L.

Amtsblatt für die Staöt Wilöbcrö.

^Newl-M;eiZer für KüöbM LNd AMgebuRg.

Erscbeint Dienstag, Donnerstag u Samstag

Der Abonnements-Preis beträgt incl. dem jeden Samstag beigegebenen Allustr» Sonntagsblatt für Wildbad vierteljäbrlich 1 ^ 10 ^, monatlich 40 Pfg.; durch die Post bezogen im Oberamts- Bezirk 1 30 ^ ; auswärts l ^8 45 Be­

stellungen nehmen alle Postämter entgegen.

Der Annoncenpreis beträgt für die einspaltige Zeile oder deren Raum 10 Pfg., Reklamezeile 15 Pfennig. Anzeigen müssen spätestens den Tag zuvor morgens 9 Uhr aufgegeben werden. Bei Wiederholungen entsprechender Rabatt.Stehende Anzeigen nach Uebereinkunft. Anonyme Ein­sendungen werden nicht berücksichtigt.

Nr. 113.

Donnerstag, 27. Septernber 1600

86. Jahrgang.

Runoscha u.

Bei den an den lOklassigen Real­anstalten des Landes im Monat Juli stattgehabten Prüfungen hat u. a. das Zeugnis der Reife erhalten: Hermann Eisele, Sohn des ff Schlossermeisters in Wildbad; ferner hat bei den an den Realgymnasien abgehaltenen Abituri- tätsprüfungen das Zeugnis der Reife er­langt: Paul Lemppenau, Sohn des Fabrikanten in Höfen.

Stuttgart, 24. Sept. Die Zirkus- gesellschaft Barnum-Bailey ist heute, von Karlsruhe kommend, in 4 Extrazügen zu 1520 Wagen hier eingetroffen. Eine riesige Menschenmenge wohnte dem Aus­laden der Tiere und des sonstigen Schau­materials bei, das in der That wegen der außerordentlich praktischen Einricht, ungen und der Großartigkeit des ganzen Unternehmen ein interessantes und eigen­artiges Bild gewährt. Im Nu war die Zeltstadt auf dem StöSachspielplatz auf- geschlagen und alles -- dort untergebracht. Der Umzug ist von der Polizei nicht gestattet worden. Heute war die erste Vorstellung. Von derselben hatte das in Scharen herbeigeströmte Publikum Gele­genheit, die Menagerie uud die Abnormi- täten, die in einem eigenen Zelt zur Schau gestellt werden, zu besichtigen. Da ist der dickste Mann, das Skelettgigerl, die Dame mit dem Mooskopf, das tätowierte Ehepaar, der Siamese mit dem doppelten Körper, der Mann, der sich große Steine auf dem Kopf zerschlagen läßt, der Schnell- rechner, der Mann mit der Gummihaut, das menschenähnliche Gorillaweibchen und was dergleichen Dinge mehr sind. Die eigentliche Vorstellung in dem beinahe 200 Meter langen eliptischen Zelt bietet im großen und ganzen nicht mehr, als was man in jedem guten Zirkus zu sehen bekommt. Sie wirkt aber durch ihre Massenhaftigkeit des gleichzeitig in drei Manegen Gebotenen. Recht gnt sind die Clowns, welche mit dressierten Schweinen, Eseln u. s. w. die drolligsten Spässe machen und mit ihrem derben amerikani- scheu Humor stets die Lacher auf ihrer Seite haben. Der Haupteffekt der Vor- stellung sind die Wettrennen der männ­lichen und weiblichen Jockey's, der römi­schen Quadrigen u. s. w. Nach einer Korrespondenz konnte der Umzug durch die Straßen der Stadt nicht stattfinden weil eine Einigung zwischen Zirkusdirek- ^on und Straßenbahn nicht erzielt wurde

bezüglich der Höhe der Entschädignng, welche der Zirkus der Straßenbahndirek- tion wegen Einstellung des Straßenbahn­verkehrs zu zahlen gehabt hätte.

Stuttgart, 24. Sept. Heute nacht um 1 Uhr stürzte in der Rothbühlkaserne ein Soldat vom 7. Infanterie-Regiment zum Fenster hinaus 4 Stok hinab ^aufs Pflaster. Der Nachtposten hörte den Un­glücklichen auffallen und rief dir Wachmann­schaft herbei. Nach drei Stunden starb der Schwerverletzte, ohne vorher zum Be- wußtsein gekommen zu sein. Der Mann, ein dem Kaufmannsstande angehöriger Stuttgarter, wäre heute mit seinen Kame­raden zur Reserve entlassen worden.

