Amtsblatt für öre Stadt Witdbaö

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Nr, 1^3

Scrrnstcrg, 8. Aezernver 1900

36. Jahrgang.

R u n v f ch au.

Außer den bereits durch Extra­blatt veröffentlichten Wahl-Ergebnissen teilen wir noch folgende mit: Hall, Förster (D. P.) gewählt; Heilbronn (Amt) Stichwahl zwischen Münzing (V. P.) und Schäffler (Soz,); Künzelsan Stich­wahl zwischen Röder (D. P.) und Schloz (Kons. u. Bd. d. L-); Neck arsu l m Stich­wahl zwischen Vogt (Kons.) und Kühl­wein (Ztr.); Ulm (Land) Hang (Bd. d. L.) gewählt; Waiblingen Binz (V. P.) gewählt. - - Im Ganzen wurden gewählt: 5 Abg. der Deutschen Partei, 5 Conser- vativ n. Bund der Landw., 16 Zentrum, 8 Bolkspartei, 2 Sozialdemokraten. In die Stichwahl kommen 34 Bezirke, davon 22mal die Volkspartei, in 19 Fällen die deutsche Partei, in 6 das Zentrum, in 2 die Konservativen, in 6 der Bauernbund, in 9 die Sozialisten, 1 Parteiloser. Die Conservativen gewannen Calw. Die Bolks­partei gewann 1 Sitz und verlor 7 und zwar Stnttgart-Amt, Neckarsulm, Lud- wigsbnrg-Amt,Calw, Rottweil, Tuttlingen, Göppingen. Die deutsche Partei gewann Hall und verlor Freudenstadt und Cann­statt. Das Zentrum gewann Rottweil und muß Oberndorf in der Stichwahl verteidigen. Die Sozialdemokratie gewann 1 Sitz. Im ganzen haben sich rund 302 000 Wahlberechtigte an der Urne be­teiligt; 1875 waren es 295266. Die größte Zunahme hat die Sozialdemokra­tie zu verzeichnen; sie ist von 32263 aus rund 58000 St. gestiegen. Gleichzeitig ist die Bolkspartei, die 1895 mit der Linken" 95 701 St. erreichte auf etwa 74 000, also um fast 22000 Stimmen znrückgegangen. Das Zentrum ist von 69216 auf etwa 72 000 St. gestiegen. Dann folgt die Deutsche Partei mit rund 62000 St. gegenüber 54 710 von 1895. Konservative uud Bauernbund verzeichnen rund 27 000 St. DieWilden" sind dies­mal auf etwa 9000 St. gekommen. Im; Ganzen haben sich auf die nationale Seite, der auch diese Parteilosen nahestehen, rund 98000 Wählern vereinigt; 1895 waren es etwa 88000, also immerhin eine Zunahme.

Großheppach, 5. Dez. Infolge eingetretenen Regenwetters ist die Rems auf hies. Markung aus ihren Ufern ge­treten und hat das Thal überschwemmt.

Ulm, 3. Dez. Der Lustmörder Andrä von Söflingen wird nächsten Don­nerstag früh 8 Uhr im Hofe des hiesigen Kriminalgefängnisses hingerichtet.

DerPforzh. Beob." schreibt: In Wildbad verstarb nach langem schweren Leiden der in vielen Kreisen Pforzheims noch wohlbekannte frühere hiesige Bijou­teriefabrikant Carl Bachem. Vor einer Reihe von Jahren hatte er nach den Ver- Staateu von Amerika, nach New-Jersey, seine Fabrikation verlegt, hatte sich dort eingelebt,bis ihn etwa vor einem Jahre ein Leiden befiel, das nach ärztlichem Ans­spruch durch seine Rückkehr nach Europa gebannt werden könne. Ec sollte aber nicht mehr gesunden. Der Verstorbene ist als guter Gesellschafter und tüchtiger Tvnrist noch in guter Erinnerung.

Köln, 4. Dez. Wie der B. Pr. mit­geteilt wird, hat Präsident Krüger bei dem Empfang der Alldeutschen in Köln zu dem Führer derselben geäußert, er hoffe, in nächster Zeit doch noch vom Kaiser empfangen zu werden, eine Hoff­nung, die wohl darauf begründet ist, daß die Ablehnung des Besuches nur mit dem Hinweis auf anderweitige Verpflichtungen und getroffene Dispositionen erfolgte.

