Amtsblatt für die Stadl Wilöbad.
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Nr. 127.
Donnerstag, 1. Wovernber 1900
86. Jahrgang.
Rundscha u.
Gräfenhausen, 28. Okt. Ein äußerst frecher Einbruchdiebstahl wurde gestern Abend nach 9 Uhr iai Gasthaus zum „Waldhorn" dahier bei Herrn Fr. Krämer begangen. Während dieser mit seiner Frau noch bei den Gästen in der Wirtsstube saß, erbrach der Dieb in dem letzterer gegenüberliegenden Schlafzimmer der Krämer'schen Eheleute den dortigen verschlossenen Sekretär und entnahm demselben eine Lade, in der sich 1100 Mk. nebst Wertpapieren u. Urkunden befanden. Vom dem Thäter fehlt bis jetzt jede Spur.
Horb, 26. Okt. In dem Fall des Freiherrn v. Münch hat dieser selbst und seine Mutter gegen seine zwangsweise Internierung in der - Staatsirrenanstalt Winnenthal Widerspruch erhoben. Es wird von der zuständigen Kreisregierung Reutlingen eine Verhandlung in der Sache stattfinden. Die Vertretung des Freiherrn v. Münch haben Rechtsanwalt Konrad Haußmann und Geheimrat Professor Dr. Wach in Leipzig übernommen. Freiherr v. Münch glaubt Nachweisen zu können, daß er bei seinem Vorgehen gegen den Knecht Blatt in Notwehr gehandelt hat. Zur Beurteilung seines geistigen und seines gemeingefährlichen Zustandes hat er den Psychiater der Universität Leipzig, Geheimrat Dr. Flechsig um Erstattung eines Gutachtens ersucht. Dieser hat sich hiezu bereit erklärt. (FE- Ztg.)
Aalen, 28. Okt. Ein freches Stückchen leistete gestern ein Handwerksbursche hier. Derselbe verlangte im Hotel „Harmonie" in betrunkenem Zustande ein Glas Bier, und als ihm die Thüre gewiesen wurde, schlug er von außen mit dem Stock 7 Fensterflügel in Scherben. Nachdem ihm hierauf in nicht zu sanfter Art das Ungeziemende seiner Handlungsweise klar gelegt worden war, wurde er in Haft genommen.
Brack e nhe im, 29. Okt. Unser Städtchen hatte gestern die Ehre, einen Teil des Stnttgarter Liederkranzes, etwa 90 Sänger, in seinen Mauern zu beherbergen. Die Herren kamen von Kirchheim a. N. über den Michaelisberg hier an und nahmen im Gasthof z. Post das Mittagessen ein. Nach dem Essen hatten wir den hier so seltenen Genuß eines großartigen Männergesangs. Stadtpfl. und Weinhändler Wendel hier hatte die Sänger zum Besuche seiner Kellerei im hies. Schloßkeller eingeladen, dem auch der größte Teil derselben Folge leistete.
Saulgau 27. Okt. In Hochberg schwindelte die 40jähr. led. vermögenslose Haushälterin B. in dem Bestreben, „Bäuerin" zu werden, einem led. Bauernsohn vor, sie besitze ein bald flüssig werdendes Vermögen von 10000 Mk. was sie durch ein von ihr selbst fälschlich ange- ferligtes Vermögenszengnis bekräftigte. Hiedurch bestimmte sie den Bauern zu einem Heiratsoersprecheu und dessen Vater im Hinblick auf die bevorstehende Gutsübergabe zu verschiedenen baulichen Veränderungen. Die Hochzeit sollte demnächst stattfinden, der Schwindel wurde jedoch glücklicherweise noch rechtzeitig entdeckt und die Schwindlerin wegen Betrugs und Urkundenfälschung in Haft genommen
Baden, 27. Okt. Vom internationalen Klub hier werden soeben die Bedingungen für den „Großen Preis von Baden pro 1902" mit 80 000 Mk. und für das „Fürstenberg-Memorial pro 1903" mit 60000 Mk. bekannt gegeben mit Nennungsschluß auf 30. Nov. 1900.
