Amtsblatt für die SLcröL WiLöbcrö.

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Nr, 1Ä2

Donnerstag, 6. DezernDerr 1900

36. Jahrgang.

R u n o? ch au.

Der Bitte des auf die Stalions­meisterstelle in Bteringen versetzten Stati­onskassiers Büg in Wildbad um Be­lastung auf seiner bisherigen Stelle wurde entsprochen und die Stalionsmeisterstelle in Bieriugen dem Expedienten Wagner bei der Maschiueninspektion Stuttgart übertragen.

Stuttgart, 2. Nov. Die Kandi­datenliste für die Landtagswahl in sämt­lichen 70 Wahlkreisen des Landes um­faßt im ganzen 204 Namen. Davon sind 31 Kandidaten der deutschen Partei, 47 der Volkspartei, 30 des Zentrums, 19 der Konservativen und des Bundes der Landwirte, 70 der Sozialdemokratie und 11 andere. Unter diesen Kandidaturen sind beim Zentrum und namentlich bei der Sozialdemokratie eine ganze Reihe von Zähikandidaturen.

Tie so ernst gewordene Brenn­materialienfrage hat auch einem württ. Produkt, dem Torf, inehr Aufmerksamkeit angedeihen lassen, als dies seither der Fall war. Die vielen Torfstecher im württ. Oberlande haben alle Hände voll zu thun und ihr Verdienst hat sich durch die Preissteigerungen auf dem Kohlen­markte ebenfalls wesentlich gehoben. Für die zahlreichen Gemeinden, die ihren haupt­sächlichen Erwerb in der Torfgewinnung finden, bedeutet diese Wendung wesent­lichen Nutzen. Zudem ist für die Kon­sumenten der Torf immer noch ein billiges Brennmaterial, was auch beweist, daß verschiedene Genossenschaften und Vereine in jüngster Zeit größere Lieferungsab- schlüste für ihre Mitglieder bei oberschwäb­ischen Torflieferanten eingegangen haben.

Pforzheim, 4 . Dez. Ueber ein be­deutendes Geschäft, das noch mehr Um­satz erfordert, wie viele unserer Goldge­schäfte, berichtet die ZeitschriftDie Woche": Darnach ist das Briefmarken­geschäft Carl Willadt-Pforzheim eines der bedeutendsten seiner Branche inDeutschland. Es weist einen Lagerbestand im Werte von über Mk. 400000 auf und manche gestempelte Briefmarke bis zu Mark 6000 Kostenpreis befindet sich darunter.

Köln, 2. Dez. Das Domhotel und die Häuser in der Nähe des Bahnhofs sind beflaggt. Präsident Krüger mußte nach seiner Ankunft eine Viertelstunde im Wagen warten, weil die Menge zu dicht an seinen Wagen vordrang. Der Bahnhofvorstand und die Polizei­offiziere suchten den Präsidenten auf einem

Umweg zum Ausgang zu begleiten, aber auch hier war es nicht möglich, einen ge- 'ordneten Weg zu schaffen. Der Bahnhof­oberinspektor Lauer führte den Präsiden­ten mit Unterstützung einiger anderer Herrn in sein Dienstzimmer, wo; Krüger eine halbe Stunde verblieb, sodann seinen Wagen bestieg und zum Domhotel fuhr. Nur mit größter Mühe gelang es, ihm Eingang in das von Tausenden und Aber­tausenden umlagerte Horel zu erzwingen, dessen Thüren die Menge zu stürmen suchte. Krüger ging sofort in den für ihn bestimmten, in der ersten Etage ge­legenen Salon, dessen Fenster nach dem Dvmplatz hinausgehen. In dem Moment, als Krüger sich am Fenster zeigte, erhob sich ein unbeschreibliches Hoch- und Hurra­rufen, betäubend und großartig zugleich. Gleichzeitig erstrahlte der weite Platz und der herrliche Dom in rotem bengalischem Licht, das ein Burenfreuud abbrannte. Die Menge, welche von Kennern auf ca. 20 000 Menschen geschätzt wurde, schwoll, durch keinerlei polizeilichen Beschränkungen gehindert, immer mehr an und für die nächste halbe Stunde war es den im Hotel wohnenden Journalisten, als ob das Hotel in seinen Grundvesten erbebe. So oft Krüger sich zeigte, schwoll das Getöse orkanartig an und jeder Versuch, die Menge zum Schweigen zu bringen, weil man hoffte eine Ansprache Krügers zu hören, blieb ein vergebliches Beginnen. Die Massen stimmten alsbald verschiedene Lieder an, so auchFreiheit die ich meine" etc. Es war ein erhebender, unvergleich­licher Moment, als dieses Lied in vollen, mächtigen Accorden, vierstimmig gesungen, zum nächtlichen Himmel und zu dem Greise an dem hellerleuchteten Fenster Hinaufstieg. Man sang dann nochDie Wacht am Rhein!"Deutschland, Deutsch­land, über alles!" undHeil Dir im Siegerkranz!" mit dem Refrain:Heil Krüger Dir!" Tann entfernte sich die Mehrzahl der Demonstranten, da sich Krüger zur Ruhe begeben wollte.

