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festgehalten hatte, sowie Saison festnehmen ließ. Daraus wurde ein Sachverständiger für Schußwaffen vernommen, der sagt, der Revolver, womit Saison geschossen, habe normal funktionirt. Nur dem Umstand, daß der Hahn beschädigt war, sei es zuzuschreiben, daß der Schuß fehl ging. Die Kugel wäre im stände gewesen, den Tod herbeizuführen. Die aufgerufenen Aerzte kommen zu dem Schluß, daß Salson zurechnungsfähig sei. Nach längerer Verhandlung wurde Saljon zu lebenslänglicher Zwangsarbeit verurteilt.
London, 12. November. Die Mitglieder der irländischen Klubs in London haben dem Präsidenten Krüger eine Sympathie-Adresse folgenden Inhalts zugesandt: „An den Präsidenten Krüger von Transvaal: Ein Volk, welches, wie das irische, seit Jahren ein Opfer der Tyrannei ist, unter welche England auch Ihr Volk bringen will, begrüßt Sie. Uysere ganze Raffe ist darauf angewiesen, ihre Freiheit durch einen Krieg zurückzuge- winnen. Wir sympatifieren mit unseren ganzen Kräften mit Ihnen und Ihrem Volke. Unser innigster Wunsch ist der, daß es Ihnen gelingen möge, die fremden Völker oder ihre Regierungen zu. veranlassen, eine Erneuerung der Räubereien von Seiten Englands Ihrem Lande gegenüber zu verhindern. Die englische Plutokratie ist Schuld an den jüngsten Ereignissen. Ein Raffenkrieg beider Völker drängt sich auf." Die Adresse endet mit einem Appell an das Rachegefühl der Buren.
Peking, 12. Nov. In der Konse- renz der fremden Gesandten sind im Allgemeinen die Anträge, die in der Note des französischen Ministers des Aeußern, Delcasso, enthalten sind, angenommen worden. Ein Zusatzantrag betreffend die Entschädigung für die Familie des Fcei- herrn v. Ketteler ist ebenfalls angenommen worden. Deutschland verlangt, wie verlautet, daß der Thronfolger von China sich nach Berlin begebe, um beim Kaiser Abbitte zu thun für das an Baron v. Ketteler begangene Verbrechen.
London, 11. Nov. Aus Prätcria wird berichtet, daß die Kavallerie-Brigade des Generals French aufgelöst worden ist. French ist zum Gouverneur von Transvaal ernannt worden. Er wird sein Haupt- Ouartier in Johannesburg haben.
Schanghai, 11. November. Große Aufregung herrscht hier über folgenden Vorfall: Zwei deutsche Soldaten wurden in ein Theehaus durch englische Polizistenwache gelockt und dort überfallen. Einer erhielt einen Schuß in den Rücken, der Andere wurde geknebelt und durch Hiebe auf den Kops und Fußtritte mißhandelt und ins Zellengefängnis gebracht. Der Hauptmann, der benachrichtigt wurde, befreite ihn. Angeblich soll von beiden Seiten versucht worden sein, die Sache zu vertuschen.
— (Verjährung von"Horder- un gen.) Nach dem Bürg. Ges.-Bch., welches am I.Jan.d.J in Kraft getreten, verjähren in 2 Jahren die Ansprüche der Gewerbetreibenden fürForderungen ausihremGewerbe- betrieb, sofern die Leistung für den Haushalt desSchuldners erfolgte. Unter derselben Voraussetzung verjähren die Ansprüche der Land- und Forstwirte, ferner diejenigen der Gastwirte, sowie alle aus dem Arbeitsverhältnis entstandenen Forder
ungen; hiezu gehören auch die Honorar- forderungen von Lehrern, Aerzten, Rechtsanwälten, Gerichtsvollziehern, Unterrichtsanstalten u. s. w. In 4 Jahren verjähren die Ansprüche der Gewerbetreibenden für Leistungen, die nicht für den Haushalt des Schuldners, sondern für den Gewerbebetrieb bestimmt sind, ebenso die Ansprüche auf rückständige Zinsen, Renten und andere regelmäßig wiederkehrende Leistungen. Die Verjährungsfrist läuft jedoch nicht vom Tage der Forderung, sondern vom 1. Januar des darauffolgenden Jahres. Die Forderung des Schuhmachers an einen Privatmann, die heute oder im Laufe des Jahres entsteht, würde also am 1. Jan. 1903 verjährt sein. Die Forderung des Schuhfabrikanten an den Schuhwarenhändler dagegen erst am 1. Jan. 1905; das letztere würde auch in Bezug auf rückständige Zinsen der Fall sein. Die Verjährung wird unterbrochen durch Anerkenntnis, Abschlagsregelung, Zinszahlung u. Sicherheitsleistung. Ebenso bewirkt die vorherige Zustellung eines Zahlungsbefehls eine Unterbrechung, die sich im übrigen nach den Bestimmungen der Zivilprozeßordnung richtet.
Unterhaltendes.
Der weiße Hirsch.
Eine Erzählung von Adelheid von Rothenburg, geb. von Zastrow.
(Fortsetzung.)
