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die HH. W. T reiber-Windhof und A. Weik-Neuenbürg als Preisrichter thätig waren, wurden folgenden Ausstellern Preise zuerteilt: für Gänse: einen II. Preis Bäckermstr. Hammer hier; für Enten: einen II. Preis Gerbermstr. Rath, einen III. Sattlermstr. Hagenlocher; für Hühner: einen I, Preis Gerbermstr. Rath, I. u. II. G. Schmid z. Hoch wiese. II. Korbmacher Treiber, III. Aldinger z. Aldingerhof; für Tauben: drei
I. Preise
Gerbermstr. Rath,
einen I,
zwei II.
nutz einen
III. Preis
Hotelier
Maisch.
— Das Resultat der Verloosung
ist folgendes:
Loos-Nro.
Gew -Nro.
Loos-Nro.
Gew.-Nro.
19
27
746
10
121
3
748
8
152
13
801
15
166
4
828
34
195
17
859
25
211
35
862
11
269
6
876
9
303
23
892
12
389
20
904
30
403
7
920
24
474
5
925
32
486
14
932
21
491
33
938
22
501
1
940
31
561
19
965
26
570
16
972
18
714
28
995
29
730
2
Gewinn Nr. 1 -4 Gänse, 5—10 Enten, 11—25 Hühner, 26—35 Tauben. Die Gewinne stehen auf Kosten und Gefahr des Gewinners bis Mittwoch den 17. ds., Nachmittags 2 Uhr im Gasth. z. „Eisenbahn" und können daselbst gegen Abgabe.des Looses in Empfang genommen werden. Die bis dahin nicht abgeholten Gewinne verfallen zu Gunsten des Vereins und werden sofort nach Ablauf obiger Frist an den Meistbietenden versteigert.
WnterHcrltenöes.
Der weiße Hirsch.
Eine Erzählung von Adelheid von Rothenburg, geb. von Zastrow.
(Fortsetzung.)
„Bis du uns diese Aufklärung verschafft hast,, esse ich überhaupt nicht mit dir. Geh mir aus dem Wege, so .viel es möglich ist, ich möchte mich sonst vergessen."
Zorn uud Schmerz drohten ihn zu überwältigen, eine verächtliche Handbewegung noch nach der Thür nnd Rüdiger ging mit gesenktem Haupte. Sein Hund, der schwarze Tackel mitgoldbraunenfPfoten, der ihn schon heute Vormittag begleitet hatte, schlich hinter ihm her, er war vorhin sichtlich hungrig gewesen, aber es schien als wäre auch ihm der Appetit vergangen. Der Hund teilt seines Herrn Freude und Leid mit einer Hingabe nnd Innigkeit, wie kein anderes Tier auf Erden. Rüdiger schwankte wie ein Trunkener die Treppe hinauf, gänzlich gebrochen setzte er sich in seiner Stube nieder, und bedeckte das Gesicht mit den Händen. Waldmänn- chen sprang ihm auf den Schoß, stieg ihm an der Schulter empor, leckte ihm den gebräunten Nacken and bemühte sich endlich die hindernden Finger hinwegzudrängeu um das höchste Ziel seines Ehrgeizes, die Lippen seines Herrn zu berühren. Rüdiger wehrte ihm sanft, — aber mitte»
in der Bitterkeit seiner Bedrängnis empfand er diese treue Freundschaft als etwas Rührendes und Tröstendes, „Sei es denn", sprach er sich erhebend, „es ist eben ein Kampf und „Durch" heißt die Losung. Ein Wicht, der hier zurückginge, es handelt sich darum, eine Zeit lang Schmach zu tragen, — und das will ich. Eine Zeit lang—sonst,—es wäre mir besser, nie geboren zu sein! Mein armer Vater! Armer, lieber Vater! Wie im Gram und Stolz das ehrliche Herz zerfressen! doch wer hat mich die deutsche Treue gelehrt, wer hats in Fleisch und Blut verpflanzt, daß der Deutsche stirbt, aber nie verrät? Es muß ausgefochten werden. Sogar, daß ich mit dem Brandmal auf der Stirn umhergehe, sogar das!"
Er grübelte noch darüber, wer seinem Vater die verläumderische Mitteilung gemacht haben konnte. Daß es der Schreiber des an ihn gerichteten Briefes gewesen. daran zweifelte er nicht. Wie er den Vater kannte, würde sich der aber schwerlich verstehen, ihm den Urheber seiner Leiden zu nennen. Nichts wichtiger für ihn als dieses Rätsel zu lösen! Vielleicht, daß er durch die Mutter etwas erfahren konnte. Die Mauern um ihn her bedrückten ihn, er sehnte sich hinaus. Nur tief in den Wald hinein, wo keines Menschen Auge ihn sah, keine Stimme mehr an sein Ohr drang. Er nahm sein Gewehr wieder über die Schulter und verließ durch ein Pförtchen, das auf den Hof hinausführte, das Haus.
„Rüdiger, Rüdiger," rief es atemlos hinter ihm her, und das war seine Mutter in ihrem schlichten Kleide, mit dem weißen Häubchen auf dem ergrauenden Scheitel.
