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Peitang (nördlich von Taku) an. Die heftige Kanonade dauert fort.

London, 18. Sept. Nach neuem Telegramm aus Johannesburg bestätigt sich die Meldung vom Tode des Burenge­nerals De Wet.

London, 18. Sept. AuS Lourenzo- Marquez wird gemeldet, daß General Botha sichdenEngländern unterworfen habe.

Nach einem Telegramm der Allg. Ztg. aus London ist an dem Tod des Generals de Wet nicht mehr zu zweifeln. Im Kampfe bei Potschesstroom erhielt er einen Schuß durchs Herz, der ihn sofort tötete. Mit Christian de Wet (so sagt das Blatt) sinkt wieder einer jener Braven ins Grab, die für Freiheit und Vater­land mutvoll einen ungleichen Kampf be­gonnen haben. De Wet gehörte einer der besten Familien des Oranjefreistaates an. Zwei seiner Oheime wurden als höchste Richter der Kapkolonie englische Barone; er selbst hat seine Jugend in London ver­bracht, dort die Prüfung als voktorjuris gemacht und war zum Notaritat zuge­lassen. In seiner Heimat war er mehr­fach Mitglied des Raads und nahm eine führende Stellung ein. Der Kriegsaus­bruch fand ihn sofort unter den Waffen. Er hat den Engländern schwere Nieder­lagen beigebracht. Die bösen Schlappen, die der oft geschlagene General Gatacre erlitt, hatten meistens Dewet zum Urheber, der auch nach dem Fall von Bloemfontein den Kampf fortsetzte. Besonders in den letzten Wochen wnrde sein Name immer wieder genannt, da es ihm gelang, die Reste der Freistaatler zu sammeln und mitten durch die feindlichen Reihen nach Transvaal zu führen. Während dort 5 Generale hinter ihm her waren, um ihn abzufangen, erschien er plötzlich wieder im Freistaats und nahm bei Heilbronn 700 Engländer gefangen. Er wollte den Kampf bis zum Tode fortsetzen; seine 3 Söhne sind alle gefallen, seine Frau ist vor Herze­leid gestorben, seine Farm ist verbrannt. Der tapfere Burengeneral hat nun selbst den ehrenvollen Tod auf der Wahlstatt gefunden.

Köngg Viktor Emanuel von Italien hat sich zu einem Schritt ent­schlossen, der ihm reiche Sympathie ein­tragen wird. Er will auf einen Teil seiner Zivilliste verzichten, um eine Herab­setzung der Salzsteuer, einer der drückend­sten und verhaßtesten Abgaben, zu er­möglichen. In dem Voranschlag pro 1899/1900 war das Erträgnis des Salz- Monopols mit 74 Millionen Lire veran­schlagt; dabei stellt sich der Verkaufspreis für ein Kilogramm Kochsalz, das bei uns etwa 20 Pfg. 25 Centesimi kostet, auf 60 Centesimi (48 Pfg.) Bei diesem Preise sind die ärmeren Volksklassen gezwungen, auf den Gebrauch von Kochsalz zu ber­ichten und sich mit dem billigeren Vieh- alz zu begnügen, aber es gibt viele Tau­sende von Haushaltungen, die nicht einmal Viehsalz erschwingen können und ihr arm­seliges bischen Essen, fast Tag für Tag Palenta, überhaupt ungesalzen essen müssen, eine Folge davon ist das Ueberhandnehmen der Pellagra, einer aussatzartigen Krank­heit, die zu den schlimmsten Plagen des italienischen Volkes gehört.

Vereinigte Staaten. Der große Ausstand im Anthrazitkohlengebiet hat begonnen. Man spricht von 75,000 Aus­

ständigen. Die Gruben find mit Stachel­draht umzäunt, und es sind von den Grubenbesitzern Detektivs angestellt.

Lokales.

Wildbad, 21. Sept. Am Sonntag Abend wird Herr Pohl-Prantl, im hiesigen Kurtheater mit 80 hiesigen Schul- lindern 'das in der unglaublich kurzen Zeit von 3 Tagen einstudierte, von ihm selbst verfaßte Märchen-SchauspielDie Königskinder" zum erstenmal hier zur Aufführung bringen. Ein Blick in eine der Proben verrät uns freilich das Ge­heimnis und macht uns eher glaubwürdig, daß mit einer solchen Kinderschar etwas Vortreffliches zu leisten ist, denn mit er­staunlichem Geschick und rührender Ge­duld weiß Herr Pohl die Kinder für die Sache zu begeistern und zum Lernen ihrer oft ziemlich langen Rollen zu bringen. Herr Pohl hat die Aufführungen schon Hundertemal au den verschiedensten Orten und vor den höchsten Herrschaften stets mit dem größten Erfolg gegeben und alle Zeitungskritilen sind des Lobes voll.

MnterHattenöes.

Der vergangene AMtor.

von Maximilian Schmidt.

(Schluß). (Nachdruck verboten-)

Und weiters wollten Sie Jbre ver­werfliche Industrie bei dem Angeklagten hier versuchen. Während Sie ihn schla­fend glaubten, schlichen Sie an sein Bett, nahmen die Uhr von der Wand, und sie wäre gleich derjenigen Friesingers ver­silbert worden, wenn nicht Pangerer Sie gepackt und Lynchjustiz an Ihnen geübt hätte. Ist es nicht so?"

