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bar ein, auszustehen und zu reiten. Das Kind that es auch und wurde von Barry nach dem Kloster getragen. Der Tod des Hundes erfolgte durch die Furchtsam- keit eines Unbekannten, der durch Barrys offenes Maul sich bedroht glaubte. Er zielte daher auf den Hund und tötete ihn. Diese beiden Ereignisse sind auf dem Denkmal erwähnt; es stellt den Bernhardinerhund dar, wie er das Kind auf dem Rücken trägt, und darunter stehen die Worte: „Der heldenmütige Barry rettete 40 Personen das Leben und wurde von der einundvierzigsten getötet."
Wnie rHcrtt enSes.
Der weiße Hirsch.
Eine Erzählung von Adelheid von Rothenburg, geb. von Zastrow.
(Fortsetzung.)
„Gelänge es nur, die Mittel zur Ueberfahrt zu verschaffen," sagte Rüdiger, „er istAja ein Mann, der sich durchzu- bringen versteht, er kommt überall fort."
„Nicht, seitdem er das böse Gewissen hat," fiel sie ihm gramvoll ins Wort, „ich denke manchesmal, er verliert den Verstand und wenn Sie nicht wären, ich glaube ich verlöre ihn auch. Dabei haben Sie von uns nichts als Sorge und Elend und wer weiß, was noch alles kommt."
„Verzagen Sie nicht," erwiderte er, „Gott erbarmt sich der Unschuldigen und was den Schuldigen betrifft, so ruht auch auf dem sein Auge. Wenigstens glaube ich das."
„Ich bin auch nicht unschuldig an unserem Unglück," antwortete sie, während einige Thränen ihre abgefallenen Wangen herabschlichen, „ich bin mit ihm auf demselben Weg gegangen und ich hätte ihn doch zurückhalten sollen. Ich habe mit ihm gelacht, wenn es galt, das Höchste herabzuziehen und anstatt das Gift, wel- ches in ihm kochte, zu lindern, half ich ihm lästern und stachelte seinen Haß zum Fanatismus. Dadurch wurde er immer wilder, bis es ein Ende nahm mit Schrecken, und müssen uns nun verkriechen und ist uns ein Brandmal aufgedrückt und haben kein Brod mehr auf dem Tisch und kein Dach über dem Kopf."
Sie barg das Gesicht in den Händen und weinte still. Rüdiger that das wehe, dazu war er ein ritterlicher Mann, der die Schwachen nicht leiden sehen mochte.
„Es wird besser werden," sagte er, „es wird uns gelingen, ihn hinüber zu bringen, und Sie folgen ihm später nach und beginnen ein neues Leben. Sein Vergehen gegen unsere Regierung ist po- Mischer Natur und dürfte ihn nicht hindern, frischen Mut zu fassen."
„Ja, wenn er nur könnte," antwortete sie, „aber er st so ausgebrannt und ver- wüstet und geknickt, und es giebt keinen Menschen auf der großen Erde, der sich seiner annimmt, als nur Sie allein. Ich habe mich oft gefragt, warum Sie das thun, habe mich gefragt, ob Sie Rüdiger Hildebrand sind oder einer von Gottes Engeln, die den Elenden nachgehen und den Verlorenen die Hände unter die Füße breiten."
„Warum ich das thue?" antwortete er. „Sie hörten wohl nie von der deutschen Treue, daß Sie mich das fragen! Sie wissen doch, Robert und ich haben uns Freundschaft gelobt, noch ehe uns
der erste Flaum auf der Lippe sproßte und auch als unsere Wege später aus einander gingen, bewahrten wir das Ge lübte. Er fing an, alle bestehenden Ord nungen zu hassen, erwählte sich schlechten Umgang, er tauchte seine Feder in spritzendes Gift, — aber die Liebe und Treue, welche aus unfern Jünglingsjahren stammt, überlebte das alles. Ich bin nun ein Konservativer, nicht weil ich meinem Fürsten diene, sondern aus Ueberzeugung und Robert ist Sozialdemokrat, wir wer den nus über politische und auch über religiöse Meinungen nie verständigen, — aber die Treue, die alte, edle, welche wir einst mit unserem Blute besiegelten, ist geblieben! Es mag das eine Schwär merei gewesen sein, doch ist er einmal mein Blutsbruder, und als er nachts mich ries, eiu Flüchtiger, Geächteter, und mich bat, — den Einzigen unter der Sonne, den er um etwas zu bitten vermochte, — hilf meinem Weibe und den Kindern, hilf mir, da habe ich mich gestellt. Das ist alles, und keines Dankes weiter wert, es ist natürlich, es ist deutsch!"
„Nein, es ist himmlisch," rief sie bewegt. „Wie Sie uns hierher brachten, für uns sorgten, mir Ihren Händen für uns arbeiteten-"
„Erwähnen Sie doch das nicht," fiel er ihr in's Wort, „ich hatte keine Ahnung davon, daß die Liebhaberei, in welcher ich mich schon als Kind geübt, irgendwo geschätzt werden könnte. Seitdem meine keinen Truhen, Eckbrettchen, Kunstgegenstände, deren Bildung ich dem Wald und seinen Erzeugnissen nachahme, Anklang finden, gewährt es mir die höchste Befriedigung, sie zu schaffen."
