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Amtsblatt für die SLaöt Witöbad.

Kmeral-Anzeiger für KitLdad und Umgebung.

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Nr. 12S.

Dienstag, 27. Wovernber: 1900

36. Jahrgang.

Runojchau

Stuttgart, 23. Nov. Am 5. Dez. d. I., am Tage der allgemeinen Landtags­wahlen, und an den Tagen der etwa stattfindenden Stichwahlen wird die Dienst­zeit der Telegraphenanstalten für den öffentlichen Verkehr, sowie der Telephon­anstalten und öffentlichen Telephonstellen bis. 11 Uhr nachts verlängert. Diejenigen Telegraphenanstalten, welche mit der Be­förderung der Wahltelegramme Befassung haben, sind nach Erfordernis über die vorstehend genannte Zeit hinaus dienst- bereit.

Stuttgart, 19. Nov. Anläßlich der bevorstehender! kälteren Jahreszeit wirft die württembergischeVerkehrs­zeitung" die Frage auf, ob es nicht end­lich einmal notwendig und ausführbar sei, die Schalterhallen der Postämter heiz­bar zu machen. Der Einsender schlägt dann die Aufstellung von Gasöfen vor. Jedenfalls würde sich die Postverwaltung nicht nur den Dank der Beamten, son­dern namentlich auch des oft lange war­tenden Publikums erwerben, wenn in den Schalterhallen sämtlicher Postämter des Landes während der kälteren Jahres­zeit geheizt wäre.

Ulm, 18. Nov. Gestern Abend gegen 5 Uhr, kurz vor Feierabend, stürzte im Rathausneubau eine größere Mauer ein und schlug den verwitweten Maurer Balth. Burner von Kicklingen, Bezirksamt Dil- lingen tot. Ein weiterer Arbeiter trug Verletzungen davon.

Karlsruhe, 20. Nov. Die Stroh­flechterei auf dem Schwarzwald geht infolge der Konkurrenz von China und Japan immer mehr zurück und dürfte in kurzer Zeit ganz verschwinden. In diesem Jahr ist auch die Flechtschule in Schön­wald eingegangen.

London, 17. Nov. Lord Kitchener beschloß laut einer Meldung aus Durban, alle Städte der Burenrepubliken zu ent- Völkern, die Zivilbevölkerung verhindere die Kriegführung zu sehr. Ende des Monats gehen weitere große Truppen­nachschübe von England nach Kapstadt ab.

Marseille, 22. Nov. Präsident Krüger landete um 11 Uhr Vormittags unter begeisterten Kundgebungen der ge­waltigen Menschenmenge, die am Quai versammelt war. Von allen Seiten er­tönten die Rufe:Es lebe Krüger,^es leben die Buren!" Or. Leyds landete zuerst. Ihm folgte Präsident Krüger, der entblößten Hauptes die Mitglieder des