Bamberg, 28. Okt. Der hier an- gestellte Postgehilfe Passing hat am Abend des 26. Okt. 50000 Mk. amtliche Gelder unterschlagen und ist dann flüchtig geworden. - Passing ist 29 Jahre alt und hat eine Frau und 6 Kinder.
Newyork, 27. Okt. Der 100. Geburtstag Moltkes wurde Freitag Abend von den deutschen Vereinen in Newyork, Cincinnati nnd anderen Städten Amerikas festlich begangen.
Paris, 29. Okt. In der Weltausstellung spielte sich gestern Abend im Pavillon der Transvaalrepublik eine aufregende Szene ab. Eine junge Engländerin stieß vor der Büste des Präsidenten Krüger leidenschaftliche Beschimpfungen gegen denselben aus. Das Publikum fiel entrüstet über sie her und riß ihr die Kleider vom Leibe. Die Schutzleute konnten sie nur mit Mühe vor weiteren Mißhandlungen bewahren.
London, 27. Okt. Aus Blömfontein wird gemeldet, daß bei der Beisetzung des Burengenerals de Villiers eine starke englische Abteilung ihm die militärischen Ehren erwies. Der Sarg war mit der Fahne der Republik umhüllt.
London, 27. Okt. Ein Telegramm aus Standerton berichtet: Eine Abteilung der Kolonne Fcench, welche sich von Bethel nach Standerton chegab, wurde unterwegs zweimal von Buren angehalten u. aufgefordert, nach Bethel zurückzukehren. Als sich
der englische Commandant auch ein 2. Mal weigerte, dem Befehl nachzukommen, wurde seine Abteilung von den Buren umzingelt nnd ihr 8 Geschütze abgenommen. Da- rauf wurde den Engländern freies Geleit nach Standerton gegeben.
Marseille, 29. Okt. Präsident Krüger trifft am 11. Nov. hier ein. Derselbe wird sich von hier nach Lyon begeben, wo gleichfalls ihm zu Ehren ein Empfang stattfindet. Bon Lyon reist er nach Paris weiter.
London, 29. Okt. Daily Mail meldet aus Kapstadt 27. d.: Die Stadtpolizeitruppen hatten in der Nähe von Hopestad am 27. mit 2 Burenkommandos ein ernstes Gefecht. Die Truppen hatten 2 Schnellfeuermaximgeschütze. Die Buren unter Dutroit, Viljoen, Potgieter und De- villers griffen 2 mal in Stärke von 10: 1 an zerstreuten die britischen Truppen allmählich, denen sie große Verluste beibrachten. Sie richteten ihr Feuer hauptsächlich auf die Maximgeschütze, die aufeegeben wurden. Die Polizeitrnppen wurden vor Einbruch der Dunkelheit durch Ieomanry- Truppen verstärkt. Die Engländer hatten 7 Tote, 11 Verwundete, 15 wurden gefangen. Die Buren haben 5000 Mann im Felde, davon beinahe die Hälfte aus dem Oranjestaat.
— Am Donnerstag fand in Pretoria die Feier der Annexion Transvaals statt. Tie königl. Standards wurde auf einem der größten Plätze gehißt und das Militär präscntirte; dann verlas der Militär, gouverneur die Proklamation. Zum Schluß wurde eine Parade gehalten, in der 6200 Mann in der Front standen. Eine Anzahl Basutohäuptlinge wohnten der Feier bei und baten den Militärgouverneur, die Königin ihrer Loyalität zu versichern. .
— lieber das Gefecht, das die deutschen Truppen auf dem Weg nach Pao- tingfu am 18. ds. bei Ngansu hatten, liegt zwar noch kein amtlicher deutscher Bericht, aber ein Privatbericht des Hauptmanns Dannhauser vor. Er meldet als Berichterstatter des Berl. Lokalanz. aus Ngansu 18. Okt.: „Den heutigen Ruhetag verwendete die Marinebatterie des Haupt- maun von Blottnitz zur notwendigen Auffrischung des Pferdebestandes. Hauptmann v. Blottnitz rückte demgemäß mit seinen Offizieren und 50 Kanonieren Morgens südwestlich vor. Der Generalstabsmajor v. Marschall, der bekannte Herrenreiter Graf Königsmarch, Oberleutnant v. Wil- lamowitz und ich machten die Expedition