Berlin, 6. Dez. Der Legationssekre­tär der südafrikanischen Republik, Jonk- heer van der Hoeven, hatte gestern Mit­tag 12 Uhr im Auftrag des Präsidenten Krüger einen Kranz am Sarge Kaiser Wilhelms I. im Mausoleum zu Charlot­tenburg niedergelegt. Die Schleife des Kranzes, die in den Farben der südafri­kanischen Republik angesertigt war, trug die Widmung:Dem unvergeßlichen Kaiser in dankbarer Erinnerung Präsi­dent Krüger.

Berlin, 5. Dez. Im Prozesse Stern­berg gab heute Staatsanwalt Braut die Erklärung ab, daß Kriminalkommissar Thiel ein vollständiges Geständnis abge­legt habe, von Bergwerksdirektor Luppa, dein flüchtig gegangenen Mitangeklagten Freunde Sternbergs durch eine Geld­summe, deren Höhe noch nicht festgestellt ist, bestochen zu sein. Er habe zugestan­den, daß Alles, was Stierstätter von ihm behauptete, das Versprechender Schenk­ung einer Villa am Genfer See u. dergl. wahr sei. Auch habe er die Ansicht aus­gesprochen, daß Abschriften der Berichte, die er an Luppa erstattet hat, auch in die Akten des Rechtsanwalt Dr. Wer­thauer gekommen seien.

London, 3. Dez. (Reutermeldung). Nach einem Telegramm Lord Kitcheners aus Bloemfontein vom 1. Dezember lautet ein weiterer Bericht Pagets über das Gefecht nordwestlich von Bronkhorsprit

vom 29. November: Die Truppen rück ten gegen Abend mehr an die feindliche Stellung heran. Die Buren erhielten gegen 6 '(2 Uhr nachmittags Verstärkungen, brachten 3 neue -Geschütze in Stellung und griffen darauf kräftig die englische Schlachtlinie an. Die -Buren wurden jedoch nach dem ersten Kampf mit schwe­ren Verlusten zurückgeworfen. Der Feind wartete den für den Tagesanbruch ge­planten Angriff nicht ab, sondern zog sich nachts zurück. Oberst Lloyd ist gefallen, 10 Offiziere wurden verwundet. Von den Mannschaften wurden 13 getötet und 59 verwundet.

Aus Petersburg wird berichtet: Tie Tochter Suwvrius, -des bekannten Verlegers und Heraüsgebers-derNowoje Wremja", hat sich soeben mit Mjasojc- dow Iwanow, dem Svhv des Ministers der Wege und des Verkehrs, verheiratet. Große Heiterkeit erregt nun in der Peters­burger Gesellschaft ein seltenes Hochzeits- gescbenk, das das junge Paar erhalten hat, nämlich den täglichen Ertrag einer Annoncenseile derNowoje Wremja".

Wrrtevtzclltenöes.

Der wnße Hirsch.

Eins Erzählung von Adelheid von Rothenburg (Forts.) geb. v. Zastrow.

Es ward jetzt kein Wort weiter ge­flüstert, Rüdiger, der alle die vielfach gewundenen schmalen Stege und Wege im Walde gefunden hätte, schwankte keinen Augenblick über die Richtung, welche er einschlagen mußte, oft streifte ein taufrischer Zweig sein Gesicht. Wie­der traten sie in den Holzwald ein, und da lag die Köhlerhütte nicht mehr weit vom Ausgang des Forstes. Ein schrilles Pfeiffen ließ sich in der Ferne vernehmen.

Das ist der Gütertrain", sagte Rüdiger,fünfzehn Minuten ßpäter fährt der Kouricrzug ein, und in zehn Minu­ten bist du auf dem Bahnhof. Die Köh­lerhütte brauchen wir jetzt nicht mehr, ich trage dir die Tasche bis dahin, wo die Bäume aufhören, nehme dir dort Mantel und Tuch ab und dann"

Der Abschied!" entgegnete Robert trübe.

Nun waren sie so weit, und zögerten doch am Saume des Waldes. Rotes Wet­terleuchten zeigte zuweilen die Umgegend in magischem Licht.

Unter einem Eichbaum haben wir damals uns Treue gelobt", sagte Robert-