Köln, 3. Dez. Auch heute Vormit­tag fand sich vor dem Domhotel eine zahlreiche Menschenmenge ein. Nach den neuesten Dispositionen reist Krüger am Donnerstag von hier nach dem Haag ab. Heute Nachmittag 12 Uhr und 3 Uhr empfängt Krüger mehre Privatpersonen.

Berlin, 3. Dez. Wie dieFkf.Z." aus einer holländischen Quelle zuverlässig erfährt, hat der Kaiser dem Präsidenten Krüger nicht nur mitteilen lassen, daß

er zu seinem Bedauern jetzt nicht in der Lage sei, ihn zu empfangen, sondern hat auch ausdrücklich sagen lassen, er wünsche, daß Präsident Krüger von seiner Reise nach Berlin Abstand nehme.

DieVerl. Neuest. Nachr." schrei­ben: Dem Präsidenten Krüger und seinem tapferen Volke stehen heute in Deutsch­land nicht nur die unerschütterten Sym­pathien weiter Kreise im Volk und Heer zur Seite, sondern die deutsche Politik hat ehedem durch Akte der Krone, durch amtliche Erlasse und amtliche Erklärungen vor dem Reichstage von der Tradition des Empfanges Krügers bei Kaiser Wil­helm I. im Jahre 1884 ganz abgesehen eine der heutigen ziemlich entgegenge­setzte Richtung vertreten. Jetzt sind wir nicht nur durch zwei Abmachungen an England geknüpft, sondern die Situation in China weist uns politisch wie militä­risch auf ein Einvernehmen mit England hin. Aber andererseits hat gerade das Jahr 1896 uns gelehrt, daß Deutschland von den kontinentalen Großmächten nicht nur keinen Beistand zu erwarten gehabt hätte, wenn es damals zu Gunsten Trans­vaals in einen Konflikt mit England ge­raten wäre, sondern Herrn Krüger können in Berlin sowohl Beweise vorgelegt wer­den, daß dasselbe Frankreich, das ihn mit soviel Pose und Phrasen empfangen, 1896 inLondonunterderHand seine Mitwirkung zur Bekämpfung eines für Transvaal engagierten Deutschland angeboten hatte. Nicht von Deutschland, gegen das sich sehr bald die Eifersucht der anderen Con- tinentalmächte wenden würde, kann dann die Intervention kommen. Wohl aber z. B. von Holland, das jede Großmacht schützen würde. DieLeipz. Neuest. N." schreiben:Es ist bezeichnend für unsere politische Lage, daß die Initiative zu einem solchen Vermittlungsangebot heute nur von zwei Souveränen ansgehen kann; von der Königin von Holland und von Zar Nikolai. Anschließen aber werden sich einer solchen Intervention alle Staaten. Es sei nur konstatiert, daß England, da es die Haager Convention unterzeichnet hat, nicht berechtigt ist, ein Vermittlungs­angebot als einen unfreundlichen Akt an­zusehen.

London, 1. Dez. Der amerikanische Militärattaches bei der Burenarmee sagt in einem Bericht, die Dauer der Krieges hänge von den Buren selbst ab. Sie könnten weiterkämpfen, bis unsere Kinder erwachsen seien. So gefährlich ist die