Wenn der Oberförster sich einen besonderen Genuß bereiten oder einen Ärger vergessen wollte, suchte er den Eichengrund auf, ging langsam von Baum zu Baum, blieb in schweigender Betrachtung davor stehen, oder setzte sich aus einen der mit grüngelben Moosen bewachsenen Stein, that tiefe Züge aus seinem Meerschaumkopfe und ließ die ernste großartige Umgebung aus sich wir- ken, bis all das! Wogen und Branden seines leidenschaftlichen Gemütes gestillt und seine Seele heiter war, wie der erste Schöpfungsmorgen. Heute konnte er eine so gänzliche Beruhigung kaum erwarten, er nahm auf einem gestürzten Stamm Platz, hüllte sich in eine Tabakswolke und starrte finster vor sich nieder. Neben ihm plätscherte es sacht, das war das Felsenbrünnlein, welches hier aus einem Lager von Granit entsprang und sein wildes Wässerchen weiter nnten mit dem Müh- lenbach vereinte.
Einmal hob er den Kopf und sah sich nach seinem Hunde um, aber der schweifte im Genuß verbotener Freiheit weit von ihm in einer Schonung, der Oberförster runzelte die Stirn, doch sein Zorn über Diana währte nur einen Augenblick, er vergaß ihn, noch ehe er ganz verraucht war. „Rüdiger, Rüdiger!" Er konnte keinen andern Gedanken fassen. Plötzlich schaute er auf, ein Jäger ist gewöhnt auf das leiseste Geräusch zu achten und er hatte deutlich ein Knistern und Brechen im Unterholz vernommen: doch was konnte da sein? Es kam aber wieder, und nun vernahm er auch zwei Männerstimmen, welche in der lieblichen Harmonie des Blätterwehens und Wassermurmelns einen Mißlaut hervorbrachten.
Es war der Müller und noch einer.
Hente vormittag nun hatte jener, nach- > dem er mit Rüdiger zusammen die Spu »
ren des niedergeschoffenen Hirsches aufgefunden, seinen jWeg gekreuz;, und ihn gleich darauf angeredet, daß es unter den Tannen nicht mit rechten Dingen zuginge. Der Oberförster hatte ihm darauf aus den umbuschten scharfsehenden grauen Augen einen Blick zugeworfen, der zu fragen schien: „Weißt du von der Sache?" woranf der Müller fortgefahren; „Wenn der Herr Oberförster mir sein Wort giebt, mich nicht zu verraten und einen Zorn auf mich zu haben, helf ich ihm ans die Spur."
Nun war der Oberförster ein Mann, der es mit dem Wort geben ernst nahm. „Ein Wort ist die Ehr," lautete sein Grundsatz, das wnßten alle die ihn kann- ten, und weil ihm viel daran lag, der Sache auf den Grund zu kommen, — gab er das Wort, und von da an trat ihm der Müller zur Seite und hob das vier- eckige kantige Gesicht mit der wulstigen Stirn, unter der die schielenden Augen sich versteckten, dreist zu ihm empor.
„Es wird dem Herrn Oberförster nahe gehen," hatte er darauf angefangen, „man sucht oft in der Ferne, was auf dem eigenen Acker wächst. Zuerst, es find Leute bei wir eingezogen, eine Frau mit Kindern, denen trägt Ihr Sohn Geld zu — wo hat er das her? Und warum zieht er nachts in den Wald, die Büchse über der Achsel, wo doch jetzt Schonzeit ist und alles was lebt seine Ruhe haben soll? Weiß nicht, ob ich dem jungen Herrn Unrecht thu, weiß nur, daß ich ihn etliche- male so habe hinschleichen sehen. Kann, wenns verlangt wird, einen Eid darauf ablegen. Bald darnach knallts im Walde. Man hört so allerlei in der Bachmühle —" worauf ihm der Oberförster den Rücken gewendet und ihn hatte °stehen lassen, wo er stand. Leider half dieser stolze Rückzug dem braven Mann nichts, denn der Wlderhacken, der einem vergifteten Pfeil aufs Haar gleich sah, saß einmal fest in der Wunde, niemand als Rüdiger selbst konnte ihn Herausreißen, und Rüdiger gestand, als er befragt ward, gleich die Hauptsache ein, — wenigstens kam es dem Oberförster der gewöhnt war, alle Dinge bei ihrem praktischen Ende anzufassen, so vor. als ob die Frau mit den Kindern in der Bachmühle die Hauptsache sei. Welch ein Wurm nagte seit jener Stunde an dem treuen Vaterherzen! Da mochten die Eichen rauschen, und seine Lieblinge, die Finken, Gras- Mücken, Stieglitze, Zeisige, Grünlinge, Hänflinge, Drosseln und andere mehr noch so herzinnig und auf thüringisch ihren brütenden Weibchen mit Gesang die Zeit vertreiben, dem Gram im Herzen wird das süße Geschwätz zum Spottlied, denn die Natur ist nur dem Glücklichen verständlich. Wer Leid trägt, bedarf etwas mehr.
Die Stimmen kamen näher, und der Oberförster, der wie ein Luchs sah, er- kannte den Müller und einen Fremden, der ziemlich abgerissen schien, und dem das schwarze Haar zottig in den Nacken herabhing. Sie sprachen zusammen, blieben vor einem mächtigen Eichbaum, der innen hohl war, stehen uud dann lachten sie. Es lag ihm nichts .daran, von ihnen hier gesunden 'zu werden, darum verhielt er sich Iganz still und beugte sich vor, daß das dichte Unterholz ihn beschattete und verbarg. Unter Buchen pflegt das nie