Amtsblatt für die Stadt Wilöbaö.

Erscheint DienStag, Donnerstag u- Samstag

Der Abonnements-Preis beträgt incl. dem jeden Samstag beigegebenen Zllustr. Sonntagsblatt für Wildbad vierteljährlich 1 ^ 10 ^, monatlich 40 Pfg.; durch die Post bezogen im Oberamts- Bezirk 1 ^ 30 ^ ; auswärts I 45 ^ - Be­stellungen nehmen alle Postämter entgegen.

Der Annoncenpreis beträgt für die 'einspaltige Zeile oder deren Raum 10 Pfg., Reklamezeile 15 Pfennig. Anzeigen müssen spätestens den Dag zuvor morgens 9 Uhr aufgegeben werden. Bei Wiederholungen entsprechender Rabatt.Stehende Anzeigen nach Nebereinkunft. Anonyme Ein­sendungen werden nicht berücksichtigt.

Nr 12L.

Dienstag, 16. HktotZev 1900

86. Jahrgang.

Runvschau

Se. Maj. der König hat die erled. Hauptlehrstelle an der mittl. Abt. des Realgymnasiums in Stuttgart Oberprä­zeptor Calmbach an der Lateinschule in Neuenbürg übertragen.

Seine Majestät der König hat dem Stabsarzt Dr. Loos beim ostasiat. Ex­peditionskorps die Karl-Olga-Medaille in Silber verliehen.

Stuttgart. In dem Konkurs des Bankiers C. Schmoller in Stuttgart be­laufen sich, wie dasD. Volksbl. erfährt, die Aktiva auf 2000 Mk. und die Passiva auf 600000 Mk. Sämtliche Depositen sind verloren.

Stuttgart, 12. Okt. Graf Zeppelin beabsichtigt für Montag einen neuen Aufstieg mit dem inzwischen ausgebesfer- ten Luftfahrzeug zu versuchen.

Stuttgart, 13. Okt. Am 12. Okt. kamen die Rekruten der Infanterie, der Feldartillerie, des Pionierbataillons rc., zusammen 6461 Mann zur Einstellung. Dieselben verteilen sich auf die einzelnen Garnisonen wie folgt: Stuttgart 1020 Mann, Ludwigsburg 1394 Mann, Heil­bronn 499, Tübingen 475, Ulm 2518 u. Weingarten 555 Mann. Die diesjährige Gesamtrekrutenzahl beziffert sich demnach auf 7163 Mann (ohne die Einjahrig- Freiwilligen.)

Im Hof der Legionskaserne in Stuttgart ist ein Fernsprech-Automat auf­gestellt worden, welcher vom 15. Okt. an während der ord. Telefondienftzeit zum Verkehr mit den Telefonteilnehmern in Stuttgart, Cannstatt, Degerloch, Fellbach, Feuerbach, Untertürkheim, Vaihingen a. d. Fildern und Zuffenhausen von jedermann benützt werden kann. Die Gebühr für ein Gespräch von 5 Minuten Dauer be­trägt 10 Pfg.

Ulm, 12. Okt. (Schwurgericht.) Der Schneider und Taglöhner Ernst Andrä von Söflingen O.A. Ulm, wurde wegen 2 Verbrechen der gewaltsamen Vornahme unzüchtiger Handlungen zur Zuchthaus­strafe von 10 Jahren und wegen Ver­brechens des Mords zum Tode verurteilt. Der Verurteilte nahm das Urteil mit größter Kaltblütigkeit entgegen.

Berlin, 14. Okt. Die Ausrüstung der Garde-Infanterie mit dem neuen Gewehr, Modell 1898 hat begonnen; am Montag und Dienstag waren Abteilungen des Garde» Grenadierregiments Königin Elisabeth aus Charlottenburg in Spandau,

um die neue Waffe im Artilleriedepot in Empfang zu nehmen. (Sch. M.)

DieBerliner Neuesten Nachr." hören: Fürst Herbert Bismarck entschloß sich, die vollständige Sammlung der Briefe Bismarcks an seine Gemahlin aus den Jahren 1847 bis 1892 der Oeffentlichkeit zu übergeben. Das Werk wird zu Weih­nachten bei Cotta erscheinen.

