Amtsblatt für öie Staöl Wilöbad.

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Nr. L33.

Donnerstag, 16 . WoverntZerr iSOO

86. Jahrgang.

R u n v f ch a u.

Se. Maj. der König hat den Jägermeister Oberst!, a. D. Grafen v. Dillen-Spiering in Wildbad unter Belastung in seinem Verhältnis zum Hof- jagdamt und unter Erhebung auf die 4. Stufe der Rangordnung zum Hofjäger­meister ernannt.

Stuttgart, 12. Nov. Eine Ver­fügung des Ministeriums des Innern vom 8. Nov. betrifft die Aufhebung der Flößerei auf dem Neckar oberhalb der Enzmündung und auf der Glatt. Dar­nach wird die Flößerei auf dem württ. Anteil des Neckars oberhalb der Enz­mündung und auf dem württ. Anteil der Glatt einschließlich ihrer Seitenbäche Lau­ter und Heimbach mit Wirkung vom 31. Dezember 1900 ab aufgehoben.

Stuttgart, 10. Nov. Am letzten Dienstag abend erschien in einem hiesigen Juwelierladen ein Herr und ließ sich goldene Damenuhren und Ketten zur Auswahl vorlegen. Die Tochter des Ge­schäftsinhabers bemerkte, daß der Fremde eine Perrücke und falschen Barr trug u. verständigte hievon einen Schutzmann. Letzterer nahm den Fremden fest und führte ihn nach einem mißlungenen Flucht­versuch auf das Stadtpolizeiamt, wo der Festgenommene sich als der 32 Jahre alte Viehhändler Simon Steinharter aus Mühringen O.A. Horb entpuppt hat. Der Kriminalpolizei ist es gelungen, durch umfassende, in Mühringen und hier sofort eingestellte Ermittlungen, den Steinharter des Raubmords zu überführen. Stein­harter hat in der Nacht vom 30.,'31. Juli d. I. in Mühringen die 71 Jahre alte led. Rosine Schwarzmann von dort durch Ersticken ermordet, ihrer Barschaft und Wertpapiere beraubt und dann deren Wohnung in Brand gesetzt.

Stuttgart. Bei der Ziehung der Spätjahrslotterie des Württ. Rennvereins ist der Hauptgewinn mit 15000 Mark bar an eine Schreinersehefran in der Gutenbergstraße gekommen.

Der Württ. Schutzverein für Han­del und Gewerbe schreibt: In den letzten Monaten haben sich mehrfach Personen aus den verschiedensten Ständen (Arbeiter, Lehrer, Beamte) bei uns über die Detail­reisenden Berliner und rheinischer Wäsche- Firmen bezw. über diese selbst beschwert. Die Reisenden boten u. a. unter allerlei Vorspiegelungen Hemden zu einem Preis von 7 Mk. 50 Pfg. und 8 Mk. 50 Pfg. per Stück an. Die Hemden sind wie

von Sachverständigen sestgestellt wurde in jedem kaufmännischen Geschäft selbst an den kleinsten Plätzen für 3 Mk. 50 Pfg. bis 4 Mk. zu haben. Sind die Leute auf die Vorspiegelungen der Rei­senden hereingefallen und haben sie den Bestellzettel unterschrieben, so ist in der Regel nichts mehr zu machen. Wir warnen hiemit wiederholt und dringend davor, bei solchen Wäschereisenden Waren zu bestellen.

Nagold, 12. Nov. Am letzten Freitag hielt hier im Auftrag des deutschen Flottenvereins Dr. Oberwinder-Charlot- tenburg einen Vortrag über die durch wirtschaftliche Verhältnisse begründete, notwendige Vermehrung der Flotte und die Ziele des Flottenvereins. Anknüpfend hieran wurde durch Landtagsabg. Schaible und Pfarrer Werner-Rohrdorf die Grün­dung einer Ortsgruppe für den Bezirk Nagold befürwortet; sie konnte auch als­bald vollzogen werden, nachdem aus der Versammlung eine genügende Anzahl Meldungen vorlag.