Lieb en zell, 22. Sept. Zwischen Dill- Weisenstein und Huchenfeld fuhr ein Rad­fahrer denMpsermeister Gutekunst derart an, daß ^derselbe erhebliche Verletzungen am Kopfe erlitt und bewußtlos vom Platze getragen werden mnßte. Der Radfahrer gab, wie es scheint, einen falschen Namen an und fuhr davon, ^angeblich um ärztliche Hilfe zu holen, welche aber nicht kam.

Vaihingen den 23. Sept. Gestern früh wurde in Iptingen in der Nähe des Orts ein lediges Frauenzimmer ermordet uufgefunden. Einzelheiten über diesen Mord und den Thäter sind nicht bekannt.

Tübingen, 22. Sept. Der Schwei­zer Blatt, der von seinem Dienstherrn, dem Frhrn. v. Münch durch 5 Revolverschüsse schwer verwundet wurde, ist soweit wieder hergestellt, daß ihn die.chirurgische Klinik aus ihrer Behandlung entlassen kann. Zur weiteren Pflege wird er zunächst im Krankenhaus zu Horb weitere Aufnahme finden.

Tübingen, 24. Sept. (Tagesord­nung für die Sitzungen des Schwurge- richts im 3. Quartal.) Vom 27. Sept. bis 8. Okt. kommen folgende Strafsachen zur Verhandlung: Gegen den 25 Jahre alten ledigen Taglöhner I. I. Welsch von Haslach, O.A. Tübingen, wegen Notzucht; gegen den 24 Jahre alten ledigen Fahr-^ knecht G. Gaffer von Walddorf, O.A. Tübingen, wegen Meineids; gegen den 31 Jahre alten ledigen Schäfer A. Rupp vou Lützenhardt, O.A. Horb, wegen ver- suchter Notzucht; gegen den 33 Jahre alten verheirateten Steinhauer A. Vallon von Schmie, O.A. Maulbronn, znletzt in Urach, wegen versuchten Totschlags; gegen den 19 Jahre alten SchuhmachergeseUen Chr. Friedrich Lamparter von Hengen, O.A. Urach, wegen Meineids; gegen den 1867 geborenen verheirateten Taglöhner

Chr. Metzger von Bondorf, O.A. Herren­berg, wegen versuchten Mords; gegen Fr. Kull, 20 Jahre alten Zimmergesellen^von Rothensol, O.A. Neuenbürg, wegen Kör­perverletzung mit nachgefolgtem Tod; gegen den 24 Jahre alten ledigen Goldarbeiter E. Klein von Feldrennach, wegen schweren Raubs; gegen den 25 Jahre alten levigen Schuhmacher B. Rentschler von Altburg, O.A. Calw, wegen versuchter Notzucht ü. a.; gegen den 26 Jahre alten ledigen Mechaniker St. Eckhardt von Unterboi­hingen, O.A. Nürtingen, wegen zweier Verbrechen des versuchten Mords (Nür- tinger Fall); gegen den 34 Jahre alten verheirateten Bauern und Gemeindebäcker G. Hönle von Bühl, O. A. Rottenburg, wegen Notzucht u. a. Ein größerer Nach­trag folgt.

Friedrichshafen 24. Sept. Wie verlautet, findet arwnächsten Dienstag die Gasfüllung, am Mittwoch morgen der Luft­ballonaufstieg des Grafen Zeppelin statt, vorausgesetzt, daß das Wetter gut bleibt. Die Dampfbootverwaltung trist bereits Vorkehrungen .für Sonderfahrten, das Berkehrspersonal erhält Verstärkung.

Berlin, 21. Sept. Eine eigenartige Pfändung nahm ein hiesiger Gerichtsvoll, zieher im Humboldthain vor. Auf Grund einer offenen Ordre pfändete er dort einen prächtigen Kinderwagen mit Musik, wäh- rend dieser das Lied:Schlaf, Kindchen schlaf ..." spielte. Das Kindermädchen mußte das Kind aus dem Wagen nehmen und.der Beamte unterzog .diesen einer genauen Besichtigung, wobei er im Wagen in einer Geheimtasche ca. 1200 Mark in mündelsicheren Wertpapieren fand. Nun gab er den Kinderwagen wieder frei, weil durch den Fund die Schuld hinreichend gedeckt war.

Als Anzeichen eines frühen und langen Winters darf wohl der diesjährige vorschnelle Weggang vieler Zugvögel nach Afrika'gelten. In Oberitalien hat es schon geschneit. In den Voralpen bei Chiavenna und Collio liegt der Schnre bis zu einem Meter hoch.

London, 25. Sept.Daily Mail" meldet aus Lourenzo Marques: Aus zu- verlässiger Quelle wird versichert, daß die Buren noch 79000 Mann unter Waffen haben, die von Steijn und Reih befehligt werden. Dieselben haben beschlossen, die englischen Verbindungslinien zu zerstören und sich von Zeit zu Zeit nach Norden zu flüchten, wo genügend Futter für ihre Pferde vorhanden ist.