Empfangskomites begrüßte. Die Vor­sitzenden des Komites hielten Anspra­chen, in denen fie Krüger willkommen hießen und auf welche der Präsident u. a. folgendes erwiderte:Ich sage der Einwohnerschaft, die in so großer Zahl herbeigeeilt ist, um mich zu begrüßen, meinen Dank. Ich habe Trauer angelegt wegen des Unglücks, das mein Land ge­troffen hat. Ich bin nicht hieher gekommen, um Festlichkeiten beizuwohnen, aber ich nehme gerne Ihre Beifallskundgebungen entgegen, denn ich weiß, daß sie dem Mitgefühl entspringen, das nnsere schwe­ren Prüfungen um die Sache der Freiheit in Ihnen erweckt hat. Ich bin in der That stolz und froh, einen französischen Hafen zur Landung auserseheu zu haben und so von freien Männern empfangen zu werden. Ich halte es für meine erste Pflicht, Ihrer Regierung zu danken für den Beweis der Achtung, den sie uns noch kürzlich inmitten unserer Leiden ge­geben hat. Ich glaube, daß England, wenn es genau über den Sachverhalt unter­richtet gewesen wäre, nie seine Zustimm­ung zn dem Kriege gegeben hätte. Seit der Expedition Jamesons, der sich zweier Republiken bemächtigen wollte, ohne einen Schuß abzufeuern, habe ich fortwährend die Einsetznng eines Schiedsgerichts ver­langt, doch hat man dies bis jetzt mir verweigert. Der Krieg, den man gegen unsere beiden Republiken führt, ging bis zu den äußersten Grenzen der Barbarei. Ich habe in meinem Leben oft gegen barbarische Stämme kämpfen müssen, aber die Barbaren, mit denen wir uns jetzt im Kampfe befinden, sind viel schlimmer als die andern. Sie sind soweit gegangen, sogar Kaffern gegen uns zu bewaffnen. Sie stecken unsere Gehöfte in Brand, die wir mit so vieler Mühe errichtet haben, jagen Frauen und Kinder fort, deren Gatten und Vater fie getötet oder ge­fangen genommen haben und überlassen sie schutzlos ohne Holz, oft sogar ohne Brot ihrem Schicksal. Aber man mag thun, was man will, wir werden uns niemals ergeben, wir werden bis zuletzt kämpfen. Wir haben großes, uner­schütterliches Vertrauen zu dem Ewigen, unserem Gott. Unsere Sache ist gerecht, und wenn menschliche Gerechtigkeit uns nicht zu Teil werden sollte, so wird uns doch der Herr aller Völker, bei dem die Zukunft steht, nicht verlassen. Ich kann Ihnen die Versicherung geben, daß, wenn Transvaal nnd der Oranjefreistaat je-

mals ihre Unabhän gigkeit einbüßen sollten, dies erst geschehen würde, nachdem die be iden Burenvölker mit ihren Frauen.und Kindern vernichtet sind." Die Rede des Präsidenten wurde oft von Beifall unterbrochen, be­sonders gegen den Schluß der Rede stei­gerte sich der Beifall zur Begeisterung. Als der Wagen Krügers, der mit den dem Präsidenten überreichten Blumen überfüllt war, sich in Bewegung setzte, erschollen nicht endenmollende Hochrufe auf Krüger.

London, 20. Nov. DerN. Zür. Ztg." schreibt man aus London: In drei Tagen nach Amerika! Dies ist der neueste Fortschritt für die Beförderung! Bisher währte die Reise ^über den Ozean von England nach Newyork auf deu schnellsten Dampfern bis 7Vr Tage; es muß eine Entfernung von 4000 englischen Meilen bewältigt werden. Die neue Fahrt gehr von England nach Louisburg am kanadischen Cape Beton. Die Ent­fernung wird nahezu auf die Hälfte der bisherigen Reise nach Newyork vermindert. Bereits wird mit dem Bau einer Eisen­bahn von jenem kanadischen Hafen Louis­burg zur Verbindung mit Newyork be­gonnen. Drei Tage auf dem Meere! Diese Abkürzung der Seefahrt wird wohl vielenOzeanfahrern" sehr angenehm sein.

HtntsrHaltenHes.

Der weiße Hirsch.

Eine Erzählung von Adelheit von Rothenburg, geb. v. Zastrow.

^(Fortsetzung.)

Der nächste Morgen, der letzte vor der beabsichtigten Flucht, brach schwül herein, zwar strahlte die goldene Sonne vom Hirn- mel, aber sie wärmte nicht nur, sie stach. Es war ein Wetter, bei dem starke Menschen verdrießlich werden, auch wenn sie keine Veranlassung dazu haben, wie viel mehr der Oberförster, der die auf seinem Haup­te lastende Spannung kaum mehr zu tra­gen vermochte. Er zankte mit der Frau die ihm ein stilles leidendes Gesicht ent­gegensetzte und dadurch seinen Groll ver­mehrte und stürzte endlich wie ein ge­reizter Eber hinaus, um sich durch heftige Auslassungen an den Unterbeamten Luft zu machen. Rüdiger ging still und ernst seines Weges. Er versäumte keine seiner Pflichten, füllte einige Tabellen aus, über­wachte das Fällen mehrerer brüchig gewor-