Leider kommt aus China die Nach­richt, daß es besonders Typhus und Dysen­terie sind, von welchen infolge der klima­tischen Verhältnisse unsere Truppen viel­fach befallen werden. Dies veranlaßte die vr. Theinhard's Nährmittelgesellschaft in Cannstatt von ihrem gerade bei diesen Krankheiten von ärztlicher Seite hochge­schätzten diätetischen Kräftigungsmittel Hygiama", der Hauptsammelstelle des Roten Kreuzes für China-Expedition 600 Büchsen kostenlos zu überweisen, deren Abgang mit anderen Liebesgaben aus Württemberg inzwischen erfolgte.

Pforzheim, 8. Nov. Die Vorbe­reitungen zu der am Samstag den 1. Dezember im ganzen deutschen Reich stattfindenden Volkszählung sind für die Stadt Pforzheim soweit gediehen, daß die Stadt in 9 Zählbezirke und 291 Zählern eingeteilt ist, während vor 5 Jahren es 8 Zählbezirke mit 260 Zählern waren. Die dazu erforderlich gewesenen Erheb­ungen haben ergeben, daß gegenüber der damals festgestellten Zahl von 2268 Ge­bäuden und 33 345 Einwohnern man wohl diesmal mit 3423 Gebäuden und über 40 600 Einwohnern in der Stadt zu rechnen habe. Die Schätzungen sind sehr vorsichtig ausgenommen, so daß leicht eine höhere Einwohnerzahl herauskommen wird.

Die Gesamtlage der Uhrenindustrie auf dem Schwarzwalde ist jetzt, wenn

auch etwas besser, als den Sommer über, noch keine rosige zu nennen. Bei steigen­den Rohmaterialpreisen wird der Preis für fertige Fabrikate gedrückt, sodaß allenthalben geklagt wird. Die Kriegs­wirren üben eben doch einen größeren Einfluß aus, als man sich anfangs zu­gestehen wollte. Rege Nachfrage ist schon längere Zeit nach Kuckuck'uhren. Die Fabrikanten dieser Sorte haben an­dauernd zu thun und können zum Teil nicht alle Lieferungen voll übernehmen. Ein guter Abnehmer dieser Sorte Uhren ist Nordamerika.

Berlin, 12. Nov. DieNordd. Allg. Ztg." schreibt über den Rücktritt des württembergischen Ministerpräsiden­ten Frhrn. v. Mittnacht: Die deutsche Presse ohne Unterschied der Richtung spricht ihre dankbare Annerkenuuug aus für das segensreiche, vaterländische Wirken des greisen Staatsmannes, der die In teressen der engeren Heimat mit denen des Reiches stets in Einklang zu bringen verstand. Indem er jetzt durch die Rück­sicht auf seine Gesundheit genötigt, als der letzte der Staatsmänner, die in sturm­bewegter ernster Zeit an den Verträgen zur Gründung des Reiches mitgewirkt haben, in den wohlverdienten Ruhestand tritt, begleiten ihn die aufrichtigsten Wünsche aller für einen noch recht langen freundlichen Lebensabend.

Berlin, 12. Nov. Der Zentralvor­stand der nationalliberalen Partei nahm in seiner gestrigen Versammlung zwei Resolutionen an. Die erste billigt die Chinapolitik und mißbilligt den Verstoß gegen die konstitutionellen Rücksichten, der in der Nichtberufung des Reichstages liege. Die zweite tritt für die Integrität des Beamtentums ein und verurteilt in der 12000 Mk.-Angelegenheit die Inan­spruchnahme eines Jnteresscnverbandes durch das Reichsamt des Innern. Abends waren die Parteigenossen zu einem Fest­mahl versammelt. An von Bennigsen wurde ein Telegramm abgesandt.

Paris, 10. Nov. Der wegen des Mordanfalls auf den Schah von Persien angeklagte Saison stand heute vor den Geschworenen. Er erklärte, er sei Anarchist und Feind der Volksunter drücker. Er habe den Plan gehabt, den Schah von Persien und Casimir Perier, die Gesetze gegen die Anarchisten veran- laßten, zu töten. As erster Zeuge wurde General Parent vernommen, der dem Schah attachirt war, den Arm Saison