Der Unteroffizier konnte kein Wort erwidern, er wankte, man mußte ihn zum Stuhle führen.

Gestehen Sie!" rief der Oberstleut­nant.Es kann Ihre Sache nur mildern, wenn Sie ein offenes Bekenntnis ablegen. Ist es so?"

Ja," sagte der Unteroffizier mit ge­brochener Stimme, dann mußte er aus dem Saale geführt werden. Der Auditor beantragte dessen Verbringung in Unter­suchungshaft.

Pangerer sah den Auditor mit unend­lich dankbaren Blicken an. Auf seinem Gesichte las mau die Frage:Woher weiß denn der alles?"

Der «Staatsanwalt bat wieder ums Wort und motivierte seinen Antrag dahin, daß er wegen mildernder Umstände die Strafe auf einen Monat reduziere. Der Verteidiger aber nahm den Gedanken des Auditors auf und stellte den Charakter des Pangerer so schön und rührend hin, daß es gar nicht wunder nahm, als bei der Abstimmung über Schuldig oder Un­schuldig die weitaus meisten Stimmen das letztere verlangten und der Oberstleutnant dieses dem Pangerer feierlich und freudig verkündete.

Der überglückliche Bursche trat jetzt zu dem Auditor hin und wollte ihm die Hand küssen.

Sagt'S mir doch, woher's alles a so guat g'wußt habt'-?" fragte er.

Woher?" entgegnete der Auditor lachend.Bon dir selbst."

Von mir? I Hab zu Enk und z« neamad a Sterbenswörtl g'schnauft"

Zu gar niemanden?" fragte der Au­ditor.Ich Hab' es erst heute nacht er­zählen hören."

Heunt nacht? Wo?" fragte der Bursche, den Auditor scharf ansehend.

Im Pangerfilz," erwiderte dieser.

Ja, dös is wahr," entgegnete über­rascht der Bursche.I hab's an' Post­beamten anvertraut und schau, er hat mir's so g'wiß versprochen, daß er nixi plauscht."

Er hat mir's ja nur als Postgeheim­nis anvertraut," lachte der Auditor.War' ich mit meiner krummen Nase dabei ge­wesen , du hättest mich wahrscheinlich in deiner Wut in einen Tümpel geworfen."

Jesses!" rief jetzt Hans sich ver­gessend,der Postbeamte seid's Oes selm g'wesen! Ja, ja, die krumme Nasen is wir heunt nacht schon aufz'falln! Berzeiht's mir halt! Daß 's Oes a solchener braver Mann sein köimt's, dös hält' i von an' Auditor nit denkt und der Pangerer Hans und sei' Ahnl Wern mit Dank und Freudig­keit an Enk denken "

Der Auditor reichte ihm die Hand. Sämtliche Offiziere, voran der Oberst­leutnant, welche diese Unterhaltung höchlich ergötzte und die dann durch den Auditor noch das Nähere erfuhren, steuerten zu­sammen, damit Hans seiner Ahnl einen Zehrpfennig heimbringen könne. Daun verließ er mit Thränen in den Augen, dem Audnor nochmals die Hand drückend, den Saal.

Also von einer mißglückten Landpartie kommt Ihr schlechtes Aussehen her?" sagte lachend der Oberstleutnant zum Auditor. Da kommen Sie nur gleich mit zu Eckel" (Weinreflauration), damit Sie bald wieder zu Kräften kommen."

Mißglückt nennen Sie die Land­partie?" antwortete der Auditor.Es war die glücklichste Partie, die ich in mei­nem Leben gemacht; ich konnte einem ehr­lichen, braven Menschen Hilfe bringen und um diesen Preis riskierte ich noch manche Wanderung in das Pangerfilz!"

Der Pangerer Hans wurde kurz darauf auf Verwendung des Auditors bei der Eisenbahn angestellt, wo er sich so viel verdiente, daß er um seine alte Groß­mutter nicht mehr in Sorge zu sein brauchte. Oft äußerte er:Beimiris's Glück im Schlaf kemma und bracht hat mir's oana, den i niemals Hab leiden könna, für den i aber iatzt jede Stund mei Leb'n lasset dervergangene An- ditor!"

Unverfroren. A.:Sei nicht böse, lieber Freund; den schwarzen Anzug, den ich mir von dir entlehnt, habe ich versetzen müssen!" B.:Hm, hm, wo hast du den Pfandschein?" A.:Hier ist er kannst du mir nicht fünf Mark d'rauf leihen?"

Stcrrröesbuctz-GH r onik-

Aufgebote:

13. Sept. Kuch, Rudolf Friedrich Emil, Zimmer­meister hier u-Mine Christine Gutbub, ledig von hier.

18. Kallfaß, Christian Friedrich, Säger

hier u Lina Christine Sieb, led. v -hier.

19. Bott, Karl Georg. Taalöhner von

Calmbach u.Wilhelmine Marie Schraft, ledig von Christofshof,

19. Männer, August, Reserveheizer von Heidelberglund Wilhelmine Friederike Schraft von Nonnenmiß.

19. Lewy Isidor, Kfm. von Berlin und Lina Lewy von Posen.