„Rüdiger, du hast ja nichts gegessen, — sie her, — ich habe deine Jagdtasche verprodiantirt.,, Als sie ihm den wohlgefüllten Ranzen umhing, zitterten ihre Hände.
„Mutter" sagte er, „nimm es dir nicht so zu Herzen, vertraue mir, und alles wird wieder gut."
„Natürlich thue ich das," erwiderte sie während ihr die Augen übergingen, "laß es alle Bäume im Walde ausschreien, ich glaube nicht daran. Ich werde doch mein Kind kennen, und wenn die in der Mühle deine Frau ist, so weiß ich nicht, warum du es geheim gehalten hast, aber daß keinejUnehre dabei ist, darauf will ich sterben. Daß du es nur weißt, mein Sohn!"
„Mutter wie du mich erquickst, wie du mir Mut machst!" murmelte er. „So muß es den Verdammten sein, denen ein Engel Thau von den Büschen des Paradieses herabschüttelt, Ich danke dir das in Ewigkeit, aber wenn du noch etwas für mich thun willst, suche zu erfahren, wer mich bei dem Vater verläumdet hat. Das ist mir sehr wichtig, und hängt mehr davon ab, als du vielleicht denkst."
„Das will ich versuchen, Kind, doch du weißt ja, — hat er sich in etwas verrannt, da bricht eher Stahl und Eisen, als sein Wille."
„Und daß ihm nur die Aufregung nicht schadet," fuhr der junge Mann bekümmert fort, „sage ihm doch, ich ließe ihn um Verzeihung bitten, und eine kurze Zeit Geduld würde alles aufklären, Sein Ungestüm allein kann uns verderben."
Ec küßte sie zärtlich, pfiff dem Hunde rnd verschwand hinter den Taunen.
Frau Hilde brgnd verrichtete einige notwendige häusliche Beschäftigungen und suchte dann ihren Mann auf. Er saß in seiner Arbeitsstube an einem Schreibtisch, der mit Büchern uud Akten bedeckt war. Die Einrichtung des Zimmers war so altväterisch försterlich uud anheimelnd, daß es einem zu einer anderen Stunde sogleich wohl darin geworden wäre; jetzt aber war das Ganze in eine dichte blaue Tabakwolke gehüllt; denn der Oberförster paffte und Paffte und stieß dabei ab und zu einen zornig schnaubenden Ton aus wenn er das that, durfte man ihm nicht zu nahe kommen, heute jedoch ließ sich seine Frau nicht zurückhalten. Sie stellte sich ihm gegenüber auf, und nahm eine entschlossene Stellung an, wie der Soldat, welcher sich gefechtsbereit gemacht hat. Er rauchte fort, als ob er sie nicht bemerkte.
„Ich möchte nur auch wissen, wer dir die Märchen über unfern Rüdiger aufge- bundeu hat," sagte sie, nnd es lag etwas Zähes, Eindringliches in ihrer Stimme. Wenn sie so sprach, wurde er sie sobald nicht los, er wußte das, und es verdroß ihn, denu er hatte voreilig sein Wort gegeben, den Betreffenden nicht zu verraten.
„Störe mich nicht," erwiderte er rauh „ich will von der Geschichte nichts weite, hören."
„Das einzige Kind ohne Mittagessen in den Wald zu Hetzen, dem einzigen Kinde das sich nie etwas zu schulden kommen stieß, die Ehre abschneiden und dann noch nicht einmal sagen wollen, wer uns das Elend eiugerührt hat, das ist zu arg!"
„Liegt es mir etwa nicht im Magen?" brummte der^Oberförster.
(Fortsetzung folgt.)
Vermischtes.
— Die Oberammergauer machten in diesem Jahre wieder ein gutes Geschäft. Rund 200 000 Besucher haben sich zu den 48 Aufführungen eiugefunden, die in der Zeit vom 20. Mai bis 2. Okt. stattfanden. Ein Berichterstatter des „Menestrel" ver- sichert, daß die Einnahmen des Theaters weit über 2 Millionen betrugen. Aber abgesehen von dieser gewaltigen Summe, deren Reinertrag dem Brauche gemäß unter die Bewohner verteilt wird, haben die glücklichen Bewohner Oberammergaus noch ganz andere, ebenfalls beträchtliche Summen eingeheimst. Sie haben sich nicht nur von den Fremden Lebensmittel und Wohnung schwer bezahl« lassen, sondern auch alles mögliche verkauft. Für Ansichtskarten sind in Oberammergau 209 000 Fr., für im Kloster in Ettal ge- segnete Skapulire 170000, für Bilder mit der Szene der Apostel 150000 Fr. verausgabt worden; die Summen für Holzschnitzereien entziehen sich völlig auch nur einer ungefähren Schätzung. Diese Holzschnitzereien, die Christus oder die Kreuzigung darstelleu, sind eine der ältesten Industrien Oberammergaus, aber die Nachfragen waren in diesem Jahre so beträchtlich, daß die Mehrzahl der Kaufleute in aller Eile Tiroler Bildwerke kommen lassen mußten, die natürlich als am Orte selbst hergestellte verkauft wurden. Der Darsteller des Christus, der Töpfer Anton Lang hat mit seinen Töpferwaren Bombengeschäfte gemacht. Handwerker und Dichter, wie weiland Han-