteht, dessen die Polizisten mit gezogenem Degen vergeblich Herr zu werden versuchen.

Haag, 6. Dez. In seiner Erwider­ung auf die Begrüßungsansprache, welche der Vorsitzende des Südafrikavereins auf dem Bahnhof an ihn richtete, dankte Krüger zunächst für die an ihn gerichte­ten Ansprachen und Adressen und zog dann einen Vergleich zwischen dem jetzigen Kriege in Südafrika und dem Kriege, den Holland vor 80 Jahren gegen Spa­nien zu führen hatte. Der Unterschied sei der, daß Transvaal einer großen Macht gegenüber ein kleines Kiud sei. Der Einfall Jameson sei der Anfang des ungerechtfertigten Angriffs auf die Freiheit der Republiken gewesen. Von Anfang an sei die Vernichtung der Re­publiken und ihrer Existenz als freie Völker beschlossen gewesen. Deshalb hät­ten sie nichts anderes thun können, als die Grenzen zu verteidigen. Sie hätten sich für den Kamps bis ans Ende in die Hände Gottes gegeben. Er vertraue dem Einfluß eines Volkes wie des holländischen und hoffe, daß mit solcher Unterstützung der Tag der Gerechtigkeit kommen werde. Er werde alle Mittel anwenden, um zum Ziel zu gelangen. Zum Schluß sprach Krüger die Hoffnung aus, daß ganz Hol­land, dessen Sprache dieselbe wie die seines Volkes sei, sich mit zu dem Werke der Befreiung vereinen werde.

London, 7. Dez. Lord Salisbury erklärt, die Regierung wünsche den Buren eine Position in der britischen Kolonie mit eigener Verwaltung anzubieten, wenn sie bereit sind, diese anzunehmen. Die- jenigen, die den Kampf fortsetzten, ver­zögerten die Gewährung der wertvollen Vorrechte, welche die andern weißen Utt- terthanen der Königin genießen. Eng­land könne niemals zugeben, daß auch nur ein Stückchen Unabhängigkeit bleibe.

Nach verschiedenen Berichten ist gegenwärtig in Shanghai und Peking die Ansicht vorherrschend, daß durch allgemeine Nachgiebigkeit eine Art Flickfriede im