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Nr. 14O

Samstag, 1. Dezember 1S00

86. Jahrgang.

R u n v? ch a u.

Seine Majestät der König hat das erledigte Revieramt Baindt, Forsts Weingarten, dem Forstamtsassistenten, tit. Oberförster Fischer, derzeit Revieramts­verweser in Herrenalb, übertragen.

Seine Majestät der König hat auf die erledigte Postmeister stelle in Neuen­bürg den Postsekretär Lang in Heilbronn befördert.

Ein Großkapitalisten-Konsortium wird demnächst bei Bad Teinach große Bohrungen ans Mineralwasser u. Kohlen­säure unter Leitung des früheren Bad­besitzers Bauer vornehmen. Die jetzt als Kohlensäurebläser nnd als Quellen hie und da zu Tag tretenden Gase und Was­ser sollen fortan alle an der Ursprungs­stelle selbst abgefangen werden. Neben großem Mineralwasser-Versand soll auch ein umfangreiches Kohlensäurewerk er­richtet werden. Der Ban einer Bahn nach Kentheim oder Calw ist geplant.

Adlerwirt Dillmann in Illingen, der am letzten Dienstag das Angeld von feinem Anwesen an den Konkursverwal­ter des Vorbesitzers bezahlen sollte, flüchtete sich mit dem Gelde nach Hamburg. Auf Requisition der Staatsanwaltschaft Heil­bronn wurde er lautN. T." daselbst festgenvmmen. Es fanden sich noch ca. 3000 Mk. in seinem Besitze vor.

Crailsheim. DerFränk. Grenz­bote" veröffentlicht einen Brief des China­soldaten Chr. Hertfelder, Musketier in der 8. Kompagnie des 3. ostasiatischen Infanterieregiments, an seine Eltern in Lautenbach vom 4. Okt. aus Junglu bei Tientsin. Der Brief besagt (mit einigen unwesentlichen Kürzungen)! Wir haben die 6 Wochen, wo wir auf dem Schiff waren, viel ausgehalten, aber noch mehr als wir gelandet waren. In Taku, da war alles zusammengebrannt; Hunde, Vieh und Menschen lagen herum und schwammen auf dem Wasser. Der Gestank und die schlechte Luft, wo da war! Die Russen hatten eine große Freude, als wir kamen. Wir waren in Taku über Nacht, aber nichts zu essen, ^bloß Thee! Am zweiten Tage ging es weiter mit der Bahn nach Tientsin, wir hatten aber so Hunger, daß wir das Laufen bereits nicht vermochten; wir fuhren 4 Stunden, unter­wegs sahen wir nichts als abgebrannte Dörfer und Heuschrecken. Wir kamen um 1 Uhr mittags in Tientsin an und mußten noch eine Stunde laufen, bis wir in das Lager kamen. Hier find wir vor Hunger

niedergesunken, der Major hat gesagt es giebt erst morgen zu essen. Als wir das hörten, standen einige auf, gingen in ein Dorf und nahmen den Chinesen einen Ochsen, die sich noch bedankten, gingen mit zum Lager, schlachteten und aßen einen ganzen Ochsen ohne Brot. Am andern Tag kam Essen genug bis heute. Es hat aber noch nicht einer gemurrt, ein jeder sagt, wenn unsere Vorfahren es ausgehalten haben 1870 und 71, so wollen wir es auch aushalten. Die Chinesen, wenn sie das deutsche Hurrah hören, springen sie zum Teufel. Wenn Japaner, Russen oder Indier vorbeilaufen, springen sie auf uns Deutsche zu und drücken uns die Hände vor Freude; sie sagen, so stramme Soldaten giebt es nicht mehr wie die Deutschen. Junglu ist ein Dorf bet Tientsien, da sind 500 frei­willige Arbeiter, über die haben wir die Aufsicht. Wir haben es dabei sehr schön. Denen, welche Christen sind, nehmen wir nichts, aber den anderen haben wir ihren Götzentempel zerrissen, die Götze» aus einen Haufen gethan und abgebrannt. Da mußten um die Götzen alle herum­stehen und beten und zusehen, wie ihre Götzen brennen.