Nachdem von den Bienenzüchtern wiederholt die Eingaben an Bundesrat und Reichstag, Beschwerde über die mit nachgemachtem und verfälschtem Honig betriebene unlautere Konkurrrnz geführt worden ist, hat vor einiger Zeit das K. Ministerium des Innern die Polizeibe­hörden zur verschärften Ueberwachung des Handels mit Honig und honigähnlichen Produkten angewiesen. Gegen den be­trügerischen Handel mit nachgemachtem, verfälschtem Honig soll aus Grund des Z 10 des Nahrungsmittelgesetzes straf­rechtlich vorgegangen werden. Das Kaiser­liche Gesundheitsamt giebt nun dem honig­liebenden Publikum den wohlgemeinten Rat nur reinen Bienenhonig zu verlangen, sich von dem Verkäufer über die Herkunft des Honigs Gewißheit zu verschaffen und in Anstandsfällen den Honig der Polizei zur Untersuchung übergeben, welche staat­lich unentgeltlich vorgenommen wird, worauf bei nachgewiesener Täuschung so­fort gerichtliches Einschreiten gegen die Betrüger veranlaßt wird.

Cronberg i. 'T., 13. Okt. Ueber das Befinden der Kaiserin Friedrich teilt, wie aus bester Quelle verlautet, Hofmar­schall Frhr. von Reischach mit: Ihre Maje­stät die Kaiserin Friedrich, seit längerer Zeit leidend, hat während der letzten Tage eine akute Erkrankung überstanden, deren Folgen nach Ansicht der Aerzte in Kürze behoben sein werden.

Paris, 13. Okt. Der Seine-Prä­fekt beantragte bei der Aushebungsbe­hörde das Tauglichkcitsmaß der Soldaten, das 154 Centimeter beträgt, noch weiter herabzusetzen.

Paris, 14. Okt. Im Löwenkäfig von Bourg St. Andöol spielte sich gestern eine aufregende Scene ab. Ein Fleischer des Ortes hatte mit dem Tierbändiger einer Menagerie gewettet, daß er mit ihm in den Löwenkäfig gehen und dort eine Partie Karlen mitspielen, sowie eine Flasche Champagner mittrinken werde. Die Ankündigung dieser Wette hatte eine große Menschenmenge in die Tierbude ge­lockt. Der Fleischer betrat auch mit dem

Tierbändiger den Käfig, in dem sich drei Löwen befanden. Die Partie Karten wurde ebenfalls gespielt und die Flasche Champagner getrunken, und zum Schluffe, sowie zum Beweise seines Mutes sang der Fleischer sogar noch ein Lied. Aber bevor er den Käfig wieder verließ und ohne dem Tierbändiger etwas zu sagen, kam ihm der unglückliche Gedanken, dem einen Löwen das leere Champagnerglas unter die Nase zu halten. Diesen unehr­erbietigen Spaß nahm der Wüstenkönig indes übel. Mit einem Satze sprang er auf den Fleischer, riß ihn nieder, zerbiß ihm die Schulter und grub seine Klauen tief in den Leib des Vorwitzigen ein, ehe etwas zu dessen Hilfe geschehen konnte. Mit der größten Mühe gelang es endlich dem Tierbändiger, den Fleischer zu be­freien, der bewußtlos war und aus zahl­reichen Wunden blutete.^

London, 11. Okt. DieTimes" meldet aus Peking vom 4.: Gestern be­setzten englische und italienische Truppen den Sommerpalast und verdrängten die Chinesen, welche mit Erlaubnis der Russen, ober ohne vorherige Anfrage bei den Mächten nach dem Palast zurückgekehrt waren. Die Deutschen besetzten den Palast der Kaiserin-Witwe, welchen die Russen, nachdem sie ihn geplündert, den Chinesen wieder eingeräumt hatten. Die Russen ziehen ihre Soldaten wieder aus Peking zurück.

Pratoria, 11. Okt. Lord Roberts meldet von hier: Bei Kaapmuiden wurde bei dem Bahnübergang über den Kaap- fluß vorgestern ein Eisenbahnzug zum Umstürzen gebracht. Drei Mann wurden getötet, ein Offizier und fünfzehn Mann verletzt. Alle gehören der 6. Batterie an. Außerdem wurden 40 Stück Vieh getötet. Als General Paget von der 5. Brigade mit 18 Mann und 2 Jngeuieuroffizieren später an der Eisenbahn entlang ging, um sich über den Schaden zu vergewissern, wurde er von den Buren, die auf der Lauer lagen, beschossen. Capitän Stewart und ein Mann wurden getötet. Paget und ein anderer Offizier und fünf Mann schwer verletzt. Ein Jngenieurofsizier und 10 Mann gerieten in Gefangenschaft.

LoAcrLes.

Wildbad, 15. Okt. Bei der gestern Nachmittag im Gasthof z.Eisenbahn" abgehaltenen Verloosung des hiesigen Vogelzüchter-Vereins, bei welcher