„Das ist noch nicht genug," fuhr sie fort, „ wenn ich lebe und nicht verzweifle, wem danke ich es? Sie haben mir mehr gegeben als alle Schätze der Welt, denn Sie gaben mir meinen Gott wieder, den ich verleugnet hatte, aus einer Abgefallenen machten Sie eine Bußfertige!"
»Ich sollte das gethan haben?" er- widerte er mit tiefem Ernst, „ach nein,
roismus, aber er ist nur Mitwisser ge- wesen, nicht Mitthäter, an seinen Händen klebt kein Blut."
Sie erschauerte in sich.
„Kann ich ihn nicht sprechen?" fragte Rüdiger.
„Er sckläft," antwortete sie, „aus Vorsicht geht er nur nachts aus und holt dann das Versäumte am Tage nach, und so viel Dank er Ihnen schuldig ist, er sieht Sie nicht gerne. Ihr Anblick erinnert ihn an die Zeit, in welcher es anders mit ihm stand, — er hätte auch werden können wie Sie, — und dann, — o es ist schrecklich wie er oft wütet. Er, der die Worte Freiheit, Brüderlichkeit, Menschenwürde stets ink Munde führt, ist ge- gen seine Frau, seine Kinder ein Tyrann."
„Wir müssen Mittel und Wege finden, ihm zur Flucht zu helfen. Er verzehrt sich in dieser Unthätigkeit, — aber woher eine so beträchtliche Summe nehmen? Warum läßt ihn die schwarze Genossenschaft so im Stich?"
„Das sagt er mir nicht! Er war ja zu unserem Unheil stets verschlossen."
„Er muß sich mit ihr Überwürfen haben und das dürfen wir nicht beklagen. Ich will heute Abend meine Geige um Rat fragen, woher wir Geld nehmen."
»Ihre Geige?" Sie lächelte schwach.
„Ja wohl die Geige," erwiderte er und ein Heller Schein flog wie Sonnenlicht über sein Antlitz. „Wenn ich auf ihr phantasiere, kommen mir stets die besten Gedanken. Doch ich muß Ihnen Lebewohl sagen, mein Vater ist stets verstimmt, wenn ich bei dem Mittagstisch fehle und meiner Mutter macht das Kummer."!(Fortsetzung folgt.)
Marktberichte.
Stuttgart, 6 Okt. (Kartoffel- und Krautmarkt.) 400 Zentner Kartoffeln. Preis 2 M.80Psg. bis 3 Mk. 20 Psg. per Ztr. — 1800 Stück Filderkraut. Preis 20 bis 22Mk. per 100 Stück.
Ulm 6 Okt. -
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Frau Werner, das that ich nicht! Wenn
der Wind durch unsere Tannen braust, wutt. Oberland zum Verkauf auf.
fällt mir immer ein: „Du weißt nicht,, Ecki'ck„Ut 2 Äk Z 2n Vm" ^
vou wannen er kommt und wohin er fährt. 2 Mk. 20 Pfg.
Es ist eben ein Wunder, daß Sie wieder glauben können!"
»Ja, ich kann glauben," rief sie, „wer so zerschlagen ist, wie ich, der geht unter, oder er sinkt dem Herrn zu Füßen. In dem stillen Walde hier und bei dem Lesen der heiligen Bücher, welche Sie mir brachten, habe ich mich wieder gefunden. Ach Gott, es war ja doch, als hätte ich meine Seele verloren und in mir das schreckliche Nichts! Aber in dem Nichts zehrte die höllische Glut. Jetzt kann ich weinen und beten, kann alles über mich ergehen lassen.
Auch daß mein Mann ein Genosse von Mordgesellen ist, — auch das."
Er nennt das anders," erwiderte Rüdiger düster, „politische Morde sind nach seiner Ansicht Großthaten des He-'gegeben hatte.
Tübingen, 6. Okt. Auf dem heutigen Obstmarkt kosteten Birnen 2 Mk. 50 bis
2 Mk. 80 Pfg. Aepfel 2 Mk. 60 bis 3 Mk. 20 Pfg., gemischtes Obst 2 Mk. 50 bis 2 Mk. 70 Pfg. je per Zentner.
Winzerhausen, 5. Okt. (Weinpreis, zettel). Käufe zu 85 u. 90 Mk. Pr 3 bl.
Telegramm der Wildbader Chronik
Heidelberg, 8. Okt. Gestern Abend 6'/r Uhr fuhr auf der Station Karlsthor ein von Neckargemünd kommender Per- sonenzug in einen dort haltenden Zug.
3 Wagen wurden zertrümmert, 5 Personen sind tot, 70 bis 80 wur- den teils schwer, teils leicht verletzt. Der Eisenbahn-Assistent Weiboldt wurde verhaftet, weil er zu früh die Bahn frei-
W8 HVSL88
eme kluge Frau me verschwenderisch ist, daß eine kluge Frau aber auch nie den Pfennig scheut, ostz sts für eme anerkannt gute Ware mehr zahlen muß, als für eine minderwerthige, für eine schlechte. Eme kluge Frau wird z. B. nie eine andere Seife kaufen als DoeringH berühmte Eulen - Seife, weil sie weiß, daß sie damit die Schönheit und Frische der Haut erhält, daß sie ferner das Beste empfängt, was die Seifenbranche bietet und daß sie trotzdem billig einkauft. Doering s Enten-Seife sei Jedermanns Toiletteseife! Preis überall 40 Pfa. «»»Vt-Vvpvt: 4'rritl L vis. 8tnttL»rt.