Aus dem Amte St. Blasien, 25. Nov. Unsere ganze Gegend steckt heute im tiefsten Winterkleide. Auf den höchst­gelegenen Orten sind dte Schneefälle ganz bedeutend.

Ulm, 26. Nov. Heute früh wurde der erste Spatenstich zur Niederlegung der Stadtumwallung vollzogen; es wird zunächst die Ostfront der Stadtumwallung, im Zuge der Olgastraße, durchbrochen, um hierdurch vor allem eine bequemere und nähere Straßenverbindung nach der vielbesuchten Friedrichsau zu erhalten. Daß aber Ulm Festung bleibt, geht daraus hervor, daß der soeben ausgegebene Reichs­militäretat eine Forderung von 4st, Millionen Mark für Ersatzbauten (Forts rc.) der Festung Ulm enthält.

Berlin, 29. Nov. DieNordd. Allg. Ztg." meldet: Als Nachfolger des Fürsten Münster wurde der bisherige Botschafter in Petersburg, Fürst Radolin, zum deut­schen Botschafter in Paris ernannt.

Paris, 26. Nov. Ueber den Empfang Krügers im Elysee berichtet derTemps" folgende Einzelheiten: Krüger dankte für die warmen Sympathien, die er in Frank­reich gefunden, sprach von dem ungerech­ten Kriege, den einstmals die liberale Nation gegen ein kleines Volk unternom­

men, das seine Freiheit behalten wollte und schilderte die Greuel des Krieges, worin die Gebote der Menschlichkeit nur in den Reihen der Buren beobachtet wur­den. Krüger erklärte weiterhin, er sei sich der Schwierigkeiten seiner Mission vollauf bewußt und hege keine große Hoffnung auf die Hilfe der Menschen, er sei aber überzeugt, daß Gott eine gerechte Sache nicht verlassen könne. Loubet, welcher auf das tiefste bewegt war, erwiderte, das Unglück des Burenvolkes rühre ihn tief. Der Heldenmut den die Buren zeigten, sei ein hohes Beispiel. Die Buren könnten in der Bewunderung und in dem Mit­leid der ganzen zivilisierten Welt einen chönen Trost finden.

Paris, 27. Nov. (Ehrung Krügers.) Um 3 Uhr erschien der Chef-Redakteur des Jntransigeant, Henri Rochefort mit einer Delegation von etwa 50 Notabili- täten, um dem Präsidenten Krüger den Ehrendegen für General Cronje zu über­reichen. Es hatte sich eine ungeheure Menschenmenge vor dem Hotel versam­melt, welche den greisen Journalisten aus dem Wagen hob und im Triumph in das Hotel trug. Auf dem Boulevard war eine Abteilung republikanische Garde auf­gestellt, während Gardisten zu Fuß gegen­über dem Hotel Aufstellung genommen hatten. Bei der Ueberreichuug des Ehren­degens sagte Rochefort, er hoffe, daß die Syndikate der Throne dem Syndikate der Völker nachgeben werden müssen. Als Rochefort das Hotel verließ, wurde er von der begeisterten Volksmenge wie­der in den Wagen gehoben.

P ari's, 28. Nov. Der Besuch Krügers bei Delcasse dauerte dreiviertel Stunden und scheint bei Krüger einen günstigen Eindruck hinterlassen zu haben, denn in der Umgebung Krügers wird versichert, daß seine Abreise vielleicht erst nächste Woche erfolgt. (Frkft. Ztg.)

Paris, 29. Nov. In der Umgebung des Präsidenten Krüger ist man mit dem Erfolg, welchen Krüger bei der französi­schen Regierung hinsichtlich eines Ver­mittelungsversuches gehabt hat, sehr zu­frieden. Da, wie verlautet, die Königin von Holland sich bereit erklärt hat, die Initiative zu einer Intervention zu über­nehmen, wird Krüger nun demnächst nach dem Haag abreisen und die Königin formell um ihre Intervention bitten, welche dann, unterstützt von Frankreich, Rußland und voraussichtlich auch Amerika, in Angriff genommen werden soll.